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Norwegen mit Hurtigruten // Tag 8 // Es geht auf wenige Meter ran an die russische Grenze

Veröffentlicht: 09.07.2018

WAL-SICHTUNG?

Es gab gestern keine Mitternachtssonne mehr, aber etwas viel Lustigeres, daher musste ich unten noch mal eine Ergänzung bei Tag 7 machen ;-). 

Beim Frühstück heute kommt die Durchsage vom Kapitän: Links an unserem Schiff schwimmt ein Wal. Gut, dass unsere MS Polarlys danach nicht umgekippt ist, denn wie auf Kommando ist der Großteil der Passagiere natürlich nach links gelaufen und hat angestrengt aus den Fenstern bzw. von der Reling geschaut. Wir haben aber leider nichts gesehen! 


RUSSISCHE GRENZERFAHRUNG

Dafür wartet kurz danach im Hafen von Kirkenes wieder Abwechslung auf uns. Kirkenes ist der nördlichste Hafen der Hurtigruten und liegt ganz oben in Norwegen, eingequetscht zwischen Finnland und Russland. Hier gibt es ein Dreiländereck, das das einzige weltweit ist, bei dem drei Zeitzonen aufeinandertreffen! Uns reichte aber ein Zweiländereck, wir wollten heute mit den traditionellen Langbooten an die russische Grenze ran.

Dafür wurden wir erst mal von Hans (Norweger) und Monika (Deutsche) in Minibusse verladen. Hans leitet das Geschäft mit den Ausflügen rund um Kirkenes und Monika war 6 x mit den Hurtigruten hier oben bei Hans und seinen Langbooten zu Besuch, um die russische Grenze zu sehen. Beim 7. Mal hat Hans sie dann bequatscht zu bleiben ;-). Das ist jetzt etwa 6 Jahre her und seitdem hilft sie ihm bei seinen Ausflügen. Genauso wie seine beiden Enkel, die wir heute als fleißige Unterstützung mit dabei hatten.

Angekommen im Kleinboot-Hafen hieß es erst einmal: Leichtwesten anlegen. Die sind knallorange und sehen von hinten aus wie Pampers:


Dann alle Mann einsteigen - aber so, dass das Boot schön ausbalanciert ist - und ab geht‘s über den Fluss mit Hans als Steuermann:

Nach etwa 20 Minuten waren wir im Camp angekommen, dass direkt an der norwegisch-russischen Grenze liegt. Um da hinzukommen, musste man aber von unserem Boot aus (der „Trifon“, siehe links im Bild) über diese wacklige Brückenkonstruktion gehen - Papa hat sich festgehalten, wie ein Mädchen, weil es so gewackelt hat. Und ich hab mich beömmelt vor Lachen ;-):

Hans hatte vorher noch erzählt, dass wir genug Abstand zueinander halten müssen, da die Brücke nicht stabil genug ist, um alle gleichzeitig zu tragen. Die Brücke wäre nämlich von einem Finnen gebaut worden. Anscheinend kein Qualitätsprädikat! Einmal hatte Hans eine Regierungs-Abordnung zu Besuch, die nicht hören wollte und zu 22 Personen auf die Brücke gestürmt ist. Und dann lagen sie plumps alle im Wasser. Tja...
Im Camp angekommen, haben wir einiges zur Geschichte der Region erfahren. Interessant wurde es besonders, als Hans die Absperrung wegnahm und wir ein paar Meter weiterlaufen durften - in Spuckweite zur russischen Grenze. Letzte Warnung:

Und schwups waren wir da - der norwegische Grenzposten in Gelb, der russische in Rot-Grün:

Vor einigen Jahren wollten einige Gäste nicht hören (es waren übrigens nicht die gleichen, wie die mit der Brücke). Eine Frau hat sich beim Fotografieren eine Armeslänge zu weit vorgelehnt. Und zwei Herren wollten mal austesten, was passiert, wenn man - nur mal ganz kurz - nach Russland „rüberhüpft“. Alle wurden wenige Minuten später von norwegischen Grenzbeamten abgeholt und zur Polizeistation in Kirkenes gebracht. Umgerechnet 5.000 Euro Strafe für die Grenzübertretung. Und da das Hurtigruten-Schiff nach dem Verhör schon weg war, noch mal 3.000 Euro für das Taxi zum nächsten Hafen. Man sah vom Camp aus zwar nur zwei Wachtürme (einen norwegischen, einen russischen), aber die Grenzbeamten sind überall versteckt im Wald und haben eine technisch so gute Ausrüstung, dass sie jeden auch aus der Ferne identifizieren können. Schließlich ist das hier auch eine Grenze zum Schengen-Raum, da wird noch penibler bewacht. Wir sind also peinlich genau dabei gewesen, nur ja nicht die Grenze zu übertreten!
Zur Stärkung - das Frühstück war ja schon wieder 2 Stunden her - haben Hans‘ Enkel uns Kaffee gemacht und Moltebeeren mit Sahne:


Die orangen Moltebeeren wachsen nur hier oben in Norwegen und sind wegen des hohen Vitamin C Gehalts sehr beliebt. Da sie etwas sauer schmecken, empfiehlt der Norweger sie mit Pfannkuchen oder Eis. Und Sahne. Sahne muss immer!
Haha, als wir fertig waren ging es noch mal zurück über die wacklige Brücke zu unserem Boot...

...und dann mit fliegenden Haaren zurück in den Hafen von Kirkenes zum Schiff.


KURZ MAL RUNTER IN VARDØ

Mit ein bisschen Verspätung sind wir nachmittags in Vardø angekommen, die älteste Stadt in der Finnmark. Eigentlich hätten wir eine Stunde Zeit für die Besichtigung gehabt, jetzt war es nur etwas über eine halbe Stunde. War aber nicht so schlimm, denn viel zu sehen gibt es hier nicht. Wir haben es immerhin bis zur „Hauptattraktion“, der Festung geschafft. Militär war auch da:



Wir haben ja schon viele Deutsche auf unserer Reise getroffen, die nach Norwegen ausgewandert sind, auch in den äußersten Norden. Schön ist es ja (zumindest, wenn die Sonne scheint), aber ich würde mich zu Tode langweilen, wenn ich hier jeden Tag leben müsste. Vor allem im dunklen Winter!



Und morgen: Wir kommen an Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt, entlang. Und starten einen Mitternachtsausflug in Tromsø - der ist neu im Hurtigruten-Programm und irgendwie konnte uns keiner erklären, was wir da überhaupt machen. Es bleibt also spannend!


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