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Die ersten Trails in den Westalpen

Veröffentlicht: 28.07.2020

Das Beste an der Pension am Grimselpass war das Frühstück. Nicht etwa, dass es ein kulinarischer Höhepunkt gewesen wäre. Sondern man konnte unbegrenzt zuschlagen. Seit Ankunft in der Schweiz befinde ich mich nämlich beinahe kontinuierlich auf dem Hungerast. Die Kombination aus konstant hohem, täglichen Kalorienverbrauch durchs Radeln und den Lebenshaltungskosten weit jenseits von Gut und Böse treiben mich nämlich noch in den sicheren Hungertod. Nicht nur, dass die Preise generell astronomisch hoch sind. Nein, auch die Portionen können, wenn man Pech hat, so zusammenschrumpfen, dass gefühlt schon jede einzelne Kalorie dem Wert eines Fränklis entspricht. Inzwischen habe ich schon so ein Niveau an Ausgezehrtheit erreicht, da hilft gar nix mehr. Im Coop in Andermatt gab es Ravioli zum Sonderangebot - 500 Gramm für 4 Fränkli, dazu noch eine Tütensuppe für 4 Personen. Ich dachte, da bleibt bestimmt was übrig. Aber von wegen, stattdessen knurrte mir danach noch immer der Magen. Dementsprechend glücklich war ich über das Frühstücksbuffet in der Pension, das schon einen Vorgeschmack darauf geben sollte, was passiert sobald ich Italien erreicht habe. Eine Schneise der Verwüstung wird sich durch die Supermärkte und Restaurants des Aostatals ziehen.

Endlich mal gut genährt ließ man mich ohne weitere Konsequenzen von dannen ziehen. Das Highlight des Tages sollte der Trail vom Grimselpass ins Rhônetal werden. Der Grund, dass ich überhaupt auf den Pass hier hochgeradelt bin. Und das waren wirklich lohnenswerte 1000 Höhenmeter Abfahrtsspaß. Erst über einen mittelalterlichen Karrenweg mit vielen Stufen und dann weiter auf einem ziemlich steilen Flowtrail über Wiesen und Almen. Nachdem dies geschafft war, endete der recht kurze Biketag mit einem gemütlichen Ausrollen auf gut angelegten Fahrradwegen bis nach Mörel im tief eingeschnittenen Tal unterhalb des Aletschgletschers.

Tags darauf folgte mal wieder eine Tagestour ohne Gepäck. Wahrscheinlich bin ich überhaupt der erste Mensch, der ernsthaft den Entschluss gefasst hat, die 1800 Höhenmeter am Stück hoch zum Bettmerhorn ohne Gondel zu bezwingen. Zumindest war ich der Einzige weit und breit, der zur Bettmeralp, einem wahren Touristenhotspot und die Zwischenetappe, Uphill unterwegs war. Ab dort ergossen sich die Touristenströme aus zig Gondeln und Richtungen. Einige nahmen ab hier auch den Fußweg auf den letzten 600 Metern durch das Skigebiet. Ein wahrlich kein schöner Aufstieg, vorbei an den Liftanlagen bis zur Bergstation am Bettmerhorn. Dort gab es dann aber die Belohnung für all die Mühen. Die Aussicht bei auch noch bestem Wetter war wahrlich atemberaubend - rechter Hand der Aletschgletscher, der sich aus den 4000ern des Berner Oberlandes schälte, und linker Hand das Matterhorn und die Monte Rosa. Mit diesem grandiosen Anblick ging es dann in eine technisch sehr anspruchsvolle Abfahrt, die ja eigentlich schon allein meine ganze Aufmerksamkeit forderten sollte. War ziemlich rumpelig, an vielen Stellen auch gar nicht fahrbar für mich (S3 mit Stellen S4). Aber das was funktionierte, war es dann auch wert. Und gelegentliches innehalten um die Panoramen zu genießen war auch nicht so falsch. Einziges Manko waren die Massen an Wanderern, die mit unterwegs waren und mit fragenden Blicken verfolgten, was ich hier so trieb. Irgendwann wurden die Wanderer weniger, und der Trail immer flowiger, bis ich spätnachmittags ziemlich geplättet wieder an meinem Zeltplatz ankam.

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