calaanan22
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2. Woche

Veröffentlicht: 08.10.2022

Schon ist es wieder Samstag! In der letzten Woche haben wir an drei Morgen Hausbesuche bei Familien in verschiedenen Siedlungen rund um Calaanan gemacht. Bis auf eine Familie erfüllen alle unsere Anforderungen: tiefes Einkommen und Interesse der Kinder am Schulbesuch. Die verschiedenen Umsiedlungsorte haben auch unterschiedliche Atmosphären – von sehr schmutzig und heruntergekommen bis ärmlich, aber in der Natur. Vor allem am ersten Tag fährt mir der Schmutz und die Vernachlässigung der Wohnorte und der Kinder emotional heftig ein und die in unseren Augen sehr schlechte Haltung der Haustiere kommt zum Gesamtgefühl dazu. Es gibt in den Umsiedlungsorten sehr viele Hunde und während die meisten frei herumlaufen und einige davon wegen der Krätze abgemagert und fast haarlos sind (und wohl bald daran sterben werden), sind die anderen in den Häusern in Käfigen eingesperrt oder sehr kurz angekettet. Für Tierliebhaber wie uns sind das schmerzliche Anblicke. Abfall gibt es fast überall – auf der Strasse, in der Natur, vor dem Haus und manchmal auch im Haus. Am schlimmsten ist das Haus einer Familie mit drei Kindern, der Boden zum Teil mit Wasserlachen und übersät mit Abfall – überall wo man hinschaut Dinge, die man wegwerfen sollte. Als die Mutter mit den Kindern zum Batulongcenter kommt, kratzen sich die Kinder immer wieder in den filzigen Haaren – wir haben unsere Mitarbeiter gebeten, mit der Mutter ein Gespräch zu führen zum Thema Flöhe und Duschen. Manchmal sind die Hütten so klein, dass wir gar nicht hineingehen können – vielleicht die kleinste, die ich bis jetzt gesehen habe mit einem freien Boden und Bett von 1.20 x 1.50 Metern! Die Mutter hat 4 Kinder aus 3 verschiedenen Beziehungen und zwei davon leben mit ihr und ihrem dritten Partner in diesem kleinen Verschlag. Wir fragen nach Familienplanung / Empfängnisverhütung und sie sagt, sie würden nach dem Kalender verhüten. Da sie bei der letzten Geburt massive Komplikationen hatte und fast gestorben wäre und leider das Kind dabei verloren hat, warnte ihr Arzt sie vor einer weiteren Schwangerschaft. Deshalb reden wir eindringlich mit dem Ehepaar, eine Unterbindung, eine Spirale oder ein im Oberarm eingepflanztes Hormonstäbchen in Betracht zu ziehen – es könnte das Leben der Mutter retten!

Am Freitagmorgen besuchen wir Familien in Pagatpat – zwei Dörfer weiter von Calaanan. Den Familien wird gesagt, dass wir die Resultate – wer angenommen wird – am Nachmittag am Batulongcenter aushängen. Bei einem jungen Mann aber machen wir eine Ausnahme – er studiert schon im ersten Semester und kann die Schulkosten kaum bezahlen. Seine Noten sind aber super gut und daneben kümmert er sich noch um seine drei Geschwister, weil die Mutter mit einem der Kinder nach Illigan (ca. 8 Busstunden entfernt) gegfahren ist. Wir sagen ihm, er müsse nicht extra nach Calaanan kommen, er sei akzeptiert. Er kann es zuerst kaum glauben und als wir gehen, sieht Mäge noch, wie er im Haus herumtanzt vor Freude. Solche Erlebnisse kompensieren dann x-fach die negativeren Gefühle, die man bei so Besuchen auch oft hat.

In Runde 3 auf der Bank schaffen wir endlich alle Unterschriften und Formulare zu regeln, sodass wir weniger von Thata’s Unterschrift abhängig sind, falls sie mal nicht mehr unterschreiben kann. Unsere gute Beziehung mit der Filialleiterin ebnet uns viele Wege und wir sind megafroh um ihre Hilfe.

Keno und ich lösen Buchhaltungsrätsel 😊, während Cherry das Sportsfest für die Kinder bis zur 3. Klasse organisiert und Mäge eine Abrechnungsliste für Thata’s Spitalausgaben erstellt. Ich habe mir ebenfalls zum Ziel gemacht, das Büro etwas auszumisten/ aufzuräumen/ zu putzen und bei der dritten Schublade im Safe-Schrank finde ich eine stark von Termiten angefressene Mappe mit Dokumenten zu unserem Landkauf vor 10 Jahren. Die kleinen gelben Maden fressen sich genüsslich durch die Papiere und glücklicherweise sind die zwei Originalpapiere zum Grundstückskauf noch intakt. Vieles hält nicht lange auf den Philippinen, seien es Geräte, Gebäude oder Beziehungen. Und weil es keine staatliche Regelung zur Unterstützung der Kinder nach einer Trennung gibt, enden viele Kinder bei den Verwandten, wenn die Frau den Mann verlässt, oder sie werden bei einer neuen Beziehung zwar vom Stiefvater akzeptiert, aber weniger unterstützt als die gemeinsamen Kinder des Paars. Und eben da hilft Batulong – damit diese Kinder die gleichen Chancen haben wie die anderen.

Eine unserer Collegestudentinnen stürzte mit einem ausgeliehenen Fahrrad derart heftig, dass sie einen schlimmen Armbruch erlitt. Nun sind die Knochen gerichtet und mit Metall verbunden und Batulong übernimmt die Kosten, die die Familie nicht selber tragen konnte. Ebenfalls finanzieren wir die verordnete Physiotherapie, denn obwohl die Wunde gegen aussen verheilt ist, kann das Mädchen den Arm noch nicht anwinkeln. In zwei Jahren sollen dann die Schrauben und Platten wieder entfernt werden. Die junge Studentin hat Freudentränen, als sie erfährt, dass sie die Physiotherapie machen kann!

Leider konnten wir letzte Woche Thata nicht besuchen, weil sie wegen der Chemo körperlich nicht fit genug war. Nun hat sie zwei Wochen Chemo-Pause und natürlich wollen wir sie nächste Woche nochmals sehen. Es gibt noch viel zu tun und am Freitag ist unsere Abfahrt nach Camiguin geplant.

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#batulong#hausbesuche#armut