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Das ewige Leid mit den Ersatzteilen

Veröffentlicht: 29.08.2020

Nachdem ich die TMB wieder verlassen hatte, ging es weiter in die Kleinstadt Bourge-Saint-Maurice. Mit Les Arcs, Val d‘Isere und Trois Vallees befanden sich einige der bekanntesten Skigebiete Frankeichs in unmittelbarer Nähe, und über den Kleinen Sankt Bernhard Pass könnte man auch schnell ins Aostatal gelangen. Ich wollte hier aber vor allem meine Ausrüstung wieder auf aktuellen Stand bringen um für die nun folgenden, längeren Bikepacking-Etappen gut gerüstet zu sein. Allerdings war das gar nicht so einfach wie erwartet.

Generell ist es bei einer so langen Tour nicht zu vermeiden, dass hin und wieder Teile der Ausrüstung kaputt gehen, oder Verschleißteile ersetzt werden müssen. Mitten in Europa sollte das doch eigentlich unproblematisch sein. Dachte ich zumindest. Allerdings ist es halt doch was anderes, ob man einfach mal so mehrere hervorragend ausgestattete Sportgeschäfte mitten in München abklappern kann, oder das Ersatzteil in einem kleinen Bergdorf im Nirgendwo auftreiben muss. Ein Klassiker sind Gaskartuschen. Optimal für den Transport auf Tour sind die kleinen 100 Gramm Kartuschen. Allerdings halten die auch nur für drei Tage, und es ist nie abzusehen ob im nächsten Stützpunkt Nachschub aufzutreiben ist. In der Schweiz konnte ich da mit einiger Recherche eine recht elegante Lösung finden, denn ein Sporthändler lieferte diese auch zur Abholung an die Filialen einer Supermarktkette, so dass ich diese immer strategisch vorbestellen konnte. Kurz vor der Grenze ergab sich nun aber das erste komplexere Problem - die Tage meiner Isomatte waren gezählt.

Erst wunderte ich mich noch, warum mir dieses praktische Kopfpolster für die aufblasbare Matte bisher nie aufgefallen war. Bis mir klar wurde - da sind die Luftkammern aufgeplatzt. Dadurch verlor die Matte mit der Zeit an Luft, was dazu führte, dass ich die nachts alle zwei Stunden durchgelegen hatte, und im Halbschlaf wieder aufblasen durfte. Es wurde also dringend Ersatz benötigt. Und zwar keine x-beliebige Matte, sondern es musste schon eine Ultralight sein, damit sie noch in meine Taschen passt. Genaugenommen gibt es da nur zwei Modelle auf dem Markt, und das brauchte ich auch noch in der richtigen Größe. Leider war es selbst online nicht feststellbar, ob so etwas in Bourg-Saint-Maurice aufzutreiben war. Und der Versand machte aufgrund der Lieferzeiten auch nur bei einem französischen Händler Sinn. So wühlte ich mich also schon Tage zuvor in Courmayeur durch die Internet-Shops in einer mir nicht mächtigen Fremdsprache bis ich die Vermutung hatte, das Passende gefunden zu haben, und das mit Expresskurier an eine ebenfalls zuvor gebuchte Unterkunft zu schicken in der Hoffnung, dass dies dort auch rechtzeitig am Tag meiner Ankunft ankommen würde. Alles irgendwie machbar, aber logistisch halt nicht ganz so einfach.

Letztendlich hatte das dann alles recht gut funktioniert. Durch eine Kombination aus Online-Bestellung und den lokalen Fachhandel bekam ich sowohl meine Isomatte just-in-time geliefert wie auch eine ganze Reihe von Verschleißteilen beim Radel wie Reifen, Kette und Bremsscheiben erfolgreich getauscht. Ich dachte also ich bin bereit um die nächsten Etappen in Angriff zu nehmen. Doch dann bemerkte ich, dass die Kurbel bei den Pedalen etwas unrund lief. Nach einiger Inspektion und Rücksprache mit den lokalen Mechanikern stellte sich raus, dass es bei der Kurbel ein Innenlager gibt, und dieses wohl getauscht werden musste. Es ist nun eines der größten Ärgernisse für mich beim Radeln, dass zu viele Bauteile einfach nicht standardisiert sind und es für alles Herstellerabhängig zig Varianten gibt. Und zwar auch für Verschleißteile wie eben dieses Innnenlager. Ich habe alle Mechaniker abgeklappert, aber keiner hatte das für mein Radel passende Teil. Es war hoffnungslos. Zusammen mit einem dieser Mechaniker durchforstete ich letztendlich den Spezialversand, um mir das mutmaßlich passende Innenlager an das nächste größere Etappenziel Briançon schicken zu lassen. Das angeschlagene Innenlager sollte so lange ja noch halbwegs halten, und die knapp 6000 Höhenmeter bis dahin hoffentlich mitmachen.

Bevor die Reise weiterging wollte ich nun noch einen Tag lang nutzen um den Bikepark in Les Arcs zu erkunden, da es da mit La Varda einen bekannten Toptrail gab, den ich keinesfalls ignorieren konnte. Nach ein paar schönen gebauten Enduro-Abfahrten im Skigebiet zum Auftakt, sollte La Varda die zweite Tageshälfte füllen und in die unerschlosseneren Seiten der Savoyer Alpen führen. Technisch sehr anspruchsvoll erfüllte der Trail wirklich alle meine Erwartungen, und führte teils flowig, teils steil und ausgesetzt durch den Nationalpark Vanoise bis beinahe direkt zurück zu meinem Zeltplatz. Nur das penetrante Klackern meiner Innenlager machte mir immer wieder bewusst dass hier was nicht so ist wie es sein sollte.

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