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Der lehmbraun-tropfende Endspurt auf dem AVML

Veröffentlicht: 26.10.2020

Nun also der Endspurt. Von Levanto war es nur noch eine Tagesetappe bis La Spezia, dem Ende des AVML. Nachdem also Wetterbesserung prognostiziert war, nahm ich diese in Angriff. Auf der Provinzstraße kurbelte ich mich erstmal aus dem Loch der Bucht raus. Dann sollte es weitergehen über Bergrücken und -grade oberhalb der Cinque Terre. Bedrohlich grummelte dabei eine tiefgraue Wolke so vor sich hin, die sich bedächtig vor mir herschob in Richtung La Spezia.

Es gab also nicht den heiß ersehnten strahlenden Sonnenschein, aber immerhin war der Untergrund jetzt endlich mal so, wie ich es mir eigentlich schon viel früher auf dem AVML gewünscht hätte - schöne, flowige Crosscountry-Trails, die beinah durchweg gut fahrbar waren. Ich kam deswegen überraschend flott voran und hatte auch noch Spaß dabei. Das könnte ja ein richtig schöner Tag werden. Etwas verwundert war ich allerdings, dass man von den Cinque Terre so gut wie nichts mitbekam, meist ging es durch dichten Wald mit wenig bis gar keiner Aussicht. Glücklicherweise hatte ich das Thema dank Sightseeing schon anderweitig abgehakt.

Als La Spezia in der Ferne ins Blickfeld rückte, freute ich mich schon auf den finalen Abschlusstrail, der mich bestimmt genußvoll und in Windeseile da runterrauschen lassen würde. Aber ich hatte die Rechnung ohne diese grummelnde Wolke vor mir gemacht. Die sorgte nämlich dafür, dass dieser eigentlich schön angelegte Trail bei meiner Ankunft komplett durchnässt war. Es war eine einzige Rutsch- und Schlitterpartie da runter, die ich großteils schiebend zu bewältigen hatte. Als nach der Hälfte der Strecke ein breiterer, quer verlaufender Weg auftauchte, hatte ich die Schnauze voll, und beschloß die vermeintliche Abkürzung ins nächste Dorf zu nutzen. Doch nach nicht allzu langer Zeit verwandelte sich der Weg in einen kaum passierbaren Lehmsumpf. Wie zähe Knetmasse klebte das Zeug an meinen Reifen fest, und verteilte sich anschließend dank der Fliehkräfte in jeder Ritze meines Radels. Meine Wenigkeit verwandelte sich dabei zu allem Überfluss zusehends in ein braun-schmollendes Schlammonster. Wäre das nicht schon genug, führte der Weg dann im Anschluss über steile, durchfeuchtete Kopfsteintreppen bis runter ins Dorf. Selbst zu Fuß, und dabei das Rad balancierend, war das eine einzige Rutschpartie. Laut fluchend stolperte ich irgendwann doch noch ins Dorf hinein. So hatte ich mir meinen finalen, vermeintlich triumphalen Zieleinlauf in La Spezia nun wirklich nicht vorgestellt.

Entsprechend dauerte es eine Weile bis ich realisierte - ich hatte es tatsächlich geschafft. Der AVML war bezwungen und ich war am Ende meines Bikepacking-Abenteuers angelangt. Allerdings blieben von meinem Sabbatical noch zwei Wochen übrig. Und wenn ich es schon mal im eigenem Antrieb so weit in dem Süden geschafft hatte, dann sollte ich das natürlich nutzen. Flugs schnappte ich mir also noch den nächsten Regionalzug nach Pisa. Von dort aus wollte ich das nächste Ziel ins Visier nehmen - Elba. Dabei wundert es mich übrigens immer noch, dass man mein Radel und mich in dem lehmbraun-tropfenden Zustand, in dem wir uns befanden, überhaupt in den Zug gelassen hat.

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#bikepacking #avml#pisa#laspezia