Veröffentlicht: 17.05.2019
Der Ort Rantepao in der Hochlandregion Tana Toraja liegt malerisch eingebettet in saftige grüne Reisfelder und Kaffeeplantagen. Bekannt ist die Region aber auch für die Volksgruppe der Toraja. Die Menschen dieser ethnischen Gruppe leben für das Leben nach dem Tod. Sie glauben das Erdenleben ist ein Übergang und nur das Jenseits ist von Bedeutung. Das ganze Leben ist geprägt von ihrem überlieferten Glauben und einem einzigartigen Ahnenkult. Nachdem ein Familienmitglied verstorben ist, wird der Leichnam einbalsamiert und verbleibt bis zur Beendigung der Beerdigungszeremonie im Haus der Familie. Das kann teilweise mehrere Jahre dauern. Auch die Beerdigungsfeierlichkeit dauert mehrere Tage an und hunderte von Besuchern nehmen an der Todfeier mit Tanz und Musik teil. Je nach Status der Familie finden während der Zeremonie Büffelkämpfe statt und es werden Dutzende Büffel und Schweine geopfert.
14/05/2019
Bereits 6.30 Uhr waren wir in unserer Unterkunft für die nächsten Tage angekommen, genossen erst einmal einen Tee und eine großartige Aussicht über die Landschaft. 9.00 Uhr starteten wir mit dem Tag. Der Sohn, Jansen, vom Home Stay und wir nahmen jeweils einen Roller und fuhren auf den riesigen Büffelmarkt. Hunderte von Tieren werden hier nach Geschlecht, Aussehen und Größe der Hörner verkauft. Aber nicht nur Büffel, sondern auch Schweine lagen fest gezurrt auf Bambusholzgestellen und wurden so auch mal schnell hinten auf dem Roller transportiert. Weiter ging es zu einer Beerdigungszeremonie. Als Geschenk für die Familie bringt man eine Stange Zigaretten mit. Wir fuhren lange durch die traumhafte Landschaft mit guten und weniger guten Straßen. Angekommen auf der Beerdigung wurden wir einem kleinen Platz zugewiesen und wurden von der Familie begrüßt. Wir übergaben unser Geschenk und wurden mit Tee, Kaffee und Gebäck verköstigt. Immer mehr Gäste und Familienangehörige kamen. Und dann begann die Versteigerung des Fleisches, von den vorher geopferten Büffeln, zum Guten Zweck. Wir sahen dem Treiben einige Zeit zu und verabschiedeten uns wieder. Unsere Besichtigungstour führte uns nun weiter zu verschiedenen Grabstätten. Angefangen mit den Babygräbern von Kambira. Neugeborene werden in einem Baum bestattet. Der Brauch sagt, dass sie vom Harz des Baumes genährt werden und so mit ihm weiter wachsen. Ein sehr schöner und tröstlicher Gedanke für die viel zu jung Verstorbenen. Weiter ging's zu den Königsgräbern von Suaya. Hier wurden die königlichen Toten in mehreren Gräbern, die in den Fels gehauen wurden, begraben. Wir waren die einzigen Besucher, nicht viele Menschen verirren sich hierher. Wir wurden jedoch von einigen Tau-Taus beäugt. Das sind gefertigte Holzpuppen, die den Verstorbenen ähneln. Wir liefen nun ein Stück und kamen zu den Grabhöhlen von Tampangallo. Überall konnten wir Särge, zahlreiche Tau-Taus und Knochenüberreste finden. Zudem wurden wir durch unzählige leere Augenhöhlen der Totenschädel angeglotzt. Zum Ende dieses erlebnisreichen Tages fuhren wir zu dem Dorf Ke'te' Kesu mit seinen traditionellen Toraja-Häusern, den sogenannten Tongkonans, und den gegenüberstehenden, zugehörigen Reisspeichern. An den vorderen Stützbalken der Häuser sind Büffelhörner befestigt, die Hinweise auf den sozialen Stand der Familie geben. Wieder in unserem kurzzeitigen Zuhause angekommen, erwartete uns ein sehr leckeres, gemeinsames Abendessen. Die Familie vom Home Stay ist sehr nett, teilt alles mit ihren Bewohnern und weiß zudem noch sehr viel über ihre Kultur und Traditionen der Torajas zu erzählen.
15/05/2019
Wir haben uns wieder auf unseren Roller gesetzt und sind zu den Monolithgräbern Bori' Kalimbuang gefahren. Auf dem Zeremonienplatz, dem sogenannten Rante, befinden sich 102 große und kleine Findlinge, die jeweils für eine Beerdigung aufgestellt wurden. Etwas weiter im Gelände besuchten wir die Gräber, die sich in weiteren riesigen Steinen mit Opfergaben an die Verstorbenen befinden, und ein Babygrabbaum. Dann tat sich plötzlich ein Toraja-Haus auf, welches ganze 203 Büffelhörner zur Zierde hatte.
Ein paar Orte entfernt war heute der erste von drei Tagen eines Büffelkampfes. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Die Tiere kämpfen hier nicht bis zum Tod, denn die Wasserbüffel sind ziemlich gelassene Tiere. Es wurden jeweils 2 Büffel in den Ring geschickt. Einige hatten überhaupt kein Interesse aneinander und suchten nach frischem Gras, andere wiederum wollten keinen Ärger und sind direkt vor ihrem Gegner davongelaufen. Circa 2 Stunden schauten wir uns dieses Spektakel mit Fanclubs und mehreren tausend Besuchern an. Auch heute schauten wir uns noch ein traditionelles Toraja-Dorf an. Wir hatten sogar die Möglichkeit einen Blick in eines der Häuser hinein zuwerfen. Ziemlich klein, was von außen doch sehr beeindruckend und groß aussieht. Die Außenwände der Häuser sind ganz traditionell mit geschnitzten Ornamenten in den Farben Rot, Schwarz, Weiß und Gelb verziert, um soziale und religiöse Vorstellungen auszudrücken. Dazu kommen, an der Vorderseite der Häuser, Büffelhörner. Das bedeutet, wie viele Tiere der Hausbesitzer in seinem Erdenleben bereits geopfert hat.
16/05/2019
Morgens ging's zu einer Beerdigung eines Nachbarn von Familie Mama Tia. Wir wurden wieder Zeugen einiger zeremonieller Rituale. Dann hieß es aber heute ein bisschen Bewegung und Natur. Wir fuhren mit dem Roller ungefähr eine Stunde durch die Natur bis wir in der Gegend um Batutumonga angekommen waren. Nun ging es zu Fuß durch kleine Orte, grüne Wälder und Reisfelder. Vorbei an badenden Büffeln, uniformierten Schulkindern und Feldarbeiten. Am obersten Punkt des Ortes angekommen, genossen wir ein landestypisches Mittagessen und eine gigantische Aussicht über die wunderschöne Landschaft. Auf dem Rückweg nach Rantepao mussten wir einen kurzen Stopp in einer Werkstatt einlegen, denn einer der Roller hatte einen platten Reifen. Nach der kurzen Zwangspause machten wir die wohl beeindruckendste Höhlenbesichtigung unseres Besuches im Land der Torajas. Erong Lombok Parinding. Über moosige Treppenstufen ging es zum Höhleneingang. Bereits am Eingang wurden wir von mehreren Totenköpfen begrüßt. In dieser Begräbnisstätte ruhen tausende Tote, manche bereits seit über 700 Jahren. Die Särge der ursprünglich hängenden Gräber sind fast alle heruntergefallen. Somit gaben die mit reichlichen Schnitzereien verzierten Holzsärge gute Einblicke auf die Gebeine der Familien. Ein paar letzte Sonnenstrahlen des Tages die diese verwunschene Totenstätte in eine besondere Stimmung tauchten.
Fast überall haben wir einen kleinen Obolus als Eintritt zahlen müssen und uns mit Datum in einem Besucherbuch verewigt. Wir waren in so vielen Stätten seit Langem die einzigen Besucher.
Die Menschen hier bauen monatelang Bambusgestelle, in denen die Besucher der Beerdigung empfangen und verköstigt werden. Die Gestelle und das Holz werden danach jedoch nicht wiederverwendet. Es werden teilweise riesige Plakate gedruckt, auf denen der Verstorbene abgebildet ist. Während der Zeremonie sind die Frauen, Männer und Kinder hübsch in Schwarz und Rot gekleidet. Die Menschen sparen manchmal jahrelang und das Ausmaß dieser Feierlichkeit kann für manche den finanziellen Ruin bedeuten. Es ist verrückt, zugleich aber auch unglaublich beeindruckend wie das Leben der Menschen vom Tod beeinflusst wird.