Clara und Matze
Clara und Matze
vakantio.de/cum

Wieder in "S´Traya"

Veröffentlicht: 01.10.2024

Vom Flughafen Brisbane aus fuhren wir mit dem Zug nach Ipswich, wo uns Alicia aufsammelte. Zufällig hatte sie Geburtstag, was wir erst herausgefunden hatten, als der Flug bereits gebucht war, sie versicherte uns aber, dass es ein schönes Geburtstagsgeschenk sei, uns wiederzusehen. Ihre Tochter Erin, die wir erstmals als süße 14 jährige kennengelernt hatten, sah noch herausgeputzter und erwachsener auf als bei unserem letzten Besuch vor 14 Monaten, sie hatte nun auch ihren Führerschein und ein eigenes Auto. Wahnsinn wie die Zeit vergeht!! Alicia und Chris haben sich vor kurzem im Einvernehmen getrennt, für uns kam es nicht als allzu großer Schock. Während jedes Besuches nach unserem ersten Aufenthalt waren beinah täglich die Fetzen geflogen, häufig sind Tränen geflossen. Alicia hatte uns schon am Telfon gestanden, dass seit langem keine Interesse mehr an Intimität bestand. Noch leben sie zusammen im Haus, Alicia schläft im Gästezimmer und ist froh, die Hälfte der Woche im Außendienst zu sein. Um die 4 Hunde, die in zwei separaten Gruppen gehalten werden müssen, weil es sonst zuviel Drama gibt, kümmert sich, wer gerade Zeit hat, genauso ist es mit den anderen Tieren. Die Hühner gibt es nicht mehr, denen haben die Dackel leider den Garaus gemacht. Die vor einigen Jahren zum Teil von mir eigenhändig gepflanzten Obstbäume und native Sträucher gibt es noch, weil es diesen Sommer viel geregnet hat. Also soviel, dass es großflächige Überschwemmungen gab, ein gesundes Mittelmaß gibt es niederschlagstechnisch in Australien eher selten. Mit Backpackern hatten Alicia und Chris in den letzten zwei Jahren nicht mehr so wirklich Glück (mangelnde Leistungsbereitschaft/Motivation), das Mädel was sie jetzt gerade noch da haben, wird der letzte sein. Auch, weil keine weiteren Projekte am Grundstück mehr anstehen, es würde mich nicht wundern, wenn die Beiden es verkaufen würden, sobald Ben mit der Schule fertig ist. Ich glaube, Alicia will so schnell wie möglich eigene Wege gehen. Sie sieht fitter aus als seit den letzten Jahren und wirkt gelöster. Die Nachttemperaturen machten es uns im Hobbyraum im schwülen Obergeschoss, wo wir die erste Nacht verbrachten, nicht gerade einfach. Danach bauten wir dann doch das Dachzelt auf, durch das nachts ein angenehmes Lüftchen blies und uns Einstein- Johnsons etwas spezieller Kater- am frühen Morgen keinen beinah- Herzinfarkt bescherte. Nach einem gemeinsamen Geburtstags- BBQ mit einigen Familienmitgliedern, die wir bereits von unserem allerersten Aufenthalt zu Weihnachten 2019 kannten, verließen wir das Haus der Johnsons. Ich hatte eine recht ungewöhnliche tierliebe Dame entdeckt, zu der wir für unser nächstes Woofingerlebnis fuhren. Nun befand sich das natürlich mal wieder- typisch Australien- nicht um die Ecke sondern knapp 7 Fahrtstunden Richtung Süden. Wir haben ja aber etwas Zeit, Matzes geplanter Unistart ist erst im Juli und man will ja nicht rumsitzen und Däumchen drehen. Wir fuhren über die niedliche Studentenstadt Lismore, übernachteten in einem kleinen privaten Camp umgeben von Wallabies und gigantischen Eucalypten und ich konnte mich endlich mal wieder mit meinem Bodyboard in den Wellen austoben. Aud dem Stück inlandwärts von Port Macquarie nach Elands machte das Wetter eine 180 Grad Drehung und es regnete für den ganzen Tag fast ununterbrochen. Stellenweise war die Straße, die uns unsere Navigation vorgeschlagen hatte, unbefestigt und es fühlte sich gut an, ein Auto mit Allradantrieb zu haben, man konnte ganz gut sehen, dass Überschwemmungen Teile der Straße weggewaschen hatten. Effie und ihre zwei Hunde begrüßten uns und dann zogen wir in unser Quartier mit Aussicht im Obergeschoss der Garage ein. Es gab nur eine Matratze und keine Wände, man war praktisch mitten in der Garage, aber wenn man die Garagentür runterkurbelte war es schön dunkel und mit Nachttemperaturen von minimal 18 Grad würden wir auf jeden Fall nicht frieren. Dann lernten wir Effies quirlige Mitbewohner kennen- 14 Frettchen- die zunächst noch alle putzig aussahen und schliefen (Frettchen verschlafen etwa 20 Stunden des Tages), am nachmittag kam dann aber richtig Leben in die Tierchen. Außer dem Frettchen, das mal eine zeitlang bei meinem Papa wohnte, hatten wir keine Erfahrung mit dieser Tierart. Wir stellten schnell fest, dass sie sehr scharf auf Zehen und Finger waren und auch sonst gern Schabernack trieben. Da nicht alle miteinandern auskamen, hatte Effie verschiedene Spielbereiche im Haus, die sie mithilfe von Spanholzbarrikaden abtrennen konnte und außerderdem ein Außengehege. Überall lagen und hingen Röhren und Pappkartons herum, da Frettchen Höhlen und dunkle Ecken mögen. Deshalb und wegen ihres starken Jagdtriebes wurden sie in Europa zur Kaninchenjagd benutzt. Drei Kaninchen wohnen draußen in einem Gehege, Rob hat sich beim Bauen extreme Mühe gegeben, es schlangensicher zu machen, denn kleine Tiere jeder Art ziehen natürlich auch “Raubtiere” an. Erst einige Wochen zuvor hat Effie, die alle Außengehege jeden Tag kontrolliert, eine fast 3 Meter lange Python im Frettchenauslauf entdeckt, zum Glück bevor sie die Frettchen rausgebracht hat. In der Vergangenheit gab es leider schon tödliche Zwischenfälle. Trotzdem haben Rob und Effie keine Vorurteile oder negativen Gefühle gegenüber Schlangen, sie gehören halt hierhin. Effie lebt seit über 15 Jahren vegan, für die Frettchen muss sie jedoch nicht nur Fleisch sondern sogar Innereien wie Hühnerherzen kaufen, weil in Innereien verschiedene Vitamine vorkommen, die die Frettchen brauchen. Sie können keine Pflanzenteile verdauen! Dasselbe gilt für die zwei Katzen, für ihre zwei Hunde kocht Effie vegane Kost. Tessa, eine Kelpiehündin wurde die ersten 7 Jahre ihres Lebens zum Züchten missbraucht, hat nicht viel menschliche Zuneigung und Auslauf bekommen. Deshalb ist sie nun sehr anhänglich und möchte ständig von Menschen umgeben sein. Sie ist unangressiv gegenüber allen anderen vierbeinigen Mitbewohnern, weiß aber nicht so recht, was sie von der Forschheit der Frettchen halten soll, wenn sie sich untereinander streiten, bellt sie, vielleicht als Warnung an die Menschen im Haus oder weil sie hofft, “schlichten” zu können. Manchmal hat Tessa den Drang, andere Tiere zu hüten, was bei den Katzen zu großer Verwirrung führt. Unbeaufsichtigt lässt Effie keines der Tiere mit den Frettchen, vor allem wegen deren aufgedrehter und bissiger Natur. Der etwas grobschlächtig aussehende Buddy ist hingegen Grund auf entspannt, macht aber gern sein eignes Ding und geht auf dem Grundstück auf Wanderschaft, was Effie nicht so gern hat aus Sorge, dass er ein Wallaby oder anderes Tier oder sich selbst verletzen könnte. Alle ihre Tiere sind gerettet aus schlechter Haltung oder von Menschen, die sich schlichtweg “übernommen” haben, was bei Frettchen leider oft der Fall ist. Sie sehen aus wie kuschelige und einfache Tiere, sind es jedoch nicht. In Queensland, das Bundesland in dem Brisbane liegt, ist es verboten, sie zu halten, aber in New South Wales nicht. Mehrere der Frettchen stammen von Leuten, die sich uninformiert ein Frettchen aus einem anderen Bundesland nach Queensland geholt haben und dann versucht haben, es loszuwerden. Findet die Regierung es heraus, werden die Tiere getötet. Es gibt nur wenige Rettungsstationen für diese sehr speziellen Tiere und Effie bekommt keine Unterstützung von der Regierung. Dafür müsste sie sich mindestens zwei weitere Leute suchen, die sich registrieren lassen würden. Elands ist ein Dorf mit sehr weit verstreuten Grundstücken, einige Leute kennen und mögen Effie und ihre Arbeit, viele denken aber, sie hat einen an der Waffel. Vegan und 20 Tiere im Haus.... Sie war so glücklich, dass wir mit den Frettchen zurechtkamen und keine “Angst” vor ihnen hatten, die letzten zwei Backpacker hatten massive Probleme mit der Beißfreudigkeit der Tierchen und sind hysterisch weggerannt- keine gute Idee, wenn man den Jagdtrieb der kleinen Raubtiere nicht noch extra anregen möchte.... Morgens half ich Effie meistens beim Saubermachen der Käfige und dem Füttern und Spielrotieren der Frettchen, ansonsten half ich ihr bei der Arbeit an ihrem Gemüsegarten. Außerdem malerte ich die Wände in der Garage weiter, die sie sich als ihr Künstlerstudio eingerichtet hatte. Sie wollte gern zeitnah ein Studio eröffnen, um am Wochenende Touristen und anderen Reisenden ihre Kunstwerke zu zeigen und zu verkaufen. Außerdem würden so mehr Menschen über die Tierrettung Bescheid wissen und eventuell Spenden. Lange Anfahrtswege zu Märkten etc wollte Effie nicht so gern auf sich nehmen, vor allem weil die Frettchen zu sehr regelmäßigen Zeiten zweimal am Tag gefüttert und rausgelassen werden mussten. Sie hatte mehr Erfahrung im Umgang mit den Tieren als ihr Partner Rob und auch wenn ihr 13 jähriger Stiefsohn Zee keine Angst vor den Frettchen hatte, er war im klassischen Rebellenalter und hörte nur wenn es ihm gerade passte oder sich Rob zu Wort meldete. Ich liebte die ruhige Umgebung und die Arbeit mit den wuseligen Vierbeinern, auch wenn es schon recht nervenaufreibend sein konnte, wenn man in der Küche am Herd stand und sich eines der Frettchen durch die Abgrenzung durchboxte, um Jagd auf jeden Zentimeter nackte Haut zu machen. Ich trug deshalb trotz der warmen Temperaturen dicke Flauschsocken wenn die Racker draußen ihr Unwesen trieben. Matze mähte und verschnitt Büsche und Bäume, kümmerte sich um einige Reparaturen und baute den Frettchen ein zweites Außenauslaufgehege. Abends aßen wir alle zusammen, Effie war eine grandiose Köchin und ich lernte einige neue Tricks und Rezepte. An einem schönen sonnigen Tag fuhren wir zu einer geheimen lokalen Badestelle, wo man auf einer Wassermatratze eine Kaskade herunterrutschen konnte. Ich verzichtete, da ich in der Vergangenheit mal ein recht harmlos aussehendes Stück runtergerutscht war und mir dabei ganz schön wehgetan hatte. Weiter oben, auf der Suche nach einem etwas tieferen Becken zum Schwimmen, stöberte ich eine Redbelly Blacksnake auf, die eilig aber elegant übers Wasser auf die andere Seite glitt. Eins meiner persönlichen Highlights war die Kreierung eines Wandmosaiks über dem Herd in Effies Küche, ich hatte bis zu dem Zeitpunkt noch keine Erfahrung damit und mir machte es großen Spaß. Viel zu schnell waren die zwei Wochen rum, wir mussten uns aber langsam um unsere WG Planung kümmern und deshalb wieder nach Brisbane fahren. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von der tierlieben Familie und den zahlreichen felligen Mitbewohnern. Als Andenken an uns malte ich ein kleines Kunstwerk an die Wand unseres Schlafbereichs im Obergeschoss, Effie hatte mir allgemein freie Hand gegeben, ihre Materialien zu verwenden und die Wand zu verschönern. Zunächst machten wir einen Abstecher nach Crowdy Bay, ein uns noch unbekannter Ort. Am Camp tummelten sich zahlreiche Kängurus, sogar einige Mütter mit ihren halbstarken. Das Wetter hätte zwar besser sein können, wir genossen aber die schöne Natur um uns herum und die spektakuläre Küstenlinie. Wir hielten auch nochmal in Bellingen an, das wir 2019 zum ersten und einzigen Mal zufällig zum Folk Festival Wochenende besucht hatten. Es regnete leider fast ununterbrochen und die Brauerei konnten wir auch diesmal nicht besuchen, weil dort eine Party stattfand, für die uns der Eintritt etwas zu teuer war. In einem kleinen Restaurant nebenan fanden wir dann was Nettes zu essen und außerdem gab es ziemlich gute Livemusik. Von Bellingen aus fuhren wir über den Dorrigo Nationalpark, welcher als die Blutegelhochburg des Bundeslandes gilt. Wir wurden nicht enttäuscht, die Blutegeldichte war auch dank des anhaltenden Miesepeterwetters hoch, wir begegneten einigen Leuten, denen deren ungewollte Beliebtheit mental offensichtlich schwer zu schaffen machte. Ein paar Mal musste ich mir das Lachen echt verkneifen. Außerdem stolperte Matze um ein Haar über eine kleine Brown Snake, recht untypisch für so dichten subtropischen Regenwald und die Wetterlage. Wir fuhren weiter über Mount Hyland, entlang majestätischer Eucalypten und schöner Aussichtspunkte. Das Wetter hatte sich beruhigt doch wir hatten die unbefestigten Straßen ganz für uns allein. Schließlich statteten wir der Gold Coast dann noch einen Besuch ab, wo wir ein paar schöne Secondhandläden durchstöberten und eine neue Brauerei testeten. Am 1.3. starteten wir eine neue Woofingaufenthalt, diesmal unter einer Fahrtstunde von Brisbane entfernt, in Highvale. Nicht weit von tollen Wasserfällen und Wanderwegen am Fuße einer Bergkette gelegen, leben Vanessa, Dave und Tobi in “Lofty Meadows”. Vanessa und Dave haben beide jahrelang als Lehrer für die lokale Steinerschule- so nennen die Australier Waldorfschulen- gearbeitet. Danach hat Vanessa an einer Schule für neurodiverse Kinder garbeitet, bis es leider einen unschönen Vorfall gab, einer der Schüler ist körperlich ausfällig geworden. Vanessa, die eine extrem traumatisierende Kindheit voller Gewalt erlebt hat, hat das extrem zurückgeworfen und sie ist seitdem arbeitslos. Als Jugendliche hat sie eine fiese Verletzung am Knie erlitten und hatte seitdem chronische Schmerzen und leichte Gehprobleme, vor etwa einem Jahr hat sie sich dann bei einem Motorradunfall das andere Knie ruiniert. Sie konnte monatelang kaum laufen und hat immer wieder heftige Schmerzattacken. Es besteht Hoffnung auf einen Ersatz, aber die öffentliche Warteliste ist lang und der private Eingriff würde um die 30.000 Dollar kosten. Vor ein paar Monaten musste Vanessas stark vergrößerte Schilddrüse entfernt werden und seitdem hadert sie mit vermindertem Stimmvolumen und dumpfen Schmerzen im Kehlkopf. Zusammen mit Dave war sie früher in einer Band, er meist am Bass und sie als Sängerin. Beide haben zwei Kinder aus vorherigen Beziehungen, die nun schon auf eigenen Beinen stehen. Wir wohnten in einer Hütte etwas oberhalb des Hauses, wo früher die Mädchen ihre Zimmer hatten. Da die Wände erst nachträglich eingebaut wurden, kann man jedes Geräusch aus dem Nebenzimmer hören. In Tobis Fall sein extremer Husten und das ständige Brummen seines Ventilators der die ganze Nacht läuft, nicht mal nur wegen der Wärme, sondern weil er das Geräusch wohl zum Einschlafen braucht. Also ich bin ja das komplette Gegenteil und liebe Stille und tiefste Dunkelheit, eine Sehnsucht nach Lärm zum Einschlafen kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Nach einigen Nächten schaffte ich es aber, das nervige Geräusch einigermaßen auszublenden. Tobi spielt viel Basketball und ist 2,05 Meter groß, damit überragt er seinen auch schon großen Vater Dave über 10 Zentimeter. Wir halfen die ersten Tage beim Organisieren des hoffnungslos zugemüllten Schuppens. Generell gibt es nicht allzu viel überdachten Stauraum, der Wohnbereich selber ist ein etwas erweiterter Schuppen mit Wellblechdacht und im Bad fehlt fast ein halber Meter Wand, sodass sich dort abends allerlei Tierchen tummeln, die vom Licht angezogen werden. Neben den üblichen aus Indonesien eingeschleppten Geckos und Spinnen in allen Größen sind diverse Pythons im Haus keine Seltenheit. Vanessa hat das auch ausdrücklich auf ihrem Helpx Profil klar gemacht, da es in der Vergangenheit Backpacker gab, die mit soviel Nähe zur Natur komplett überfordert waren. Wir fanden dann auch am dritten Tag im Schuppen eine dicke zusammengerollte Python im obersten Schranksegment, ich ließ die Sachen direkt neben ihr erstmal in Ruhe. Erst nach zwei weiteren Tagen war die Schlange verschwunden, von ihr zeugte nur noch ein üppiger weißer Kotbatzen. Sie muss wirklich intensiv am Verdauen gewesen sein, unsere basslastige Musik und Herumgeklapper haben sie wenig beeindruckt. Nur zwei Regelreihen weiter unten habe ich dann beim Ausräumen einer Pappkiste eine Brown Tree Snake aufgestöbert, ebenfalls eine ungiftige Schlangenart. Wir trugen sie vorsichtig zum Waldrand, wo sie schnurstracks zwischen den Bäumen verschwand. Beide Schlangen haben wir nicht nochmal angetroffen, was bemerkenswert ist wenn man bedenkt, wie offen Vanessas und Daves Haus ist. Vanessas Liebe zum Recyceln und künstlerischer Neuverwendung alter Dinge wird begünstigt durch zwei nicht allzu weit entfernte öffentliche “Treasury Islands”, wo regelmäßig wohlhabende Leute aus der Gegend ihren ungewollten Haushaltsrat und diverse andere Gegenstände abladen, die dann andere Leute kostenlos einsacken können. Nach einigen Besuchen dieser Institutionen hatte mich Vanessa mit dem Fieber infiziert. Neben dem Sammeln von Gütern aller Art, was natürlich das “Lofty Meadows Chaos” eher füttert statt minimiert, liebt Vanessa kochen und ihren Garten. Mit letzterem halfen Matze und ich ihr, da sie noch mit Bewegungseinschränkungen kämpfte und das Grundstück nicht sehr eben ist. Zum ersten Mal lernte ich, wie man einen Hügelkulturgarten anlegt und obwohl das Arbeiten mit Machete, Säge und Schaufel durchaus schweißtreibend war, hat es mir viel Spaß gemacht. In nur wenigen Wochen schossen die gepflanzten Sprösslinge massiv in die Höhe. Einmal brauchte eine Frau in Brisbane Hilfe beim Aufräumen ihres Eigentumsgartens. Sean kam gegen nachmittag vorbei, wir hatten ihn seit fast 2 Jahren nicht mehr gesehen und freuten und riesig. Als dann Vanessa und Dave kurz vorbeikamen um das abgeschnittetene Grünzeug als Mulch für ihren Garten einzusammeln, gab es eine noch größere Überraschung: Vanessa kannte Sean und Lynnette. Sie waren auf einer Party von Sean und Lynnettes deutscher Vermieterin und zugleich Mitbewohnerin Michaela aufeinandergetroffen. Wie klein Brisbane doch ist! Wir lernten Freunde und Nachbarn von Vanessa und Dave kennen, darunter viele kauzige und alternative Gestalten. Mit auf dem Grundstück, in einem kleinen Haus auf Rädern, lebt Ben, der den Großteil der Woche allerdings in bei Michaela in Brisbane verbringt- dieselbe Deutsche, bei der auch Sean und Lynnette eine Weile gewohnt hatten. Neben einigen Gärtnerjobs, an die wir mit Vanessas Hilfe gekommen sind, guckten wir uns zusammen mit Shannen und Joshy nach einer Wohnung um. Wir hatten ein Treffen mit Beiden organisiert und sofort ein gutes Gefühl gehabt. Die meisten in Frage kommenden Häuser schaute sich Shannen an, weil wir oft vormittags eingespannt waren und sie einen recht flexiblen Laptopjob hatte. Wir schauten und auch drei Häuser an, eines gefiel uns richtig gut und unsere Stimmung war demnach auch etwas geknickt als wir eine Absage erhielten. Am 9.4. rupfte ich gerade hartnäckiges Unkraut aus einem von Vanessas überwucherten Gartenbeet, als mein Handy klingelte. Shannen war am anderen Ende der Leitung und sie war extrem aufgeregt: Wir hatten die Zusage für ein Haus bekommen! Ihre Schwester Regan hatte sich mit beworben, da das Haus 6 Schlafzimmer hatte und die Gesamtmiete bei fast 1000 Dollar war, hatte das unsere Chancen natürlich erheblich verbessert. Trotzdem großes Glück, wenn man bedenkt wie viele Leute im Moment nach einer Wohnung/Haus suchten, Matze und ich kein Einkommen nachweisen konnten und Shannen zwei Hunde hatte. Nur 6 Tage später betraten wir unser neues Zuhause. Auf dem Weg von Highvale nach Süden hatten wir bei Freunden von Shannen ein kostenloses Doppelbett aufgesammelt, damit wir nicht im Dachzelt schlafen mussten. Das Haus fühlte sich extrem groß und etwas einschüchternd an, die einzigen Objekte die nicht zur existierenden Küchenzeile und Schränken gehörten waren eine Vielzahl an Brettspielen. Außer uns schlief die erste Nacht Niemand im Haus, die anderen würden bis zum Wochenende warten, um ihre ganzen Sachen zu bewegen. Mitten in der Nacht riss mit Gepolter aus dem Schlaf, mit pochendem Herzen wagte ich mich aus unserem Zimmer und knipste alle Lichter an. Der Übeltäter war jedoch kein Einbrecher, wie mir schließlich klar wurde, wir hatten eine Horde tobwütige Possums auf unserem Dach. In den nächsten Tagen kümmerten wir uns um die Anschaffung einer Couch für das kleine Wohnzimmer im hinteren Bereich des Hauses und einen Kühlschrank. Als Regan dann mit Sack und Pack am Samstag einzog, hatten wir dann erstmal den Großteil der benötigten Möbelstücke inklusive Waschmaschine und Trockner, sie hatte vorher mit ihrem Partner in einem Appartment gewohnt. Sie brachte auch ihre zwei Katzen mit, die Beide sehr scheu waren und sich die ersten Wochen nur aus sicherer Entfernung bewundern ließen. Am letzten Tag im April hatten wir endlich alle Dokumente für das Studentenvisum zusammengetragen (Stichtag war der 1.5.), Matze hatte sich gerade so noch rechtzeitig für einen offiziellen Englischtest beworben, weil der von vor 5 Jahren nicht anerkannt worden war. Nach stundenlangem Dokumente zusammensuchen und einem geistigen Halbmarathon (unter anderem wollte die australische Regierung auf der vorletzten Seite des Onlineformulares alle Länder mit konkreten Daten wissen, die wir in den letzten 10 Jahren besucht hatten), hatten wir den Papierkrieg erstmal hinter uns, nun war Geduld gefragt. An einigen Tagen die Woche fuhren wir nach Samford, wo wir für Leute gärtnerten und dann bei Vanessa und Dave übernachteten. Ich bot Vanessa an, selbst Essen einzukaufen oder ihr Geld zu geben, sie bestand jedoch darauf, jeden Abend für uns zu kochen, weil wir mehr Arbeit als erforderlich geleistet hatten. Schließlich kamen dann auch neue Backpacker an, ein Pärchen aus Frankreich und ein japanisch- südafrikanisches Pärchen. Alle wirkten zunächst ganz nett, auch wenn sie alle recht viel kifften, mit der Zeit verschlechterten sich Benehmen und Arbeitseinstellung extrem. Am 11.5. legte Vanessa auf der Geburtstagsparty einer Freundin als DJ auf und sie hatte uns eingeladen. Der Großteil der älteren Gesellschaft verabschiedete sich schon gegen 22 Uhr, danach war das großzügige Deck, das als Tanzfläche diente, recht leer. Es half sicher nicht, das es regnete, wir hatten aber trotzdem Spaß und spielten Billard mit verschiedenen Freunden von Vanessa und Dave. Wir waren ziemlich sicher die nüchternsten Leute auf der Veranstaltung, aber wir hatten am Abend zuvor auch schon etwas getrunken und man muss ja nicht das machen, was alle machen. Wir fanden die anderen vier Backpacker bei den Zelten, sie hatten eine Dose von Vanessas Grasbrownies dabei. Ich weiß, dass Vanessa diese zwei Tage vorher gebacken hatte, sehr darauf bedacht alle bedenklichen Inhaltsstoffe außerhalb der Reichweite ihres verfressenen Dackels Martin aufzubewahren. Und der Gedanke, dass ihr 17 jähriger Sohn etwas riechen könnte, gefiel ihr auch nicht also wurde abends um 22 Uhr ein kräftiger Kaffee gekocht- wobei später rauskam, dass er genau Bescheid wusste. Die anderen vier bedienten sich also an den Brownies, ich hatte damit in der Vergangenheit keine angenehmen Erfahrungen und verichtete nur zu gerne, Matze hatte keine Lust. Später waren wir umso erleichterter, dass wir in jederlei Hinsicht nüchtern waren denn das Zelt was für uns aufgebaut worden war, hatte dem Regen kein bisschen standgehalten. Wir fuhren also gegen 1 Uhr morgens zu Vanessas und Daves Haus und bauten dort unser Dachzelt auf. Keine Musik oder lärmende Menschen hielten uns vom Schlafen ab und so fühlten wir uns dann am nächsten Morgen erfrischt für unseren Gartenjob bei Susanne. Als wir abends wieder bei Vanessa eintrafen, war die Stimmung sehr angespannt. Das südafrikanisch- japanische Backpackerpaar hatte sich die Brownies einfach aus Vanessas Auto geholt, Vanessa hatte ihnen im Vornherein angeboten, sich jeder einen nehmen zu dürfen, sie legten die Box aber nicht wieder ins Auto zurück. So hatte Vanessa dann nur ein paar wenige Brownies, die sie in ihre DJ Tasche gelegt hatte für ihre Freunde und das Geburtstagskind, für die sie diese Brownies in erster Linie gebacken hatte. Da die Browniediebe breit ins Bett gefallen waren und auch am nächsten Morgen alles anderes als hilfreich waren, musste Vanessa den Großteil der Lichter und des Tonequipments selber einpacken. Zusätzlich dazu hatte Martin am Nachmittag eine Art Anfall bekommen und war seitdem sehr schwach auf den Beinen, Dave hatte ihn in einer Decke auf seinem Schoß. Vanessa vermutete, dass der verfressene Dackel irgendwie an die Dose mit den Brownies gekommen war, Brett (der Südafrikaner) behauptete, die Brownies sicher versteckt zu haben, wahrscheinlicher war dass er sie einfach neben den Van auf den Boden gestellt hatte und Martin sie aufgespürt hatte. Egal wie klein und gebrechlich dieser alte Hund aussieht, er ist extrem erfinderisch und sportlich wenn es um die Beschaffung von Fressbarem geht. Ich war mir unschlüssig, ob eine Marihuanavergiftung der wirkliche Grund war, Vanessa hatte zugegeben dass Martin seit einer Weile keine Anti-Herzwurm-Kur mehr bekommen hatte. Da Martin zunehmende Hustenattacken hatte, könnten es auch Herzwürmer sein und dann wäre das in dem Stadium ein definitives Todesurteil. Auch am nächsten Tag sah Martin noch nicht besser aus und wir verabschiedeten uns mit sehr gemischten Gefühlen aus Highvale. Vanessa war froh, dass sie die anderen Backpacker wieder los war, es hatte zwar ganz gut mit Ihnen begonnen, aber den Stress der letzten Tage und die Verantwortungslosigkeit hatten sie mental zermürbt. Egal, wie anstrengend Martin mit seiner extremen Verfressenheit und seiner Tendenz, einem immer vor die Füße zu laufen, manchmal sein konnte, Alle hatten den kleinen Racker gern. Zwei Tage später kam dann aber Entwarnung: Martin war wieder 100% da, verfressen wie eh und jeh. In meiner Freizeit probierte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben am Sticken und hatte überraschend viel Freude und Motivation- naja, zumindest für etwa eine Woche. Am 25.5. gab es schon wieder eine Party mit Vanessa als DJane, diesmal ein 60. Geburtstag von Jemandem, dessen Partnerin bei der vorherigen Feier gewesen war und Vanessas Stil sehr gemocht hatte. Dave spielte mit seiner siebenköpfigen Ska-Band und wir waren offiziell angestellt als Helfer für Auf-und Abbau. Greg und seine Verwandtschaft waren involviert im Truckbusiness und dementsprechend wohlhabend, wenn auch mental nicht gerade stabil. Während der Feier tanzte ich ausgelassen mit einigen der wenigen weiblichen Personen auf der Veranstaltung, sobald Matze sich aber für eine Weile zurückzog, um mit seinem Kumpel Fabi zu telefonieren, bekam ich viel unerwünschte männliche Aufmerksamkeit. Interessanterweise fand ich einen unerwartet angenehmen Gesprächspartner in einem Cousin von Greg, der am Tag zuvor alles andere als sympathisch auf mich gewirkt hatte. Wir unterhielten uns über recht ernste und tiefgründige Themen, bis wir leider Gesellschaft von einem sturzbetrunkenen Familienfreund bekam, der mir ständig sagte, wie schön ich sei. Dementsprechend erleichtert war ich, als Matze wieder da war. Die Anderen feierten dann noch bis zum Morgengrauen, wir verkrochen uns aber gegen 1 Uhr ins Zelt- ich hatte keine Lust mich abzuschießen, aber nüchtern wurde mir die betrunkene Gesellschaft wirklich zu anstrengend. Am 7.6. fuhren wir auf ein Festival, das die “Wizards of Kingston” organisiert hatten, dieselbe Truppe die das Festival im September 2021 veranstaltet hatte, auf dem wir Katja, Harmony und Kurt kennengelernt hatten. Die Temperaturen waren jetzt im Juni natürlich etwas frostiger, aber wir hatten uns kuschelige Tanzklamotten eingepackt und genug Decken für die Nacht. Am ersten Abend legte Katja ein klasse Technoset auf und auch die DJs danach sprachen uns sehr an, sodass wir dann doch noch länger wach waren als ich anfänglich gedacht hatte. Wir campten in einem sehr ruhigen Abschnitt des Campground, neben uns nur eine Familie mit Kleinkind und wunderschöne Buschlandschaft. Die Nacht war wiklich klirrekalt, aber am nächsten Morgen zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite und ich ging auf eine kleine Erkundungstour. Während einer Runde durchs Crewcamp hielt ich Auschau nach Katja, konnte ihr Auto aber leider nicht sehen. Dafür erregte ein Pferdeanhänger meine Aufmerksamkeit, an dessen Seite eine komplette Küchenzeile mitsamt Massivholplatte, edlen kupferfarbenen Töpfen und Gewürzhaltern aufgebaut war. Man konnte sofort sehen, dass es Jemand eigenhändig mit viel Liebe fürs Detail geschaffen hatte. Sehr ansprechend fand ich auch die Bialetti, die dampfend auf dem gusseisernen Gaskocherrahmen stand- wir hatten unsere Kaffeepresse leider zuhause vergessen. Der Erschaffer dieser tollen Küche kam dann aber gerade zufälllig um die Ecke und machte uns nicht nur grandios guten und starken Kaffee, sondern versicherte uns auch, dass wir die Küchenzeile jederzeit nutzen konnten. Jasper war nicht nur ein autodidaktischer Tischler, sondern kreierte in seiner Freizeit massive Kunstwerke, die mit dem Sonnenlicht und Wind interagierten und sich teilweise bewegten. Während wir uns angeregt unterhielten, grillte Jasper Ciabatta und bereitete mit vielen bunten Gewürzen und frischen Zitronen grandiose Avocadotoasts für um die 20 Leute zu, die er dann an alle möglichen Leute im Camp verschenkte. Beschwingt einen so coolen Typ kennengelernt zu haben, feierten wir den Rest des Tages mit Jasper und seinen Freunden. Katja fanden wir leider nirgendwo, später erzählte unser aber eine Freundin von ihr, dass sie schon früh am Morgen nach einer komplett schlaflosen Nacht zurück nach Brisbane gefahren war, sie hatte die Kälte sehr unterschätzt und hatte in den letzten Wochen mit einigen gesundheitlichen Problemen und viel Stress gekämpft. Später am Nachmittag fällt mir eine gigantische Slackline auf, die Jemand zwischen zwei majestätischen Eucalypten etwa 15 Meter über dem Boden gespannt hat. Mit etwas flauem Gefühl im Magen beobachte ich den wagemutigen aber sehr talentierten Balancierer (der natürlich durch ein Harness gesichert ist). Nach langem Getanze quatschten wir mit Jasper in seinem gemütlich mit Decken und Tüchern ausgekleideten Pferdeanhänger. Am Sonntag Nachmittag machten wir uns dann auf den Heimweg, mit Zwischenstop im Boat Mountain Nationalpark. Das warme Wetter und die schöne Aussicht allein machten den Besuch lohnenswert, unser Highlight war aber, dass wir auf halber Strecke einen Koala entdeckten. Er saß nicht nur relativ weit unten auf dem Baum, sondern außerdem wach und instensiv mit Nahrungsaufnahme beschäftigt. Wir hatten außer in der Gegend um Adelaide und auf Magnetic noch nirgendwo sonst Koalas in der freien Wildbahn gesehen! Die nächsten Wochen verliefeb nicht besonders ereignisreich, wir arbeiteten für Emma und hatten außerdem einen größeren Auftrag, der uns insgesamt fast eine ganze Woche beschäftigte: Das Fällen und zerkleinern mehrerer gigantischer Bambusstände. Wir hatten für ein Lichterkettengerüst für Vanessas DJ Gig einige Wochen zuvor bei einem älteren Herren einige Bambuslängen mitgenommen und er hatte uns gesagt, er wollte gern alles loswerden. Vanessa hatte zunächst noch versucht, über Marketplace Leute aus der Umgebung zu organisieren, die Bambus gratis aufsammeln wollten oder gewillt waren, für eine Auslieferung zu bezahlen. Im Endeffekt tauchte aber nur ein Bruchteil der ursprünglich interessierten Leute auf und insgesamt erleichterte uns das um vielleicht 3% der Masse, mehr nicht. Wir sparten uns also nach zwei Tagen das Entästen und schnitten die Stücke einfach auf händelbare Längen, Phil bestellte einen komerziellen Mulcher mitsamt Maschinenbediener. Ein paar Längen hatten wir für uns abgezweigt, weil Matze hinterm Haus einen Schuppen bauen wollte. Laut unserem Mietvertrag durften wir keine “festen”/im Boden verankerte Strukturen errichten, damit war Bambus eine perfekte Lösung. Am 16.6. bekamen wir Besuch von James und Yuka, die wir auf einer Spieleveranstaltung in Neuseeland kennengelernt hatten. Wir zeigten den Beiden ein paar unserer Lieblingsplätze in Brisbane und hatten über Facebook Marketplace glücklicherweise auch noch eine kostenlose Schlafcouch gefunden. James hatte schon eine Jobzusage von Westpac in der IT Abteilung, Yuka wollte sich nach einem Cafe- oder Restaurantjob umsehen. Die Beiden schauten sich in den folgenden Tagen einige Apartments an, die meisten davon waren aber überteuert. Schließlich flogen sie nach Melbourne, um sich dort umzuschauen, Westpac hatte ja meherer Filialen und James hatte freie Auswahl. Sie fanden dann auch relativ schnell eine passende längerfristige Bleibe, etwas schade, es wäre schon ganz nett gewesen, wenn es für die Beiden hier in Brisbane geklappt hätte. Zum Glück hatten wir allein schon durch unsere WG guten sozialen Anschluss mit regelmäßigen gemeinsamen Spielen mit Freunden von Shannen und mehreren Filmeabenden. Unser neuer italienischer Freunde Simone war inzwischen auch schon vorbeigekommen und wir hatten wieder Kontakt zu Harmony aufgenommen. Kurt war inzwischen wieder nach Deutschland zurückgekehrt, das Verhältnis zwischen den Beiden angespannt. Kurts schon seit Jahren kränkelnder Vater war kurz nach seiner Rückkehr gestorben, das erklärt vielleicht auch, warum man von ihm erstmal gar nichts mehr gehört hat. Unsere nächste Anstellung fanden wir gleich um die Ecke vom Bambusjob bei Janette und Peter. Beide waren in ihrer Mobilität eingeschränkt (sie hatte durch eine Massage einen Halswirbelschaden erlitten!) und brauchten Hilfe beim Saubermachen des Decks und Gartens in Vorbereitung auf Peters Geburtstagsfeier. Für die eigentliche Feier waren wir auch als Helfer angestellt, vor allem für das Herumtragen und Aufräumen von Gläsern und Getränken, zusätzlich versuchte ich mich als Amateurfotograf. Für die Verköstigung der Gäste reiste extra Alastair Mc Leod an, ein recht bekannter Fernseh-und Michellinstarchef. Er hatte selbst seine Servier- und Präparierhilfe dabei, sodass wir in unseren freien Minuten mit in der Küche standen und plauderten. Wir hatten bereits eine recht volle Woche hinter uns, ich hatte mich vor einigen Tagen bei einer veganen Bäckerei als Verkäuferin beworben und hatte bereits einige Probeschichten absolviert. Mir machte es großen Spaß und ich hätte gern meine offiziell erlaubten 25 Arbeitsstunden dort verbracht. Leider wollte Shai, die Inhaberin, dann doch eine erfahrene Barista für diese Position. Damit konnte ich nicht dienen, ich hatte viel a la carte und Veranstaltungs-Restauranterfahrung, in jedem Cafe wo ich zeitweise gearbeitet hatte, gab es eine fest eingestellte Barista sodass ich nach meinem Grundkurs nie Erfahrung hatte sammeln können. Also blieb es dabei, dass ich auf Märkten arbeitete und wir nebenbei gärtnerten, Matze hatte nun auch seit dem 8.7. drei Tage die Woche Anwesenheitspflicht bei TAFE Acacia Ridge. Die Temperaturen kletterten nun endlich über die 20 Grad Marke, was uns sehr freute. Ich verbrachte viel meiner Freizeit im Garten und an den Wochenenden erkundeten wir unsere Wohnumgebung oder veranstaltetetn Spieleabende bei uns. Ende Juli zog Regan dann aus. Für die allgemeine Atmosphäre im Haus wirkte sich das auf jeden Fall positiv aus, da zwischen den Beiden häufig Spannung geherrscht hatte. Was nicht nur daran lag, das Marshall, einer von Shannens Hunden, sich mit Vorliebe in Regans Bad geschlichen hatte, um Katzenkot zu snacken- urgh. Ich fand es aber schon etwas schade, dass die beiden Katzen mit umzogen, seit einigen Tagen war die sonst extrem scheue Oswald (komischer Name für eine weibliche Katze) abends zu mir auf die Couch gesprungen und hatte sich mit sichtlicher Begeisterung streicheln lassen. Regan und ihr Partner Daniel hatten eine Wohnung auf der Nordseite gefunden. Wir wurden angestellt als Umzugshelfer und bekamen sie deshalb zu Gesicht, mir wurde beim Anblick der hässlichen Pseudobrickfassade und der extrem niedrigen Decke bewusst, wie geschmackvoll und wohnlich sich unser Haus anfühlte. Wenige Tage später braute Matze sein erstes Bier, ein Märzen, mit dem Equipment, das er sich vor kurzem über Facebook Marketplace gekauft hatte. Es war als Geburtstagsbier für mich gedacht, ein schönes Geschenk finde ich, selbstgemacht und originell. Am nächsten Tag unternahmen wir zusammen mit Pooven eine Wanderung auf den Mermaid Mountain. Ich war eigentlich der festen Überzeugung gewesen, dass es sich dabei um Neuland handelte, stellte dann aber fest, dass mir schon der Parkplatz recht vertraut vorkam. Wir hatten den Berg mit Sean 2019 erklommen! Die Wege stiegen zum Teil extrem steil an/fielen ab und Höhenangst trieb meinen Puls zusätzlich zur bloßen Anstrengung in die Höhe. Auf dem Gipfel bließ uns ein unbarmherzig frischer Westwind um die Ohren, wir genossen unsere Gipfelbrotzeit und die Aussicht trotzdem. Pooven hatte seine Kamera dabei und wir fanden gemeinsam ein paar gute Motive, die Yellowtail Black Cockatoos (auf gut kompliziert deutsch: Gelbohr-Rabenkakadu), die wir immer mal wieder in der Nähe hörten, bekamen wir leider nicht zu Gesicht. Wir waren schon fast wieder am Parkplatz, als ich es im Busch neben und lauter rascheln hörte, als normal für die meisten Eidechsen wäre. Ein Waran- eine große Eidechse- kletterte mit erstaunlichem Tempo einen extrem glatten Eucalyptusbaum empor. Während wir diese recht beeindruckenden aber eher scheuen und nur leicht giftigen Tiere bereits häufig beim Wandern in trockeneren Wäldern angetroffen hatten, war es Poovens erste Begegnung. Wir freuten uns sehr, diesen Moment mit ihm zu erleben! Der Waran kletterte recht weit nach oben, trotzdem schaffte es Pooven, ein paar grandiose Fotos zu machen. Die Klauen der Echse sehen beim Reinzoomen extrem scharf und gefährlich aus, da zieht man gleich Parallelen zu den Raptoren aus dem letzten Jurassic Park Film!

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