Veröffentlicht: 14.08.2019
06.09.2014 / Fairbanks - der nördlichste Punkt der Reise
Wir essen Reste auf der Bettkante und fahren los nach Norden. Hinter uns hängen die Wolken tief und zwischen den Bergen ebenfalls. Aber gen Norden sieht man schon mal blauen Himmel zwischen den Wolken. Die Fahrt ist nicht spektakulär, führt durch endlose Wälder, schön verfärbte Birken und Pappeln und über recht gut asphaltierte Straßen. Einige Asphaltierungsarbeiten laufen noch und die Baustellen sind dreckig, unser Auto sieht mittlerweile aus, wie nach einer Wüstenexpedition.
Wir müssen lange bei einer Baustelle mit einem grimmigen Flagger warten. Der Mann ist gut warm angezogen, inkl. klobiger Stiefel mit Isoliersohle. Zudem steht er auf einer Gummimatte. Wir sind heute morgen bei 35°F gestartet (knapp 2°C), jetzt in der Sonne erreichen wir immerhin 44°F (knapp 7°C).
Den kleinen Ort Nenana erreichen wir gegen 11 und gehen in einem urigen Dorfcafé/Diner frühstücken. Leckeres Oatmeal mit Blueberries und guter Kaffee!
Hier in Nenana findet jährlich das sog. Ice Classic statt. Eine Eiswette, wann das Eis auf dem Nenana River schmilzt. Dazu stellt man ein Dreibein auf das Eis und wenn es einbricht, gewinnt der, der den Zeitpunkt am besten geraten hat.
Wir passieren hier zwei Flüsse über zwei Brücken und fahren weitere 60 Meilen bis nach Fairbanks, wo wir gegen halb zwei nachmittags eintrudeln. Das Best Western Pioneer Park liegt etwas versteckt, das Zimmer ist schön und Frühstück ist inklusive. Ich hatte das Hotel über Expedia vorreserviert, aber frage bei der Rezeption, was der Preis eines Walk-Ins ist. Der liegt bei 75$. Da die Expedia-Rate glatt das Doppelte ist, storniere ich aus der Lobby des Hotels online schnell die Expedia-Buchung, die bis 18h kostenlosen Storno ermöglicht und wir buchen völlig unschuldig an der Rezeption das einzige Zimmer mit 2 Betten für 75$ ein. Das Hotel ist total hellhörig. Der Zimmernachbar hat Husten und guckt fern…
Fairbanks Visitor Center
Wir fahren ins Visitor Center. Das groß ist und für uns einen schönen Film anwirft. Da von meiner kleinen Kamera der Shutter nicht mehr schließt, fahren wir zu einem Kamera-Laden. Aber der Typ hat keinen Bock und nur auf Drängen gibt er mir seine Druckluft-Dose und will mir dann für 250$ eine neue Kamera verkaufen. Was für ein Blödmann. Also werde ich die nächsten 2 Wochen mit dem Fingernagel den Shutter auf- und zupulen.
Einige Meilen nördlich von Fairbanks kann man die Transalaska-Ölpipeline sehen, die ein Stück über der Erde verläuft. 800 Meilen ist das Ding lang und läuft von Prudhoe Bay bis Valdez. Sogenannte „pigs“ – Einsätze in den Rohren, die diese sauber halten, hat man draußen zur Ansicht hingestellt. Das Öl hat rund 100°F (38°C), wenn es durch die Pipeline fließt. Daher verläuft sie meist überirdisch, da der Permafrostboden sonst aufgetaut wird und die gesamte Konstruktion dadurch instabil würde und in Bedrängnis gerät.
Eigentlich wollen wir gegenüber dieser Pipeline-Strecke noch Gold schürfen, aber auch dort hat man schon „closed for the season“, hat aber das "OPEN"-Schild wohl einfach mal bis zum nächsten Frühjahr dort stehen gelassen. Also zurück in die Stadt. Die Sonne scheint und wir haben 61°F (16°C). Kurzer Besuch am Eskimo-Denkmal, aber sonst bietet Fairbanks nicht wirkliche Attraktionen. Es sieht etwas verlassen und leer aus. Die Einkaufsstraße ist bestenfalls 70m lang und viele Läden haben bereits geschlossen.
Also ab zum Essen zum Italiener. Ganz OK, aber für ein Nudelgericht $25 ist auch nicht ohne.
Fairbanks
Wir sollten es mal waschen...
Wir fahren Richtung Murphy Hill, was ein guter Aurora-Beobachtungspunkt sein soll. Die Strecke zieht sich endlos und wir entscheiden heute Abend auf einer Parkbucht neben der Straße unseren Beobachtungsposten zu beziehen.
Im Hotel werfen wir für 6$ eine Waschmaschine + Trockner an. Bei 21 min Waschdauer ist es kein Wunder, dass die Schlammflecken, die man sich beim Aussteigen aus dem Auto an der Rückseite der Hosenbeine holt, wenn man die Schweller quasi abwischt, nicht rausgehen. Aber es ist alles etwas aufgefrischt. Um 21.30h fahren wir ins Kino. „The 100 foot journey“, der neue Film mit Helen Mirren läuft und ist eine gute Unterhaltung bis Mitternacht. Leider sieht man am Himmel vor dem Kino erstmal nichts. Bestenfalls ein paar Sterne. Wir fahren dennoch zu unserem ausgeguckten Punkt und stellen uns ins Dunkle. Außer ein paar Autoscheinwerfern sehen wir nichts. Allerdings scheint der Mond ziemlich stark und es sind Wolken am Himmel. Vermutlich daher nicht verwunderlich, dass sich nichts tut – oder es war die falsche Uhrzeit. Um 1.30h fahren wir etwas frustriert und müde ins Hotel. Online berichtet auch keiner aus Fairbanks über Sichtungen des Nordlichts.
Tagesstrecke: 110 Meilen/170 km