Veröffentlicht: 17.09.2022
Nach neun Wochen, 66 Tagen und 9999km sind wir wieder zu Hause. Ja, auch die längste, auch die schönste Reise geht einmal zu Ende. Und wir könnten beide noch ein wenig unterwegs sein. Die Zeit ist einfach rasend schnell vergangen.
Nach Gibraltar schaffen wir es nicht, ebenso wie Portugal auf die Wiederaufnahme kommt. Das ist nicht schlimm, diese Ziele sind rein gedanklich gesteckt, ohne Stress und Verpflichtung. Die eigentlichen Destinationen der Reise sind Erholung, Besinnung und auch ein wenig Selbstfindung.
Wir sehen wunderbare Orte, sammeln unendlich viele Eindrücke, entdecken uns bisher unbekannte Gegenden und erleben unzählige interessante Begegnungen.
Einzig die Bardenas Reales besuchen wir während der gesamten Tour ein zweites Mal, der Naturpark ist in jedem Fall oft einen Umweg wert.
Die Normandie und die Bretagne entdecken wir völlig neu und komplett unerwartet für uns. Spanien erscheint uns erneut als Land der unbegrenzten Möglichkeiten mit weiten und fast unbewohnten, beeindruckenden Landschaften und den immer fröhlichen und lauten Menschen, die Abends auf den Straßen beisammen sind und das Leben genießen.
Und Frankreich bleibt eines unserer favorisierten Reiseziele, schon weil das mit der Sprache inzwischen so gut klappt, dass ich hier und da mit den Menschen ein wenig plaudern kann. Merci, chère Marie!
Die intensivsten Erfahrungen sammle ich bei jeder Tour für die Waskommtmitliste. EINE warme Unterhose hätte ausgereicht, die Regenhose habe ich nicht gebraucht, von neun Büchern habe ich zwei gelesen und das Häkelzeug hätte komplett zu Hause bleiben können. Die kleine Laterne für das abendliche romantische Licht hat sich in den letzten Tagen in Burgund und Elsass doch noch als nützlich erwiesen. Bis dahin war es bis zum Sonnenuntergang ausreichend hell. Das Bateau ist extra für den Pyrenäengipfel mit auf Reisen gegangen, wann gibt es schon ein Boot bei einer Bergankunft der Tour de France?
Waschpulver ist sehr nützlich. Auch wenn Zappas selbstgebaute Waschmaschine dem Bettlaken leider nicht ausreichend Platz bietet. Auf seiner Schlafseite ist in der dritten Woche das Sardinen-Abtauwasser gelandet und entwickelt seitdem täglich neuen Duft. Wie auch der Joghurt in meiner Schmusedecke.
Die mobile Waschmaschine ist dennoch eine wunderbare Konstruktion: in einen 5l-Wasserkanister aus dem südländischen Supermarkt ein ausreichend großes Loch schneiden, T-Shirt, Schlüpfer und Socke rein und Wasser plus Waschmittel drauf. Nun in die Sonne stellen, wo sich die Mischung sehr schnell sehr gut erwärmt, dann während der Weiterfahrt an den Scheibenwischer der Heckklappe befestigen, wo das Ganze prima durchgeschüttelt wird. Et voila! Fertig ist die heutige große Wäsche. Es funktioniert! Nur leider nicht für Laken und Decke.
Wir entsinnen uns an den Tag, an dem beinahe alles kaputt ging: zunächst Zappas einfache Lesebrille, dann die gute Lesebrille, er hat aber immer eine dritte dabei, der kluge Mann baut vor!
Die Kurbel der Pfeffermühle, was den Maître beim Kochen mehr als einmal laut fluchen lässt.
Der Gaskocher.
Der hoch verehrte historische Spirituskocher, der mit brodelnden Kartoffeln nah am Kangoo steht und durch einen dummen-dummen Fehler mit eingeschnappten Lenkradschloß überfahren wird, was mehrere Tage unsägliche, tiefe Trauer beim Campingchefkoch auslöst. Zum Glück winkt die Lösung des Problems auf dem elsässischen Flohmarkt, auf dem es drei neue alte Kocher für drei Euro das Stück zu erobern gibt.
Meine Sonnenbrille, auch hier winkt Ersatz auf dem Vide grenier.
Ein sehr wichtiges Ladenetzteil, das 24 Volt liefert und auf das wir nicht verzichten können. Fast ist die Reise an dieser Stelle zu Ende!
Es lässt sich unterwegs dramatischerweise nicht ersetzen, doch mit vielen Stromkabeln, einer weiteren 12Volt-Bord-Batterie und täglichem mehrmaligen Hin- und Hergeklemme haben Seine Meistrigkeit auch dieses Problem gelöst. Denn 2x12 Volt in Reihe geschaltet ergeben bekanntlich 24 - sagt der Maître.
Die Schrauben und Muttern des Griffs der Espressokanne gehen in der spanischen Sierra auf mysteriöse Weise verloren. Diese Reparaturaufgabe ergibt besonders abenteuerliche Versuchsreihen: von Kaugummi, Klebeband, Strippe und Draht in verschiedenen Dicken und Längen - dem Stier auf der Weide vor der Nase geklaut, Vogelfederkiele, über Papierstopfen, Strohhalme bis zur endgültigen Lösung mit zwei dünnen, geschnitzten Holzstöpseln der spanischen Steineiche, die durch längeres Quellen in köstlichstem heißen iberischen Kaffee die entstandenen Löcher in der geliebten Kanne hervorragendst schliessen.
Nun heißt es, die bevorstehenden Abenteuer in der Arbeitswelt zu bewältigen. Und vielleicht gelingen ja auch einige neue Projekte.
Besonders gefreut hat uns, dass wir mit eurer Hilfe unter den beliebtesten 10 Blogs bei Vakantio gelandet sind, vielen Dank fürs Lesen, Liken und Kommentieren. Wir sind auch in Zukunft online!
Bleibt lediglich die Frage zu klären: wohin geht es nächstes Wochenende?