Veröffentlicht: 12.06.2018
Nicht zu vergessen die vielen Inka Ruinen rund um Cusco und im Heiligen Tal. Diese haben wir dann auch in 2 Tagen auf eigene Faust erkundet. Die chaotischen Straßenverhältnisse inbegriffen. Überall fahren Kleinbusse für wenig Geld in alle möglichen Richtungen sobald sie die erforderliche Anzahl an Fahrgästen erreicht bzw. zusammengeschrien haben. Fahrpläne gibt es nicht. Aber es funktioniert. Kniee nach hinten klappen und los geht's.
Wieder zurück in Cusco stand dann am folgenden Tag das eigentliche Highlight unserer Reise an. Im wahrsten Sinne des Wortes ging es nämlich auf bis zu 4600m hoch und dann wieder auf 2000m runter. Und zwar alles zu Fuß. So ähnlich verhielt es sich auch mit den Temperaturen.
Tag 1: Der Bus holt uns um 5 Uhr morgens ab - 3h Fahrt, dann Fruehstueck, danach beginnt die Wanderung in Sayllapata auf 3550m. Ein lockerer 9km langer Auftakt zum ersten Camp in Soraypampa. Allerdings liegt dies bereits auf 3900m Hoehe. Dementsprechend kalt ist es dann auch zur Mittagspause. An diesem Tag geht es hauptsaechlich um die Akklimatisierung/Hohengewoehnung fuer den 2. Tag. Am Nachmittag geht es auf 1,5km nochmal auf 4250m hoch zum Humantay Lake. Die Lunge pfeift. Das ist schon ziemlich anstrengend. Die walking sticks zahlen sich aus. Nach ein paar Schnappschüssen geht es wieder runter. Solange man in Bewegung ist, bleibt man relativ warm. Beim Warten aufs Abendessen kühlen wir aber komplett aus. Gegessen wird dann bei Kerzenlicht und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Eine Hand löffelt die Suppe, die andere schützt die Kerzen vor dem Windzug. Um 7 liegen wir dann fröstelnd im Zelt. Mit neidischem Blick auf die Luxuscamper nebenan – die Pfeifen.
Blick auf unser noch weit entferntes Ziel - den Salkantay-Pass
Und der Blick zurueck - von wo wir gestartet sind.
Tag 2: Nach durchzitterter Nacht geht’s dann fröhlich um 5 Uhr in der Dunkelheit wieder los. Ein wärmer Tee wird ins Zelt gereicht. Wir haben viel vor. Aufstieg auf 4630m und danach wieder bergab auf 2900m zum 2. Camp in Chawllay. An dem Tag wird einem auch trotz Bewegung nicht warm. Die Ausblicke auf die umliegenden Landschaften und 6000er entschädigt aber mehr als ausreichend. Kurzatmig und mit Puls von 180 erreichen wir den zugigen Tageshöhepunkt. Es hatte in den letzten Tagen seltsamerweise geschneit, sodass wir uns auch durch Schnee und Eis kämpfen mussten. Den Kampfmulis, die größtenteils unser Equipment tragen, scheint das nichts auszumachen. Man muss Ihnen immer rechtzeitig aus dem Weg gehen, dass man nicht umgeschubst wird. Auf dem Weg bergab wartet wieder auf ca. 3350m das Mittagessen in Rayanniyoc - wie immer bestens versorgt. Das gibt wieder etwas Kraft für den verbleibenden Abstieg ins Camp. Dort ist es dann tatsächlich auch endlich wieder angenehm temperiert, sodass man sich ein kühles Andenbier gönnen kann. Ich hab mich ja schon ziemlich schwer getan, aber schlimmer geht's immer. Im unserer Gruppe gab es noch 4 Thailänder, die noch nie wirklich gewandert waren und nur Jahrestiefsttemperaturen vom 28 Grad kennen. Sie haben es auch irgendwie – trotz Höhenkrankheit – geschafft. Daher würde es mich schon nochmal reizen noch höher zu gehen. Mit der Höhe hatte ich keine Probleme, außer dass alles viel anstrengender ist. Aber auf die Kälte hab ich echt keinen Bock. Na wir werden sehen. Das waren dann ca. 23km an diesem Tag.
Tag 3: Um 5 Uhr wird heißer Tee gereicht. Der sehr gut leitende Alubecher verbrennt mir direkt den Daumen. Guten Morgen – alles wie gehabt! Wenigstens ist es warm. Heute stehen 28km an. Es geht Auf und Ab, aber letztendlich liegt das Mittagessen weitere 900m tiefer. Die Wärme bringt leider auch sehr aggressive Mücken mit sich. Die sich auch von brasilianischem Antimücken Spray nicht abschrecken lassen. Die bohren sich richtig im die Beine. Da hat man noch Tage später was davon. Gibt's da nichts von Ratiopharm? Nach dem Mittagessen geht's per aufregender Bustour nach Hidroeléctrica – typischer Name eines Inkadorfes?! Von da müssen wie noch 11km nach Aguas Calientes laufen. Immer den Schienen nach. Das ist im Prinzip ein Ort, der nur als Ausgangspunkt für die täglich 3000 Besucher des Machu Picchu dient. Also der letzte Teil war echt überflüssig. Man muss quasi um den Berg, auf dem Machu Picchu liegt, herumlaufen, bevor man am nächsten Tag den Aufstieg wagt. Naja wenigstens keine Höhenmeter mehr.
Tag 4: ihr ahnt es schon. Aufstehen um 4 Uhr. Man will ja schließlich um halb 5 in der Schlange stehen bis sich die Tore zum Heiligtum öffnen. Noch schnell eine Stunde lang in völliger Dunkelheit 500m nach oben klettern, dass man verschwitzt um 6 Uhr am eigentlichen Eingang auf 2400m steht. Aber die ganze Anlage ist dann schon sehr beeindruckend. Ich hatte ja vorher schon einige Ruinen gesehen. Machu Picchu ist aber einfach ein Nummer größer. Vom Zeitpunkt als die letzten Inka um 1560 die Anlage verließen bis zur Wiederentdeckung 1912 blieb die Anlage einfach komplett unberührt. Und das obwohl man von unten sogar Teile der Mauern erkennt. Das Wetter an dem Tag fasst die vorherigen 3 zusammen. Sonne, Regen, Sonne, Regen immer abwechselnd warm und kalt. Teilweise auch alles zusammen. Und weil wir noch nicht genug hatten sind wir nach natürlich nochmal 300m höher zum Sonnentor geschnellt, um sich das ganze Ausmaß nochmal vor Augen zu führen. Dann geht’s also wieder 1000m runter zum Ausgangspunkt und dann die elende Zugstrecke zurück nach Hidroeléctrica um dort dann im Minibus 8h zurück nach Cusco zu fahren. Also an diesem Tag haben wir auch nochmal etliche km gemacht. Gegen 10 kommen wir dann ziemlich fertig im Partyhostel an. War wohl nicht die beste Idee, aber es ist ja schließlich Samstag. In dem Hostel sind gefühlt nur Anfang 20jährige englische Richkids, die das Geld ihrer Eltern versaufen, und eigentlich überhaupt nicht wissen weshalb sie dafür bis nach Peru gefahren sind. Sowas wuerden wir natürlich nie machen. Deshalb gehen wir nochmal in die Stadt um dort gepflegt einen über den Durst zu trinken.
Was uns entgangen war ist, das in Cusco mittlerweile die Vorbereitungen für das große Fest Inti Raymi am 24. Juni begonnen haben. Das heißt, dass im Prinzip die ganze Woche schon jeden Tag verschiedenste Aktivitäten stattgefunden haben. Militärparade, Folkloreumzüge, Tänze, etc. Das haben wir uns dann am Sonntag in aller Ruhe mal näher angeschaut.
Am nächsten Tag ging es für Stefan zurück nach Deutschland ich hab meinen Museumstour vervollständigt und beschlossen erstmal ins warme Amazonasgebiet zu fahren und dann zum grossen Inkafest der Sonnenwende "Inti Raymi" zurückzukehren. Es stehen wieder Mal 12h Busfahrt über Nacht an. Und dabei geht's über 3000m nach unten.