Veröffentlicht: 18.06.2019
Heute morgen bin ich schon um 7.00 Ur los. Ziel war die Gedenkstätte "Golm" bei Svinemünde, aber auf deutschem Gebiet. Um diese Uhrzeit ist es noch schön leer auf der Inselpromenade. Nur Einheimische auf dem Weg zur Arbeit und ich.
An der Grenze plötzlich der Stein der Naturfreunde Internationale.
Der Golm ist die höchste Erhebung der Insel Usedom mit sage und schreibe 69 m. Er galt als beliebtes Ausflugsziel.
Im Herbst 1944 entstand dort ein Soldatenfriehof. 1 500 Soldaten von Marine, Heer und Luftwaffe wurden hier begraben.
Anfang März 1945 war der kleine Ort Svinemünde mit Flüchtlingen und Soldaten überfüllt. Am östlichen Svineufer warteten kilometerlange Trecks auf die Überfahrt. Im Hafen lagen etliche Flüchtlingsschiffe. Auf den Bahnhöfen standen Lazarett- und Flüchtlingszüge zur Abfahrt bereit, als 661 amerikanische Bomber Svinemünde am 12. März mit ungeheurer Bombenlast in ein brennendes Inferno verwandelten. Der Angriff galt dem Hafen, der von der deutschen Kriegsmarine intensiv genutzt wurde. Zwischen 6 000 und 10 000 Menschen - vor allem Zivilisten - starben in der Mittagsstunde des 12. März 1945. Wenige Wochen vor Kriegsende.
Den Überlebenden bot sich ein grauenvollles Bild. Es blieb keine Zeit für die Registrierung der Toten Die Front war nahe und weitere Flüchtlinge kamen nach Svinemünde. Mehrere tausend Tote - die genaue Zahl ist unbekannt - wurden auf LKW's und Pferdekutschen zum Golm gebracht und hier begraben. Nur 441 Menschen wurden identifiziert. Der weitaus größte Teil, darunter auch französische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus Polen und den Niederlanden, mussten anonym in Gemeinschaftsgräbern bestattet werden.
Seit 1950 bemühte sich die evangelische Kirche um eine angemessene Form des Gedenkens. Eine 1952 durch den Bildhauer Rudolf Letien angefertigte Skulptur "Die Frierende" durfte nicht aufgestellt werden, weil sie nicht der Linie der SED entsprach. 1954 stellte die evangelische Kirche ein riesiges Holzkreuz auf, das von "unbekannten Tätern" wenige Tage später abgesägt wurde. Jahre später wurde durch die DDR-Regierung ein Rundbau aus Beton errichtet und sollte bewusst einen Kontrast zur lieblichen Landschaft sein. Die Worte von Johannes R. Bechers "Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint" fordern auf, auf Krieg und Gewalt zu verzichten. 2009 klauten Metalldiebe die Bronzebuchstaben. UNFASSBAR!
Seit 2000 liegt die Trägerschaft beim "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge". 2005 eröffnete der Volksbund nur 400 m entfernt eine Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte. In unmittelbarer Nähe zum Golm mit seinen Gräbern soll jungen Menschen vermittelt werden, wie wichtig und wertvoll Frieden ist.
Umso unbegreiflicher die Wahlerfolge der AfD und der PIS in Polen.
Ich radelte dann wieder Richtung Heringsdorf zurück und genoss es, dass ich mitunter nicht wusste wo ich war: in Polen oder Deutschland ? Und ein vereintes Europa geht nur ohne die rechten Schwachmaten in Polen, Deutschland oder sonstwo.
In Heringsdorf dann noch kurz in den Edeka Getränke kaufen. Die haben hier so blöde Einkaufswagen, so dass ich meinen Rucksack dort hineinstellen musste. Und da fragt die mich an der Kasse, ob ich was in dem Rucksack hätte. Ich antwortete "na sicher". Ich habs überhaupt nicht begriffen. Und da musste ich tatsächlich den Rucksack aufmachen. Kein Diebesgut drin. Ich durfte passieren.
Nachmittags hatte ich dann eine 60minütige Massage bei Ute Pühler. Herrlich, herrlich. Freitag nocheinmal.
Gegen Abend dann noch eine kleine Radtour. Wasser gucken. Auf dem Rückweg dann in einer Nebenstraße dieses heruntergekommene Haus. Der Kontrast zur Inselpromenade.