Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
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Matanuska Glacier, Moschusochsen sind Ziegen & eine Autowäsche

Veröffentlicht: 12.08.2019

19.09.2014

Aufstehen um 8.30h und Frühstück aus den Beständen des gestrigen Supermarktbesuchs. Der Blick vom Hotel auf Berge und Gletscher ist heute freier, als gestern. Am Ende des Hotelrasens liegt ein Air Strip und einige kleine Flugzeuge stehen dort und es kommen auch weitere hereingesegelt. Wer in diesem Hotel also wohnen will, kann auch mit seiner Privatmaschine anreisen. 


Wir suchen vor der Abfahrt noch ein Hotel für Anchorage online heraus und entscheiden uns für das Westmark für 135$, da deren Check-out morgen erst um 12.00h ist und wir erst um 15.00h das Auto abgeben müssen. Kurz nach 11 fahren wir los und wir fahren zunächst rund 12 Meilen in östliche Richtung nach Eureka, um zu einem Ausblick auf einen Gletscher und ein weites Tal zu kommen. Wir rumpeln durch Pfützen an ein Wohnhaus, das – wie praktisch alle Häuser hier – auf Pfosten in den Permafrost gebaut ist. 




Bevor ein Bewohner uns Streß macht, schießen wir schnell ein paar Fotos und fahren mit unserem völlig zugematschten Auto zurück auf den Highway und ab nach Westen. Unten im Tal sehen wir wieder jede Menge Pick-Ups in der Wildnis stehen – Jäger!

Wir fahren bei Meile 101 vom Glen Highway ab auf einen steilen Schotterweg ab, der hinunter zum Matanuska River geht. 

Wir passieren eine kleine Brücke über das rauschende Wasser und holpern bis zu einem Haus, das einen Laden beherbergt, der aussieht wie aus der DDR 1980. Direkt daneben ist eine Schranke, hier geht es dann weiter zum Matanuska Glacier, wenn man vorher in der Bude 20$ pro Person (wohlgemerkt nicht pro Fahrzeug!) bezahlt hat. Wir gehen als Rentner durch (!!) und kommen mit 15$ davon. Also weiter. Der Weg ist unglaublich mit Schlaglöchern, die voller Wasser stehen und man daher deren Tiefe und Beschaffenheit nicht sehen kann. Unser Auto macht das aber mühelos und einmal mehr wundern wir uns am Ende der 2 Meilen über etliche normale PKWs, die hier angekommen sind und das offenbar ohne Schäden.


Ein Trail, der über Holz- und Metallbohlen führt und auch über das Geröll und den Matsch eine halbe Meile in Richtung Gletscherende. Manche kraxeln auch weiter, aber das dann eher mit Spikes, denn wo der offizielle Trail endet, ist es komplett vereist und mit normalen Wanderstiefeln kein Vergnügen mehr. Der Matanuska Glacier ist am Ende 6km breit. Der Blick auf Gletscher und die Seitenmoränen ist schön, aber die Sonne fehlt etwas.




Also zurück zum Auto. Die Wanderstiefel sehen jetzt aus wie Sau, voller grauem Matsch, der sich aus den Sedimenten des Gletschers und dem aufgetauten Boden ergibt, in und durch den man hier gestapft ist. Morgen geht’s heimwärts und nach 3 Wochen in Wanderstiefeln warten in Berlin dann auch mal wieder andere Schuhe auf mich.

Am Parkplatz mit Gletscherblick futtern wir kurz ein paar Sachen, die wir noch haben und fahren dann zurück zum Highway. Jetzt sieht man erst an welchem Steilhang wir vorhin herunter gefahren sind. Hoch oben stehen direkt an der Abbruchkante Häuser. Unvorstellbar dort zu leben. Ob das nicht bei den nächsten Herbst-Güssen oder bei der Schneeschmelze lebensgefährlich wird?


Wir folgen dem Glen Highway weiter und neben uns verläuft immer der Matanuska River, der aus dem Matanuska Gletscher entspringt. Oft wie ein Delta aufgespalten mit Inseln und Sandbänken rauscht er unterhalb der Straße neben uns her. 



Gegen 16.00h erreichen wir vor Palmer dann die Musk Ox Farm. Hier werden seit fast 30 Jahren Moschusochsen als Wolleproduzenten gezüchtet. Die erstaunlich kurzbeinigen Tiere waren in Alaska ausgestorben, bis man vor 50 Jahren welche aus Island hier her holte, sie zunächst in Fairbanks ansiedelte und Mitte der 1980er Jahre hier die Zucht eröffnete. 84 Moschusochsen leben hier. Pro Jahr kommen 5-7 Kälber hinzu. Allerdings sind Moschusochsen keine Ochsen oder Rinder sondern eher mit Schafen und Ziegen verwandt. Zudem sondern sie kein Moschus ab, wodurch der Name dieser Rasse komplett irreführend ist. Deren Fell ist aber wertvoll. Insbesondere das Unterfell. Es ist 8 x wärmer als Cashmere und viel leichter. Man kann es angeblich waschen und es ist quasi unkaputtbar. Allerdings kostet hier eine Mütze zwischen $ 165 und $ 190, ein Stirnband $ 135. 






Die Führung über die Farm ist nett und um 17.00h sitzen wir wieder im Auto und fahren den letzten Teil unserer Reise nach Anchorage zurück.

Kurz vorher gibt es noch einen Abstecher zu Fred Meyer und ich zapfe mir 3 Pakete Haselnusskaffee-Bohnen. Gegen 18.00h sind wir im Nieselregen dann in Anchorage im Westmark Inn. Totale Zivilisation umgibt uns. Mit 300.000 Einwohnern wohnt ja fast die Hälfte aller Alaskaner in dieser Stadt und Autoverkehr, Kneipen, Restaurants, Ampeln, Menschen – das alles umgibt uns plötzlich wieder.



Bevor wir uns zum letzten Abendessen in einem Restaurant niederlassen, steht zunächst die Grundreinigung des Autos an. Das Hotel gibt uns eine Wegbeschreibung zu einer Waschanlage, in der wir mit Dampfstrahlern, Shampoo und Staubsauger gut eine Stunde unseren Jeep reinigen. Dazu fällt beständig Regen, so dass wir hinterher aussehen wie die nassen Pudel und wirklich die Nase voll haben von Go North. Dort haben wir vor 3 Wochen für 2.300 EUR das Auto gemietet und dann muss man es auch noch vor der Rückgabe waschen! Bei dem Dreck, der da dran ist, ist das kein Spaß, denn der Sand und Matsch geht nur schwer ab. Er sitzt in jeder Ritze. Wir haben irgendwo in einem Hotel mal mehrere Handtücher "ausgeliehen", denn nur mit Wasserdruck wird hier nichts sauber. Einen Schwamm haben wir gekauft und das Glasreiniger-Spray aus Seward kommt selbst auf dem Lack zum Einsatz.

Es ist dunkel, als wir zum Hotel zurück fahren. Erstmal trockene Sachen anziehen und gegenüber in ein Restaurant namens Orso‘s, die recht leckere Fischgerichte haben. Endlich mal kein Burger und nichts auf der Bettkante. Zwei Biere aus einer lokalen Brauerei und um 22.00h rollen wir pappsatt über die Straße zum Hotel und packen unsere Koffer ein letztes Mal. Das ist dieses Mal wirklich kein Problem, da es kaum was zu Shoppen gab und meine Tasche auf dem Hinweg keine 20 Kilo hatte. Allerdings habe ich einiges an Kaffee gekauft und morgen soll noch schnell ne Jeans gekauft werden.

Ziemlich erledigt sinken wir spät in die Federn, im guten Gewissen, dass morgen ausgeschlafen werden kann.

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#alaska#mananuska#moschusochsen#glenhighway#anchorage#eureka