Coastal Nomads - Suzi, John & Betty
Coastal Nomads - Suzi, John & Betty
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Über drei Monate Vanlife (auf Teneriffa) sind genug! Wir haben uns getrennt!

Veröffentlicht: 24.05.2024

Das war natürlich nur ein billiger Trick (ein sogenanter "Clickbait"), um möglichst viele Clicks von euch auf unseren Reiseblog zu erzielen! Gleich geht es seriös weiter! Trennen tun wir uns natürlich nur von Teneriffa und das im Guten! Nach insgesamt 105 Tagen auf Teneriffa war es für uns an der Zeit, weiter zu ziehen. Portugal ruft!

Doch zurück zu Teneriffa (= TF): Am 12. April sind wir wieder „alleine“ auf der Insel, die gesamte family ist wieder abgereist (siehe Travel Blog Diamanten auf Teneriffa). Wir sortieren uns für ein paar Tage und brechen dann auf, die restliche Nordküste von TF zu erkunden. Eine längere Schönwetterperiode ist angesagt, die an der Nordküste häufigeren dichten Wolken und Regenschauer bleiben erstmal aus. Zuerst geht es nach Puerto de la Cruz und Orotava. Am Hafen von Puerto de la Cruz finden wir einen Stellplatz auf dem öffentlichen Parkplatz direkt neben dem kleinen Hafen und wenige Meter vom Wasser und der Altstadt entfernt. Wie überall auf TF ist das Parken hier umsonst, Parkgebühren sind auf TF gänzlich unbekannt! Die Küste wird hier durch eine gewaltige Betonmauer samt vorgelagerter Betonklötze geschützt, gegen die die Tetrapoden vom Sylter Strand wie Kinderspielzeug aussehen. Trotzdem haben die gigantischen Atlantikwellen vor einiger Zeit einen Teil dieser Küstenbefestigung weggerissen und in der Mauer klafft ein riesiges Loch. Wir haben Glück und die Wellen sind zur Zeit niedriger, trotzdem spritzt die Gischt meterhoch über die Mauer und Betty bekommt eine dicke Salzkruste.

Puerto de la Cruz ist nur bedingt schön. Hier gab es den ersten Massentourismus auf TF. Der Betonbrutalismus der 70er und 80er Jahre hat hier deutlich seine Spuren hinterlassen. Vieles wirkt in die Jahre gekommen und man merkt dem Ort an, dass die Touristenströme mittlerweile mehr in den Süden nach Las Americas und Los Christianos strömen. Aber das an der Küste gelegene, von Cesar Manrique gestaltete Meerwasserfreibad, der Bereich um den alten Hafen und die Altstadt sind wirklich sehenswert. Der alte, nicht mehr in Betrieb befindliche Hafen wird von der Bevölkerung als „Schwimmbad“ genutzt. Auch wir nehmen die Gelegenheit war, sonnen uns in der Abendsonne auf der warmen Hafenmole und springen aus ca. 4 m Höhe ins Hafenbecken. Über allem hängt eine leichte „Graswolke“, die Mole wird hauptsächlich von jüngeren Menschen frequentiert, wir treiben den Altersdurchschnitt kräftig nach oben.

Abends werden wir von einer Frau angesprochen, die im Abendlicht sportlich entlängs der Küstenbefestigung walkt. Sie hat unseren Van, bzw. das Logo "SRF_EX" wiedererkannt. Auch wir erinnern uns, sie und ihre Freundinnen bei einer Bergwanderung oberhalb von Benijo getroffen zu haben. Sie parkten damals mit ihrem Bus direkt neben unserem Van. Auch das ist typisch für TF, obwohl nicht so klein, trifft man sich doch immer wieder auf der Insel. Sie gibt uns noch eine Reihe von Tipps für die Umgebung und walkt dann von dannen. Was uns sehr auffällt an Spanien: Auf der Strandpromenade wird sich im Regelfall in Sportkleidung und sportlich bewegt, egal ob jung oder alt oder dick oder dünn. Das deutsche Schlendern ist hier weitgehend unbekannt!

Am nächsten Tag machen wir eine Biketour nach Orotava, ca. 500 Höhenmeter oberhalb von Puerto de la Cruz gelegen. Orotava stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist einer der ältesten und früher reichsten Städte Teneriffas. In der Stadt finden sich viele prunkvolle Häuser mit kunstvoll geschnitzen Holzbalkonen. Von üppigen Gartenanlagen blickt man über das Orotava Tal, Puerto de la Cruz und den Atlantik. In Orotava gibt es ein ausgezeichnetes Informationszentrum zum Teide Nationalpark und der vulkanischen Entstehungsgeschichte der Insel. Wir sind fast alleine im Infozentrum und bekommen zum Schluss noch eine Privatvorführung des Teide Films von der supernetten Nationalparkrangerin im großen Kinosaal. Übrigens haben wir uns bei unserer Biketour nach Orotava so kräftig verfahren, dass unsere bei Komoot aufgezeichnete Tour aussieht wie ein Teller Spaghetti...

In den nächsten Tagen geht es die Nordküste weiter "hoch". Wir übernachten in kleinen Dörfern (El Pris und Playa de Jover) tief unten am Atlantik, zu denen so steile Straßen herunter führen, dass unten angekommen die Bremsen von Betty qualmend protestieren! Da der Atlanktik dort so rauh ist, haben diese Orte alle kleine, in die Felsen geschlagene Meerwasserschimmbecken. An diesen Becken machen wir  unsere allmorgendliche Frühgymnastik. Wir sind fast alleine, bis eine ältere Dame kommt, uns sehr irritiert anschaut und sich dann etwas weiter entfernt von uns auf die umlaufende Steinbank setzt. Als immer mehr ältere Damen kommen, wird uns bewusst, dass wir wohl exakt an der Stelle Sport machen, wo diese Damen sich (wahrscheinlich seit Jahrzehnten) selber zum Frühsport und Frühschwimmen treffen. Wir rücken ein paar Meter zur Seite und alle sind zufrieden, muchas gracias!

Von Punta del Hildago aus planen wir eine Hiking Tour nach Chinamada in das Anaga Gebirge. Der Weg ist als S3 ("anspruchsvoll") eingestuft, nach einigen Kilometern muss ich leider vor den ausgesetzten Wegstücken, wo es rechts "tief in den Abgrund" geht, kapitulieren. Suzi machen die ausgesetzten Passagen nichts aus, ist halt alles Kopfsache, wirklich technisch schwierig ist der Weg nicht. Wir drehen also um und hängen eine  harmlose Küstenwanderung an, die bis zu dem super-futuristischem Leuchtturm von Punta del Hildago führt.

Für die nächsten Tage ist wieder ordentlich Wind/Passat angesagt, es geht also wieder in Richtung El Medano, nicht ohne vorher unseren Freunden Isabel und Sönke in Abades einen Besuch abzustatten. Auch ist mal wieder Waschtag für Van (Salzkruste entfernen) und Klamotten angesagt, das erledigen wir an unserer SUPERtankstelle (siehe Reiseblog Wir stecken fest auf Teneriffa).

Tja, und dann ist er wieder da, der Passatwind! Mittlerweile habe ich schon 25 Wind- und Wellentage auf TF im Logbuch, da kann man sich die Sahnebedingungen rauspicken und mehr als 3-4 h pro Tag auf dem Wasser macht der Körper auch nicht (mehr) mit. Am 30.4 falle ich etwas unglücklich bei einem Schleudersturz mit dem Brustkorb auf den Gabelbaum. Von so einer Rippenprellung hat man sehr lange gut, aber mit Schaumstoffpolster unter dem Neo und zwei 400er Ibu geht es weiter die nächsten Tage. Suzi absolviert derweil ein Alternativprogramm aus Biken und Wandern. Wenn der Passat ballert, ist ein Aufenthalt am sandgestrahlten Strand nur für Hartgesottene möglich.

Lässt der Wind einmal nach, geht es auf Bike- und Wandertouren vorzugsweise an der Küste. Ist es auf den Bergen Teneriffas noch so schön, nach spätestens zwei Tagen müssen wir wieder ans Meer!

Und schwupps ist es Anfang Mai, das Ende unserer Zeit auf TF naht mit großen Schritten. Vorher gilt es aber noch, sich von unseren guten Freunden Sascha und Zhaoyang zu verabschieden, die bereits seit Ende Dezember auf der "Insel" waren. Wir haben viel zusammen erlebt, waren biken, wandern, haben abends zusammen gekocht und ich habe mit Sascha ziemlich viele Stunden in den Wellen von El Medano verbracht. Danke euch beiden für die tolle gemeinsame Zeit auf Teneriffa! Den letzten gemeinsamen Abend verbringen wir im wunderbaren Fischrestaurant Aqua y Sal in Tajao. Gleich nebem dem Restaurant ist ein herrlicher Parkplatz am Meer für unsere Vans. Wunderbar, wenn man vollgefuttert und leicht angesäuselt aus dem Restaurant kommt!

Pünktlich zur Abreise der beiden lässt der Passatwind langsam wieder nach und wir begeben uns auf unsere Abschiedstour. Zuerst geht es nochmal in den Teide Nationalpark. Die Rangerin im Teide Nationalparkinfozentrum hatte uns den Tipp gegeben, dass Anfang Mai Frühling im Nationalpark ist. Und tatsächlich, alles ist viel grüner und vieles blüht, ganz anders als bei unserem letzten Besuch im April. Das absolute Highlight sind die rot blühenden Natternköpfe mit einem fast 2 m hohen Blütenstengel. Sehr fotogen! Wir übernachten auf der offiziellen Campingarea des Nationalparks und erleben abends einen traumhaften Sonnenuntergang in 1.700 m Höhe. Wir sind hoch über der Wolkendecke und aus den Wolken ragen die Vulkangipfel der Inseln La Gomera, El Hierro und Pa Palma empor. Einmalig! Am nächsten Tag geht es bei besten Sommerwetter die Gratstraße nach La Laguna runter. Beim letzten Mal (siehe Diamanten auf Teneriffa) hatten wir noch Sturm, Regen und die Temperatur ging runter auf 2° C. Jetzt können wir von der Gratstraße zu beiden Seiten auf die Nord- und die Südküste von TF blicken. Auch die ausgedehnte Anlage mit den schneeweißen Sternenobservatorien ist ein Hingucker. Inerhalb einer Autostunde durchquert man mehrere Klima- und Vegetationszonen. Für uns eine der Traumstraßen dieser Welt!

Von La Laguna aus geht es über Las Teresitas ein letztes Mal über die Berge des Anaga Gebirges (danke Betty, dass du alle Berge von Teneriffa so tapfer gemeistert hast!) und ein letztes Mal an unseren persönlichen Traumstrand von Benijo an der Nordküste. Drei Nächte verbringen wir dort, nur wenige Meter vom tosenden Atlantik entfernt. Wir wandern und biken ein wenig und genießen aber auch ganz viel den einmaligen Strand und die tollen Wellen beim Baden. In der Reihe der Vans steht auch "Edith", ein 1958er Dormobile von der Marke Bedford aus England, das mittlerweile José, einem Canario gehört. Ein unglaublich schönes Auto, schaut euch die Bilder an!

TF bzw. El Medano verabschiedet mich dann noch mit zwei tollen Wind- und Wellentagen. Hier in El Medano treffe ich Andreas und seine Frau Linda wieder. Mit den beiden hatte ich vor einiger Zeit schon einmal kurz am Strand gesprochen, als Andreas vom Wasser kam und wir waren uns gleich sympathisch. Wie so häufig, ist man dann auseinandergegangen, ohne die Kontaktdaten auszutauschen. Das holen wir jetzt nach und wir verabreden uns spontan an unserem letzten Abend auf TF zu einem Bierchen auf der Segelyacht der beiden.

Und auch ist das Schöne am Reisen: neue, nette Menschen und deren Lebenswege kennenlernen! Und der ist bei den beiden etwas ganz besonderes: das Leben haben sie so ausgerichtet, die Hälfte des Jahres auf Reisen u.a. mit ihrer Yacht sein zu können. Zudem haben sie ihren Wohnort an der dänischen Seite der Flensburger Förde so ausgewählt, um maximal wassernah zu sein. Respekt! Nach einigen Bierchen und Ron Miel (Kanarischer Honigrum) balancieren wir über die Festmacherleinen der Yacht wieder auf den Steg in Richtung unserer letzten Nacht auf TF.

Und dann ist er auf einmal da, der letzte Tag auf Teneriffa! Abends um 20:30 soll unsere Fähre von Santa Cruz aus in See stechen. Ein letztes Mal durch El Medano wandern, ein letztes Mal im warmen Atlantik baden... Als wir auf die Autoauffahrt der TF-1 in Richtung in Santa Cruz einbiegen hat jeder von uns eine kleine Träne im Auge. Übrigens hat auch Teneriffa eine kleine Träne im Auge, als wir auf der Fähre sind und aus dem Hafen auslaufen, regnet es (aber nur ein wenig)! 

Alles in allem hat die Zeit auf Teneriffa unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Einen besseren Einstieg in unseren Teilzeitausstieg hätte es nicht geben können. Cracias Tenerife por el gran momento!

FORTSETZUNG FOLGT




Antworten (9)

Soo toll! Danke, dass ihr mich ein Stück mitnehmt auf die Reise. 💜

travelmisssanny
Ich bin voll dabei. Mitreißend geschrieben und einiges davon ist mir gut bekannt auf TF. Lasst es euch gut gehen auf eurem nächsten Abschnitt in Portugal. Freue mich schon auf den nächsten Beitrag und die tollen Fotos.🔆💕🗺️

Carola
Großartig - genießt die Zeit 🤩 und danke fürs teilen!!! 🥰

Zhaoyang
Es war sehr schöne Zeit mit euch in TF. Enioy Your Trip in Portugal! 🥰

Sascha
Die Zeit mit euch auf Teneriffa ist wie im Flug vergangen. Wie ihr auch, nehmen wir viele unvergessliche Eindrücke mit, die ihr so schön in Prosa geschildert habt. Besonders werde ich die gemeinsamen Surf-Sessions vermissen und den abendlichen Ausklang mit euch bei einem kühlen Bier. Wir wünschen euch auf eurer weiteren Reise viel Spass, Gesundheit, gutes Wetter und freuen uns bereits jetzt schon auf ein Wiedersehen! 🤙🏻…bin schon gespannt auf euren nächsten Blog-Eintrag 😉 Happy Roaming!

Chris & Jörg
Toller Reiseblog, Bilder und Berichte! Wir wünschen Euch weiterhin eine wunderbare Zeit mit Betty!🤗

Nadja
Whow🥰 …. Wunderbar ☺️

Wie immer, toller Reiseblog. Genießt die Zeit weiterhin. Warten auf den nächsten Bericht😁

Helen
🤩

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