Veröffentlicht: 31.03.2019
Noch in Te Anau entschließen wir uns in den nächsten Tagen die Southern Scenic Route entlang zu fahren und so die letzten Tage in Neuseeland zu verbringen, ehe wir in Christchurch Klaus-Gunther abgeben und unseren Flug nach Vietnam - mit Zwischenstopp in Kuala Lumpur - nehmen müssen. Die Southern Scenic Route führt in einem U von Queenstown über Te Anau und das Fjordland, vorbei an Bluff, von wo aus man nach Stewart Island übersetzen kann, und Invercargill bis nach Dunedin. Dabei folgt sie in großen Teilen dem südlichen Küstenabschnitt und leitet bereifte Touristen zu allen wichtigen Sehenswürdigeiten der Pazifikküste im sogenannten Southland. Bereits 1986 wurde sie als erste Touristenroute Neuseelands vorgestellt und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit, ohne dabei überlaufen zu sein. Tatsächlich haben wir den kaum vorhandenen Verkehr hier auf dem Highway 6 oder der SH95 sehr genossen. Entlang der Route kann man einige nette, kleine Ortschaften und Städtchen, schöne Strände und Leuchttürme, sowie Pinguin- und Seelöwenkolonien entdecken. Wenn man ganz viel Glück hat soll man sogar Wale sehen können. Verfahren kann man sich auch kaum, denn braune Schilder und Symbole weisen auch den planlosesten Autofahrern den Weg. Das klingt sehr vielversprechend.
Der erste Tag der Route fällt jedoch buchstäblich ins Wasser. Es schüttet wie aus Eimern und dazu bläst der Wind den Regen beinah waagerecht (vielleicht ist da gerade der Trierer mit Laura durchgegangen; zur Beruhigung: wir waren keinen lebensgefährlichen orkanartigen Böen ausgesetzt, wie man nun glauben könnte; es war ein (Anm. Laura: sehr) starker Regen) an unsere Windschutzscheibe, wodurch sich kürze Stopps für Fotos oder gar Wanderungen leider erübrigen. So verpassen wir einen kurzen Walk am Lake Hauroko, dem mit 462m Tiefe tiefsten See Neuseelands ebenso wie eine Kurzwanderung zur Monkey Island, einer winzigen kleinen Insel südlich von Orekupi, die nur bei Ebbe zu erreichen ist und deren Strand sehr schön sein soll. Stattdessen fahren direkt weiter nach Invercargill, wo wir zu Mittag essen, endlich einmal wieder einen Friseur besuchen und den Nachmittag im südlichsten Starbucks der Welt verbringen, um den Blog zu aktualisieren. Hier sei erwähnt, dass man noch viel mehr entlang der Route zu entdecken gehabt hätte, als die beiden Wanderungen, allerdings hätten uns diese beiden Ziele am meisten gereizt. Schade, aber das Wetter kann man sich nicht aussuchen und wir hatten ja wirklich Glück bisher.
Gegen Abend hat es dann aber immer noch nicht aufgehört zu regnen und wir blicken einer nassen und ungemütlichen Nacht entgegen, als wir auf den ausgesuchten Campingplatz auffahren. Nicht ein Zelt steht hier auf der Wiese, was wir schon als ungutes Omen deuten. Der freundliche, ältere Herr an der Rezeption ist dann auch gebührend überrascht, dass wir ernsthaft unser Zelt für die Nacht aufschlagen wollen und aus einer guten Laune heraus bietet er uns eine Cabin für den gleichen Preis wie den Zeltplatz an. Einzige Bedingung: wir sollen in unseren Schlafsäcken schlafen, damit die Bettwäsche nicht gewaschen werden muss. Wir sind seelig! Ein richtiges Dach über dem Kopf und sogar einen kleinen Heizlüfter! Und wenn wir ehrlich sind, so eine dünne Isomatte ist auch einfach kein Vergleich zu einem richtigen Bett.
Warm, trocken und ausgeruht starten wir am nächsten Tag bei bestem Wetter zu unserem zweiten Anlauf auf der Scenic Route. Unser erster Halt ist am Waipapa Point, wo ein schöner, weißer Leuchtturm steht. Hier beobachten wir die Wellen und die Gischt des Pazifiks, spazieren am leuchtend gelben Strand entlang und beobachten zwei Seelöwen, die im seichten Wasser am Strand ganz in ihr Spiel vertieft sind. Ein dritter beobachtet das Ganze wie wir aus sicherer Entfernung.
Der Leuchtturm am Waipapa Point
Die Wellen brechen hier dicht vor der Küste und die Gischt spritzt mehrere Meter hoch
Die beiden lassen sich auch nicht von den Touristen stören - und die Kormorane bleiben auch entspannt
Weiter geht es dann zum Slope Point, dem südlichsten Punkt der Südinsel Neuseelands, also quasi das Gegenstück des Cape Reingas, an dem wir vor knapp 6 Wochen am Anfang unserer Neuseelandtour standen. Hier machen wir ein kleines Picknick und lassen den Blick über die Weite des Meeres bis zum Horizont schweifen.
Wir sind jetzt beinah drei viertel des Erdumfangs vom Nordpol entfernt
Weiter geht es zur benachbarten Curio Bay. Hier können wir einen 180 Millionen Jahre alten, versteinerten Wald bewundern. Tatsächlich müssen wir erst ein bisschen suchen und die Informationstafeln lesen, ehe wir wissen, wonach genau wir zu suchen haben. Dann aber sind die steinernen Baumstümpfe, Rindenabdrücke und Wurzeln deutlich im Fels der Küste auszumachen.
Außerdem lebt hier der seltene Gelbaugenpinguin, dessen Brutkolonien sich ausschließlich im Südosten der neuseeländischen Südinsel wiederfinden. Leider sehen wir kein Exemplar dieser stark gefährdeten Spezies, da diese erst in der Dämmerung beobachtet werden können, wenn sie von der Nahrungssuche wiederkehren und wir mitten am helligten Tag hier sind.
Aus unserem geplanten Stopp an den Cathedral Coves ein paar Kilometer weiter wird leider nichts, da der Zugang nur vormittags geöffnet ist. Anscheinend ist der Weg zur Höhle bei Flut unpassierbar und die Ebbe haben wir jetzt schon verpasst. Daher geht es direkt weiter zu den Purakaunui Falls. Diese sind laut Brochüre die am meisten fotografierten Wasserfälle des Landes, daher wollen wir sie uns auf keinen Fall entgehen lassen. Die Wasserfälle, die übrigens 1976 eine Briefmarke zierten, fallen nur gut 20m tief, dafür aber in wunderschönen Kaskaden zu Tale und gelten als das Wahrzeichen der Catlins, wie das Gebiet östlich des Southlands genannt wird.
Die Sonne lugt gerade durch die Wolken und taucht die Purakaunui Falls in goldenes Licht
Wir finden einen sehr hübschen, kleinen Campingplatz bei Owaka und nach einem reichhaltigen Omlette mit frischen Champignons und Tomaten fahren wir noch für den Sonnenuntergang zum Nugget Point. Auch hier steht ein weißer Leuchtturm, der bereits 1870 errichtet wurde und noch immer in Betrieb ist. Die exponierte Lage des Leuchtturms und die vielen Felsen unterhalb des Kaps, die ihm auch seinen Namen gegeben haben, zieht jedes Jahr gut 45.000 Besucher an. Trotz ziemlich starken Windes sind wir tatsächlich mitnichten allein und müssen den richtigen Moment für ein schönes Bild oft genug abwarten. So "voll" war es bisher noch nirgends auf dieser Route, gelohnt hat sich der Ausflug trotzdem.
Die blaue Stunde am Nugget Point
Die meisten Seelöwen soll man am Strand der Surat Bay finden, also nichts wie hin. Google Maps setzt uns einmal mehr mitten im Nirgendwo ab und wir suchen den Zugang zur Bucht auf die gute, altmodische Art. Als wir am Parkplatz ankommen, werden wir mit Doodlesackklängen empfangen. In einem Haus direkt an der Bucht scheint eine Geburtstagsfete in vollem Gange zu sein. Wir nähern uns augenscheinlich Dunedin, der schottischsten Stadt Neuseelands. Durch die Dünen wandern wir bis zum Strand und sehen tatsächlich einen sehr großen Seelöwen in der Ferne. Leider sind wir noch etwas zu weit weg und der Gute ist bereits im Wasser, als wir zu ihm aufgeschlossen haben. Aber die faulenzenden kleineren Artgenossen sind ebenso fotogen.Ein großes Männchen auf seinem Weg ins Wasser
Heute wirkt die Stadt an manchen Ecken eher etwas schäbig, auch wenn die alten Fassaden an den einstigen Reichtum erinnern
St. Pauls Cathedral
Am Abend fahren wir noch zur Sandfly Bay. Hier soll es eine weitere Kolonie der sehr seltenen Gelbaugenpinguine geben. Wir bekommen leider keines der sehr scheuen Tiere zu Gesicht, dafür sehen wir einen schönen Sonnenuntergang. Außerdem posiert wieder ein Seelöwe für uns und zerbissen werden wir wider aller Befürchtung auch nicht. Die Sandflys haben offensichtlich keinen Hunger mehr. Auf dem Rückweg bietet sich ein wunderbarer Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt mit ihrem Naturhafen.
Sonnenuntergang an der Sandfly BayDunedin bei Nacht
Am nächsten Morgen besuchen wir dann das Larnach Castle, welches streng genommen auch kein richtiges Schloss sondern eine sehr elegante Industriellenvilla ist.
Larnach Castle
Der Industrielle William Larnach lies das Haus nach dem Vorbild des Landsitzes seines britischen Onkels erbauen. Glas aus Venedig, Marmor aus Italien, Stein aus dem schottischen Aberdeen und exotische Hölzer wurden hier verbaut. Man gönnt sich ja sonst nichts! Getrau dem Motto: Geld spielt keine Rolex. Nach dem Suizid Larnachs wurde die Villa nicht länger bewohnt und verfiel mit der Zeit, eh das junge Ehepaar Barker das Gebäude in 1960er Jahren erwarb und mit viel Liebe und Fleiß in Eigenregie restaurierte und renovierte. Noch heute ist die Villa in ihrem Besitz. Ein Film und viele Informationstafeln informieren die Besucher über die dramatische und tragische Geschichte des Erbauers, über die Fede unter seinen Erben und eben auch über die gesamte Renovierungsphase. Wir schmunzeln etwas über die Fotos der spielenden Kinder auf der Baustelle und die provisorischen Wohn- und Schlafzimmer der Familie zu Beginn der Bauarbeiten. Mittlerweile gehört das liebevoll zu neuem Glanz gebrachte Haus zu einer der Hauptattraktionen in Dunedin. Wir verstehen auch warum, denn neben den geschichtlichen und familiären sehr spannenden Hintergründen begeistert das Anwesen durch die wunderschön gestalteten Gärten und einen tollen Ausblick auf die Otago Bay und die Stadt.
Das MusikzimmerHinter den Gärten öffnet sich der Blick in die Otago Bay
Im Anschluss fahren wir bis zur nördlichen Spitze der Ortago Peninsula, der 30km langen und bis zu 12km breiten Halbinsel oberhalb von Dunedin. Hier wollen wir zum Royal Albatross Center, wo wir die einzige an Festland befindliche Königsalbatrosskolonie der Welt besuchen möchten. Leider ist der Eintritt sehr teuer und da die riesigen Vögel schon vor dem Center über unsere Köpfe hinweg gleiten, stellen wir uns lieber zu den anderen Schaulustigen an die Klippen (keine Sorge, da war ein Geländer) und warten auf den nächsten Vogel, der uns vor die Linse fliegt.
Die gigantischen Vögel mit einer durchschnittlichen Fügelspannweite von 3m, gleiten immer wieder am Leuchtturm am Rande der Klippen vorbei
Nach einem fünfminütigen Stopp am Moeraki Boulders Beach, an dem man gigantische Steinkugeln im seichten Wasser bewundern kann, geht es weiter nach Christchurch, unserer letzten Station in Neuseeland.
Die Steinkugeln sind ein beliebtes Fotomotiv