Veröffentlicht: 24.03.2025




























Nach einer langen Reise kommen wir schließlich in Südafrika an! Schon von oben aus dem Flieger zeigt sich das fantastische Panorama von Kapstadt am Meer, eingerahmt vom Tafelbergmassiv. In der Tat besteht „der Tafelberg“ aus einer langen Bergkette, die sich ca. 50 km die Kaphalbinsel hinunter zieht.
Als Ausgangspunkt für unsere Reise durch Afrika ist Kapstadt ein spannender Ort: Es ist eine moderne City mit etwa 5 Millionen Einwohnern. Die Kolonialzeit und die Spuren der Apartheid sind ein wichtiger Teil der Geschichte. Direkt am Stadtrand gibt es jede Menge schöne Natur zu erleben. Es gibt so viele Facetten dieser Stadt, daher wird dieser Bericht ausführlicher.
Wir beziehen ein ruhiges B&B-Guesthouse mitten in Seapoint, ein schönes Viertel direkt in Küstennähe.
Ende Februar sind wir noch im südafrikanischen Sommer, die Sonne strahlt hier richtig intensiv und macht Laune! Doch meine spontane Idee, erstmal an den Strand zu gehen, verfliegt schnell: Kaum an der Strandpromenade angekommen, geht mein Blick über eine rau-felsige Wasserlandschaft - hier kann ich leider nicht direkt ins Wasser springen 😁
So fahren wir am nächsten Tag zu den traumhaften Stadtstrände Clifton und Camps Bay im Süden des Zentrums. Dabei bekommen wir direkt zu spüren, wie kalt der Atlantik sein kann! Da ist die Nordsee im Vergleich karibisch warm… Die beste Strategie scheint zu sein: Schnell vom Strand ins Wasser rennen, ein Sprung zur direkten Abkühlung und schnell wieder raus 🥶 Allerdings können wir feststellen: Der Blick vom Strand aus auf die schroffen Berge ist einfach atemberaubend!
In und rund um Kapstadt lassen sich die tollsten Dinge erleben! Ob Besuch von Food-Markets mit leckerstem Essen (es gibt quasi jeden Tag einen anderen), Hiking in den Bergen, Spaziergang an der Uferpromenade oder Strandbesuche, die Möglichkeiten sind sehr vielfältig! Wir leben hier definitiv auf der Sonnenseite, weiter unten gehe ich auch auf die Schattenseiten ein…
Hier Eindrücke von den Food-Markets:
Nach Warnungen unserer Gastgeber und Online-Recherche lassen wir uns für unsere Wanderung zum Lions Head von einem Guide begleiten. Es soll immer wieder zu bewaffneten Überfällen auf der Strecke gekommen sein.
Der Weg hinauf ist aber einfach nur genial! Er umrundet das Felsmassiv und verläuft erst gemütlich, im oberen Teil dann steinig-steil. Oben angekommen haben wir ein 360 Grad Panorama!
Wir merken: Im Nachhinein wäre es leicht auch alleine möglich gewesen, da tagsüber der Weg sehr sicher ist!
Wir erkunden außerdem die Promenade in Hafennähe, wo es die meisten Touristen hinzieht!
Nun aber zu den Schattenseiten: Auch heute noch sind die Auswirkungen der jahrzehntelangen Apartheid deutlich sichtbar! Es gibt weiterhin eine Trennung zwischen Weißen und Schwarzen und Coloureds. Der Begriff „Coloured“ wurde vom Apartheidsystem eingeführt (neben Weiß und Schwarz) und bezeichnet die Bevölkerungsgruppen, die sich während der Kolonialzeit zwischen Europäern, Afrikanern und Asiaten bildeten. Heute identifizieren sich viele Afrikaner, die nicht weiß und nicht schwarz sind, als Coloureds.
Die Gegensätze der Lebenswelten sind in Kapstadt extrem: An den schönen Stränden, in den Cafés und Restaurants befinden wir uns fast ausschließlich in Gesellschaft von Weißen. Schwarze oder Coloureds sehen wir eher im Dienstleistungsbereich: Sie arbeiten im Service, in niedrig bezahlten Jobs, z.B. als Uberfahrer (oft ist dies für Migranten aus Nachbarländern wie Simbabwe eine der wenigen Verdienstmöglichkeiten). Viele arbeiten als Haushaltshilfe oder Gärtner in weißen Haushalten.
Unter Schwarzen und Coloureds herrscht große Armut, die Arbeitslosigkeit liegt bei etwa 35 %, bei den jungen Menschen bis 24 Jahren liegt sie sogar bei über 60 %. Etwa die Hälfte der Schwarzen leben in Townships. Diese entstanden bereits während der Apartheid, als Nichtweiße umgesiedelt wurden.
Oft leben Schwarze und Coloureds in Wellblechhütten unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen. Sie haben geringe Chancen auf eine gute Bildung und einen besseren Job und sind immer noch gesellschaftlich stark benachteiligt. Dies hat auch der ANC, die Befreiungspartei, in der Nelson Mandela aktiv war, nicht geändert. Im Gegenteil: Die strukturelle Korruption ist ein massives Problem. Gerade der ehemalige Präsident Zuma und andere seiner Parteifreunde stopften sich die eigenen Taschen voll! So verlor der staatliche Stromkonzern Eskom durch Abzweigung von Geldern Milliarden. Beispielsweise wurde Kohle weiterverkauft und dem Konzern minderwertige Ware verkauft, die mit Steinen vermengt war. Auch heutzutage ist Load Shedding permanenter Alltag: Aufgrund von Strommangel werden ganze Stadtteile oder Regionen im Rotationsprinzip zeitweise vom Netz genommen.
Südafrika ist weltweit das Land mit der ungerechtesten Vermögensverteilung (Platz 1). Diese Situation zeigt sich in Kapstadt auch deutlich auf den Straßen. Obdachlose Schwarze und Coloureds sehen wir überall.
Aufgrund der großen Armut kommt es immer wieder zu Diebstählen und auch bewaffneten Raubüberfällen. Die Sicherheitslage ist nur in wohlhabenden oder touristischen Vierteln richtig gut. Viele Stadtviertel gelten als gefährlich. Dies hat zur Folge, dass die meisten Leute mit Uber-Taxis von A nach B fahren. Gerade nachts hält sich draußen niemand gerne auf. Es gibt bewachte Bereiche, wie in der Innenstadt oder am Strand und auch für die Parkplätze gibt es spezielle Wächter, die aufpassen, dass am Auto nichts passiert. Wohnhäuser sind mit hohen, stacheldrahtbedeckten Mauern und Metallgittern vor Fenstern und Türen und teilweise mit Strom abgesichert.
Für Touristen gibt es vielfältige Verhaltensempfehlungen. Ob übertrieben oder aus gutem Grund - viele Leute raten uns vorsichtig zu sein. In den sicheren Stadtvierteln bewegen wir uns fast ausschließlich unter Weißen. Bedient werden wir aber immer von Schwarzen und Coloureds. Auf eigene Faust eine Wanderung am Stadtrand zu unternehmen, ist zu unsicher. Wir fühlen uns dadurch etwas wie in einem goldenen Käfig, weil wir wenig zu Fuß erkunden können. Besonders abends wird empfohlen selbst für ein paar hundert Meter ein Uber zu nehmen.
Allerdings macht der herzliche und sehr freundliche Umgang miteinander viel wett. Südafrikaner egal welcher Herkunft sind stets sehr positiv und freundlich.
Am vierten Tag in Kapstadt lassen wir uns von einem Guide das Township Langa zeigen. Es ist eines der ältesten Townships und ziemlich sicher. Es ist übersichtlich und mit einen Dorf zu vergleichen, in dem jeder jeden kennt.
In Langa gibt es Bestrebungen von Anwohnern, das Viertel aufzuwerten und dem Kreislauf aus Arbeitslosigkeit und Armut zu entkommen. Mit Unterstützung von außen gibt es ein Kulturzentrum, ein Kunstcafé und ein Musikstudio. Ein großes Restaurant ist derzeit noch in Bau. Ansonsten gibt es Wohnungen in großer Bandbreite: Wellblechhütten ohne Wasserleitung, Gemeinschaftshäuser, in denen jeweils eine Familie einen Raum bewohnt und Küche und Toiletten geteilt werden müssen. Die Straße, in der größere Einfamilienhäuser stehen. wird Beverly Hills genannt.
Außerdem befassen wir uns mit der bewegten Geschichte Südafrikas. Zuerst schauen wir uns die Iziko Slave Lodge an (ein historisches Gebäude mit dem Thema Sklaverei). Am nächsten Tag besuchen wir dann Robben Island (die Gefängnisinsel auf der auch Mandela inhaftiert war).
Kapstadt wurde als erste Kolonie auf dem afrikanischen Kontinent gegründet und war ein wichtiger Hafen für die Handelsrouten der Schiffe. Die niederländische VOC (Vereenigde Oostindische Compagnie) holte seit dem Beginn ihrer Herrschaft 1652 tausende Sklaven nach Kapstadt. Sie waren billige Arbeitskräfte und bildeten die wirtschaftliche Grundlage bei der Besiedelung.
Das Gebäude der Iziko Slave Lodge diente lange als Unterkunft für die Sklaven in Kapstadt. Sie mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen leben und täglich Zwangsarbeit leisten. Die Sklaven stammten aus Ostafrika, Madagaskar, Indien und Ostasien - da die Niederlande gerade in Asien viele Kolonien besaß. Die Gruppe der vor Ort lebenden Khoikhoi hatten sich der Versklavung widersetzt, wurden jedoch wie auch die San und Zulu nach und nach verdrängt und bekämpft.
Heute ist Südafrika ein Vielvölkerstaat mit 11 offiziellen Amtssprachen (Englisch, Xhosa, Zulu, Afrikaans, Ndebele, Nord-Sotho, Sotho, Swazi, Tsonga, Tswana und Venda). Afrikaans - es hört sich wie Niederländisch an - wird noch gesprochen, nimmt aber als ehemalige Sprache der Besatzer langsam ab.
Auch nach dem Ende der Sklaverei im 19. Jahrhundert sorgte später das Apartheidsregime für eine weitere Zementierung von Ungleichheit. Die mehrheitlich schwarze Bevölkerung wurde in separierte Gebiete umgesiedelt (die heutigen Townships) und war massiv benachteiligt. Nach vielen Jahrzehnten führten energische Proteste endlich zum Ende der Herrschaft der weißen Minderheit - Nelson Mandela mit der Partei ANC konnte schließlich 1994 die Macht übernehmen.
Vom Hafen in Kapstadt aus erreichen wir in knapp einer Stunde die vorgelagerte ehemalige Gefängnisinsel Robben Island. Sie galt lange Zeit als das berüchtigtste Gefängnis Südafrikas für politische Gefangene. Nelson Mandela und andere Führer des Widerstandes gegen die Apartheid saßen hier über viele Jahre ein. Mandela selber war 27 Jahre inhaftiert, darunter 18 Jahre auf der Insel - in einer 4 Quadratmeter großen Einzelzelle.
Die Gefangenen mussten im Steinbruch auf der Insel täglich hart arbeiten und waren dabei den Wetterverhältnissen, insbesondere der Sonne und dem grellen Licht des hellen Sandsteins, ungeschützt ausgesetzt. Anfänglich schliefen sie auf nur dünnen Matten auf dem kalten Steinboden. Durch heftigen Protest erreichten die Häftlinge schließlich, dass sich die Bedingungen besserten. So durften die Insassen nun studieren. Nelson Mandel nutzte diesen begrenzten Freiraum, indem er Jurakurse im Fernstudium absolvierte und andere Mithäftlinge auch dazu ermutigte, ein Studium zu beginnen. Daher wurde der Ort von ihnen auch „Mandela-University“ genannt.
Heutzutage sind ehemalige Häftlinge für die Führungen auf der Insel zuständig. Für uns werden so die damaligen Umstände viel greifbarer.
Als Nächstes fahren wir zur Kaphalbinsel und besuchen die Weingebiete bei Stellenbosch!
