Auszeit - Reise Richtung Osten
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Hanoi - Die Hauptstadt

Veröffentlicht: 07.05.2019

Leider fanden wir im Nachtbus kaum Schlaf. Um 5.30 Uhr morgens trafen wir in Hanoi ein und wurden mitsamt unseres Gepäcks aus dem Bus befördert. Die Taxifahrer waren dermassen aufdringlich, dass wir beschlossen, uns ein Grab-Taxi zu bestellen. Zu dieser frühen Morgenstunde verspürten wir nicht die geringste Lust, Preise auszuhandeln, uns durch getürkte Taxometer abzocken zu lassen oder unnötig lange Umwege zu fahren. Nur wenig später trafen wir am Rande der Altstadt ein. Hier hatten wir uns vorgängig für drei Nächte ein nettes Zimmer in einem kleinen Hotel gebucht. Leider war ein frühes Check-in nicht möglich. Unser Plan, durch den Nachtbus eine Nacht einzusparen, bereuten wir auf der Stelle. Total übermüdet begaben wir uns gezwungenermassen auf die Suche nach einem Cafe. Wir mussten feststellen, dass dies selbst in einer Grossstadt wie Hanoi keine einfache Aufgabe ist. Glücklicherweise fanden wir nach kurzer Zeit ein kleines Lokal, das Kaffee und Banh Mi servierte. Gestärkt begaben wir uns in den nahegelegenen Park, um dort die restlichen Stunden zu überbrücken. Wir spazierten am See entlang und beobachteten die Menschen bei ihrer Morgengymnastik. Besonders beeindruckt waren wir von all den älteren Damen und Herren (einige waren bestimmt 90 Jahre alt), die Tai-Chi praktizierten. Über die Geschmeidigkeit der Bewegungen und die erhaltene Beweglichkeit konnten wir nur staunen. Wir fanden eine Parkbank und legten uns hin. Leider war auch dieses Schläfchen nicht von langer Dauer. Die Stadtpolizisten weckten uns mit lauten Schnalz- und Grunzgeräuschen auf – das Schlafen auf öffentlichen Parkbänken ist offenbar untersagt. Wir beobachteten das Treiben noch eine Weile und beschlossen dann, uns noch einen weiteren Kaffee zu genehmigen. Leicht verzweifelt schauten wir auf die Uhr, acht Uhr morgens, die Zeit kroch unglaublich langsam voran. Noch trennten uns sechs lange Stunden von unserem Hotelbett. Wir irrten noch einige Stunden in der Stadt umher, assen zu Mittag und kehrten anschliessend zum Hotel zurück. Um 13.00 Uhr nahm die Qual endlich ein Ende, wir konnten einchecken.

Nach einigen Stunden Schlaf begaben wir uns ins Zentrum ('Altes Quartier') von Hanoi. Wir liessen uns von den Menschenmassen treiben. Wir passierten hunderte von Restaurants und Kneipen. Hanoi ist für seinen Street-Food bekannt. Was uns verblüffte, waren die Preise. Wir hatten erwartet, dass das Essen auf der Strasse preiswerter ist, als in einem regulären Restaurant. Der Tourismus hat die Preise offenbar stark in die Höhe getrieben – zumindest was das Essen im Zentrum anbelangt. Wir assen unterschiedliche vietnamesische Gerichte und machten uns anschliessend auf den Nachhauseweg.

Am nächsten Tag besuchten wir in der Altstadt ein traditionelles Haus. Wie sämtliche Häuser in Hanoi ist auch dieses Haus schmal gebaut. Grund dafür sind die hohen Grundstückpreise. Das Innere des Hauses enthielt zahlreiche schöne Möbel. Es war nicht schwer erkennbar, dass dieses Haus einst einer reichen Kaufmannsfamilie gehörte. Wir setzten unseren Rundgang fort und erkundeten die lokale Markthalle (Dong Xuan). Das Sortiment ist komplett auf die einheimische Bevölkerung ausgelegt. Der Markt erstreckt sich über mehrere dreistöckige Hallen. Von lebendigen Schildkröten bis hin zu gefälschten Markenkleidern kann hier alles zu erschwinglichen Preisen erworben werden. Uns persönlich hat der Markt nicht sonderlich gut gefallen. In manchen Hallen fehlt die Frischluftzufuhr fast vollständig und es müffelt stark. Wir verlassen den Markt und begeben uns zur nahegelegenen Long Bien Brücke. Die Eisenbahnbrücke wurde anfangs des 20. Jahrhunderts von den Franzosen erbaut und erstreckt sich auf eine Länge von 2,4 km. Während des Vietnamkriegs wurde die Brücke aufgrund ihrer strategischen Lage von den Amerikanern immer wieder stark bombardiert. Nach jeder Attacke nahmen die Vietnamesen Reparaturen vor. Auch heute wird die Brücke noch für den Bahnverkehr genutzt. Nebst der Eisenbahn, nutzen sie zudem Fussgängern und Motorradfahrern zur Querung des Roten Flusses. Die Brücke ist sehr rostig und macht keinen sonderlich vertrauenswürdigen Eindruck. Restaurationsarbeiten sind jedoch glücklicherweise bereits im Gange. Nach der Besichtigung der Brücke – hier ist nichts abgesperrt und die Gleise können einfach betreten werden – folgten wir der Bahnstrecke noch ein Stück stadteinwärts. Hier begegneten wir einer kleinen alten Frau (siehe Bild). Über das gemeinsame Foto mit Mathias hat sie sich wahnsinnig gefreut. Sie wollte das Bild gleich mehrmals anschauen. Der Grössenunterschied ist immens!

Nach dem Abendessen – ein Tischgrill mit Rindfleisch und Gemüse – stürzten wir uns in das wilde Nachtleben von Hanoi. Am der Bierstrasse wird das Bier für 5000-7000 Dong (20-30 Rappen) pro Becher verkauft. Als Sitzgelegenheit dienen winzige Plastikstühlchen. All zu lange hielten wir es auf diesen allerdings nicht aus. So wechselten wir in eine Beiz mit normalen Stühlen. Hier trafen wir rein zufällig ein Paar aus England wieder, das wir rund einen Monat zuvor auf der Bootsfahrt in Coron kennengelernt hatten. Als die Polizei um Mitternacht die Strasse räumte und alle Lokale dicht machten, zogen wir weiter in einen Club in der Nähe. Nur kurze Zeit später wurde auch dieser geschlossen und wir wurden zum nächsten Club gelotst. Die Situation war völlig absurd. Rund 30 Personen – einige hatten doch bereits ein, zwei Bierchen über den Durst getrunken – überquerten morgens um 1.00 Uhr eine vierspurige Autobahn mitten in der Stadt. Auf der anderen Seite mussten wir über einen Zaun klettern, um anschliessend die anderen vier Spuren zu überqueren. Danach ging es weiter ins Industrieviertel, wo sich der Lighthouse Club befand. Das beste am Club war eindeutig die Aussicht, welche vom Hinterhof aus genossen werden konnte. Das Gebäude bot einen wunderbaren Ausblick auf die beleuchtete Long Bien Brücke. Nach nur kurzer Zeit verliessen wir den Club. Leider reichte das Geld nicht mehr aus, um ein Taxi nach Hause zu nehmen. Zu allem Übel setzte auch noch der Regen ein, sodass wir nach gut 30 Minuten klatschnass im Hotel eintrafen.

Den nächsten Tag liessen wir ruhig angehen. Wir genossen fantastischen vietnamesischen Kaffee und fanden eine hervorragende Strassenküche gleich um die Ecke. Eine Frau grillierte Fleischbällchen auf glühenden Holzkohlen. Diese wurden zusammen mit frittiertem Speck und Sellerie in eine Brühe geworfen. Die Suppe wurde mit kalten Nudeln und frischen Kräutern serviert. Einfach frisch und lecker! Das Essen hat gut einen Franken pro Person gekostet. Den restlichen Tag verbrachten wir damit, dem nächsten Blogbeitrag zu schreiben und die Weiterreise nach Ha Giang zu organisieren. Den Abend liessen wir bei einem Nudelgericht ausklingen.

Am nächsten Morgen geht es mit dem Bus weiter in den Norden. Wir werden mit dem Motorrad den Ha Giang Loop fahren.

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