Um 3 Uhr morgens startet unsere Tour nach Tikal, der bedeutendsten Maya-Stadt der Welt. Mit vielen anderen Europäern sitzen wir im Minibus in den Minibus. Tikal liegt ca. 60 km entfernt mitten im Dschungel.
Dort angekommen laufen wir im Dunkeln durch die Ruinen-Stadt bis hoch auf den Tempel 4, dem höchsten Tempel des früheren Mayareichs. Es ist ca. 5:15 morgens, als wir uns dort auf die Treppen setzen und mit Blick auf die im Nebel und Dschungel versunkenen Stadt auf den Sonnenaufgang warten. Während ein paar Leute meditieren, nicken ein paar andere aufgrund des kurzen Schlafs wieder ein. Am beeindruckensten sind die Geräusche, die wir aus dem Dschungel wahrnehmen: die Vögel, Affen und andere Tiere erwachen langsam und ein neuer Tag beginnt. Der Nebel lichtet sich und die Spitzen der Tempel kommen zum Vorschein. Kurz vor 6 zeigt sich auch die Sonne, die den Tempel erleichtert und wirklich magisches Bild zaubert. Es ist vielleicht nicht der beste Sonnenaufgang, aber so eine Geräuschkulisse habe ich wirklich noch nie erlebt.
Auf der Tour bis zum bedeutendsten Platz von Tikal erfahren wir viel über die Geschichte Tikals. Danach habe wir Zeit die Stadt auf eigene Faust zu entdecken.
Eine besondere Ehre war es, einer Taufzeremonie eines Mayastammes beobachten zu können, die auf dem Gran Plaza vor dem berühmten Tempel 1 stattfand. Ca. 30 Menschen versammelten sich um das Feuer. Für jedes Kind, das getauft wurde, wurde ein Huhn geopfert, eine Prozedur, der ich lieber nicht zuschauen wollte.
Eine Sache, die uns beide wirklich fremdschämen ließ, war das Verhalten vieler Touristen. Es gab wirklich viele, die die Prozedur aus unmittelbarer Nähe filmten, oder bei der Taufe mit ihrem Handy direkt neben dem Kind standen. Wie kommt es an, wenn man bei einer privaten Feier, bei der man nicht einmal eingeladen ist, ohne zu fragen, mitfilmt. Ich finde es irgendwie traurig, dass sich manche darüber scheinbar keine Gedanken machen. Auf die Spitze der Respektlosigkeit trug es ein Ami, dessen Gespräch wir später auf der Heimfahrt lauschten. Er fand es nicht richtig, dass die Ureinwohner ihre Zeremonie mitten auf dem Platz praktizierten, das könnten die doch bitte draußen machen. Zumindest war es was interessantes für die Touristen, meinte er. Da sollte man doch meinen, das Reisen macht die Menschen weltoffen. :(
Trotz dass wir schon seit 3 Uhr auf den Beinen sind, unser Magen knurrt und es sehr heiß ist, erkunden wir noch bis um 2 Uhr die Ruinen Stadt. Dach den bisherigen Ruinen (Teotihuacan, Tajin und Palenque) ist Tikal wirklich die beeindruckenste Stadt und vielleicht der magischste Ort, an dem ich bisher war. Nicht nur durch die großen Ruinen selbst, sondern vor allem durch die Lage mitten im Dschungel, die Naturgeräusche und die Tatsache, dass wir an manchen Orten die einzigen Menschen sind. Angenehm ist auch, dass hier keinerlei Straßenverkäufer unterwegs sind. In Mexiko wurde man schier von den zahlreichen Verkäufern überfallen, nachdem man die Treppen vom Tempel herunterkam.
Ich empfehle für Tikal auf jeden Fall die Tour um 3 Uhr morgens zu machen. Es ist einfach eine unglaubliche Atmosphäre, wenn der Dschungel um einen herum erwacht, und man hat genügend Zeit, Tikal auf eigene Faust zu entdecken. Wir waren somit insgesamt 8 h im Park, und die Zeit verging wie im Flug.