Auszeit - Reise Richtung Osten
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Myeik - Dawei - Sin Htauk Beach

Veröffentlicht: 27.02.2019

Nach nur einem Tag Erholung traten wir frühmorgens bereits die nächste lange Busfahrt an. Um 6.30 Uhr standen wir bereit und um 7.15 traf der Bus ein. Am Vortag hatten wir uns vorsorglich mit Snacks und Wasser eingedeckt. Alle Vorsorge nützt nichts, wenn man die Leckereien im Hotelzimmer liegen lässt... Dummerweise ist uns dies erst nach einigen Minuten im Minibus aufgefallen. Nicht gerade ein optimaler Start in den Tag.

Unseren ersten Stopp legten wir nur knapp zehn Minuten nach Abfahrt ein. Die beiden Vorderreifen wurden ausgewechselt. Mit neuen Reifen konnte es dann gegen 8.00 Uhr endlich los gehen. Mit an Bord: Mehrere Familien mit Kindern. Da die meisten Kinder einen Sitz mit den Eltern teilten, hatten wir die ganze vordere Reihe für uns. Zu unserer Freude war der Minibus mit einer Klimaanlage ausgestattet. Weniger toll war, dass der Fahrer diese immer nur ein paar Minuten einschaltete. Also öffneten wir die Fenster. Geruchs-technisch war dies ohnehin die bessere Lösung. Vor allem die Kinder mussten sich übergeben. Mit den Fahrkünsten unseres Fahrers waren wir zufrieden. Weniger toll war die 'Gebets-Musik', die in voller Lautstärke durch den Bus schallte. Als Gegenmassnahme spielten die anderen Burmesen ihre eigene Musik ab. Wir setzten die noise cancelling Kopfhörer auf. Nach einer Weile wechselte der Fahrer die CD. Mit der burmesischen Volksmusik waren dann glücklicherweise alle zufrieden. Ein weiterer Lärmfaktor war das Gehupe. Die Burmesen hupen grundsätzlich sehr gerne. Das Hupen hat unterschiedliche Bedeutungen: Warnung – Achtung ich komme, Begrüssung, Tiere verjagen etc. Unser Fahrer hat das Ganze aber dann doch etwas auf die Spitze getrieben.

Nach knapp sieben Stunden setzte uns der Minibus vor unserem Hotel in Dawei ab. Wir luden unser Gepäck ab und machten uns sogleich auf die Suche nach Nahrung/Futter. Nach dem Essen erkundeten wir das Städtchen. Auch Dawei ist noch nicht auf den Tourismus ausgelegt. Die Hitze drängt uns zurück ins Hotel. Erst gegen Abend gingen wir wieder nach draussen. Wir fanden ein Restaurant, das traditionellen burmesischen Street-Food anbietet. Das Gericht erinnerte an gefüllte indische Roti, dazu gab es ein Curry - schmeckte sehr lecker.

Am nächsten Tag mieteten wir einen Roller. Wir fuhren zum rund 60 km entfernten Sin Htauk Strand. Wir genossen die Fahrt durch die kleinen Dörfer. Überall wurden wir freundlich begrüsst und angelächelt. Der letzte Abschnitt war etwas holpriger, da die Strasse (noch) nicht geteert ist. Im letzten Dorf parkten wir den Roller und nahmen für das letzte Teilstück das Boot. Normalerweise muss der letzte Abschnitt zu Fuss zurückgelegt werden. Nur bei Flut kann das Boot durch den Mangrovenwald fahren. Vom Boot aus mussten wir noch eine kleine Hügel besteigen und blickten dann auf den wunderschönen Sin Htauk Strand herunter. Der Sand ist weiss und fein und das Wasser wunderbar klar. Auch unser Bungalow gefiel uns auf Anhieb gut. Das Häuschen steht im Wald und vom Balkon hat man eine super Aussicht aufs Meer. Hier lässt es sich wirklich gut leben. :-) Der Resort besteht aus rund zwanzig Bungalows und einem Restaurant. Ansonsten gibt es in dieser Bucht nichts. Alle Häuschen waren besetzt. Trotzdem wirkte der relativ lange und breite Strand leer. Tagsüber trafen wir manchmal burmesische Gruppen an, die einen Tagesausflug an den Strand machten.

Am Tag nach der Ankunft unternahmen wir einen Bootsausflug zu der Moscos Insel. Die Anfahrt dauerte gut zwei Stunden mit dem Longtail-Boot. Vor der Insel konnten wir die Unterwasserwelt mit Schnorchel und Taucherbrille erkundigen. Das Riff ist allerdings nicht überwältigend schön. Wir sahen einige Clownfische, Papageifische und Schwärme von kleineren Fischchen, aber leider keine farbigen Korallen. Im Prospekt hatte die Reiseagentur damit geworben, dass es sich um das gesündeste Riff Myanmars handle. Wir hoffen, dass im Mergui Archipel noch weit schönere und gesündere Riffs zu finden sind. Unterwasser entdeckten wir nämlich auch Abfall und Restprodukte des Fischfangs (geflochtener Korb, der von den Einheimischen zum Fischfang benutzt wird). Gegen Mittag fuhren wir an einen Strand. Dieser war wirklich umwerfend schön. Weniger schön war der Müll, den die Einheimischen überall rumliegen lassen. Der Strand ist von einfachen Fischern bewohnt. Nach dem Mittagessen fuhren wir mit dem Boot denselben Weg zurück. Der Ausflug war schön, aber nicht überwältigend.

Den Folgetag verbrachten wir mit Schwimmen, Essen, Lesen und Blog schreiben. Gegen Nachmittag brach eine gewisse Unruhe aus. In der Nähe der Bungalows war ein Feuer entfacht. Offenbar hatten ansässige Jugendliche einen Zigarettenstummel in die Büsche geschnippt. Das dürre Gras fing daraufhin Feuer. Weil der Wind relativ stark blies und die Jugendlichen sehr langsam reagierten, verbreitete sich das Feuer in Windeseile. Sämtliche Mitarbeiter des Resorts schnappten sich (winzige) Feuerlöscher und eilten zur Brandstelle. Um das Feuer auf diese Art zu löschen, kam aber jede Hilfe zu spät. Gemeinsam mit Mario und Yi Yi, ein Schweiz-burmesisches Paar, das wir am Vorabend kennengelernt hatten, begutachteten wir die Situation aus nächster Nähe. Wir beschlossen, die anderen Leute vom Resort zu warnen und unsere Sache sicherheitshalber zu packen. Falls der Wind sich wenden würde, wäre der Resort in ernsthafter Gefahr. Nach der Warnung rückten wir gemeinsam mit einige Resortbesucher aus, um die Einheimischen bei der Feuerbekämpfung zu unterstützen. Viel tun konnten wir nicht. Zur Brandbekämpfung waren nicht einmal die einfachsten Mittel wie Wassereimer oder Schaufeln vorhanden. Die Einheimischen schnitten grüne Äste von den Bäumen und schlugen damit auf die Flammen ein. Irgendwie gelang es ihnen, die kritische Linie (Weg zwischen Feuerwand und Resort) zu halten. Wir Westlichen beschränkten uns darauf, mit Sand die kritischen Stellen abzudecken, sprich die Schneise zu den Bungalows zu sichern. Als die lokale Feuerwehr eine gefühlte Ewigkeit später eintraf, unternahm diese rein nichts. Sie schossen mit dem Mobiltelefon ein paar Schnappschüsse vom 'westlichen Löschtrupp'. Zum Glück drehte der Wind und das Feuer zog weiter landeinwärts. Wie rasant sich das Feuer verbreitet hatte, wurde am nächsten Tag sichtbar. Nach der Löschaktion nahmen wir mitsamt Kleider ein Bad im Meer. Hauptsächlich um den Rauch- und Schweissgeruch zu vertreiben und den Sand, der überall am Körper klebte, abzuwaschen. Was für ein Nachmittag.

In den zwei Tagen durften wir dank Yi Yi und Mario viel über die burmesische Kultur lernen und erhielten einige Geheimtipps. Die Burmesen rechnen mit acht Wochentagen, wobei der Mittwochmorgen und -abend separat zählen. Jedem Tag sind ein Tiersymbol, ein Planet, eine Himmelsrichtung sowie eine (meist negative) Charaktereigenschaften zugeordnet. Mathias erblickte an einem Montag das Licht der Welt. Seine Merkmale: Tiger, Mond, eifersüchtig. Andrea kam an einem Freitag zur Welt: Meerschweinchen, Venus, gesprächig (wer hätte das gedacht ;-)). Offenbar passen Menschen, die am Montag geboren wurden ausgezeichnet zu Freitagskindern. Die Beziehung soll eine harmonische sein. Wie der eifersüchtige Tiger zum gesprächigen Meerschweinchen passt, ist uns allerdings ein Rätsel. Vor einer Heirat prüfen die Burmesen die Kompatibilität der Partner anhand dieser Symbolik. Der burmesische Segen wäre uns somit zugesichert – phu. Generell hat der Glauben – wie auch der damit verbundene Aberglauben – eine zentrale Bedeutung für die Burmesen. Nicht umsonst wird Myanmar als Land der 1000 Pagoden bezeichnet.

Leider war es am nächsten Tag dann auch bereits wieder Zeit, von unserem Bungalow Abschied zu nehmen. Gemeinsam mit anderen Gästen marschierten wir durch den Mangrovenwald zurück zu unserem Roller. Auf der Rückfahrt hatten wir noch einen Platten. Zum Glück gibt es an jeder Ecke eine 'Werkstatt'. Der Wechsel des Schlauchs kostete uns umgerechnet drei Franken. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir Dawei. Dort entscheiden wir uns, noch einen Abstecher zum Bahnhof zu machen, um die Fahrkarten für den Folgetag zu besorgen. Bereits der Weg zur Station war ein kleines Abenteuer. Die Strasse ist mit Schlaglöchern übersät und führt gefühlt ins Niemandsland. Zu unserem Erstaunen fanden wie am Ende des Weges tatsächlich ein grösseres Bauwerk und Geleise. Die Zugstation von Dawei ist ein sehr heruntergekommenes Gebäude aus der Kolonialzeit. Das Innere der riesigen Halle war leer und auch sonst sah es nicht so aus, als ob die Station noch in Betrieb wäre. Der Ticket-Schalter war seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr benutzt worden. Wir schauten uns auf dem Gelände um und trafen auf einen englisch sprechenden Herrn. Dieser erklärte uns, dass die Fahrkarten nur am Morgen gekauft werden können.

Morgen reisen wir mit dem langsamsten Zug von Myanmar von Dawei weiter in die dritt grösste Stadt des Landes, Mawlamyine. Die Fahrt soll rund 16 Stunden dauern.


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