Veröffentlicht: 05.04.2023
Kurz vor 3 Uhr klingelte bereits der Wecker und um 5.30 Uhr hob unser Flieger von Santiago de Chile nach Puerto Montt ab. Wir befanden uns nun etwa 1.000 Kilometer südlich der Hauptstadt. Weiter im Süden heißt in dem Fall, weg vom Äquator, nähe zur Antarktis. Wir packten also die dicken Winterjacke bereits am Flughafen von Puerto Montt aus. Für die nächsten Tage hatten wir uns einen Mietwagen geliehen, um die Insel Chiloé zu entdecken. Wir fuhren einkaufen und kurz ins Zentrum von Puerto Montt. Danach direkt wieder zum Flughafen, um den Mietwagen zu tauschen. Bei jedem Loch und jedem Hügel dachten wir nämlich das Auto fällt gleich auseinander, irgendwas war kaputt. Mit einem fast neuen VW ging unsere Tour dann wirklich los. Wir fuhren in Richtung Südwesten nach Pargua. Dort nahmen wir die Fähre nach Chiloé. Wir hatten gerade noch das letzte Plätzchen bekommen, danach schlossen sich die Schotten und das Schiff legte ab. 30 Minuten dauerte die Überfahrt. Bis 2025 soll den Kanal von Chacao die längste Brücke Südamerikas überqueren und die Insel mit dem Festland verbinden. Wir konnten auf dem Wasser noch nichts erkennen, was in zwei Jahren wie eine fertige Brücke aussieht, aber vielleicht sind die Chilenen schnelle Erbauer und schaffen es bis dahin. Wir haben das Örtchen Chacao auf Chiloé erreicht. Die Insel empfing uns mit Regen, aber der gehört hier laut dem Wetterbericht fast immer dazu. Chiloé ist nach der Feuerland-Hauptinsel die zweitgrößte Insel Chiles. Sie ist 180 Kilometer lang und 50 Kilometer breit. Wir fuhren bis nach Castro, den Hauptort der Insel. Es regnete nun immer mehr, von daher wagten wir uns nur für ein typisches Essen - Fisch und Meeresfrüchte - aus dem Auto und dann ging die Fahrt weiter. Wir fuhren durch kleine Ortschaften mit bunten Holzhäusern und vorbei an satter grüner Natur. Unsere erste Nacht verbrachten wir mitten im Nirgendwo. Die GPS Koordinaten führten uns tatsächlich mitten ins Nix, wir standen am Meer, jedoch war da kein Haus. Wir fuhren so weit zurück, dass wir wieder Handyempfang hatten, riefen die Vermieter an und fanden den richtigen Standpunkt der Unterkunft. Ein tolles Holzhaus mit Blick aufs Meer.
Am nächsten Tag hatten wir volles Programm und das mal wieder bei Regen. Wir fuhren langsam über kleine holprige Straßen nach Nordwesten. Unser erstes Ziel war der Chiloé Nationalpark. Er wurde 1983 gegründet und erstreckt sich über 43.057 Hektar entlang der Pazifikküste. Etwa 2 Stunden sind wir bei einem Regen-Sonne-Mix durch dichten, sattgrünen Wald und vorbei an Sümpfen und Mooren gewandert. Auf Chiloé herrscht recht mildes, aber sehr feuchtes Wetter und zudem gibt es sehr fruchtbaren Boden. Im Nationalpark befindet sich ein Valdivianischer Regenwald, ein gemäßigter Regenwald mit einem immergrünen und kaltgemäßigten Ökosystem. Unser nächstes Ziel waren einige Kirchen. Die Jesuiten begannen mit der Missionierung der Huilliche-Indianer. Geblieben sind 150 bunte Holzkirchen aus dem 17. Jahrhundert. Heutzutage stehen 16 davon auf der UNESCO Weltkulturerbeliste. Wir besuchten die Kirchen in Chonchi, Vilupuli, Castro und Dalcahue. Nun stand mit dem Wasserfall von Tocoihue wieder etwas Natur auf dem Programm. 30 Meter fällt das Wasser, umgeben von grüner Vegetation, in die Tiefe. Wir hatten viel Platz das Panorama zu beobachten, denn wir waren ganz allein, da es immer noch regnete. Etwa 25 Kilometer weiter im Norden, in der Nähe des Ortes Quemchi befindet sich die kleine Insel Aucar, welche nur über eine 600 Meter lange Holzbrücke erreichbar ist. Wir liefen die Brücke entlang und konnten dabei viele verschiedene Vögel beim Baden und Fressen beobachten. Die Insel ist vollständig von einer Kapelle und einem Friedhof eingenommen. Noch eine knappe Stunde Autofahrt lag vor uns und dann hatten wir unsere Unterkunft im Nirgendwo, ein eigenes kleines Haus mit Ausblick, erreicht.
Und unser Ausblick am Morgen war traumhaft. Nebelschwaden hingen in den grünen Wäldern und die Sonne musste sich heute fast nicht hinter Wolken verstecken. Die tolle Aussicht und den blauen Himmel genossen wir bei einem Spaziergang auf den Cerro Pico de Novio. Da hatte jemand die Idee, die „Hand von Chiloé“ zu bauen und seinen Ausblick den Touristen zu zeigen. Sehr clever. Unser nächste Ziel war ein ganz besonderes. Wir wollten Pinguine beobachten. Wir fuhren an den Strand, von dem aus die Boote zu den 3 kleinen Punihuil Inseln im Nordwesten von Chiloé, fahren. Das ist weltweit der einzige Ort, an dem Magellan- und Humboldtpinguine gleichzeitig zu sehen sind. Die Tiere kommen im patagonischen Sommer her, um ihre Eier zu legen und ihre Jungen aufzuziehen. Leider waren wir einen knappen Monat zu spät, die Pinguine waren nur bis Anfang März da :-(. So unternahmen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang und dann ging es in die circa 30 Kilometer entfernte Kleinstadt Ancud. Wir haben Leckeres aus dem Meer gegessen, einen Kaffee getrunken, sind durch die kleinen Straßen der Stadt geschlendert, haben eine weitere Holzkirche besucht und die Reste des Forts San Antonio angeschaut. Es war eine der letzten Bastionen in spanischer Hand in Südamerika. 15.30 Uhr nahmen wir die Fähre zurück aufs Festland. Die Insel ist wirklich ein tolles, sehenswertes und vielseitiges Fleckchen Erde und noch fernab vom Massentourismus. Angekommen auf dem Festland fuhren wir für eine Nacht weiter bis nach Puerto Montt.