Moonland 2022
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Wie war der Plan?

Veröffentlicht: 20.06.2022

In Ladakh gibt es ein Sprichwort: Das Wetter ändert sich so schnell wie die Mode in Mumbay. Man könnte aber noch weiter gehen und diese Weisheit ausweiten auf das, was der Tag generell so bringt. Ich hatte das irgendwie verdrängt. Pläne schmieden? Kannste vergessen!

Meiner war eigentlich, beim Festival vom 23. bis 28. Juni in Lamayuru zu sein und anschließend an den fünftägigen Belehrungen Seiner Heiligkeit in dem nahegelegenen Kloster Tserkamo in Tingmosgang teilzunehmen. Danach sollte mein Praktikum bei dem Statuenmacher starten. So weit der Plan. 

Kathmandu ruft

Plötzlich aber ist alles anders. Uns erreicht unerwartet die Nachricht, dass mein Lehrer Sonam Jorphel Rinpoche in Kathmandu erwartet wird. Seit ein paar Jahren weilt er in Vietnam und empfängt dort nur sehr selten Besuch. Es ist also eine einmalige Gelegenheit, meinen 84 Jahre alten Motivator noch einmal zu sehen. 

ich fahre also zunächst einmal  mit meinem grandiosen Unterstützer Rangdröl nach Leh. Er hat bereits für sich ein Ticket nach Kathmandu gebucht. Ich bin noch unentschlossen. Zumal Rangdröl mir erzählt, dass solche Besuche schon öfter angekündigt, im letzten Moment allerdings kurzfristig gecancelt wurden. Wir verabreden, dass ich in Leh auf seine Nachricht warte, ob der Rinpoche tatsächlich in Kathmandu eintrifft.

Abstecher zur Powerbank

Auf dem Weg nach Leh machen wir natürlich wieder Abstecher in die Umgebung. Zum Wasserkraftwerk zum Beispiel, das am Indus die gesamte Energieversorgung für Ladakh sicherstellt. Zugegeben: Trotz der wasserbetriebenen Powerbank gibt es Stromausfälle immer wieder mal. Besonders in den Dörfern. Warum, verstehe ich nicht. Denn die Wasserfontäne aus dem Kraftwerk lässt erahnen, wieviel Power der Fluss liefert. 

Von dem ganz weltlichen Abstecher geht es weiter zu einem der ältesten Heiligtümer Ladakhs. Alchi beeindruckt mit alten Meditationsräumen, Statuen und Malereien. Fotografieren ist allerdings leider verboten, könnte das Blitzlicht doch die alten Heiligtümer beschädigen.

Die ersten Aprikosen

Fotos mache ich also nur von den Aprikosenbäumen, die schon unreife Früchte tragen. Rangdröl pflückt ein paar davon und hält mir eine zum Probieren hin. Wie jetzt? Ja, sagt er, die schmecken. Und tatsächlich. Ein wenig sauer noch, aber der typisch ladakhische Aprikosengeschmack ist schon vorhanden. 

In Leh quartiert mich Rangdröl dann im Zanang ein, wo eine heiße Dusche auf mich wartet. Nach einer Woche Lamayuru ohne heißes Wasser eine echte Wohltat. Es fühlt sich an, wie wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. 

Zudem freue ich mich, Rangdröls Nichten Angmo und Lhamo wiederzusehen. Die Beiden sind knapp 30 Jahre alt und so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Angmo - voll die Geschäftsfrau - steht mit beiden Beinen im Leben und leitet das Hotel. Lhamo ist mehr so die Beautyqueen, besticht aber mit ihrem offenen und freundlichen Wesen. Ihre Mutter Jangdröl ist Rangdröls Schwester und ein echter Komiker. Als ich mit ihr und Lhamo zu Fuß den Bestattungs- und Amithaba-Platz in der Nähe erkunde, macht sie erst einmal Hampelmann-Bewegegungen und lacht sich kaputt. Man kann gar nicht anders, als in ihr ansteckendes Gelächter einzufallen.

Geschenke zum Abschied

Einen Tag haben Rangdröl und ich noch Zeit, die Umgebung von Leh zu erkunden. Er fährt mich zum etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit entfernten Hemis-Kloster. Auch dort proben die Mönche gerade für die Lama-Tänze. Da Hemis jedoch zu einer anderen Linie gehört, sagen mir die alten Statuen und Wandmalereien recht wenig. Auch hier ist Fotografieren verboten, falls sich jemand über die fehlenden Fotos wundert.

Wir snacken dann noch ein paar Momos (Teigtaschen), bevor Rangdröl uns zu einem Grundstück bringt, das er vor einiger Zeit gekauft hat. Er will es später gewinnbringend weiterverkaufen. Das gewährt mir einen Einblick, wie in Ladakh Neubaugebiete erschlossen werden. Zunächst einmal werden mit den reichlich vorhandenen  Steinen Grundstücksgrenzen eingemauert. Wasser und die restliche Infrastruktur kommen erst, wenn die Gebäude schon mehr oder weniger gebaut sind. Das ist verbesserungswürdig. Aber wie so oft denke ist, dass auch dies in 10 Jahren oder so dem westlichen Standard angepasst sein wird. 

Ein wenig traurig bin ich dann beim abendlichen Abschiedsessen mit Rangdröls Familie. Mein hjilfreicher Freund überreicht mir noch Safran und Aprikosenöl als Abschiedsgeschenk. Wann wir uns wiedersehen, ist offen.

So viel erstmal. Bald wieder Neues.

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#ladakh#leh#buddhismus#lamayuru