Expedition 2.0
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Logbuch: Uruguay

Veröffentlicht: 02.03.2017

Wenn ich an Südamerika dachte, dann hatte ich immer diese typischen Bilder im Kopf: Amazonas, Indios, buntes Treiben in dunklen Städten, vor Blechhütten oder alten heruntergekommenen Häusern und stets Samba- oder Tangotänzer im Vordergrund. Aber eine richtige Ahnung hatte ich nicht. 

Dementsprechend groß war die Neugierde, als ich aus dem Flugzeug das erste mal einen Blick auf Südamerika werfen durfte. Was ich sah war sehr imposant: Sao Paulo, gigantisch. Fast unendlich erscheint die Stadt mit ihren zahlreichen, identischen Hochhäusern, dem Beton und quadratischen Straßenzügen. Langsam erahnte ich, welch eine Größe nicht nur brasilianische Städte haben mussten, sondern auch Brasilien und andere südamerikanische Länder. Und was mich noch viel mehr verwundern würde: wie veraltet meine Idee von Südamerika war. War doch allein schon Sao Paulo so gigantisch mit seiner Infrastruktur und seiner Skyline, dass ich mir nur schwer die romantischen Sambatänzer auf den Straßen vorstellen konnte. Genaueres würde ich aber wohl erst später auf unserer Reise durch Brasilien kennen lernen.

Mein erster Eindruck bestätigte sich schließlich auch, als wir von Sao Paulo nach Montevideo flogen und in Uruguay ankamen. Vieles erinnerte mich sofort an die USA: dieselbe quadratische Anordnung der Straßenzüge, die gelb-orangenen Ampeln, die grünen Straßenschilder und sogar die Nummernschilder auf den Autos! So ungefähr stelle ich mir die USA vor 50 Jahren vor.

Wir kamen in Montevideo an zur Karnevalszeit. Dies bedeutete, dass die Stadt wesentlich leerer war als sonst und auch die meisten Geschäfte und Restaurants geschlossen hatten. Mir kam die Stadt wie ausgestorben vor. Die ca. 1,2 Millionen Einwohner waren wohl in den Urlaub verschwunden. Nichtsdestotrotz konnte man doch einen Eindruck von der Hauptstadt dieses kleinen Landes bekommen: Ein Architektur-Mix aus alten europäischen Häusern und neuen, von Klimaanlagen belagerten Betonbauten. Besonders schön und charmant kam mir diese Stadt nicht vor. Auch die Altstadt war nicht besonders eindrucksvoll, da teilweise modernisiert und auch schon sehr touristisch geprägt. Ab und an konnte man dann aber doch ein paar schöne Straßenzüge und Häuser entdecken und den etwas kitschigen Geschmack der südamerikanischen Häuserfassaden bestaunen. Ebenso konnte man immer mal wieder einen Blick aufs Wasser, den Rio de La Plata, werfen und die dicken Container- und Kreuzfahrtschiffe vorbeifahren sehen.


Plaza de La Independencia


In Montevideo durfte ich schließlich auch das erste mal etwas von der berühmten Parilla (so wird der Fleischgrill genannt) probieren: Chorizo, Morcilla und Asado. Da ich nicht wirklich ein großer Wurstfan bin, hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Für Wurstliebhaber musste dies jedoch ein Paradies sein! Schlecht schmeckte es jedenfalls nicht, aber besonders gesund scheint es auch nicht zu sein. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Choripan (Chorizo im Brötchen) zum Hauptnahrungsmittel der Uruguayer gehört. Ich werde jedenfalls jede Gelegenheit nutzen, mal etwas gesünderes zu Essen. So hatte ich am nächsten Tag im Restaurant auch Gnocchis mit Tomatensoße bestellt (sehr langweilig- aber gut).

Parrilla


Gnocchis mit Tomatensoße

Unser Hotel in Montevideo war sehr charmant. Zwar war es nicht besonders komfortabel, jedoch lag es in einem schönen alten Gebäude, das besonders durch seine Höhe beeindruckte. Ein schöner antiquierter, metallener Fahrstuhl führte uns in die sechste Etage: von hier hatte man einen sehr guten Ausblick auf die Umgebung. Die Einrichtung und das Zimmer erinnerte an die alte Kolonialzeit: viele antiquierte Holzmöbel und ein leicht abgenutzter Holzfußboden. Das erste Mal nach der Ankunft hatte ich das Gefühl meine Vorstellung von Südamerika war vielleicht doch nicht so falsch gewesen. Jedenfalls verbrachte mich das Hotel Palacio zurück in meine romantischen südamerikanischen Bilder. Es fehlte nur noch die mollige uruguayische Tante Maria, die von unten durch das Treppenhaus zum Essen rufen würde und die Sambaklänge im Hintergrund. Das Bild wurde schließlich durch eigens mitgebrachte Lautsprecher und ein molliges Zimmermädchen vervollständigt!

Blick auf den Balkon

Weiter ging es nach zwei Tagen entlang der Küste nach Norden, Richtung La Pedrera. Ein kleiner beschaulicher Surferort am Meer. Hier wohnen wir zunächst im Haus im Wald bis es dann ans Haus an der Küste gehen würde. La Pedreras Einwohnerzahl schwankt zwischen 48 und 15.000, je nachdem welche Jahreszeit ist. 15.000 ist ein wenig übertrieben, aber während des Karnevals pilgern tatsächlich bis zu 15.000 feierwütige junge Leute in das Dorf, da anscheinend früher einmal, der Karneval in La Pedrera zu einem der schönsten gehört haben muss. Mittlerweile hat sich dies allerdings geändert, so dass die meisten Einwohner in La Pedrera den Karneval eher meiden und während dieser Tage das Dorf verlassen, so dass die feierwütige Masse sich voll und ganz austoben kann.

Bei unserer Ankunft konnten wir ein wenig erahnen was sich in den letzten Tagen hier abgespielt haben muss: an einer Bushaltestelle warteten noch ca. 100 Rucksacktouristen darauf abgeholt zu werden und die Hauptstraße war noch voll gestellt mit Stühlen und kleinen Ständen. In dem Haus im Wald war es jedoch angenehm ruhig. Man darf sich das ganze jedoch nicht in kompletter Stille vorstellen, schließlich ist die Geräuschkulisse von Vögelgezwitscher und Chicharras (Zikaden) geprägt. Ein typischer Urwald-Sound. Es gibt Papageie, Kolibris und viele andere kleine und größere Vögel sowie zig tausende Mücken und riesige Spinnen. Angeblich haben in dem Haus bis vor kurzem auch noch Fledermäuse gewohnt. Diesen wurde aber mit Bauschaum der Weg ins Haus nun endgültig versperrt. Ein Glück!

Haus im "Wald"

Garten aus der Hängematte (Amaca)

Nach einer kurzen Verschnaufpause haben wir uns zu Fuß auf den Weg zum Strand gemacht. Ein etwa 15-minütiger Spaziergang über nicht asphaltierte Landstraßen und durch Gestrüpp führt tatsächlich direkt an einen hunderte Meter langen Sandstrand. Sehr schön ruhig und leer war es hier. Allerdings ist das Meer hier recht wild und mit hohen Wellen, so dass sich dementsprechend viele Surfer dort aufhalten. Nach einer Zeit am Strand haben wir uns dann noch auf die Suche nach einer Bar begeben. Es muss doch in Südamerika am Strand eine Beachbar geben? So einfach gestaltete sich die Suche aber nicht. Die wenigen Bars und Restaurants die es in La Pedrera gibt, haben nach dem Karneval nun erstmal eine Ruhepause eingelegt. Direkt neben dem Haus an der Küste Haben wir schließlich aber noch einen Platz gefunden und dort die Zeit verbracht bis die Sonne unterging. Ein wirklich schöner rosa Himmel hat sich dafür gebildet. 


La Rambla in La Pedrera


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