Veröffentlicht: 12.08.2019
17.09.2014
Eigentlich wollten wir heute zum Cozy Corner Cafe auf der anderen Straßenseite gehen, wo gestern noch Hochbetrieb zum Frühstück herrschte, als wir im ungeheizten Glo’s Grill saßen. Heute ist das Cozy Corner Cafe dann aber geschlossen, ohne Angabe, ob es jemals noch wieder aufmacht. Vermutlich erst 2015 wieder…Also fahren wir 100m zum Kluane Park Inn (K.P.I.) das sowohl Hotel als auch Restaurant ist und unter chinesischer Leitung steht. Die Front des Hotels sieht aus, als ob es seit 1960 geschlossen hat, die Gardinen hängen schief vor ewig nicht mehr geputzten Fenstern. Der Eingang ist auf der Seite und man betritt doch ein recht akzeptables wenn auch einfaches Restaurant mit Plastiktischdecken. Die Speisekarte des Frühstücks ist mir einfach egal. Ich kann diesen Speck-Eier-Krempel sowieso nicht mehr sehen und bestelle Toast und Kaffee. Die Speisekarte des Restaurants ist ansonsten echt ansehnlich. Sowohl chinesisch, als auch Fleisch, Fisch und die obligatorischen Burger. In wieweit natürlich hier noch alles zu bekommen ist, ist auch nicht klar - wir kriegen aber um 8.00h morgens auch die gesamte Auswahl inklusive Huhn süßsauer angeboten.
Der Kaffee ist gut und mit 5$ für das komplette Frühstück ist das auch noch wirklich billig. Wir tanken gegenüber unsere Kiste voll. Bei 76 CAD hört die Zapfsäule auf zu zählen. Das Wetter ist nicht so klar wie gestern. Schleierwolken verhängen die Sonne und die Blicke sind nicht so gigantisch wie gestern. Gut, dass wir heute eher fahren als gucken. Wir kommen erst nach 11.00h los, fahren wieder entlang des Kluane Lake und kommen durch Destruction Bay, wo wir an einer Tankstelle tatsächlich Bananen finden! Meine zwei Exemplare für 3 CAD habe ich innerhalb von 20 Minuten aufgegessen.
Ab jetzt wird der Alaska Highway ziemlich ätzend. Bodenwelle nach Bodenwelle, Löcher und Schotterabschnitte wechseln sich ab, so dass die Schnittgeschwindigkeit sinkt und man sich an Lenkrad oder Sitz festhalten sollte. Oft sind Löcher ausgebessert, nun aber höher als das Straßenniveau – wir werden ordentlich durchgeschüttelt, durchgeschaukelt und das Auto ächzt.
Ich bin erneut froh, dass der Jeep so hochbeinig ist und wir nicht dauernd aufsetzen. Eine lange Baustelle ereilt uns in luftiger Höhe eines Passes. Wir warten fast eine Viertelstunde auf einen Pilot Car. Ein Typ hinter uns, der diese Strecke jährlich befährt, sagt, dass die Straßenqualität der Strecke so schlecht ist, wie er sie noch nie erlebt hat.
Endlich kommt der Pilot Car und wir fahren einige Kilometer Schotter und Sand in dicken Staubwolken. Neben uns liegen die St. Elias Mountains in der Ferne. Viel Schnee auf den Gipfeln. Rechts stehen krumm und schief neben der Straße hunderte von hölzernen Telegrafenmasten im aufgeweichten und wieder gefrorenen Permafrostboden. Ich möchte nicht wissen, wie oft hier die Kabel reißen, weil so ein Mast einfach mal ganz absackt oder umknickt und die umliegenden Siedlungen kein Telefon mehr haben. Allerdings sieht man keine Siedlungen, aber die Kabel laufen praktisch konstant neben der Straße weiter oder auch mal entfernt über einen Hügel. Irgendwen müssen die ja versorgen.
Bei Beaver Creek beginnt wieder die Grenze. Bei „Buckshot Betty’s“ trinken wir einen Kaffee und machen mal 20 min Pause von der Schaukelei.
Dann geht es weiter. Ausreise aus Kanada kein Problem und auch hier ist die Grenze der USA weitere 30 km Fahrt von der Ausreise aus Kanada entfernt. Komische Nummer. Eigentlich glauben wir die Fragen schon zu kennen, aber nun fragt man uns nicht nur nach Waffen, sondern auch danach, wieviel Bargeld wir haben (ich habe etwa 20 US$, G. unwesentlich mehr), ob alles in diesem Auto uns gehört und ob wir Haustiere dabei haben. Der Typ hat allerdings unsere deutschen Pässe in der Hand und hat bereits erfahren, dass wir Touristen sind und sieht anhand des Einreisestempels, dass wir seit 2,5 Wochen hier sind und hat bereits gefragt, wann wir heimfliegen. Sollten wir für 3 Wochen USA unsere Haustiere mitgebracht haben??? Wir dürfen dann aber fahren.
Die Fahrt zieht sich wie Kaugummi und das Geholper nervt langsam gehörig, selbst wenn die Strecke auf der amerikanischen Seite etwas besser ist, als in Kanada. Der Straßenbelag ist oft sehr grob und somit wird das Fahrgeräusch sehr laut. Das macht sich dann bemerkbar, wenn mal ein neuerer Belag unter den Rädern ist und man richtig aufatmen kann, weil die Ohren einem nicht mehr klingen.
Um 17.30h erreichen wir Tok. Dieses Mal übernachten wir ja neben „Fast Eddy’s“, dem Restaurant in Tok, wo wir letztes Mal schon waren. Das angeschlossene Motel ist ok, das Zimmer groß und auch sauber. Mein Verlangen nach etwas Frischem ist so groß, dass ich als Hauptgericht einen großen Salat esse und als Beilage einen kleinen Salat.
Wir kommen mit zwei Jägern am Nachbartisch ins Gespräch. Entlang unserer Route haben wir weiterhin jede Menge Jeeps, Trucks mit Anhängern, oft sind dies Kühlwagen, gesehen, deren Besitzer irgendwo im Hinterland auf Elch-, Bären-, Karibu-, Bergziegen- oder Dallschaf-Jagd sind. Tiere, die wir gerne mal nur vor der Linse hätten, werden hier jetzt erlegt. Der eine Mann berichtet, dass er seit 45 Jahren jagt, aber erst sieben Elche erlegt hätte. Jagen ist wohl ein anstrengendes „Hobby“. Wenn die ein Tier erlegt haben, was ja meist irgendwo abseits der Straße geschieht, müssen die das Tier an Ort und Stelle praktisch sofort zerlegen und in transportable Stücke zerteilen. Oft lassen sie daher das Fell, die Haut und das Geweih liegen, wenn es eher ums Fleisch geht. Auch ist es wohl mühselig, das Fell abzuziehen, um dann erst das Tier zu zerteilen. So hackt man das Tier in Stücke und transportiert die Teile inkl. der daran befindlichen Fellreste dann zum Auto. Unvorstellbar für mich, daran Freude zu haben oder so etwas als Hobby zu betreiben! Der Abschuß kostet Bewohner Alaskas nichts. Die benötigen lediglich ein hunting permit, was $ 25 pro Jahr kostet. Man erwirbt damit das Abschußrecht für z.B. 1 Elch oder 1 Karibu oder 2 Dall Sheep o.ä. Die Jagdsaison ist aber zeitlich begrenzt und die Jagdreviere sind etliche Parzellen, deren Jagdsaison unterschiedlich ist. Also muß man – wenn man nur in einer Parzelle jagen will – möglicherweise innerhalb von 10 Tagen zum Erfolg kommen, oder in eine andere Parzelle umziehen, in der dann die Jagdsaison ist. Die Elchjagd ist nur an etwa 30 Tagen pro Jahr überhaupt möglich, Karibus werden nur an 10 Tagen gejagt, Bären hingegen können ganzjährig erlegt werden.
Mit dieser Gute-Nacht-Geschichte verabschiede ich mich ins Zimmer. Nun hat auch das Hotel für die nächsten 2 Nächte geschrieben, bei denen ich sowohl Frühstück als auch Abendessen bestellt hatte. Tja, die haben jetzt auch ihre Küche geschlossen – bis kommendes Jahr. Wir kriegen dort schlichtweg gar nichts mehr zum Essen. Also sind wir auf den General Store in Tok angewiesen oder auf einen Supermarkt, den ich online gegoogelt habe, der 70 Meilen vor dem Hotel, in einem Kuhdorf namens Glenallen liegt. Nur hat der wirklich (noch) offen? Das Hotel schreibt uns zwei Restaurants, die zwischen 15 und 22 Meilen (24, bzw. 35 km) von dort entfernt liegen und wohl noch Essen servieren. Das eine ist aber wohl ab 19.30h geschlossen und eh nur ein Burgerladen. Das sind ja tolle Aussichten.
Ich lade meine Fotos runter, schreibe Tagebuch und sehe online, dass die eigentlich über Tage dort notierte Super-Aurora praktisch komplett abgeblasen ist. Also eine Nacht durchschlafen. Morgen gibt es gutes Frühstück. Nach längerer Zeit mal wieder! Dementsprechend froh gestimmt schlafe ich ein.
Tagesstrecke: 480 km