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Zurück in Calaanan!

Veröffentlicht: 02.10.2022

erste Woche

Wir sind zurück in Calaanan und es ist super schön, wieder Kinderlachen und Eltern beim Kochen zu hören. Zwar trägt man auf den Philippinen noch meist eine Maske (vor allem in Geschäften und im öffentlichen Verkehr), aber sonst ist alles «back to normal». Nach einem ersten Austausch mit Keno fahren wir in die Stadt zur Bank, um für ihn eine Vollmacht für das Firmenkonto zu erstellen. Glücklicherweise kennen wir die Filialleiterin dort gut und sie hilft uns in diesem endlos erscheinenden Papierkrieg: Zuerst brauchen wir einen Beschluss des Stiftungsrats, dann müssen wir nochmals einen ähnlichen von der Bank ausfüllen und unterschreiben und dies auf Video aufnehmen für den Notar der Bank. Da Keno bis jetzt keine Steuernummer hat, muss er auch diese noch beantragen usw. Nach zwei Bank-Nachmittagen werden wir nächste Woche nochmals hinfahren, um hoffentlich alle Bürokratie zu erledigen.

Am nächsten Morgen kommt Cherry Mae, eine ehemalige Batulong-Studentin, um sich für den Job der zusätzlichen Angestellten zu bewerben. Thata wird sicher in der nächsten Zeit nicht mehr arbeiten können und Keno braucht jemanden, der ihn unterstützt. Wir sind froh, als Cherry nach kurzer Bedenkzeit zusagt und am Mittwoch unterschreiben die beiden Mitarbeiter ihre Verträge, Cherry als Allround-Mitarbeiterin und Keno als neuer Co-Manager von Batulong. In der Zwischenzeit räume ich Thata’s Schreibtisch aus, der später von Keno benutzt wird. Es ist eine traurige Arbeit und ich fühle mich, als würde ich den Bürotisch einer Verstorbenen räumen. Natürlich wäre es wunderschön, wenn Thata’s gesundheitliche Situation wieder eine Kehrtwende in die positive Richtung nehmen würde, aber der Anblick, als wir sie am Dienstagnachmittag besuchen, ist schon bedrückend. Sie kann praktisch nicht mehr sprechen und als erstes drückt sie uns ein Papier in die Hand, auf dem sie geschrieben hat, dass sie den Laptop und die Schlüssel zurückgeben will, weil sie nicht mehr arbeiten kann. Wir versuchen sie noch in den Arbeitsprozess zu involvieren und vor allem für die philippinische Buchhaltung brauchen wir ihre Unterstützung. So sehr es uns wütend macht und frustriert, dass Thata ihr Leben aufs Spiel setzte, indem sie sich trotz unserer Warnungen weigerte, zur Kontrolle zu gehen, als sie den Knoten in der Brust entdeckte, so sehr ist es auch einfach megatraurig, sie so zerbrechlich und sterbenskrank zu sehen. Theoretisch ist eine wöchentliche Chemotherapie mit etwas tieferer Dosis geplant, 18 Wochen lang. Thata’s Schwester, die für Thata spricht, sagt, dass der Arzt meinte, bei einer guten Reduktion des Tumors und der Metastasen könne auch früher abgebrochen werden. Uns fehlt beim Anblick von Thata und nach dem Lesen des Arztberichts leider diese Zuversicht, aber es ist sicher besser, dass die beiden Frauen insofern positiv sind.

Wir sind sehr froh um unseren neuen Manager Keno, der von nun an 100% arbeiten wird. Mit ihm erarbeiten wir auch manchmal neue Leitlinien oder Entscheidungshilfen, zum Beispiel bei den Anmeldungen zur Unterstützung durch Batulong. Neue Mitarbeiter sind manchmal auch eine Chance, Abläufe, die sich eingeschliffen haben, neu zu überdenken. Cherry beginnt am Montag ihre Arbeit. Sie ist wie Keno Oberstufenlehrerin und die beiden müssen unter sich ausmachen, wer welche Jobs übernimmt. Primär aber soll Cherry bei allem aushelfen können, falls Keno mal krank ist. Wir werden also in der nächsten Zeit mit der Einarbeitung unserer neuen Mitarbeiterin beschäftigt sein.

Eine kleine Anekdote von letzter Woche: eine Oberstufenschülerin bringt einen Brief der Lehrerin, in dem steht, dass die Schüler, die keinen Beitrag von mindestens 200 Pesos für Deckenventilatoren leisten, auch keine Unterschrift mehr von der Lehrerin erhalten. Die Unterschriften dienen uns zur Kontrolle, dass die Schüler den Unterricht besucht haben und werden für die Berechtigung zum Mittagessen gebraucht. Er diskutiert die Angelegenheit noch mit der ALS-Lehrerin (Alternative Learning System - das sind die Erwachsenen, die den Schulabschluss nachholen und bei uns im Batulong Center unterrichtet werden) und ob er zuerst zur Lehrerin oder zum Schulleiter gehen soll. Wir sind froh, dass sie ihm rät, zuerst mit der Lehrerin zu sprechen. Am Nachmittag gehen Keno und ich vor Schulbeginn zur High School, um die Sache anzusprechen. Obwohl alle Lehrer gut Englisch sprechen sollten und auch in dieser Sprache unterrichten, schafft die junge Lehrerin keinen Satz auf Englisch und bittet Keno zu übersetzen. Sie beteuert, dass es keinen Zwang zu einem finanziellen Beitrag gebe und dass sie ja nicht wusste, wofür die Unterschriften seien. Uns ist es egal, dass sie sich aus der Situation herausredet: Hauptsache, unsere unterstützten Kinder müssen nicht einen Tageslohn ihres Vaters für einen Deckenventilator spenden.

Die erste Woche verging wie im Flug und die nächste wird wohl noch intensiver. Auch die ersten Hausbesuche sind geplant: es bleibt spannend.

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