Lip & Bürsti - Balkan Roadtrip
Lip & Bürsti - Balkan Roadtrip
vakantio.de/bursti

Fries & Freedom

Veröffentlicht: 13.05.2023

12.05.23

Ich weiß gar nicht genau wo ich diesmal anfangen soll. Jeder weitere Tag auf dem Trail bringt so viele weitere Eindrücke und Erlebnisse mit sich. Eigentlich würde ich gerne so viel wie möglich davon berichten und niederschreiben, doch bei all dem was es zu erzählen gäbe und in Anbetracht der Zeit und der Energie, die am Abend meist recht begrenzt ist, versuche ich halt so viel wie möglich festzuhalten.

Der Schlafplatz, mit dem hervorragenden Kirchendach war ausgezeichnet. Bis auf das Hundegebälle eines Streuners der am Abend noch zu uns kam und seiner Artgenossen in der gesamten Nachbarschaft, war die Nacht in Ordnung.

Morgens dann die noch immer nassen Kleider und Schuhe wieder anzuziehen macht echt wenig Spaß.

Noch weniger Spaß macht es, wenn der Weg dann direkt im hohen nassen Gras beginnt und das für die ersten paar Kilometer so weitergeht.

Der Weg war außerdem wieder einmal kaum zu finden ujd führte dann auch noch unter jedem 2. Gebüsch hindurch, das einem maximal bis zur Brust ging, man also mit vollem Gepäck sich fast die Wirbelsäule bricht, bei dem Versuch einen halbwegs sicheren Limbo hinzulegen, ohne dabei nach hinten umzufallen. Dazu kommt noch dass, die Büsche natürlich auch dornig und nass waren. Ich bin mir sicher alleine heute Vormittag auch schon an die 470 Spinnfäden und alle Arten an Raupen und anderen Insekten in meinem Gesicht gehabt zu haben. Das ging eine ganze Weile so und wäre dann nicht langsam die Sonne rausgekommen, hätte ich mir womöglich ein Taxi genommen, in die Türkei, erstmal zwei Wochen all inclusive.

War schon nervig, aber spätestens, als es damn mal eine ganze Weile über Asphalt ging und später einen schönen Aufstieg durch einen zauberhaften Nebelwald, der voller Moos und Flechten war, erfreute sich auch wieder das Gemüt und es ging zuversichtlich weiter. Hätte auch nicht unbedingt gedacht mich mal über eine langweilige Teerstaße zu freuen.

Der nächste Abschnitt führte dann eine Weile recht eben, auf gutem Untergrund am Berg entlang. Ein Stück, dass im Vergleich zum Rest für regelrechte Entspannung und angehmehmen Wandergenuss sorgte.

Mir wurde dabei wieder einmal klar, wie entscheidend, die eigene Einstellung und Haltung ist und zwar in jeder Situation. Wie sehr es oft die Kleinigkeiten sind auf die es ankommt. Selbst bei strömenden Regen hat man noch die Möglichkeit sich zu sagen, gut dass es wenigstens nicht steil bergauf geht. Ein paar hundert Meter Asphalt können nach Kilometerlangen grob steiniger Strecke durchaus Freude auslösen. Die Aussicht nach dem man schweisgebadet, oben, auf dem Berg ankommt und sich einem die wunderbare Aussicht zeigt. Ab und an ein Kühler Wind bei praller Sonne. Pflanzen, Tiere, Gerüche... Für mich immer wieder prägende Erfahrungen, die man täglich sammelt und die mit so vielen Höhen und Tiefen verbunden sind. Crazy welche Gefühle man innerhalb kürzester Zeit, im wahrsten Sinne des Wortes durchlaufen kann. 

Nach der Mittagspause bei Sonnenschein, waren auch wieder all unsre Sachen trocken und die Strecke blieb weiterhin angenehm und gut zu laufen. So machten wir Kilometer für Kilometer und das in bester, motivierter Hikerstimmung.

Wir durchqueren ein paar winzige Örtchen, wo man uns wie gewohnt freundlich begrüßt. Arthur ein älterer Herr, der genauso wie Georgina für ein paar Jahre in Australien gelebt hat, war, wie die meisten hier, offen und herzlich. Er war gerade Spazieren mit ein paar Freunden, als wir vorbeikamen und wir dann gemeinsam ein paar hundert Meter  gingen und uns dabei ein wenig unterhielten. Solche Begegnungen macht man hier immer wieder und auch das gibt einem Motivation und viel Freude.

Wir waren schon ordentlich marschiert, als uns ein kleines Schild, eine Taverne in 700m ankündigte. Das lässt man sich natürlich nicht entgehen und so gabs Pommes, Kaffe und Cola. Die urige Taverne war der Spot für die locals und man lud und auf einen Cafe ein. 

Nach der längeren Pause kamen wir  wieder überraschend gut in den Rhythmus und so spulten wir einige Kilometer herunter, trotz der Nachmittagssonne und der weiteren ordentlichen Anstiege. 

Wir hatten es uns nicht direkt vorgenommen, doch plötzlich schien es möglich die 6km, die wir seit dem 2. Tag hinter dem eigentlichen Etappenziel zurückliegen, aufzuholen. Wir waren mittlerweile 10h unterwegs und hatten noch immer 3km vor uns. Die Gespräche wurden mittlerweile weniger, der Sonnenhut war tief übers Gesicht gezogen und der Blick fiel nur noch nach unten, auf die 1-2 Meter direkt vor einem. 

In einem kleinen Ort vor Vrytina hätten wir dann bereits die Möglichkeit gehabt, bei einer Taverne zu übernachten, doch der Ehrgeiz hatte uns gepackt und wir zogen durch bis zum Ende. Bisschen stolz können wir nun auf 11h, 32km und 1000 Höhenmeter zurückblicken. 

Ein grandioser Wandertag... 

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