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XXIX. Berrinche - Was'n das?!

Veröffentlicht: 02.03.2017

Ich habe mich entschieden, dem Berrinche gleich zwei Blogeinträge zu widmen. Und ein Video kommt in nicht allzu ferner Zukunft auch noch dazu. Hier also endlich: Was zum Kuckuck ist dieses Berrinche? Was macht man da so? Allgemein, für alle - später mehr zu meiner eigenen Festival-Erfahrung. Denn das kann ja keiner verstehen, der nicht weiß, was dieses verflixte Berrinche überhaupt ist.

Der volle Name des Festivals ist: "Festival internacional de Arte callejero, el Berrinche Ambiental"

Genau übersetzen kann man das nicht, aber es stecken drei wichtige Elemente im Namen: Internationalität, Straßenkunst (Arte callejero) und die Natur (Ambiental). Das Festival gibt es nun seit acht Jahren und es findet immer in der Woche des ersten Vollmondes des Jahres statt.


Dieses Jahr waren ca. 150 Künstler der unterschiedlichsten Disziplinen in der Zirkusschule zu Besuch. Einen großen Teil der Masse machen auf jeden Fall Clowns, Jongleure, Akrobaten, also Zirkusfanatiker aus, aber auch viele Musiker, Graffiti-Künstler und ähnliches oder unähnliches waren dabei.

Dieser ganze Haufen wohnte in Zelten auf dem Gelände und wir haben vom 16.-22. Januar eine Woche voller Programm erlebt. Wo fange ich an? Am Anfang.

Sonntag, 15. Januar

Den Tag über kommen die ersten Artisten, Künstler, Gäste, kurz und für den Rest des Textes Berrincheros an. Jeder mit Taschen voll Bällen, Einrädern, Keulen, Fackeln, Kostüm, Gitarren, usw. drin. Viele kennen sich schon seit Jahren und sehen sich oftmals nur beim Berrinche, dementsprechend freudig-rührselig ist die Stimmung. Toni mitten drin, mit dem Gefühl "Das wird krass." (SPOILER: Sie hat recht.)

Montag, 16. Januar

Es geht los. Alle frühstücken gemeinsam, dann fährt eine kleine Truppe von Leuten (inklusive mir) zum Nicaraguasee, um den Vormittag vorzubereiten. Viele Spiele stehen auf dem Plan, damit alle in Stimmung kommen und sich besser kennen lernen. Das war schonmal unglaublich lustig, Highlight für mich war aber, dass am Ende alle zusammen in den Lago gehüpft sind, um Wasserschlachten zu veranstalten, menschliche Pyramiden zu bauen (wie könnte man nicht, bei so vielen talentierten Zirkus-Menschen?) und lustige Fotos zu schießen.


Danach patschnass zurück in die Zirkusschule für Mittagessen und die Vorbereitung auf den Nachmittag. Auf dem Plan steht ein großer Umzug durch die Stadt, der im Zentrum endet, wo es dann die allererste Präsentation geben wird. Also: Kostüm und Kamera schnappen und los!


Ein großer Spaß! Jeder spielt ein Instrument, jongliert oder albert in irgendeiner Weise mit den Bewohnern Granadas herum.


Schlussendlich kamen wir auf dem Platz an, der für die nächsten Tage unsere Bühne sein würde und das Spektakel konnte beginnen.


Ziemlich viele Leute, ziemlich coole Shows, ziemliche viele Fotos und Videos, unglaublich großer Applaus. So könnte man den Nachmittag zusammen fassen. Zum Abschluss blieben alle noch ein wenig, um zu jonglieren, Fotos zu machen und vor allen Dingen die tolle Atmosphäre zu genießen.

(Jan, falls du diesen Eintrag liest, dieses Foto ist nur für dich ;))

Danach fuhren dann alle gemeinsam mit dem Bus zurück zur Zirkusschule - da bekam das Wort "Partybus" eine ganz neue Bedeutung - um zu Abend zu essen und die abendliche Vorführung in der Palapa (Zirkuszelt) vorzubereiten.

Auch diese Aufführung war wieder der Hammer! Die ganze Palapa war voller Menschen, Berrincheros und gefühlt das gesamte Viertel, die Stimmung war aufgeladen und großartig.


17.-19. Januar

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag lassen sich recht gut zusammen fassen, weil das Programm sehr ähnlich war. Morgens um acht frühstückten alle, dann brach ein Teil der Gruppe auf, um in einem der Parks Granadas Workshops und kleine Shows für die Kinder des jeweiligen Viertels anzubieten.

In der Zirkusschule gab es auch Workshops für die Kinder des Viertels, gleichzeitig wurden aber auch Workshops exklusiv für Berrincheros angeboten. Ich habe zum Beispiel an mehreren Clownsworkshops teilgenommen, gelernt, wie man Karikaturen zeichnet, usw. Insgesamt ging es darum, das, was man schon kann, zu teilen und das, was man noch nicht kann, zu lernen.

Hier sieht man mich mit meiner Lieblingsentdeckung des Festivals: Ein Tuch, das man zum Rotieren bringt und es in der Luft herumwirft - ein bisschen wie Pizzateig.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab es dann Freizeit, sprich, alle übten wieder unterschiedliche Zirkusdisziplinen, quatschten, irgendwo lief ständig eine Tätowiermaschine, es gab das Berrinche-Radio, über das Ansagen und Musik liefen - all solche Sachen eben.

Jeden Tag um 16 Uhr gab es Präsentationen im Stadtzentrum, wo ich natürlich mit meiner Kamera nie fehlen durfte und nach dem Abendessen folgte die zweite Show des Tages in der Palapa.

Schlussendlich liessen alle an der hauseigenen Bar und mit Live-Musik auf der Tanzfläche den Tag ausklingen, bis aus Lautstärkegründen alle ins Bett mussten - was meistens hieß, dass die Feier auf den Zeltplatz verschoben wurde...

Freitag, 20. Januar

Am Freitag, also dem offiziell vorletzten Tag des Festivals war die Tagesplanung eigentlich ähnlich, wie vorher, mit einem kleinen großen Extra. Am Samstag gab es nämlich eine große Abschlussvorführung im Zentrum und das musste vorbereitet werden! Die ungefähre Idee stand bereits, jetzt ging es darum, für jede der vier Szenen einen Regisseur zu finden und ansonsten alle Künstler aufzuteilen.

Als wir alle so im Kreis saßen und klar war, es fehlte noch ein Regisseur, wurde mir zwar ohne meinen Namen zu nennen, aber mit Deutlichkeit und Beharrlichkeit klar gemacht, dass das doch ein Job für mich wäre - das wäre doch schließlich genau DAS, was ich später mal machen wolle!

Tja, so saß ich im Endeffekt umgeben von Clowns (Vollprofis) und sonstigen Zirkusmenschen in einem Kreis und musste versuchen, Ordnung in das Chaos unserer Szenen zu bringen. Das war ziemlich ziemlich cool und auf das Ergebnis war und bin ich unglaublich stolz! Nachmittags besprachen dann alle Regisseure gemeinsam ihre Pläne und wir stimmten die einzelnen Szenen aufeinander ab. Danach wieder ins Stadtzentrum und abends in der Palapa. Mit dem früh schlafen gehen wurde es auch in dieser Nacht nicht so richtig was, im Nachhinein kann ich nicht sagen, wie ich dieses Pensum mit durchschnittlich vier Stunden Schlaf ausgehalten habe ;)

Samstag, 21. Januar

Am Samstag haben wir vormittags die Abschlusspräsentation vorbereitet und geprobt. Die Geschichte des kleinen Stücks ist folgende: 

In der ersten Szenen sieht man Mutter Natur mit vielen glücklichen Menschen über die Bühne tanzen, doch sie wird gefangen genommen und es wird eine Maschine, bestehend aus unterschiedlichen Zirkuselementen, gebaut. In der zweiten Szene wird in dieser Maschine der "perfekte" 0815-Mensch hergestellt. Doch zwischendurch unterläuft der Maschine auch mal ein Fehler und es kommt ein Fehlprodukt heraus, ein Clown. Nachdem sich eine kleine Gruppe von Clowns gebildet hat, teilweise haben wir auch im Publikum gesessen und haben uns dazu gesellt, versuchen diese, die Maschine zu bekämpfen. Das passiert in der dritten Szene, in der ich Regie geführt habe. Zuerst versuchen die Clowns, die Maschine mit Federkielen zu kitzeln und so zu attackieren. Doch das funktioniert nicht. Danach finden sie heraus, dass jedes Mal, wenn einer von ihnen lacht, eine Fackel aufflammt. Also fangen alle an zu lachen und ermutigen auch das Publikum dazu, um mit Hilfe der Feuerjongleure einen zweiten Angriff zu starten. Doch auch dieser wird von der Fabrik vereitelt, die sich zwei der Clowns schnappen und ihnen all ihre Requisiten und ihre Clownsnasen (!!!) abnehmen. Daraufhin verfallen die Clowns in unglaubliche Traurigkeit und es scheint aussichtslos. Doch als sich zwei Clowns umarmen regt sich plötzlich Mutter Natur in ihrem Käfig und die Clowns verstehen, dass die Lösung des Problems die Liebe ist. Jeder von ihnen holt sich eine Person aus dem Publikum und alle gemeinsam werfen eine Blüte zu Mutter Natur. Die Folge davon ist eine Konfettiexplosion und die Maschine fällt auseinander. Die vierte und letzte Szene ist dann die große Feier über das Ende der Fabrik, zusammen mit dem Publikum, Breakdancern und Akrobaten.

Die Aufführung war ein großer Erfolg und ausgelassen ging es zurück in die Zirkusschule für die allerletzte Präsentation. Danach kam dann die große Party, für die ich bestimmt eigentlich gar keine Energie mehr hatte. Ich war trotzdem bis zum letzten Lied auf der Tanzfläche und als eine der letzten im Bett.

Sonntag, 22. Januar

Abschiedsstimmung in der Zirkusschule. Einige Künstler machten sich schon früh auf den Weg nach Hause, ein Großteil jedoch brach zu einer weiteren Tradition des Festivals auf: Das Übernachten an der Laguna de Apoyo. Wie ihr wahrscheinlich mittlerweile wisst, mein Lieblingsort in Nicaragua. Die meisten in ihren Zelten, ich in der Hängematte mit Mückennetz. Abends habe ich mich ganz lange unterhalten, dann gab es noch eine Feuershow und schließlich bin ich schlafen gegangen.


Die Nacht war wunderbar. Erstens, weil ich seit langem mal ein paar Stunden mehr schlafen konnte und zweitens, weil ich perfekt zu Sonnenaufgang aufgewacht bin, eine halbe Stunde lang einfach nur dieses Naturspektakel angeschaut habe, ohne mich auch nur ein Stückchen aus meiner Hängematte bewegen zu müssen und wieder eingeschlafen bin. Zum Frühstück gab es für mich Müsli in der Lagune. Nach einem wunderschönen Tag hieß es endgültig von all den lieben Menschen, die ich kennen gelernt habe Abschied nehmen und ich fuhr zurück nach Granada. Ich wäre gern noch länger geblieben, aber am nächsten Tag stand schon mein Umzug nach León an!

Was ein langer Blogeintrag! Hut ab, an alle, die es bis hierher geschafft haben. Im nächsten Blogeintrag gehe ich noch auf die für mich wichtigsten Aspekte des Berrinches ein und dann geht's auch schon nach León.

Hasta luego!

Antworten (1)

Jan
aaaaaaaah diese Finger!!!!!!

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