Gegen 10:15 Uhr werden wir an Deck gerufen, denn wir fahren jetzt durch den schmalen Magerøysund. Der trennt die Nordkapinsel Magerøya vom Festland.
Und irgendwo unter uns ist der Tunnel, den es seit 1999 glücklicherweise gibt - weil sich vor der Fähre, die bis dahin das einzige Transportmittel zur anderen Seite war, mit der Zeit immer längere und längere Autoschlangen bildeten. Bereits 2012 hatte sich der Tunnel durch die Mauteinnahmen vollständig refinanziert, weil so viele Touristen das berühmte Kap besuchen wollten und immer noch wollen.
Als der Tunnel 1999 eingeweiht wurde, war das Wetter so schlecht, dass die Feierlichkeiten innen im Tunnel stattfinden mussten - so viel zu den Wetterverhältnissen, die hier normalerweise herrschen. Guckt euch gleich unsere Nordkap-Bilder an, bei uns war das heute definitiv anders. Der einheimische Busfahrer, den wir später getroffen haben, bezeichnete den blauen Himmel sogar als „Wunder“ und war selber völlig darüber aus dem Häuschen ;-).
An der schmalsten Stelle des Magerøysunds - immerhin noch über 1 Kilometer breit ist es dort - befindet sich die Rentier-Schwimmstraße. Wenn die Rentiere nach dem harten Winter in der Finnmark (so heißt der Bereich Norwegens hier im obersten Norden - nur 1,5 Norweger und 3 Rentiere teilen sich einen Quadratkilometer) geschwächt sind, werden sie mit LKW durch den Tunnel vom Festland rüber auf die Nordkapinsel gebracht. Vor Zeiten des Tunnels hat das Militär den Transport erledigt. Auf der Insel angekommen, haben die Rentiere dann mehrere Monate Zeit, sich auf Magerøy wieder ordentlich satt und fett zu fressen. Und dann, nach dem Sommer, wird das Leit-Rentier an einem Boot befestigt und schwimmt zurück Richtung Festland - und alle anderen Rentiere schwimmen ihm hinterher. Uns wurde versichert, dass das völlig unproblematisch ist, weil Fett schließlich oben schwimmt und Rentiere generell gute Schwimmer sind!
Nach dem windigen Aufenthalt an Deck konnte man sich dann noch an der Rezeption Postkarten kaufen mit eigener Hurtigruten-Nordkap-Briefmarke und -Stempel.
AB ZUM NORDKAP
In Honningsvag „gelandet“, einer bedeutenden Fischereisiedling hier im Norden, sind wir direkt von Bord und zu unseren Bussen gegangen. Heute ist Stefano unser Reiseleiter, der sich nur 3-4 Monate im Sommer für seinen Job auf die Insel verirrt. Im Winter wird es hier nämlich teilweise sehr ungemütlich - von Ende November bis Ende Januar herrscht zum Beispiel komplette Dunkelheit.
Nachdem es morgens noch etwas grau und windig gewesen war, zeigte sich die Insel nun aber von ihrer besten Seite: Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein! Bis zum Nordkap fährt man ab dem Hafen etwa 45 Minuten und wir haben die Fahrt zwischendrin noch für einen kurzen Besuch bei Sami (die Sami - oder Samen - sind die Ureinwohner Norwegens) Nils und seinem Rentier Rudolf unterbrochen: