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Gemeinsam mit dem Genua-Tief bis nach Finale

Veröffentlicht: 03.10.2020

Es sollte nun also regnen. Bei ein oder zwei Tagen hätte ich mich ja auf die faule Haut legen können. Aber da die Vorhersage für die ganze Woche unbeständig und auch zunehmend schlechter bis zu Dauerregen wurde, musste ich wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Schließlich stand im drei Tagesetappen entfernten Finale Ligure ein Wiedersehen mit einer ganzen Horde von Freunden und Bekannten aus München an. Und nach so langer Zeit on the road belegte Sozialisierung unter meinesgleichen definitiv einen der obersten Plätze auf der Prioritätenliste.

Beim Start in Molini di Triora war es nach nächtlichem Regen erstmal wieder trocken, und ein kleines Fünkchen Hoffnung erwachte in mir. Nach den ersten 800 Höhenmetern ersoff dieses allerdings jäh in dem gewaltigen Sturzbach, der sich aus den Himmelstoren ergoss. Genau über mir hatte es sich eine garstige Gewitterzelle richtig gemütlich gemacht, so dass ich binnen Minuten nass war bis auf die Knochen. Irgendwann hörte der Regen zwar wieder auf, aber da mein Mountainbike natürlich keine Schutzbleche hat, gab mir das die Gelegenheit, mit dem Inhalt jeder mindestens mittelgroßen Pfütze unliebsame Bekanntschaft zu machen.

Als ich endlich eine Passshöhe mit einer kleinen Bar erreichte, traute ich mich kaum noch, diese nach der ausgiebigen Schlammkur und in einem aktuell ziemlich flüssigen Aggregatzustand zu betreten. Allerdings war etwas Aufwärmung durchaus nötig, und ich war mehr als froh dass man mich gewähren ließ, als ich zielstrebig den abgelegensten Tisch in der hintersten Ecke fernab der anderen Gäste ansteuerte.

Der zweite Teil des Tages wurde dann trockener. Als ich auf dem Zeltplatz in Nava ankam, hatte es sich soweit mal ausgeregnet und ich konnte mein Zelt sogar im Trockenen aufbauen. Am späteren Abend kamen allerdings doch nochmals ein paar Schauer hinzu, so dass dann auch klar war, dass ab jetzt neben meinen Klamotten auch meine Behausung zum feuchten Inventar gehörte, das erstmal nicht mehr trocknen würde.

Für den nächsten Tag war zudem auch noch mehr Regen angekündigt. Entsprechend gutgelaunt packte ich morgens meine Sachen zusammen, und freute mich auf die nun anstehende, endlose Monsteretappe mit zig Höhenmetern und mehreren Cross Country Trailpassagen. Ich rechnete also mit dem Schlimmsten, und beeilte mich, schnell voranzukommen. Aber heute meinte es Fortuna deutlich besser mit mir. Nicht nur, dass es die ganze Zeit trocken blieb, sondern gerade als ich schiebend den höchsten Punkt des Tages erreichte, rissen sogar kurz die Wolken auf und ich wurde mit einen tollen Blick bis Imperia und die nahe Küste belohnt. Sogar ein Bonustrail war noch möglich, bevor ich bei den ersten Regentropfen gerade noch Bardineto erreichte.

Da die etwas launische Wetterprognose inzwischen einen weiteren Gruseltag ankündigte, quartierte ich mich für zwei Nächte in dem kleinen Städtchen zum Austrocknen ein. Die letzte Etappe bis Finale Ligure entpuppte sich dann als Klacks. Über schöne Trails ging es beinahe nur noch bergab bis zum Meer in Pietra Ligure, und von da an der Strandpromenade entlang zu einem letzten, kleinen Hügel von dem aus ich über den Caprazoppa-Trail stilecht und unterstützt durch allerhand eingebildete Pauken und Trompeten bei der besten Eisdiele von Finalborgo einrollte. Nach Ventimiglia hatte ich das nächste große Ziel erreicht. Die folgenden anderthalb Wochen sollten nun Urlaub vom harten und entbehrungsreichen Bikepacking-Leben werden. Natürlich schon auch auf den besten Trails von Finale Ligure, aber gemeinsam mit der ganzen Gang aus München.

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