Veröffentlicht: 26.06.2019
Als nächstes machte ich mich auf den Weg in die Kaffeeregion nordwestlich von Bogotá. Allerdings war es mittlerweile Mitte April und die Osterwoche, "Semana Santa", hatte begonnen. Das hieß halb Kolumbien reiste durch das Land, um Familie zu besuchen oder Urlaub zu machen. Das machte das Reisen für mich etwas komplizierter, da viele Hostels und Busse ausgebucht waren. Schließlich musste ich etwas umdisponieren und machte Manizales zu meiner ersten Station. Von dort aus wollte ich in den Las Nevados Nationalpark. Die Gipfel der Bergkette im Park auf der nördlichen Seite des Cocora Tals (Valle de Cocora) sind über 4000 Meter hoch und es gibt dort Gletscher.
Zunächst musste ich aber nach Manizales kommen. Ich entschied mich für eine achtstündige Fahrt mit dem Nachtbus. Der Bus war recht bequem und geräumig. Die ersten Stunden lief auch alles glatt, aber dann blieb der Bus auf einmal liegen - mitten in der Nacht, in den Bergen von Kolumbien!Aber bereits wenige Minuten später kam ein anderer Bus des gleichen Unternehmens und wir konnten umsteigen. Nur unser Gepäck mussten wir selbst zum anderen Bus tragen, was mir im Halbschlaf als eine Mammutaufgabe erschien.
Der Rest der Reise verlief ruhig und wir kamen eine Stunde früher als ich erwartet hatte in Manizales an. Die Stadt erstreckt sich über mehrere Berghänge und hat zwei Seilbahnen, mit denen man in die verschiedenen Stadtteile gelangen kann. Ich fuhr also in einer Gondel vom Busbahnhof in die Innestadt, wo mein Hostel lag. Das Golden Frog Mountain Hostel war sehr gut ausgestattet und was mich am meisten freute war, dass ich gleich mein Bett beziehen konnte. Das nutzte ich, um erstmal ein paar Stunden Schlaf nachzuholen. Leider regnete es am Nachmittag stark, sodass ich nicht viel von Manizales sah, aber ich buchte über das Hostel eine Tour zum Los Nevados Nationalpark.Nach dem Frühstück am nächsten Tag ging es los. Unsere kleine Gruppe bestand aus einem Guide, zwei Amerikanerinnen und mir. Wir fuhren zunächst auf etwas über 3000 Meter zur schwarzen Lagune. Schon der Weg dorthin war beeindruckend. Zunächst war es sehr grün und wir sahen ein paar der hohe Palmen, für die die Region bekannt ist. Dann veränderte sich die Landschaft und wir kamen ins Paramo. Weiter oben gab es mehr und mehr der "frailejones", der palmenartigen Bäume. Es gibt übrigens die Legende, dass Simón Bolívar den Bäumen während des Unabhängigkeitskrieges Kleidung anziehen ließ, damit sie wie hunderte Soldaten aussahen, um die gegnerischen Truppen einzuschüchtern.
Nach der Lagune ging es mit dem Auto weiter auf über 4000 Meter, wo wir uns die Bäume nochmal aus der Nähe ansahen. Ich fühlte mich wie auf einem anderen Planeten, denn so etwas wie diese Landschaft hatte ich noch nie gesehen!
Danach wanderten wir ein Stück zu heißen Quellen. Erstaunlicherweise merkte ich kaum etwas von der Höhe. Die heißen Quellen waren die besten, die ich auf meiner Reise besucht habe. Es war eigentlich mehr ein Bergbach. An einer Stellen trat heißes Wasser aus dem Fels und etwas weiter unten konnte man sich in angenehm warmes Wasser setzen und sich von den Schnellen massieren lassen. Aber alles war recht naturbelassen und es gab kein künstlich angelegtes Becken. Wir genossen also eine Weile das natürliche Whirlpool und maschierten dann wieder bergauf zum Auto. Unser Mittagessen wurde uns von zwei sehr herzlichen kolumbianischen Frauen in einer kleinen Berghütte zubereitet. Es gab eine heiße Suppe und Ei bzw. Hünchen mit Linsen und Reis.Der letzte Programmpunkt der Tour war eine Fahrt mit dem Mountainbike ins Tal. Die Strecke war mäßig steil, trotzdem war ich zunächst etwas ängstlich, da ich sowas noch nie gemacht hatte. Aber nach etwa der Hälfte der Strecke hatte ich vollends den Bogen raus und hatte richtig Spaß daran, den Berg hinunterzupesen.
Alles in allem hat sich der Ausflug richtig gelohnt! Die Landschaft war atemberaubend und beim nächsten Mal würde ich mich auf jeden Fall an eine Wanderung zu den Gletschern wagen...