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Kilometer raffeln

Veröffentlicht: 15.06.2021

Liebes Reisetagebuch

Montag, 14. Juni 2021

Nach dem Erwachen frühstückten wir bald etwas kleines und machten uns für den Tag bereit. Heute stand das Waipio Valley und der Mauna Kea auf dem Programm.

Die Fahrt zum Waipio Valley war relativ kurz. Nach ca. 40 Minuten waren wir angekommen und mussten das Auto parkieren, da dieser Strand weiter unten liegt und man nur mit einem 4x4 Auto runter kommt bzw nachher wieder rauf. So parkten wir oben und liefen auf der engen und steilen Strasse runter. Rechts der Abgrund und links eine Steinwand, bei welcher immer wieder kleine Steinchen runter fielen. Bereits nach den ersten Schritten war es Gift für meine Knie, was bei diesem Gefälle auch logisch ist.

Die Aussicht war jedoch wunderschön. Wir sahen bereits von ganz oben auf den Strand und die Bucht hinunter und staunten einmal mehr über das blaue Wasser. Unten angekommen, mussten wir noch einige Hundert Meter weiter marschieren, bis wir endlich den Strand erreichten. So begegneten uns Hunde und Pferde mit ihren Fohlen, welche ziemlich neugierig zu uns kamen.

Der Sand war schwarz und unendlich lang. Damit man jedoch auf die schöne Seite des Strandes kommt, muss man zuerst ein Flussbeet überqueren. Ich fühlte mich also wie ein Bär, welcher einen grossen Fluss überqueren muss, da dieses Delta eine strake Strömung hatte und ich jeden Schritt gut planen musste, um auf den Steinen nicht auszurutschen. Zusätzlich war das Wasser eher kühl und mit dem ständigen Runterschauen, wurde mir fast schon schlecht. Durch diesen Wasserfluss, welcher in einem Affentempo an mir vorbei schiesst, war es definitiv eine Konzentrationssache.

Wir schafften es jedoch alle trocken bis ans andere Ende und wurden mit einem leeren Strand belohnt. Zum Baden war es uns und vor allem dem Wetter nicht danach, da es bewölkt war und das Wasser allgemein in Big Island kühler ist als noch in Oahu.

So genossen wir die angenehme Temperatur, ohne direkt schweissgebadet zu sein und plantschten etwas im Wasser und spielten mit den Steinen. Bald einmal kehrten wir anschliessend wieder um, damit wir pünktlich Zuhause sind. Der Aufstieg war wie erwartet anstrengend, da es nun wirklich schier senkrecht hinauf ging. Doch was auf der Karte mit 55 Minuten ausgeschrieben war, erledigten wir in guten 30 Minuten. So kamen wir nass und müde aber glücklich über das kleine Workout bei unserem Auto an.

Zurück in Waimea, musste ich zuerst eine Dusche nehmen und anschliessend ein kleines Nickerchen machen, da ich später nochmals fahren muss und auch in der Nacht noch einmal. So kochte uns Chantal ein verfrühtes Abendessen und wir füllten gegen 16:30 Uhr unsere Bäuche, damit wir für die Kälte auf dem Mauna Kea gewappnet sind.

Seit meiner Ankunft in Hawaii habe ich meine Jeans nie mehr berührt, abgesehen vom Packen letztes Wochenende. Nun jedoch muss ich sie aus meinem Koffer holen und sogar anziehen - was für ein komisches Gefühl. Schlussendlich verliess ich die Wohnung sogar in einem Langarmshirt und einem Kurzarmshirt, einem Pullover und meiner Regenjacke im Gepäck.

Bevor wir jedoch auf den Vulkan fahren konnten, mussten wir noch unser Auto tanken. Nun die grosse Frage: Benzin oder Diesel? Auf dem Tankdeckel stand nichts, einen Fahrzeugausweis ist auch nicht vorhanden und auch sonstige weiter Informationen sind fehl am Platz. So rechneten wir mit dem Geruch, dem Fakt, dass nichts steht und der wagen Erinnerung «Gas» beim Entgegennehmen des Autos gehört zu haben aus, unser Auto mit Benzin zu füllen. Fingers crossed!

Die Tanksäule akzeptierte meine Kreditkarte nicht und eine weitere hatten wir nicht dabei. Aber zum Glück konnte ich im Shop bezahlen und wir füllten unseren Tank wieder voll. @Papi: Jetzt bitte nicht mehr weiter lesen bis zum nächsten Abschnitt. Bereits wieder einige Hundert Meter auf der Fahrbahn, sah ich im Seitenspiegel, dass ich vor lauter Aufregung, den richtigen Treibstoff zu nehmen, die nicht funktionierende Kreditkarte und die zuerst ebenfalls nicht funktionierende Zapfsäule, den Tankdeckel nicht geschlossen habe. Nun also kurz anhalten, Tankdeckel schliessen und weiter geht’s.

Die Strasse war hügelig und deshalb eine kleine Achterbahnfahrt. Kein Wunder, wurde es Jasmin etwas schwindlig. Wäre mir genauso passiert, wenn ich nicht selbst am Fahren wäre. Bereits auf dem Weg sahen wir viele kleine und grössere Vulkane und Lavagesteine. Ebenfalls sahen wir wieder zig verschiedene Tierarten auf den kargen Landschaften am Weiden.

Dünne Nebelschwaden zogen auf und das Gefühl, durch diese hindurch dringen war etwas schauererregend. Ebenfalls als wir beim Mauna Kea plötzlich über den Wolken waren, war ein spezielles Gefühl aber zugleich wunderschön.

Mit jedem Höhemeter nahm die Temperatur ab und bereits im Auto wurde es immer frischer. Auf der Höhe des Touristencenters, auf knapp 3000 Meter, war es mit meinem Langarmshirt doch schon etwas frisch, doch gleichzeitig eine bekannte Frische von der Schweiz. Leider durften wir den Gipfel nicht erklimmen, da unser Hyundai immer noch zu wenig Pfupf hat und wir wahrscheinlich irgendwo stecken geblieben wären. Schade, doch gleich nebenan hatte es einen Hügel, auf welchen wir anschliessend marschierten, um den Sonnenuntergang zu bestaunen.

Mit beiden T-Shirts und meinem Pullover war es nun genau perfekt. Es windete zwar sehr beim Aufstieg, doch oben angekommen war es fast windstill. Durch die Ruhe fühlte es sich an, als wäre ich in einer Luftblase. Ich genoss den Moment und konnte sogar meine Gedanken für eine Zeit ausblenden.

Es war einfach wunderschön, oberhalb von den Wolken zu sein und die Verfärbung am Himmel zu bestaunen. Ich weiss nicht, ob ich jemals einen solchen extremen Sonnenuntergang gesehen habe. Die Farben waren so intensiv, dass es schon fast kitschig und künstlich aussah. Als sich einige wenige Sternen am Himmel blicken liessen, liefen wir halb verfroren zum Auto zurück. Dort wärmten wir uns auf und bestaunten den Sternenhimmel von der Wärme aus. Mit einer solchen Aussicht fühlt man sich automatisch klein und verwundbar.

Der Heimweg war richtig mystisch, da man über die hügelige Fahrbahn teilweise ins Nichts fährt und erst oben wieder sieht, wo es nach unten geht. Zusätzlich tauchten auch hier wieder Nebelschwaden auf, welche im Eiltempo an uns vorbeischossen und wie Geister aussahen. Und als wäre das noch nicht genug, tauchte am Strassenrand plötzlich eine Familie von Wildsauen auf. Jasmin wollte unbedingt anhalten und sie bestaunen und Chantal möglichst weiter, nicht dass uns noch eine von der Seite rammt. Ich hinter dem Lenkrad wäre sowieso am liebsten ausgestiegen, um aufs WC zu gehen, doch nach den Wildsauen haben die beiden mir es nicht mehr erlaubt.

So musste ich es bis zu unserem Appartement aushalten und sprintete dafür in die Wohnung. Doch da wurde ich von einer glibschigen und handgrossen Kröte vor unserem Eingang aufgehalten. Für einen Moment wusste ich nicht, ob ich weiter gehen soll oder nicht, doch meine Blase sagte mir etwas anderes. So hatte ich keine Wahl und musste an dieser vorbei, welche sich unterdessen haarscharf neben meinen Schuhen befand. Na dann: Gute Nacht. 

Dienstag, 15. Juni 2021

Heute war „Ausschlafen“ angesagt. Mit verkriechen unter der Decke, um mich bon der Helligkeit abzusondern, schaffte ich es bis kurz vor 8:00 Uhr. 

Da wir heute ein legères Programm haben, assen wir erst relativ spät Frühstück und fuhren gemütlich zum Einkausladen, um uns für die nächsten Tage wieder etwas einzudecken. Vieles hatten wir jedoch noch und so kamen wir sogar mit unter 100 Dollar weg. Spannend bei diesem Supermarket ist, dass man seine Telefonnummer an der Kasse angeben kann und so automatisch einen Discount erhält. Ebenfalls sind wir zu Schlaumeier mutiert und kochen nun jeweils das Wasser mit den Teekocher ab, damit wir auch für dieses nicht mehr bezahlen müssen. 

Etwas verspätet assen wir zu Mittag und fuhren anschliessend an den Hapuna Beach, an welchem Grandma anno dazumal geheiratet hat. Dieser Strand ist der nächste in unserer Umgebung und dauert trotzdem stolze 20 Minuten mit dem Auto. 

Der Sand war so fein, dass man ihn kaum von der Haut bekam und das Wasser erfrischend kühl. Trotzdem wagte ich mich hinein und wir sonnten uns, bis die Wolken noch dicker wurden. 

Zum Abendessen kochte ich uns auf den zwei kleinen Herdplatten Lachs mit Bratkartoffeln, was eine grosse Herausforderung war. Zum einen sind die Pfannen viel zu klein und zum anderen war die Platte schräg, sodass ich dies zuerst ausgleichen musste. Schlussendlich kam jedoch alles gut heraus und wir assen uns voll. 

Mittwoch, 16. Juni 2021

Wecker Diane klingelte heute bereits um 7:00 Uhr für die anderen beiden, da wir ein straffes Programm haben.

Straff vor allem, da wir eine weite Strecke hinter uns lassen müssen, um die beiden Attraktionen zu sehen. So fuhren wir bereits kur vor 8:00 Uhr ab und fuhren einmal mehr durch eine weite und schier endlose Landschaft. Von braun über grün zu schwarz – so verschieden sind die plötzlichen Landschaftswechsel hier auf Big Island. Nach 164 Kilometer und unserem vermeintlich ersten Ziel, dem Green Sand Beach, dann die Enttäuschung: Einmal mehr kommt man ohne 4x4 Auto nicht weiter und der Transport von einem Weg für eine Person kostet 10 Dollar. Unser Portemonnaie besass jedoch nur 20 Dollar und somit viel zu wenig. Um vom Parkplatz zum Strand laufen, wäre es ca. eine Stunde, was völlig machbar wäre, wenn wir anständige Schuhe hätten, genügend Wasser und eine Verpflegung, da es genau über die Mittagsstunden gewesen wäre. Ebenfalls wollten wir auch noch zum Black Sand Beach.

Da wir bereits von mehreren Personen hörten, dass der Green Sand Beach sowie so enttäuschend sei und gar nicht so grün ist, wie vorgestellt, entschieden wir uns mit einem Grummeln, dass wir diesen auslassen und weiter zum Schwarzen gehen.

Also wieder ins Auto und 40 Minuten fahren. Unterwegs hielten wir jedoch nach Essen und Benzin Ausschau, da unser Hyundai ebenfalls wieder durstig war. So tankten und assen wir etwas zu Mittag und die Fahrt ging weiter. Immer wieder fuhren wir durch dunkle Wolken, welche einige starke Regentropfen verloren. Da die Scheibenblätter unseres Autos dringend ersetzt werden müssen, nützte der Scheibenwischer herzlich wenig und er wischte wie wild hin und her.

Zum Glück sind diese Schauer von kurzer Dauer und wir erreichten den Black Sand Beach bei trockenem Himmel. Bereits im Waipio Valley dachte ich, dass dieser Strand schwarz sei, doch hier ist es noch viel schwärzer. Ebenfalls sieht man hier ganze Lavaströme von anno dazumal. Wunderschön, vor allem noch mit den grünen Palmen und den Algen an den dunkeln Steinen.

Als wäre es nicht schon genug schön, lagen da noch sieben Schildkröten beieinander und schliefen gemütlich. Auch dies reichte noch nicht, denn wir sahen insgesamt noch drei weitere Schildkröten am Strand liegen. Diese waren jedoch alle kleiner als diese an der North Shore. Trotzdem nicht weniger niedlich.

Als Erholungstreatment gab es eine frische Kokosnuss und eine Unterhaltungsshow von drei Jungen, welche mit ihren Bodyboards beim Eintreffen der Welle ins Meer surften. Es war richtig gemütlich, dort zu sitzen und diese drei zu beobachten. Fürs «Sünnele» war es nämlich zu kalt und zu windig.

So machten wir uns nach der Pause auf den Heimweg, da wir ja die ganzen Kilometer wieder zurücklegen müssen. Das Navi führte uns jedoch auf der anderen Seite wieder nach Waimea und somit mussten wir nicht den selben Weg zurück fahren, was es etwas spannender machte.

184 Kilometer Ahoi! Eine lange und ermüdende Fahrt, da die Strassen meilenlang gerade verlaufen und die Landschaft immer gleich aussieht. Man hat kaum das Gefühl, sich überhaupt zu bewegen. So fragte ich meine beiden Insassen, wie schnell ich wohl fahre. Die Antworten waren 50 und 70 km/h. Tatsächlich fuhr ich jedoch 105 km/h. Man hat also wirklich nicht das Gefühl, vom Fleck zu kommen, was die ganze Fahrt wohl noch intensiver gestaltet.

Als wir einen Hügel erklimmen mussten, sah ich für einen Moment nicht weiter als 10 Meter, da wir durch eine Wolke fuhren und alles um uns dunkel, kalt und nass wurde. Zur Belohnung war die Landschaft jedoch einfach nur WOW. Schwarze und manchmal sogar rote Lavagesteine und knorrig aussehende Bäume begrüssten uns. Der Anblick war atemberaubend schön aber trotzdem konnte ich nicht für ein Foto anhalten, da ich nur noch schnell nach Hause wollte, um endlich das Steuerrad los lassen zu können. Nun verstehe ich Papi, als er jeweils lange Strecken fahren musste und nur ungerne für einen Fotostop anhalten wollte…

Nach zig weiteren Regenschauern und Kilometer kamen wir wieder am Mauna Kea vorbei und schliesslich auf unsere Geisterbahnstrasse. Erneut verlieh sie uns ein Feeling einer Achterbahn, da wir über die Hügel auf und ab schwebten.

In Waimea angekommen wurde ich von Dixie, dem Hund von Beverly (Eigentümerin), gründlich abgeschleckt und zärtlich gebissen, damit ich gleich unter die Dusche hüpfen konnte.

So geht ein semi erfolgreicher Tag mit insgesamt 386 Kilometern und einer reiner Fahrzeit 5 Stunden 25 Minuten dem Ende zu.

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