Coastal Nomads - Suzi, John & Betty
Coastal Nomads - Suzi, John & Betty
vakantio.de/coastal-nomads-suzi-john

Tag 59 - Strecke 5.050 km - Sergio, der Polizist aus Igueste (oder warum man unbedingt reisen sollte)

Veröffentlicht: 21.03.2024

Nachdem der starke Wind endlich und zum Glück (nach Susi´s Meinung) aufgehört hat, machen wir uns auf den Weg, Teneriffa (im weiteren "TF" wie das entsprechende spanische Autokenzeichen) weiter zu erkunden. Unser Weg führt uns die Ostküste hinauf, vorbei an ganz kleinen Orten, die sich zwischen der Küstenautobahn TF-1 und dem Atlantik an die Felsen schmiegen. Kurz hinter der Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife beginnt das Anaga Gebirge. Wir finden einen unglaublichen Stellplatz tief unten an dem kleinen Strand von Las Gaviotas, wo man wenige Schritte vom tosenden Atlantik nachts fast alleine am Wasser steht. Die Wellen sind so laut, dass wir uns nachts erst an die konstante Geräuschkulisse gewöhnen müssen. Morgens schauen wir aus dem Bett direkt auf den Sonnenaufgang über dem Atlantik!

Am nächsten Tag machen wir eine Bike Tour weiter in das Anaga Gebirge hinein. Ganz am Ende der Gebirgsstraße liegt das kleine Örtchen Igueste, keine 10 km Luftlinie von der Santa Cruz entfernt, aber gefühlt 1.00 km. Es gibt in dem verschlafenen Ort kein Geschäft, kein Cafe, kein Restaurant, einfach nichts. Von Igueste aus führt ein Sentiero (Wanderweg) hoch in das Anaga Gebirge. Mit jedem Schritt und Höhenmeter ändert sich die Vegetation, bis wir fast in die tief liegenden Wolken stoßen. Auf dem Rückweg schauen wir uns Igueste noch etwas näher an. Schmale Pfade führen durch den Ort, Straßen gibt es nur wenige. 

An einer Stelle meinen wir, dass der Weg in einem Privatgrundstück mündet und trauen uns nicht weiter. Von hinten werden wir angesprochen und ein junger Mann mit Kind auf dem Arm erklärt uns, dass der Weg "publico" also öffentlich ist. Wir fragen ihn, ob es unten am Strand vielleicht ein Café geben würde. Nein, dass nicht, aber er wäre Sergio und würde uns sehr gerne einen Kaffee machen! Voller Stolz zeigt er uns sein kleines Haus am Steilhang und bewirtet uns mit Espresso. In seinem Garten wachsen Bananen, prompt bekommen wir einige als Wegzehrung (deutlich leckerer als jede deutsche Supermarkt Banane!)  in die Hand gedrückt. Dann noch einige Stengel von einem Minzegewächs, was einfach gut gegen alles sein soll. Wir fragen ihn nach seiner Arbeit und Sergio erzählt uns, dass er bei der Policia National in Santa Cruz arbeitet und sich von Madrid hierher versetzen lassen hat. Im übrigen dürften wir heute oder auch später gerne unsere Bikes in seinem Garten parken, wenn wir hier wieder wandern gehen. Einige Wandertipps bekommen wir auch noch. Wir sind baff von so viel spontaner Gastfreundschaft und fragen uns, ob wir so etwas auch irgendwo in Deutschland erleben könnten...?

Nochmal ein paar Tage zurück gespult: Der Nordost-Passat hat uns Surfer über viele Tage beglückt. Teilweise aber schon so windig, dass an Windsurfen kaum zu denken war (die Grenze zwischen noch Spaß und harter Arbeit liegt so bei 8 Bft). Auch nachts ließ der Wind kaum nach, so dass wir zum Schlafen oft an die Westküste fahren, wo es fast windstill ist. Eine faszinierende Insel: An einem Tag ist es innerhalb von 60 Autominuten problemlos möglich,  tosenden Sturm und Windstille, meterhohe Wellen und spiegelglattes Wasser, Wüste und Urwald, kochend heiß und eiskalt, Sonne und Regen und Strand und Hochgebirge zu erleben!

Nach einigen Tagen am einsamen Strand von Las Gaviotas ist Einkauf- und Waschtag angesagt. Dies erledigen wir in San Cristobal de La Laguna (kurz "La Laguna" genannt), oberhalb von Santa Cruz. Unsere App Park4Night führt zu uns zu einem Parkplatz (und Übernachtungsplatz) an einem schönen Park gelegen (mit öffentlicher BMX-Bahn für die Kiddies, Skatepark, Kletterfelsen, Sportgeräten und so einiges mehr, wie so viele spanische Parks). Alles öffentlich, umsonst,  gut genutzt und ordentlich gepflegt. Auch hier die Frage, wieviele solcher Parks gibt es in Deutschland...?

Die Altstadt von La Laguna stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist nicht umsonst Weltkulturerbe. Zusammen mit den vielen Studenten und den dazugehörigen Tapas Bars und Kneipen ergibt sich ein ganz tolles Ambiente. La Laguna liegt bereits auf 700 m Höhe. Abends wird es empfindlich kalt, wir haben unsere "Sommerdaune" leider im Womo liegen lassen.

Von La Laguna aus soll es durch das Anaga Gebirge an den Strand von Benijo an der Northshore von TF gehen. Wir kennen die Straße dorthin aus dem Vorjahr. Sie war schon mit einem kleinen Mietwagen recht abenteuerlich. Auf den sehr schmalen und kurvigen Passstraßen, teilweise auf schmalen Graten  gelegen, hofft man die ganze Zeit, dass einem der Linienbus nicht entgegenkommt. Dann wird es nämlich gaaanz eng und im Ernstfall muss einer von beiden rückwärts in die nächste Ausweichbucht zurücksetzen (und das ist nicht der Bus...). Wir fahren ganz früh morgens los, um möglichst wenig Verkehr zu haben. Die Abfahrt nach Benijo aus rund 1.000 m Höhe mit gefühlt 100 Kurven und dem ständigen Blick auf den Atlantik gehört sicherlich zu den spektalulärsten Straßen der Welt (der Linienbus kam uns erst einige Tage später auf den Rückfahrt entgegen)!

Am Playa de Benijo bzw. Playa del Almaciga stehen wir direkt am Strand. Von der Schiebetür aus, schaut man direkt auf die riesigen Wellenberge, die ohne Unterlass vom Atlantik heranrollen. Die Wellen kommen in sogenannten "Sets", so dass sich einige sehr hohe und dann wieder niedrigere Wellen immer abwechseln. Hier gibt es viele Wellenreiter und ich wage mich mit meinem Bodyboard auch raus. Am nächsten Tag sind die Wellen dann so hoch (ca. 3 m), dass in dieser Bucht nicht mehr gesurft werden kann. Die Wellen brechen "close-out", dass heißt auf ganzer Linie auf einmal. Der Lärm ist buchstäblich ohrenbetäubend. Wir gehen wandern, auf einem Wanderweg hoch über dem Atlantik. Der Weg ist nicht ganz ohne, Wanderstöcke sollte man schon dabei haben. Trittsicherheit auf teilweise ausgesetzten Wegen ist von Vorteil. Der Höhepunkt der Wanderung ist der "Selfie-Felsen" (wie ihn nenne), so ähnlich wie der Preikestolen in Norwegen, zum Glück aber nicht so frequentiert.

Nach drei Tagen an diesem Traumstrand ruft der Wind wieder und es geht durch die Berge wieder an die Ostküste nach El Medano zum Windsurfen. Den Linienbus, der uns im Gebirge entgegenkommt, sehen wir zum Glück schon von weitem und wir können taktisch klug rechtzeitig eine Ausweichbucht ansteuern... ;-)

Hier treffen wir auch unsere Freunde wieder, die wie wir die windlose Zeit zu einem "Urlaub" vom Urlaub genutzt haben. Zusammen geht es aufs Wasser und mit den Bikes in die Berge.

FORTSETZUNG FOLGT


Antworten (2)

Nils
Traumhafte Tage, von denen ihr hier berichtet! Genießt die Zeit! Wir haben tatsächlich vor , diesen Sommer den Preikestolen zu besuchen mit unseren WoMo.

Christian Rust
Hi ihr beiden! Hoffe es geht euch gut! Habe gerade den Bericht gelesen…Toll, toll, toll! ☀️😎🤙 Ganz lieben Gruß, Chris

Spanien
Reiseberichte Spanien