Veröffentlicht: 04.08.2023
Heute morgen ging es um neun Uhr Kälbchen füttern, wie jeden Morgen. Um elf Uhr waren dann drei Hütten zu putzen. Eine habe ich alleine erledigt, bei den anderen beiden hat mir die Frau aus Deutschland geholfen.
Zum Mittagessen gab es, wer hätte es gedacht, Hotdogs. Danach sind das Pärchen aus Deutschland und ich hinter die bereits gebauten Hütten für die Touristen gegangen, wo gerade drei weitere Hütten gebaut werden. Stani hat uns dann knapp drei Stunden mit Beton streichen und irgendwelchen Papierdinger, die zwischen Beton und Holz kamen, auf Trapp gehalten. Das war echt anstrengend, aber auch echt witzig. Ich war knapp zwei Stunden damit beschäftigt, die Papierdinger an das Holz zu tackern und als die Frau aus Deutschland mit ihrer Aufgabe fertig war, kam sie zu mir. Es hat sich echt gut angefühlt, ihr erklären zu können, was sie tun muss. Es hat sich gut angefühlt, zu wissen, was ich tue.
Zur "Kaffeepause" gegen fünf Uhr sind wir dann alle zurück hins Haupthaus gegangen und haben uns alle Toast mit Käse und Wurst gemacht.
Danach habe ich mich zu den anderen ins Wohnzimmer gesetzt und geschrieben.
Zum Abendessen gab es dann selbstgeschlachtetes Lamm von einem Freund der Familie, mit Kartoffeln und Rotkraut. Das hat echt lecker geschmeckt. Bein Abendessen hat dann eine etwas ältere (vielleicht Anfang 30) Tochter von Ingveldur gemeint, dass sie ihre beiden Pferde mitgebracht hat und gerne mit der Frau aus Deutschland ausreiten gehen würde (die beiden kannten sich wohl schon von den letzen Besuchen). Danach hat sie mich ausgefragt (ernsthaft, sie ist wohl ziemlich erfolgreich als Polizistin) wie gut ich reiten kann und hat mir dann auch angeboten mitzukommen. Ich habe natürlich zugestimmt.
Wir hatten gesagt, dass wir uns um neun Uhr treffen und die Pferde fertig machen, also stand ich um Punkt neun Uhr am Stall. Ich war alleine. Die Tochter von Ingveldur hat dann zehn Minuten später irgendwas über deutsche Pünktlichkeit gesagt XD. Irgendwie sind wir dann relativ schnell los. Ich saß erstmal wieder auf Abba. Zuerst sind wir zur Baustelle geritten und dann auf das Feld dahinter. Es ist wirklich einfach nur ein riesiges Feld mit einem einzigen Feldweg, der wirklich ewig geradeaus führt. Zwei Mal sind wir sogar durch einen kleinen Bach geritten. Am Anfang waren wir noch langsam unterwegs, aber sobald wir die Baustelle hinter uns gelassen hatten, sind die Pferde echt abgegangen. Zu Fuß hätte man für die Strecke vielleicht eine ganze Stunde gebraucht - mit den Pferden war es eine Viertelstunde. Es hat echt Spaß gemacht. Nach einer halben Stunde haben wir dann Pferde getauscht, weil Abba doch noch sehr untrainiert ist und sofort angefangen hat zu schwitzen. Ein bisschen später haben wir dann an einem relativ großen Bach Pause gemacht. Die anderen beiden hatten Bier mitgenommen, für mich gäbe es irgendwas isländisches in Richtung Fanta. Die Aussicht war mega schön. Ich denke die Tochter von Ingveldur hat gemerkt, dass ich noch recht unsicher war und generell meinen Platz in dieser Familie noch nicht so ganz gefunden habe, denn sie hat mir angeboten, dass ich mir für die nächsten Monate Mal vornehmen könnte, Abba und Mosa (eine andere Stute auf dem Hof) ein bisschen zu trainieren. Mit Abba hauptsächlich an der Ausdauer, mit Mosa an ihrer Geduld. Ich habe absolut keine Ahnung, ob ich das tatsächlich hinbekommen kann, aber am Ende habe ich gesagt, dass ich es versuche. Dann haben wir wieder Pferde getauscht und sind zurückgeritten. Dieses Mal im Galopp und einem wirklich hohen Tempo. Es war absolut großartig. Ein Gefühl, das man echt kaum beschreiben kann. So fühlt sich Freiheit an (zumindest für Reiter).
Gegen elf Uhr sind wir dann zurückgekommen und ich habe mich noch ein wenig zu den Erwachsenen ins Wohnzimmer gesetzt. Inzwischen sind ein Sohn von Ingveldur Plus Frau Plus die drei Kinder und die Tochter von Ingveldur und ihr Freund da. Und noch ein Freund der Familie. Also ziemlich volles Haus.
Heute morgen noch hatte ich gezweifelt, dass Island die richtige Entscheidung war - ich wollte einfach nur nach Hause. Aber heute Nachmittag und heute Abend habe ich mich das erste Mal wirklich wohl gefühlt. Vielleicht ist das ja der erste Schritt. Vielleicht wird es wirklich besser.
Bis dann
Julia