our big trip
our big trip
vakantio.de/bigtrip2018

Drei Wochen Tauchen und Volunteering @TRACC auf Pom Pom Island

Veröffentlicht: 20.08.2018

Wir haben zu Hause von Basil den Tipp erhalten und sind Ende Juli von Kota Kinabalu nach Tawau geflogen, um von dort mit dem Bus nach Semporna in Sabah an der Ostküste Borneos zu reisen. Vorneweg: es werden drei geniale Wochen auf der kleinen Insel Pom Pom, in der wir viel erleben und lernen. 

Mit dem Boot fahren wir ca. 45 Minuten raus auf unser neues Zuhause. Nach der kurzen Einführung erhalten wir überraschenderweise ein Zimmer im Longhouse, obwohl wir uns schon auf drei Wochen Zeltleben eingestellt haben. Wir beklagen uns natürlich nicht über dieses Upgrade und ziehen in unser spärlich eingerichtetes Zimmer, das sogar ein eigenes WC mit Dusche hat. 

Im Tropical Research and Conservation Center (TRACC) lerne ich (Mathias) zuerst mal das Tauchen. Die erste Woche ist geprägt vom PADI Open Water Kurs, in dem ich Theorie und Praxis in Tauchgängen bis 18 Meter Tiefe erlerne. Da Seraina bereits Rescue Diver ist, kann sie direkt mit dem Intro-Dive und ersten Arbeits-Tauchgängen starten. Dank meiner Instructorin Steph klappt alles auf Anhieb und nach wenigen Tagen bin ich bereits zertifizierter Taucher. Um auf die gleiche Tiefe runtertauchen zu können wie Seraina, hänge ich gleich den Advanced Open Water Diver (bis 30m) an. Mit dem Instructor Owen klappt das ebenfalls sehr gut. Am Ende der drei Wochen habe ich bereits 36 Tauchgänge auf dem Konto. Seraina konnte ihre Taucherfahrung auf 82 Tauchgänge erhöhen. 

Der Alltag im Camp sieht etwa wie folgt aus: morgens macht man sich selbst sein eigenes Frühstück. Es stehen Eier, Toast, Gemüse, meistens auch Reis und diverse Aufstriche zur Verfügung. Zwischen 8 und 9 Uhr starten die Kurse oder die Arbeit. Am Vorabend wird jeweils auf einem Whiteboard kommuniziert, wer wo eingeteilt ist. Zur Arbeit erzähle ich später mehr. Nebst den täglich variierenden Arbeiten gibt es kleine "Ämtli", die vier Gruppen von jeweils 4-5 Personen zu erledigen haben. Dazu gehören der Abwasch am Mittag oder am Abend, ein Beach Cleanup des zugehörigen Strandabschnitts sowie Crash-Cans, wo man die Dosen (Bier, 100plus, Nescafe, Coca Cola etc.) zerquetschen muss, um im Abfall Platz zu sparen. In der Freizeit erholt man sich in den Hängematten, versucht über eine Celcom-Simcard Kontakt mit der Aussenwelt aufrecht zu erhalten oder betätigt sich sportlich. Es hat ein improvisiertes Outdoor-Gym, einen Beachvolley-Platz, Paddle-Boards und Kayak oder natürlich das Meer, das zum Baden oder Schwimmen einlädt aber auch der Strand, um sich eine schöne Bräune anzulegen. Zudem geniessen die beiden geselligen Hunde, die zum Camp gehören, gerne einige Streicheleinheiten.

Das Essen ist hervorragend. Neng kann in der offenen Küche im Camp selbst spezielle Ansprüche (vegan, Pfeffer-Allergie, Laktose- oder Glutenintoleranz) sehr gut bedienen und es stehen immer 4-5 Töpfe voller leckerem Essen zur Auswahl. Die Basis stellt natürlich Reis dar, aber es gibt viel Gemüse, Salat, Kartoffeln und ab und zu Linsen, Chicken, Tofu oder Nudeln. Zum Dessert gibt es Wassermelonen oder Ananas. Für Flüssignahrung ist auch gesorgt. Ordentlich viel Wasser ist ein Muss bei diesen Aktivitäten und Temparaturen, aber abends darf es auch ein Bier oder lokaler Schnaps, den sie Whiskey nennen, sein. Nicht selten bleibt es nicht nur bei einem Bier - die Abende können ganz schön unterhaltsam werden bei knapp 30 Volunteers, die meisten aus UK. Für zwischendurch gibt es in der Kühlbox auch Süssgetränke wie Cola oder 100plus und einen Ice-Nescafe für die ersten Minuten am Morgen. 

Die Arbeit steht von Dienstag bis und mit Samstag im Vordergrund. Es gibt einen Haufen verschiedener Projekte, mit denen TRACC versucht das leider stark zerstörte Housereef wieder aufzuforsten. Durch Fischbomben sind leider nicht mehr viele Korallen übrig und die Artenvielfalt hat stark gelitten. Mit sogenannten ARC (artificial rehabilitation crest) Reefs versucht man das Geröll, das auf dem steil abfallenden Riff liegt, zu stabilisieren. Dazu werden die selbst hergestellten und bearbeiteten Zementblöcke versenkt, in die Löcher gebohrt sind. Es gibt auch das Bottlereef, das sind ebenfalls Zementblöcke in denen Glasflaschen befestigt sind. In diese Flaschen und Löcher werden dann junge noch lebende Korallen eingepflanzt. Es werden auch sogenannte Biscuits (Bizkits) gepflanzt. Das sind kleinere Zementblöcke, in die ebenfalls Korallen-Sprösslinge oder abgebrochene Korallen-Stücke eingepflanzt sind. Diese Bizkits werden in einer strömungsarmen Gegend in einer Nursery grossgezogen. Weiter gibt es Strukturen und Vorrichtungen wie Coral Tables, Coral Bushes oder den Coral Tree, wo Korallenstücke an Fischerleine befestigt werden und so freischwimmend im Wasser wachsen können. All diese Strukturen müssen ständig überwacht und gepflegt werden, da sich Algen ansetzen oder die Strömung Teile beschädigen kann. Die Arbeit macht Spass, ist aber teilweise anstrengend, wenn man mit Zementblöcken in einem Kübel auf 20 Metern Tiefe rumschwimmen muss. Speziell für einen Taucher-Neuling ist es zu Beginn anspruchsvoll, nebst der Ausrüstung auch noch Werkzeug optimal zu handeln. Man lernt aber bei Arbeitstauchgängen sehr viel mehr als bei Freizeit-Tauchgängen, wo man mit der GoPro hinter Fischen herjagt oder Kleintiere erspäht. 

Nebst den ARC Reefs werden die noch lebenden Korallen auf anderen Inseln und Gebieten von den invasiven Crown of Thornes beschützt. Diese Art Seestern hat leider hier aufgrund des Weggangs von grösseren Fischen keine natürlichen Feinde mehr und vermehrt sich extrem. Sie leben von Korallen - ein einziger COT zerstört dabei 6 - 12 Quadratmeter jährlich - und bedrohen durch das Ungleichgewicht grosse Teile der Riffe. Wir gehen also auf COTs-Jagd und versuchen an Orten, wo ein Ausbruch stattgefunden hat, die Anzahl wieder einzudämmen. Wir sammeln die COTs ein und sezieren sie. Dies ist nötig, um festzustellen, ob die COTs bereits ihre Eier gelegt haben und ein weiterer Ausbruch folgen wird, oder ob die Eier noch in den Armen drin sind und wir sie rechtzeitig erwischt haben. Danach werden die Tiere am Strand begraben. Es ist vielleicht am Anfang schwer nachvollziehbar, warum ein Conservation Center eine bestimmte Tierart tötet, doch unter den herrschenden Umständen für uns absolut nachvollziehbar. Innert zwei Stunden haben wir zu sechst 220 COTs eingesammelt - eine erstaunliche Zahl und gut für die lokale Korallen-Wälder. 

Nebst der Arbeit lernt man bei TRACC vieles über die Lebewesen im Meer. Nebst Lektionen zur Fischwelt erhält man Einblicke in die verschiedenen Korallen und das Kleingetier, das darin lebt. Es ist nach wie vor schwierig, alle Fische voneinander zu unterscheiden, doch einige kennen wir jetzt und können auch die Tauchsymbole dazu langsam aber sicher. Das Wissen ist nicht nur persönlich interessant, sondern auch bei Surveys wichtig. Auf abgesteckten Gebieten im Riff versucht man mittels Beobachtungen den Fortschritt festzuhalten. Man taucht quasi der Leine entlang und zählt die unterschiedlichen Kleintiere oder Fische, die sich im abgesteckten Rayon (50x2 m) herumtreiben. In einem Bereich von 10x2 Meter sollten jeweils 4 Minuten lang beobachtet werden. Das Ganze dauert also 20 Minuten und ist eine anspruchsvolle Arbeit, denn man muss sich nebst dem Aufschreiben von den gesehenen Tieren, schliesslich auch immer noch auf den eigenen Körper und die Ausrüstung (Luft und eigener Auftrieb sowie Tiefenmesser) konzentrieren. 

Weitere Arbeiten rund ums Camp umfassen das Bauen eines Pizzaofens aus alten toten Biscuits, das Bauen einer "Leiter" zum Trocknen der Handschuhe (Seraina's persönliche Idee und eigens umgesetztes Projekt), das Bauen eines kleinen Holzschuppens aus rumliegendem Baumaterial (Mathias's persönliches Projekt), das Aufstocken des Holzvorrats oder weitere Bauarbeiten an den Zelten, dem Longhouse oder dem offenen Gemeinschaftsraum "Number 4". Es gibt regelmässig Holztische zu flicken und neu zu bemalen, denn getanzt wird nicht nur auf dem Boden... 

Abends finden jeweils Turtle-Walks statt, wo man bei Nacht einmal um die Insel spaziert und nach nistenden Schildkröten Ausschau hält. Nachdem man bei der stationierten Polizei die Erlaubnis einholt, dauert das ganze ohne Begegnung mit einer Schildkröte nur ca. 40 Minuten. Wenn man Glück hat und eine antrifft, kann es Stunden dauern. Man wartet dann nämlich, bis sie die Eier gelegt hat und wieder ins Meer verschwindet, um die Eier auszugraben und in die Aufzuchtstation zu bringen, wo sie kontrolliert schlüpfen können und dann ins Meer entlassen werden. Das Ganze macht deshalb Sinn, weil sie dort von natürlichen Feinden und Wilderern geschützt sind und die Chancen auf das Überleben steigen. 

Sonntags ist Sunday Funday angesagt und es stehen ausschliesslich Freizeit-Tauchgänge an. Meistens versucht das Team Tauchplätze anzusteuern, die sonst bei der Arbeit nicht besucht werden. So besucht man auch mal eine andere Insel mit ganz anderen Verhältnissen und intakten Reefs. Nebst den Spass-Tauchgängen steht Abends neuerdings eine Fancy-Dress-Party an. Das Motto beim ersten Mal lautete A (Asterix und Amazone), danach folgte B (Barbecue und Baywatch) und an unserem letzten Abend verkleideten wir uns als Computer und Cast Away (mit Wilson unter dem Arm natürlich). 

Montag ist dann absoluter Ruhetag und das ist nach Sonntag-Nacht auch meist nötig. Einige Leute vom Staff fahren mit dem Boot nach Semporna und machen Besorgungen, denn auf Pom Pom gibt es ausser dem Camp nur zwei Resorts aber keine Einkaufsmöglichkeiten. Nebst Essen und Trinken werden sonstige benötigte Utensilien für die Projekte eingekauft. Zudem werden Volunteers verabschiedet oder abgeholt.

Wir haben drei absolut tolle Wochen erlebt und liebenswerte Menschen kennenlernt und von ihnen lernen können. Es ist wichtig, was TRACC auf Pom Pom macht, auch wenn es nur ein kleines Housereef ist. Die Projekte und das Wissen, das an Volunteers wie uns oder Einheimische weitergegeben wird, kann etwas bewirken. Wir würden jedem einen Einsatz (und das Tauchen-Lernen) auf Pom Pom empfehlen und schliessen es nicht aus, eines Tages zurückzukehren. Es gäbe nach drei erlebnisreichen Wochen noch so viel zu erzählen, aber wir wollen jetzt Bilder sprechen lassen und präsentieren euch deshalb freudig unser Video, das uns immer an diese tolle Erfahrung erinnern lässt: 


Mehr Informationen zu Tracc

- Website

- Instagram

- Facebook

Cooles Privatprojekt von zwei französischen Volunteers (Anaïs und Loïc) auf Facebook: Un Amour de Corail

Danke nochmals für die Dronen-Aufnahmen - Weltklasse!

Antworten

Malaysia
Reiseberichte Malaysia
#malaysia#borneo#sabah#pompom#pompomisland#tracc#conservation#tropical#research#marinelife#aquaticlife#diving#padi#openwater#openwateradvanced#workdive#fundive#deepdive#wreckdive#nightdive#turtles#fish#coral#hardcoral#softcoral#inverts#boxfish#crocodilefish#scorpionfish#bluespottedray#morene#nudibranches#lionfish