Veröffentlicht: 21.09.2023
Zeitiges Aufstehen sind wir ja nun wirklich nicht mehr gewöhnt und wir genießen diese Tatsache jeden Tag – nur nicht hier in Göreme. Erst hieß es auf dem Herweg schon um 5:00 Uhr aufstehen, denn wir wollten Vögel im Sultansazlığı-Nationalpark beobachten und die kümmert unser Schönheitsschlaf recht wenig. Dafür wurden wir bei ganzen 7°C nicht nur im metallenen Kahn über einen Süßwassersee geschippert, sondern waren anschließend noch mit einem Ornithologen unterwegs, um Flamingos im benachbarten Salzwassersee zu suchen.
Da die Flamingos eher schüchtern sind, kamen wir leider nur auf ca. 70m an sie heran. Dank Ferngläsern, die er für uns dabei hatte, war auch auf diese Entfernung das innere Federkleid eine wahre Farbenpracht. Der Ornithologe hat uns auch noch etliche andere dort heimische Vögel vom Bienenfresser bis zum Schwarzstorch gezeigt – auch alle aus einiger Entfernung und somit ohne Bildbeweis, bis auf die Ibisse.
Danach ging es weiter zu einem der Highlights in Kappadokien: bizarre Felsformationen, die so genannten Feentürmen bei Göreme. In die Türme sind oft Wohnhöhlen geschlagen worden, bis zu 800 Jahre alt wurden einige davon bis vor wenigen Jahrzehnten bewohnt. Etwas abgelegen von den sehr touristischen Dörfern, inmitten einer traumhaften und etwas unwirklichen Landschaft und umgeben von liebevollen Bauerngärten, kann man sich kaum einen friedvolleren Ort zum Leben vorstellen.
Ein ehemaliger Bewohner einer dieser Felsenwohnungen betreibt dort heute ein kleines, sehr liebevolles Teehaus. Er wurde in diesem Feenturm geboren, vier Generationen seiner Familie lebten zum Teil zu zwölft in dieser Felsenwohnung. Er selbst lebt mittlerweile mit seiner Frau in einem ganz normalen Haus im Dorf – im Feenturm hat ihm das Leben besser gefallen, sagte er uns zum Abschied.
Die touristische Infrastruktur vor Ort haben wir auch noch für die Erkundung eines der vielen Täler zu Pferd genutzt. Dabei war es vermutlich ganz gut, dass die Pferde wussten, was sie mit uns tun sollen, ansonsten wären zwei von drei Expeditionsteilnemer:innen eventuell nicht heil zurück gekehrt.
Nochmal zeitig Aufstehen war für den Sonnenaufgang angesagt, der täglich von hunderten Touristen auch aus dem Heißluftballon bestaunt wird. Vom Boden aus war er sicher genau so schön, wie aus der Höhe.
Dann ging es schon wieder zurück nach Ankara, den Mietwagen abgeben und unsere Begleiterin seit Istanbul wieder verabschieden, was um vier in der früh auf dem Flughafen nicht ganz ohne Tränen vonstattenging. Das Reisen zu dritt fühlte sich definitiv anders an: es steht außer Frage, dass es großartig war, Besuch von zuhause haben, sich wiederzusehen und Dinge gemeinsam zu erleben. Jetzt freuen wir uns aber auch darauf, wieder etwas Geschwindigkeit raus zu nehmen, die Hängematte aufzuspannen und die Seele baumeln zu lassen.
Robert