Der Weg von San Pedro nach Calama ging schon gut zwei Stunden durch die Wüste. Und nun von Calama nach Iquique an die Küste Chiles nochmals 5 Stunden quer durch die Wüste. Weit und breit nichts, aber trotzdem beeindruckend. Iquique und die gesamte Region rauf bis nach Arica haben ebenfalls große geschichtliche Bedeutung für Chile. Iquique ist die Nitratstadt, in der Chilesalpeter für den Export verladen wurde. Heute bietet Iquique hauptsächlich Strand und beste Surfgelegenheiten für Chilenen und Gäste aus der ganzen Welt.
Im Pazifischen Krieg (Salpeterkrieg)haben hier zentrale Schlachten stattgefunden und seit dem ist diese Region auch wieder in chilenischer Hand. Das wird auch glorreich im Militärmuseum dargestellt. Als ich ins Museum ging sind mir gleich zwei engagierte Soldaten entgegengetreten, die mir die "wahre" Geschichte erzählen wollten. Aus ihrer Sicht ist die Sache relativ einfach. Bolivien hat entgegen geltendem Recht Steuern für den Salpeterabbau durch chilenische Firmen erhoben. Deshalb hat man das Land besetzt, nicht angegriffen! Und dann schließlich auch den Krieg gegen die verbündeten Peru und Bolivien erklärt. Und weil man nun schon mal im Krieg war und überlegene deutsche und britische Militärtechnik hatte, ist man halt gleich weiter bis nach Lima marschiert. Und am Ende des Krieges - wie es halt immer so ist - wurden die Grenzen in Verträgen neu geregelt. Und Bolivien habe das bis heute nicht akzeptiert. Und fertig! Als ich so durch die dünnbesiedelte Wüste fuhr, hab ich mich natürlich schon gefragt weshalb man um dieses Gebiet kämpft. Aber vor dem Hintergrund der großen Salpetervorkommen, die vor allem nach Europa als Düngemittel verkauft wurden, wird die wirtschaftliche Bedeutung natürlich schnell klar. Damit begann auch der wirtschaftliche, chilenische Aufschwung und in Bolivien ging es ziemlich bergab. Das hielt so lange an bis das Haber-Bosch-Verfahren von der BASF erstmals 1913 zur Produktion von Ammoniak erfolgreich industriell eingesetzt wurde. Damit ging der Bedarf an importiertren Düngemitteln aus Südamerika natürlich schlagartig zurück. Ich war noch etwas früh dran in Iquique. Die Saison beginnt erst so langsam, deshalb war auch nicht sehr viel los. Aber immerhin ein nettes Hostel, mit angenehmen Leuten. Da ließ es sich schon aushalten. Tagsüber habe ich mir dann noch den Nachbau des Schiffes Esmeralda angeschaut mit dem General Prat in der Seeschlacht von Iquique im Pazifischen Krieg gekämpft hat. Das Original liegt noch immer auf dem Meeresgrund. Sie wurde von einem peruanischen Panzerschiff gerammt.
Arica
Putre
Vor meinem Abschied aus Chile hat sich der Besuch des Nationalparks Lauca ganz im Norden noch angeboten. Also von Meereshöhe auf wieder gut 3500m in drei Stunden von Arica nach Putre. In Putre gab es auch einige Agenturen, die Touren anbieten. Allerdings waren diese nur schwer anzutreffen. Sah nicht so aus, als ob sie unbedingt die Touristen bedienen wollten. So viele gab es davon auch nicht. Nach ein paar Telefonaten und Klinkenputzen hat sich dann tatsächlich jemand erbarmt mich mitzunehmen. Und zwar auf die Tour nach Suri Plaza und dem farbenprächtigen Bergen ringsherum auf gut 5000m Höhe. Damit war der nächste Tag schon mal gesichert, aber eigentlich wollte ich auf eine andere Tour, auf der es etwas mehr zu sehen gibt. Dafür ließ sich aber auch am nächsten Tag niemand erwärmen, sodass ich beschloss einfach selber am nächsten Morgen zu den mehr oder weniger nahegelegenen Thermalbädern zu laufen und danach dann direkt mit dem Bus wieder nach Arica zu fahren. Das hat dann auch ganz gut geklappt. Arica hatte ich ja auch schon besucht und da gab's auch nicht mehr zu sehen, sodass ich mir dann gleich ein Zugticket für den nächsten Morgen gekauft habe.
Blick auf das Hochland rund um Putre. Das Dorf liegt unten im Kessel. Dieser flauschige Felsbezug sieht nicht nur gut aus, sondern ist im getrockneten Zustand auch sehr gutes Brennmaterial. In den Bergen gibt es ja bekanntlich nicht allzu viel Brennholz. Der Belag wächst aber nur 1mm pro Jahr, sodass es mittlerweile verboten ist das Grün abzuernten. Der Bestand war schon stark zurück gegangen. Blick vom Suri Plaza auf die Rückseite der farbigen Berge. Die Kerbe in der Bildmitte haben wir dann von der anderen Seite bestiegen. Bis hier ging es mit dem Auto und dann sind wir wieder auf gut 5000m geklettert. Der rutschige Schotter hat das besonders erschwert. Aber die Aussicht hat sich wieder gelohnt Und die Farben auch. Es war kalt... Und sonnig. Da hilft auch kein Drei Wetter Taft mehr. Da hinten inmitten der Berge liegt das eigentliche Suri Plaza. Und da unten hat irgendwo das Auto gewartet.Schon beeindruckend was die Natur immer wieder für tolle Formen bereithält. Und die Farben erst... Auch hier durfte natürlich kein Fussballplatz fehlen. Es gibt ja schließlich einmal im Jahr ein Fest. Und dann ließen sich tatsächlich noch ein paar Guanacos blicken. Die Verwandten von Alpaca, Lama und Vikunya sind nur sehr selten zu sehen. Auf dem Rückweg sind wir dann noch durch eine Schlucht gefahren. Außer bunten Gesteinsschichten gab es dort aber eigentlich nichts zu sehen. Anders auf dem Weg zu den Thermalbädern. Ich bin an vielen Kakteen vorbeigelaufen. Es schien grad die Blütezeit zu beginnen. Es gab aber auch fiese Tretminen. Die haben sich bei leichtestem Kontakt an die Schuhe geklammert. Und dann hab ich mir die mit dem rechten Fuß in die linke Wade gerammt. Direkt ins Fleisch. Das tat schon etwas weh. Wenn man hier durchstreift, klingt es als seien Klapperschlangen um einen herum. Dafür gab es aber nochmal beste Blicke auf die Berge um Putre. Und auch auf Putre selbst. Der Eingang zu den Thermen war eher unspektakulär. Aber das Wasser und der Ausblick einfach herrlich. Diese Bäder waren allerdings so heiß, dass man sie nicht betreten konnte. Nachmittags kühlt es wohl etwas ab. Klare Anweisungen...
Tacna
Der Plaza mit der Kathedrale.
Meine erste Zufgfahrt in Südamerika stand also an. Und das auf historischer und gleich mit Grenzübertritt. Was für ein Erlebnis. Also man hatte schon das Gefühl, dass sie Bahn nur noch für Touristen am Laufen halten. Aber auch für die Peruaner und Chilenen schien Zugfahren was Besonderes zu sein. Nach einer halben Stunde Ausreisekontrolle konnte die Fahrt dann losgehen. Die schaukelige Fahrt entlang der Küste und durch die Wüste hat dann selbst nur eine gute Stunde gedauert. Und dann sind wir in Tacna, Perú, eingefahren und waren plötzlich eine Art Straßenbahn. Und sowas gibt's da auch nicht, deshalb hat sich der Straßenverkehr auch relativ wenig um die Bahn geschert. Das war dann auch teilweise etwas brenzlig. Unser sehr lautes Signalhorn war im Dauereinsatz. Sicher im Bahnhof - gleichzeitig Museum - angekommen, ging es dann nach einer halben Stunde Einreisekontrolle also in Perú weiter. Da kam echtes Ferkeltaxe-Feeling auf. Und es hat auch gut geschaukelt. Hier sind sogar die Dünen bebaut. Ganz so sandig kann es also nicht sein. Einfahrt in Tacna. Wir wurden zur Straßenbahn...
Tacna ist ein sonniges, entspanntes Städtchen, das im Sommer etliche chilenische Touristen empfängt, die dann an den nahegelegenen Strand fahren. Sommer war aber noch nicht - wär mir bestimmt auch zu heiß gewesen - deshalb alles noch etwas ruhiger. Also ein paar Tage durchatmen, kulinarisch geniessen und am Blog schreiben bzw. fähiges Internet suchen.
Auch die Zugstrecke Arica-Tacna hat ihr Denkmal. Das Museum im Bahnhof war wegen Renovierung leider geschlossen.Das Hotel hatte eine schöne Dachterasse zu bieten. Picante a la Taceña con pan marraqueta. Traditionelles Gericht aus Tacna. Besteht hauptsaechlich aus schleimigen Eingweiden. Gut, dass ich das vorher nicht gewusst habe. War frueher das Gericht der armen Leute, heute Spezialitaet. Die Sangria hat's ertraeglich gemacht.Pastel de Maiz - Maiskuchen. Auch eine Spezialitaet der peruanischen Kueche. Deftig und suess.Besuch bei einem Weingut.Und auch diese Köstlichkeit gab's in Tacna. Ein Burger vom Black sheep. Hamburguesa de cordero cara negra.Und auch dem Meer habe ich einen Besuch abgestattet. Anfang September aber noch recht kuehl und vor allem grau und neblig. Zum Schuhe nass machen hat es aber gereicht. Und dann ging es direkt weiter in den Norden von Perú, den Suedpart hatte ich schliesslich vor 3 Monaten schon besucht und an der peruanischen Kueste gab es auch nicht viel zu sehen. Also 20 Stunden mit dem Bus von Tacna nach Lima, 8 Stunden Aufenthalt in der nebeligen, grauen Hauptstadt und dann 8 Stunden weiter mit dem naechsten Nachtbus nach Huaraz! Willkommen im Trekkingparadies. Das ganz normale Chaos am Bus. Von Tacna nach Lima habe ich mir mal die Luxusklasse gegönnt. Da kam fast Businessclassfeeling auf. Aber für 20 Stunden war das auch eine gute Entscheidung. Mit eigenem Entertainmentsystem.