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Tag 101: Villa Mar, Bolivia

Veröffentlicht: 28.04.2017

7 Uhr. Wir stehen frierend mit gepackten Rucksäcken vor unserem Hostel. Uns wurde gesagt man würde uns zwischen 7 Uhr und 8 Uhr abholen. Die Straßen sind leer, es ist ruhig. Ein Straßenhund leistet uns geduldig Gesellschaft. Heute beginnt der erste Tag unserer dreitägigen Tour durch die Wüste nach Uyuni, Bolivien. Gegen 7:50 Uhr kommt dann unser Bus. Wir steigen ein und fahren zum Grenzbüro, um uns unseren Ausreisestempel zu holen, so wie ungefähr 200 andere Reiselustige auch. Müde und ungeduldig stehen wir also in der Kälte. Nach ca. 30 Minuten geht es weiter zur bolivianischen Grenze. Wir steigen aus dem Bus und finden uns in den Bergen wieder. Der Wind ist eiskalt und kompromisslos. Mitten im Nichts steht ein kleines Häuschen, in dem kleinen Häuschen ein schlecht gelaunter Bolivianer, der die Aufgabe hat ca. 200 Stempel in ca. 200 Reisepässe zu drücken. Mit dem Stempel im Pass gab es dann endlich Frühstück und anschließend wurden wir in 6er Gruppen den Jeeps und den Fahrern zugeteilt. Wir sind jetzt also in Bolivien. Das heißt wir müssen uns von Chile verabschieden. 

Obwohl wir nur den Nord-Westen von Chile gesehen haben, hatten wir eine gute Zeit. Chile hat sehr viel zu bieten. Von staubigen Wüsten über schneebedeckte Bergketten bis hin zu blauem Meer und weißen Sandstränden. Bis auf die Grenzbeamten, die wegen der Einführung einer einzelnen Frucht an der Grenze vollkommen durchdrehen, sind die Menschen hier sehr nett. Die Ess- und Trinkkultur ist sehr interessant. Die Gerichte bestehen meist aus Maisprodukten und Fleisch oder wie "Chorrillana" aus einem ungesunden Haufen Pommes, Fleisch, Zwiebeln, Wurst, Käse und Spiegeleiern. Die Getränke sind wie der "Pisco Sour" entweder sehr sehr sauer oder wie der "Terremoto" (Erdbeben) verführerisch süß und gefährlich stark. Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken ist verboten, weshalb die einheimischen Strandbesucher bei Polizeibesuch auch gerne mit ihren Getränken ins Meer rennen (weil sie hier dem Zuständigkeitsbereich der Navy unterliegen).

Der erste Tag unserer Reise war mit Sehenswürdigkeiten vollgestopft und getaktet wie ein Speed-Dating bei der Bundeswehr. Unter strengem Zeitplan wurden wir von einem Ort zum anderen gefahren, um unsere obligatorischen Touri-Fotos zu machen. Die Landschaft des Nationalparks "Eduardo Avaroa" ist beeindruckend. Der Jeep stoppt und hektisch rennen wir mit unseren Kameras hin und her. Fast schon zu beschäftigt damit, alles auf Kamera festzuhalten, dass wir das Aufsaugen der atemberaubenden Szenerie in unserem Langzeitgedächtnis fast vergessen. Von farbenfrohen Lagunen, wie die Laguna Verde (grün) und die Laguna Blanca (weiß) ging es zunächst zur Salvador-Dalí-Wüste. Wir stehen also in der 110 km² Steinwüste und uns wird schnell klar, warum die Wüste diesen Namen trägt. Es hätte mich nicht gewundert, wären brennende Giraffen oder Elefanten mit stelzenähnlichen Beinen an uns vorbeispaziert. So surreal die Szenerie, so real der eiskalte Wind. Wir fuhren weiter. Unser nächster Halt lies uns in der wunderschönen kompromisslosen Landschaft der Wüste etwas Wellness verspüren. Vor den Augen der schneebedeckten Berggipfeln durften wir vor dem Mittagessen für eine halbe Stunde in das 30°C heiße Wasser der "Termas de Polques" eintauchen. Ein unglaublicher Moment. Nach einem halbwegs vernünftigen Mittagessen ging es dann weiter. Unser nächster Halt war eine Herausforderung, der nicht unbedingt jeder gewachsen ist. Auf 4.850 Metern fällt das Atmen ohnehin schon schwer. Noch schwerer fällt es allerdings, wenn du dich in einem etwa zwei Quadratkilometer großen Geothermalgebiet zwischen kochenden Schlammlöchern und schwefelhaltigen Geysiren wieder findest. Das höchstgelegenste Geysirfeld der Welt "Sol de Mañana" sprüht zwar keine meterhohen Wasserfontänen, hat uns aber mit seinen Gasen, sprudelnden Schlammlöchern und bunten Felsformationen dennoch eine unglaubliche Show geboten und einige schöne Bilder bereitet. Unser letztes Abwurfziel für den heutigen Tag war die "Laguna Colorada". Angekommen bot sich uns ein unglaubliches Bild. Babyblauer Himmel, dunkelblaue Berge mit weißen Spitzen, ein tiefroter See und ein riesiger Bestand an rosafarbenen Flamingos. Natürlich sind wir alle, dem frostigen Wind trotzend, sofort zum Ufer gerannt, um die Flamingos aus nächster Nähe zu sehen und ein Selfie mit den, für uns Mitteleuropäer, seltenen Tieren zu bekommen. Anschließend ging es zu unserer Unterkunft in Villa Mar. Unser Hostel glich eher einem Zwei-Familien-Dorf mit Rohbauhäusern und Badezimmern, die statt Fenster Löcher in den Wänden hatten. Der Abend endete wie der Tag begann: stechend kalt. Wir hatten einen unglaublichen Tag, haben malerische Szenerien betrachtet und atemberaubende Momente erlebt. Müde, halb erfroren und voller Hoffnung, der morgige Tag würde wärmer werden, krochen wir also gegen 21 Uhr in voller Bekleidung unter unsere vier Wolldecken in unsere kuscheligen Schlafsäcke.

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