Veröffentlicht: 01.02.2020
Wir wollen uns ein Stück aus dem Dunstkreis von Alicante entfernen. Die Flugzeuge, die wir im drei-Minuten-Takt einschweben sehen, verheißen eine stattliche Anzahl an Weihnachtstouristen. Dazu müssen wir eine 20km lange Shoppingmall durchqueren, eine Route an der mindestens alle 200m eine Fahrbahnerhebung die Geschwindigkeitsreduzierung erzwingt. Das erschwert die Fahrerei erheblich, zumal mit dem Château im Schlepptau, obwohl Spaghetti und Eier mittlerweile sicher verstaut sind. Also starten wir erst abends nach dem Essen, jetzt sind auch die eine Million Kreisel unbeschwerter zu bezwingen.
Der Platz für die Nacht ist per Maps auf dem Parkplatz einer „Batteria“, einer ehemaligen Küstenverteidigung mit dicken, alten englischen Kanonen schnell gefunden. Die Piste dorthin ist zwar eine offizielle Zufahrtsstraße, vor allem für Touristen, jedoch sehr eng, steil, hopplig und von steinigen Felsen gesäumt. Gegen 22:00 Uhr haben wir schon ein ganzes Stück dieses Wegs geschafft. Dann, hinter einer Serpentine sehen wir orange Blinklichter. Und hinter der nächsten wird die Ahnung zur Gewissheit: es leuchtet auf unserer Straße. Die Bomberos stehen mit einem dicken Räumfahrzeug auf unserer Route. Umdrehen mit dem Wohnwagen ist aussichtslos, vorbeifahren sowieso. Also was tun? Erstmal anhalten und schauen. Zappa geht ein Stück und kann auskundschaften, dass die Feuerwehrmänner etwas von der Strecke ziehen, sie sind mit Kopflampen bewaffnet und kämpfen im Blinklicht ihres Wagens mit dem Hindernis. Wir warten also. Unklar ist, ob ihr Gerätefahrzeug an unserem Geschoss vorbeikommt, wir stehen an einer vergleichsweise breiten Stelle, aber weder der Wohnwagen noch die Feuerwehr können die Bäuche einziehen.
Nach einer halben Stunde tut sich was. Die Bomberos fahren los, zum Glück nicht in unsere Richtung. Wir gehen mal hin. Ein paar von den starken Männern stehen um einen Felsblock herum, mehrere Tonnen schwer und von mächtigen Ausmaßen, der auf der Straße liegt und sichtlich schon einige Meter bewegt worden ist. Zum Glück doch kein Auto, das in den Abgrund gestürzt ist und unter dem riesigen Stein scheint auch niemand zu Schaden gekommen zu sein. Ich gebe den Jungs zu verstehen, dass wir mit dem Caravan einige Meter entfernt stehen. Das ist alles nicht schlimm, sie können nur nicht sagen, wie lange sie noch brauchen werden, um das Hindernis aus dem Weg zu bekommen.
Das Feuerwehrauto kommt zurück, eine Stelle zum Wenden ist nicht weit entfernt. Sie haben eine feste Schlinge um den Fels gewickelt und versuchen nun mit Motor- und Manneskraft, den Koloss wegzubewegen. Der erste Anlauf misslingt. Der zweite auch. Eine neue Taktik muss her. Das Räumfahrzeug muss in einem anderen Winkel stehen, beim Rangieren sollte es möglichst nicht mit den dicken harten Granitwänden in Berührung kommen. Nach dieser Millimeterarbeit kommt die Winde erneut zum Einsatz und fünf Bomberos schieben zusätzlich, dabei muss man schon Angst haben, dass am Ende nicht doch noch jemand unter dem Brocken liegen bleibt. Aber nach nervenaufreibenden vielen Minuten ist es endlich geschafft: der Fels liegt am Straßenrand und wird noch ordnungsgemäß abgeflattert. Das Feuerwehrauto ist geländegängig und lässt unser Gespann ohne Probleme vorbeifahren. Mehr als zwei Stunden später stehen wir auf dem ersehnten Schlafplatz, haben eine atemberaubende Aussicht auf den beleuchteten Hafen von Cartagena und danken dem großen Gott des Zufalls, dass das Steinchen nicht auf uns gekullert ist und den fleißigen Feuerwehrjungs für ihren unermüdlichen Einsatz am späten Sonntagabend.