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Argentinien - Buenos Aires

Veröffentlicht: 12.05.2019

Nach dem kurzen Besuch in Chile ging es also weiter zu einem kurzen Abstecher nach Argentinien. Wir blieben zwei Tage in Salta, einer kleinen Stadt im Norden Argentiniens, stoßen dort mit sehr feinem argentinischem Malbec auf mein neues Lebensjahr an und dann ging es auch schon weiter nach Buenos Aires. Und das ist zweifelsohne die beste Stadt, in der ich je war! Unser süßes, kleines Hostel war bereits etwas in die Jahre gekommen, dafür aber günstig, mit freundlichem Personal (überwiegend Geflüchtete aus Venezuela; im Gespräch mit diesen brach ich übrigens zum ersten mal das Versprechen, das ich meinem Vater gegeben hatte: „Lass dich NICHT auf eine politische Diskussion ein!“) und in bester Lage, nämlich im Altstadtviertel „San Telmo“. Der Charme dieses Viertels ist unglaublich, nicht, wie wir es in einer Weltmetropole wie Buenos Aires erwartet hätten: An jeder Ecke wird Tango getanzt, die Leute sitzen in kleinen Straßencafés um ein Glas Wein oder einen Kaffee zu genießen und Straßenmusiker unterhalten ihr vorbei flanierendes Publikum in kleinen Gassen. Von dieser Atmosphäre ließen wir uns nur zu gern mitreißen und fanden uns bald mit einem unglaublich saftigen Steak und einem Glas Wein in einem der zahlreichen Lokale wieder, um uns später zu den Tango-Zuschauern zu gesellen. Auch im Reichenviertel „La Recoleta“ genossen wir einen Tag, vor allem des berühmten Friedhofes wegen. Mitten in der Stadt gelegen, befinden sich in diesem Friedhof nur Mausoleen - je größer das Mausoleum, desto einflussreicher die Familie und edler die Abstammung der verstorbenen Person. Viele Namen, die wir in der vorher besuchten Stadtführung gehört hatten, erkannten wir wieder - nicht zuletzt die letzte Ruhestätte von „Evita“, der noch immer als Vorbild und Ikone verehrten ehemaligen Präsidentengattin Eva Paron. Ihr Grab fanden wir übrigens durch die Friedhofs-App für Recoleta, in der alle Gräber und Mausoleen, mit den sich darin befindenden Verstorbenen, aufgelistet sind - inklusive Navigation, versteht sich!

Ein weiteres mehr als sehenswertes Stadtviertel ist „La Boca“, Heimat des bekannten Fußballvereines Boca Juniors sowie deren Erzrivalen Riverplate (zu Fußball später mehr). Hier ließen sich die ersten europäischen Siedler nieder, die, auf der Suche nach einem besseren Leben, nach Buenos Aires gekommen waren. Ihr letztes Geld für die Schiffspassage ausgegeben, lebten die meisten zunächst allerdings als schwer schuftende Hafenarbeiter in einfachen Baracken - unter ärmsten Verhältnissen und äußerst schlechten Bedingungen, aber dort gestrandet, da das Geld für eine Weiterreise fehlte. Das bekannteste, das durch das Verschmelzen der vielen Kulturen, die dort auf engstem Raum aufeinanderprallten, entstand, ist der Tango! Ursprünglich ein Tanz zweier Männer, die zum Klang der Musik versuchten, sich gegenseitig auf die Füße zu treten. Mit der Zeit veränderte sich der „Kampf“ in den Paartanz, wie wir ihn heute kennen. Ebenso ist die Musik ein Mix der verschiedenen Kulturen: Die Geige, die die Iren aus der Heimat mitgebracht hatten, Akkordeon aus Deutschland, Gitarre aus Italien - usw., all die verfügbaren Instrumente und deren Rhythmen und Melodien verschmolzen mit der Zeit zur nun bekannten Tango-Musik. Tango ist allgegenwärtig, denn die Einwohner in Buenos Aires sind mächtig Stolz auf ihre Erfindung und zelebrieren den Tanz jeden Abend, in einem der vielen Tanzsalons oder - wie bereits erwähnt - in den Straßenecken und Cafés in der Stadt. Die ehemals ärmlichen Baracken der Hafenarbeiter sind mittlerweile ein Touristenmagnet, vor allem weil der Künstler Benito Quinquela Martín sich der Verschönerung seines Viertels verschrieben hatte. Häuser, Fensterläden, Straßen oder Wände - alles wurde in bunte Farben getaucht, um dem ehemaligen Armenviertel ein neues Aussehen zu geben. Doch nicht nur wegen der „colourful corner“ pilgern Touristen nach La Boca - auch das Fußballstadion der Boca Juniors wird gerne besucht und stellt für die Einheimischen Baca-Fans geradezu eine Anbetungsstätte dar. Wir lernen, dass man hier besser keine rote Kleidung trägt - die Farbe des Erzfeindes Riverplate, deren Stadion nur einen Steinwurf weit entfernt ist. Übrigens: obwohl die Stadien zum Teil in nächster Nähe zueinander liegen, sucht man bei Heimspielen vergeblich gegnerische Fans: Schon seit langem sind Fans der Auswärtsmannschaft wegen der vielen Ausschreitungen verboten!

Ja, Fußball ist für die ArgentinierInnen ein spezielles, höchst emotionales Thema. Deshalb wollten wir es uns nicht nehmen lassen, ein Spiel zu sehen - an dieser Stelle nochmal vielen Dank an meinen Opa, für dieses coole Geburtstagsgeschenk :)! Für uns ging es zum Spiel Independiente gegen Argentinos. Zu beachten gilt, wie gesagt: Auf keinen Fall die Farben des Erzrivalen tragen; in unserem Fall: Auf keinen Fall gelb! Außerdem: in einem Umkreis von 3km um das Stadium ist der Verkauf und Genuss von Alkohol verboten - eigentlich. In der Nähe des Stadions gibt es aber eine private Wiese, die von den Ultras der Heimmannschaft zum Vorglühen genutzt wird: nach argentinischer Manier gibt es Fernet Branca mit Cola, Bier und Choripan - eine Semmel mit würziger Chorizo und Zwiebeln. Dazu: die Fans, die schon eine Stunde vor Spielbeginn die ersten Bengalos anzünden, trommeln, tanzen und singen, als ginge es gleich um den Weltmeistertitel! Die Stimmung, die schon vor Spielbeginn auf dieser Wiese herrschte, ist unbeschreiblich. Natürlich noch übertroffen von dem Lärm im Stadion - und als die Heimmannschaft das erste Tor schoss, gab es kein halten mehr! Ohrenbetäubender Lärm, Trommeln und kein Zuschauer mehr auf den Sitzen! Aber auch wenn kein Tor fällt ist die Stimmung und Atmosphäre unvergleichlich, der Schiedsrichter wird fröhlich beschimpft, lauthals wird sich über das Spiel aufgeregt und selbst die Spieler rangeln unaufhörlich - höchst emotional, wie schon gesagt! Ein argentinisches Fußballspiel ist folglich erst komplett, wenn es nach Abpfiff eine Massenschlägerei gibt. Für alle, die aufgepasst haben und sich jetzt fragen „Massenschlägerei ohne gegnerische Fans im Stadion - wer verhaut dann wen?“ hier die Antwort: Da es einfach dazu gehört, nach dem Fußball zu schlägern, findet sich schon irgendwo ein Grund, sich auch mit eigentlich gleichgesinnten Fans zu prügeln... Zum Beispiel zu streiten, wer denn der beste/schlechteste Spieler war, wie viele Tore mehr hätten geschossen werden können oder auch wie ein Gegentor hätte verhindert werden können. Nachdem wir die schlägerei dann gesehen hatten, hatten wir alles gesehen, was zu einem argentinisch-emotionalem Fußballspiel gehört und konnten zufrieden in unser Hostel zurückkehren.

Nach sechs Tagen mussten wir Buenos Aires dann leider schon verlassen - und somit auch Südamerika. Wir sind sehr dankbar für die tolle Zeit, die wir hier verbringen durften, für all die schönen Orte, die wir gesehen haben, die wunderbaren Menschen, denen wir begegneten, die neuen Freunde, die wir fanden, die interessanten Kulturen, die wir (wenn auch nur ansatzweise, aufgrund der Kürze der Zeit) kennenlernten, das leckere Essen, das wir probierten und auch die Trachten und Hüte, die wir bewundern konnten.

Die tolle Stadt Buenos Aires war ein super Abschluss für unsere wunderbare Zeit in Südamerika und so verabschiedeten wir uns von Buenos Aires und Südamerika mit einem feinen Steak, einem guten Glas Wein und einem „Auf Wiedersehen“!

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