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„Das ist glaube ich die schönste Vogelkacke, die ich in meinem Leben gesehen habe“ – Kreuzfahrt durch die Galapagosinseln

Veröffentlicht: 16.10.2016

Nachdem wir genug von dem regnerischen Andenwetter in Cuenca hatten, wollten wir uns an der Küste etwas von der Sonne verwöhnen lassen und wir hatten die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch noch ein bezahlbares Last-Minute-Angebot für eine Galapagoskreuzfahrt zu bekommen. Also auf nach Guyaquil, nach Quito die zweitgrößte Stadt Ecuadors.

Guyaquil begrüßte uns mit superwarmen Temperaturen, einem Park indem Leguane frei herumkriechen, einer schönen Strandpromenade und im wahrsten Sinne atem- und ohrenbetäubendem Verkehr und Lärm. Glücklicherweise gab es in unserem Hotel ein Reisebüro, das nur Galapogoskreuzfahrten anbietet und wir hatten (nach stundenlangem Hin- und Her, Ab- und dann doch wieder Zusagen) jetzt endlich Glück: 6 Tage „bezahlbare“ Südinselnkreuzfahrt auf der Floreana warteten auf uns! Wir waren superglücklich, mussten uns aber noch eine Woche gedulden, bis es endlich losging. Da wir unter keinen Umständen noch eine Woche in dem stinkigen Guyaquil bleiben wollten, beschlossen wir, etwas nördlich nach Montañita zu fahren, wo es einen tollen Strand, hohe Wellen und gute Cocktails geben sollte.

Montañita hat unseren Sonne- und Strandplänen dann aber leider einen Strich durch die Rechnung gemacht, wir haben an keinem Tag die Sonne gesehen :-( Deshalb stieg die Vorfreude auf die Galapagosinseln um so mehr!

Am Abend vor dem Flug nach Baltra haben wir uns zum Abendessen für einen Burger im hosteleigenen Restaurant entschieden, eine unglückliche Wahl: Das Burgerfleisch war nicht ganz durchgebraten und so startete unser langersehnter Tag mit der Begrüßung der Kloschüssel. Tömmi hats übler erwischt als mich und ihm gings den ganzen Flug über richtig schlecht, bei mir machte sich der Gammelburger dann erst auf Santa Cruz bemerkbar, doch Dank der überall herumwatschelnden Riesenschildkröten war ich so abgelenkt, dass es gar nicht so schlimm war.

Die Einreisebestimmungen auf die Inseln haben es ganz schön in sich: Vor dem Abflug muss man erstmal 20$ abdrücken, um überhaupt einen Flieger auf die Inseln besteigen zu dürfen. Dann wird das Gepäck mehrfach durchsucht, um zu verhindern dass irgendwas Essbares oder Fremdes auf die Inseln gelangt (der Ecuadorianer neben mir hat es aber trotzdem irgendwie geschafft, einen XXL-Familieneimer Hähnchenschlegel von KFC rüberzuschmuggeln). Im Flugzeug wird das komplette Handgepäck mit Abtötungsspray benebelt und auf der Insel muss man dann erstmal 200$ Parkgebühr abdrücken, von denen lediglich 25$ an die Galapagosinseln gehen. Sobald man den Flughafen aber verlässt, ist man im Paradies und wird an der Fähre gleich von Pelikanen, Blaufußtölpeln und Seelöwen begrüßt. Auf dem Weg zum Pier sieht man dann im Sekundentakt Riesenschildkröten, die frei herumwackeln.

Am Pier angekommen waren wir dann etwas nervös, was uns auf der Floreana dann erwarten würde, da man über die „günstigeren“ Schiffe schon so manche Horrorstory gehört hat. Unsere Sorgen waren aber total unbegründet: Floreana und Crew waren supertoll, wir waren rundum zufrieden, von den Kojen bis zum Essen konnten wir uns nichts Besseres vorstellen. Unsere Mitmatrosen waren allesamt cool und wir haben uns prima verstanden. Unser Guide Victor war zwar etwas speziell aber auf seine Art ein echt netter Kerl. Sein Wissen über die Flora und Fauna war zwar nicht das Tiefgründigste und so manche unserer Fragen blieb unbeantwortet, an Bord gab es aber eine gut sortierte Bücherei über die Pflanzen- und Tierwelt und so konnte man sich selber ganz gut einlesen.

Mittags machten wir dann gleich Bekanntschaft mit meinen bis dato Lieblingstieren: den Galapagosriesenschildkröten! Von den einst millionenfach dort lebenden Tieren gibt es heute nur noch rund 250000, die Population erholt sich jedoch sehr gut, seitdem die Inseln geschützt sind. Für die Seefahrer waren die Schildkröten früher ein Leckerbissen, der leicht zu fangen, gut im Schiffsrumpf zu stapeln und leicht zu versorgen war (mehrere Monate ohne Gras und Wasser) und die ganze Mannschaft wurde von einer Schildkröte satt. Außerdem wurde aus ihnen wertvolles Lampenöl gewonnen. Da ist es schon verwunderlich, wie zutraulich alle Tiere auf den Inseln sind.

Auf den Inseln kommt es einem eher so vor, als säßen wir im Zoo und würden von den Tieren beobachtet und bestaunt. Ausnahmslos alle Tiere scheren sich nicht im Geringsten darum, wenn Menschen an ihnen vorbeilaufen (die vorgeschriebenen 2 Meter Abstand hält kaum einer ein). Die meisten Tiere sind sogar so zutraulich, dass sie direkt auf einen zukommen, sich auf einen draufsetzen oder unter Wasser als Spielgefährte sehen. Wenn eine Seelöwenmama direkt vor unserer Nase ihr Junges ins Wasser trägt, Albatroseltern ihre Küken füttern, Blaufußtölpel tanzend ihre schönen Watscheln präsentieren oder Seelöwenteenies mit dir Kofferfisch-Fußball spielen, geht einem vor lauter Schönheit und Friedlichkeit das Herz auf. Da kommen dann auch so Aussagen zustande wie von Tömmi: "Das ist die schönste Vogelkacke, die ich in meinem Leben gesehen habe!" Sogar als ein Hai direkt unter mir seine Bahnen zog, kam nicht die geringste Angst auf, weil hier einfach alles so friedlich ist und die Tiere in den Menschen keine Bedrohung sehen. Die karge und für den Menschen eher unwohnliche Insellandschaft hat mich auch besonders beeindruckt: Die Inseln sind einfach nur für die Tiere da, da haben Menschen auf Dauer nix verloren!

Anmerkung zum Kofferfisch-Fußball: Da Seelöwen nur Schabernack im Kopf haben (meine neuen Lieblingstiere #1) und ihre Energie, die sie bei den bis zu 15 Stunden Nickerchen am Strand sammeln, im Wasser irgendwie loswerden müssen, haben sie Kofferfisch-Fußball erfunden und das geht so: Ein Kofferfisch wird gefangen aber nicht verspeist, sondern durch Mund-zu-Mund-Beatmung so weit aufgepustet, dass er fast wie ein Kugelfisch aussieht und sich prächtig zum Fußballspielen eignet! Unter Wasser geht’s dann wild zur Sache, bis dem Fisch und den Seelöwen die Puste wieder ausgeht.

Gemäß Victors Motto „Mehr Zeit auf den Inseln, weniger Zeit auf dem Boot“, sind wir stets nachts von Insel zu Insel gefahren, ca. 8 Stunden jede Nacht, und wurden morgens zum Frühstück mit einem neuen Inselpanorama begrüßt. Alle Inseln auf unserer Südroute haben wir sowohl zu Fuß als auch zu Flosse besichtigt und jede Insel war auf ihre ganz eigene Art speziell und wunderschön.

An Bord war die Stimmung dann stets geprägt von purer Dankbarkeit, wir konnten es teilweise gar nicht fassen, was wir da erleben durften. Auf San Cristóbal wollten wir dann auch mal auf unser Glück anstoßen, am Ende des tollen Abends überraschte uns dann aber eine 180$ Cocktailrechnung ;-) man gönnt sich ja sonst nix!

Leider gingen die 6 Tage dann doch recht schnell vorbei und wir waren sehr traurig, als wir wieder im stinkigen Guyaquill waren. Da Tömmi seine inzwischen zweite Ezigarette verloren bzw. versenkt hat (die erste wurde ihm in Latacunga im Bus gemopst), mussten wir nochmals zurück nach Cuenca, wo wir beim ersten Besuch einen Dampfershop erspäht haben. Dort wurde er dann auch fündig und wir konnten von Cuenca auch eine gute Busverbindung nach Peru ausfindig machen. Am Busterminal trafen wir dann zufällig auf Penny und Adam, die mit uns auf der Floreana angeheuert hatten, und fuhren zusammen nach Máncora an der peruanischen Küste! Die Grenzüberquerung klappte problemlos und Máncora hat uns mit Sonne, Strand und leckerer Ceviche (roher, in Limone fermentierter Fisch) verwöhnt.

Jetzt geht’s aber wieder weiter in die Anden nach Chachapoyas, wo es noch ältere Ausgrabungen als am Machu Pichu zu bestaunen geben soll: Wir sind gespannt und hoffen, dass die 16 Stunden Busfahrt erträglich werden.

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