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Corona-Tours

Veröffentlicht: 04.05.2020

Schönstes Wochenendwetter im April! Verreisen ist eigentlich gerade nicht gern gesehen, Sachsen-Anhalt Sperrzone und ein langes freies Wochenende liegt vor uns – was also tun?

Das Château lassen wir in diesem Fall mal zu Hause, aber der Mini-Camper, also der ausgebaute Kangoo steht vor der Tür und die Temperaturen versprechen Wohlsein auch ohne Heizung. Das Internet gibt uns Auskunft, dass Thüringen nicht ganz so streng mit Einreisenden umgeht, damit ist das Ziel schnell gefunden: das Eichsfeld!

Also Maske auf, fix den Einkauf erledigt und ab in den Süden.

Nach zwei Stunden Fahrt ist Heiligenstadt passiert und malerische Hügel liegen vor uns, grün und gelb, Getreide- und Rapsfelder und blühende Obstbäume an den Straßenrändern. Links biegen wir in einen Ackerweg ein, denn die Zeit ist reif für eine Tasse Kaffee. Wir genießen die Sonne und den Ausblick und grüßen die Hunde-Runden. Jetzt ist es aber Zeit, wir wollen noch einen Stellplatz finden und so lange scheint die Sonne ja nicht mehr.

Ich sitze schon auf meinem Beifahrersitz, muss mich aber schnell über Zappas zerknirschte Miene wundern. Nein, an eine Weiterfahrt ist gerade nicht zu denken: wir haben einen Platten! Wie ist das denn passiert? Ein fetter rostiger Haken liegt auf der Piste, der ist dem vorderen linken Reifen wohl zum Verhängnis geworden. In diesem Fall ist aber der ADAC mal nicht notwendig, das Ersatzrad haben wir an Bord und ein Reifenwechsel Zappas leichteste Übung.

Inzwischen ist die Zeit doch sehr fortgeschritten und wir schaffen es nicht mehr, im nächsten Supermarkt Kaffeemilch zu besorgen, die ich dummerweise zu Hause vergessen habe. Nun, ich brauche die sowieso nicht…

In den Hügeln des thüringischen Eichsfelds ist schnell ein Plätzchen für die Nacht gefunden, so langsam sinken die Temperaturen, ein wunderbar klarer Himmel, kaum von Feinstaub vernebelt bietet Blick auf eine Million Sterne und hier und da überrascht uns eine Sternschnuppe.

Ich bin auch überrascht, als ich beim Umbau der Räuberhöhle in den Schlafmodus feststellen muss, dass Zappas Bettzeug komplett nass ist! Das kann doch gar nicht sein, wie soll das denn passiert sein? Schnell ist das Mysterium aufgeklärt: ich habe meine Wanderwasserflasche nicht richtig verschlossen. Solche Fehler unterlaufen mir schon mal, auch bei Gläsern mit sauren Gurken oder in Öl eingelegten Tomaten… Scheinbar lässt meine Lernfähigkeit zu wünschen übrig, ich führe das auf fehlende Sauerstoffzufuhr dank Schutzmaske zurück. 

Jedenfalls sind 500ml reinstes Leitungswasser in Zappas Decke und auf seiner Schlafseite gelandet und alles ist schön feucht. Wir haben mittlerweile ca. 8°C Außentemperatur und ich biete ihm im vollen Schuldbewusstsein meinen Kram zum Schlafen an, aber er bleibt der Held des Tages: Kaffee ohne Milch, Reifenwechsel und nasses Bettzeug, es ist kaum zu überbieten. Am Morgen ist das Auto mit Reif überzogen.

Das Eichsfeld ist einfach traumhaft – ganz viele kleine Fachwerkdörfchen, von deren Kirchtürmen mit Laterne die Stunde schlägt, Bergkuppen, traumhafter Sternenhimmel, Buchenwälder, weite Aussichten über Talauen und Hänge, an denen jetzt die Obstbäume blühen, der Rauch von Holzfeuern kringelt aus den Schornsteinen und in jedem Dorf gackern Hühner, krähen Hähne und bellen Hunde…

Wir bleiben immer schön für uns, achten auf Abstand, sitzen in der Sonne und haben den ersten Sonnenbrand auf der Nase, erkunden die Landschaft, wandern ganz viel und entdecken ein malerisches Fleckchen Erde gleich in der Nachbarschaft – man muss eben doch nicht immer gleich in die ganz weite Welt hinaus!

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