Veröffentlicht: 12.05.2023
19:00 Uhr und es regnet wieder einmal heftig. Wir sind seit heute Morgen on the trail. Dieses Mal sind wir nicht trocken geblieben. Im Gegenteil. Völlig durchnässt ziehen sich die letzten Kilometer nochmal so richtig. Als ob die heutige Strecke mit über 1000 Höhenmeter nicht alleine schon genug gewesen wäre. Das einzige was am Ende trocken geblieben ist war der Humor. Irgendwie bei Laune bleiben, lautet das Motto.
Als wie das so sehr ersehnte Dorf dann endlich zwischen den dichten Nebelwolken erkennen konnte, kehrte auch der Optimismus wieder zurück. Fast schon übertriebene Freude löste eine Kirche mit einem hervorragenden Dach aus, die wir schon erkannten, als wir gerade den Berg überquerten. Hervorragend, eindeutig zweideutig.
Wir steuerten also direkt hinunter in den Ort und geradewegs auf die Kirche zu. Es regente noch immer in Strömen und auf und neben der Straße bildeten sich schon richtige kleine Flüsse.
Unter dem hervorragenden Dach der Kirche konnten wir uns dann endlich niederlassen und die noch übrigen trocken en Kleider anziehen. Das taten wir allerdings erst nachdem wir nochmal losgelaufen waren, um den Mini Supermarkt zu finden, den es hier geben sollte und der dafür Vorgesehen war uns den Abend mit ein paar einfachen Snacks zu retten. Wir fanden ihn und ich machte die Taschen voll, als ob es eine happy hour gegeben hätte.
Das hervorragende Vordach der Kirche ist wieder einmal ein perfekter Schlafplatz. Eigentlich schon fast mehr als das. Fast wie ein zu Hause nach einem harten Tag, draußen in der Wildnis. Wer braucht schon Airbnb, wenn es Kirchen gibt.
Wild war der Trail heute auf alle Fälle. Wieder einmal gings bei meist anspruchsvollem Gelände, durch unzivilisierte Gebiete, weit entfernt von dem Leben, was uns die letzten Wochen noch begleitet hatte. Richtig bergig mit andauernden An- und Abstuiegen, verlief auch der heutige Teil. Das hinterlässt so langsam auch seine Spuren, an Füßen, Schultern usw.
Wir hatten bereits am Morgen schon einige Höhenmeter gut zu machen, für die es gestern nicht mehr gereicht hat.
Dafür gabs heute morgen eine kleine unerwartete Überraschung, die wir nicht erwartet hätten. Noch im selben Ort, indem wir dachten, dass es keine offene Taverne gibt, fanden wir dann doch eine, am Ortsausgang, kurz bevor wir das Dörfchen verlassen hatten.
Costa ein sehr sympathischer junger Grieche, bat uns direkt hinein und es gab Kaffee und Sandwich. Um uns zu stärken machte er uns sogar noch einen frischen Orangensaft aufs Haus.
Dass die Gastfreundschaft hier kein Einzelfall ist, erfuhren wir dann erneut ein paar hundert steinige Pfade weiter. In einem 80 Einwohner*innen Dorf, lud uns ein freundlicher älterer Mann direkt zu sich ein, als wir ihn kurz nach dem Weg gefragt hatten. Seine herzliche Frau Georginia, sprach ein wenig englisch, da sie vor vielen Jahren mal eine Zeitlang in Australien gelebt hatte. Es gab Rührei, frischen Feta, Salat, Brot und Cola. Was für ein Geschenk. Die beiden waren super lieb und genau dann zur Stelle, wenn man nicht damit rechnet, aber eine kleine Stärkung gut gebrauchen kann.
Internet gabs in dem Dorf wieder nicht.