Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
vakantio.de/alaskaundyukonimherbst

Kluane Nationalpark, Sterne und ein bißchen Nordlicht

Veröffentlicht: 12.08.2019

16.09.2014

Sonne pur und blauer Himmel! Oh Gott – was haben wir doch wieder für ein Glück!! Es ist kalt aber klar. Ein kurzes Frühstück das ungeplant in Glo’s Grill neben dem Alcan Motor Lodge in einem ungeheizten Raum stattfindet (nur ein weiterer Gast, der Busfahrer der japanischen Gruppe). Draußen liegt Haines Junction in seiner ganzen Pracht: Eine Straßenkreuzung, die selbst auf einem Dienstag in feiertäglicher Totenstille liegt. 

Werktags-Hektik in Haines Junction... ;-)

Das bauliche Highlight zwischen Tankstelle und einem Hotel mit schiefen Gardinen ist „The Muffin“. Eine Art Denkmal für die lokale Tierwelt. Der Künstler hat wohl versucht, eine Art Felsen zu zimmern. Dabei rausgekommen ist ein rosa Stück Stein, das stark an einen Cupcake oder Muffin erinnert – mit Tierverziehrungen.


Nach dem Frühstück fahren wir nochmals zum Visitor Center, weil der First Nation-Teil gestern praktisch zumachte, als wir dort ankamen. 1942/43 hat man der First Nation hier einfach das Land weggenommen, auf dem sie tausende Jahre ansässig waren. Das ist ja offenbar überall passiert. Kinder wurden denen entzogen und in weiße Familien gesteckt, Eigentum zu haben wurde untersagt. Das erinnert an Sklaverei oder das Dritte Reich. Und wenn man bedenkt, wann das hier passierte, ist es noch „bemerkenswerter“.


Perlenschmuck der Tlingit


Wir fahren entlang des Kluane Range bis nach Silver City, was eine verfallene Siedlung aus Goldgräberzeiten ist. Herrlich spooky und überwuchert. Hier steht noch ein altes Auto-Chassis und in den verfallenen Holzhäusern sieht man noch Kanonenöfen. 




Etwas weiter den Weg runter liegt ein B&B oberhalb des Kluane Lakes. Was für ein Blick, was für eine Landschaft! 

Die Sonne scheint, der See liegt blau vor uns, gelbe Espen, Birken und grüne Tannen stehen fototauglich vor uns. 


Entlang des Kluane Rivers fahren wir zum Visitor Center, das aber mit Balken und rot-weißem Plastikband „closed for the season“ ist. Leider ebenfalls die Toilette. Am Steilhang des Berges dahinter sieht man weit oben einige Dallschafe. Über einen unglaublich holperigen Weg mit tiefen Pfützen, groben Steinen und Huppeln fahren wir zu einem Wanderweg, nachdem wir mit zwei Deutschen geplauscht haben. Die sind korrekt mit Bärenspray, Glocke am Gürtel und dickem Stock gegen Bären gerüstet. Na wir werden mal ein wenig laufen und hoffen, dass uns kein Grizzly begegnet. Der Kluane Nationalpark gehört zum UNESCO Welterbe. Weite Teile des Parks sind nicht mit Wanderwegen erschlossen und bestenfalls die Ureinwohner haben hier ihnen bekannte Schlitten- und Transportwege. Also wer hier wandern will, begibt sich auf die wenigen echten Wanderwege, oder läuft querfeldein. Letzteres erhöht dann natürlich die Bären-Trefferquote.


Der Wanderweg „Sheep Creek Trail“ beginnt dann hinter einer Gedenktafel für eine Frau, die hier Ende der 1980er Jahre von einem Grizzly angefallen und getötet wurde. Also vielleicht doch besser laut singen? Es geht recht steil bergan und die Dallschafe kommen nicht besser in Sicht. Rückwärts bietet sich eine ganz nette Sicht auf ein breites Tal. 



Wir drehen bald um und holpern zurück zur Hauptstraße, entlang des Kluane Lake und dann auf dem Highway nach Haines Junction. Heute hat der Liquor Store offen und wir sind erstaunt, wie groß der ist. Tatsächlich ist innerhalb des Schnapsladens der Tresen für das Bürgeramt! Wir kaufen ein 6Pack Bier und eine Flasche Wein und fahren dann zu einem netten kleinen Waldwanderweg, wo wir noch eine gute Stunde spazieren gehen und die Ausblicke auf Berge genießen und unter unglaublich gelben Birken hindurchlaufen, die vor dem ebenso unglaublich blauen Himmel eine echte Augenweide sind. Eichhörnchen meckern uns an, weil wir ihre Ruhe stören.





Wir suchen anschließend außerhalb des Ortes einen höhergelegenen Platz zum Nordlichtgucken für heute Nacht. Als wir den gefunden haben, fahren wir also zurück zum Hotel und schauen wieder bei Glo’s Grill vorbei, was die so zum Dinner hat. Das, was man sich aussucht aus der überreichten Speisekarte ist nicht mehr vorhanden. Auch eine baked potato gibt’s nur noch einmal, Leber ist alle und das einzig verfügbare Gemüse sind Bohnen. Burger gehen natürlich immer – aber ich kann den Mist nicht mehr sehen. Ich bestelle ein Sandwich mit irgendeinem Fleisch und ertränke das in einer scharfen Soße. Das Restaurant schließt in den nächsten Tagen, wer will da noch Lebensmittel einkaufen? Außer uns ist auch nur noch ein Ehepaar (auch Touristen) da. Haines Junction ist auch zum Feierabend kein Melting Pot :-D


Unsere Essensvorräte sind erschöpft. Außer ein paar Brotchips und Drops haben wir nichts mehr. Morgen fahren wir 500 km nach Tok und beten, dass der General Store dort aufhaben möge, damit wir wenigstens ein paar Cracker oder womöglich sogar Äpfel kriegen. Die Bäckerei hier in Haines Junction ist auch bereits „closed for the season“. Da sie die einzige Bäckerei ist, gibt’s hier also auch kein Brot. Da wir nach Tok zwei Nächte in einem Hotel nahe des Matanuska Glacier sind, bei dem auch nicht klar ist, ob man dort was zu essen kriegt, schreibe ich dem Hotel lieber mal. Online bieten die an, dass man bei Voranmeldung Frühstück und Abendessen kriegen kann, was ich dann für die zwei Tage für uns per E-Mail bestelle. Auf Google sieht es nicht so aus, als gäbe es in der Nähe der Lodge einen Laden. Also müssen wir spätestens in Tok etwas finden, wovon wir ggf. bis Samstag leben können. Da wir auch dauernd über die Grenze fahren und nie (frische) Lebensmittel mitnehmen können, ist ein Aufstocken mit solchen Sachen, wenn es denn mal möglich wäre, wiederum nicht sinnvoll, wenn es nicht über die Grenze darf. Morgen fahren wir erneut von Kanada nach USA, danach bleiben wir dann aber in Alaska. Unsere Hoffnung ruht auf Tok.

Nach einer kurzen Nachtruhe von 1 Stunde stehen wir wieder um 1.00h auf und fahren zu unserem Aussichtspunkt. Es ist pechschwarze Nacht, unter Null Grad und erst als der Mond etwas über die Baumwipfel lugt, kann man die Silhouetten der Tannen vor uns erkennen. Ein wahnsinniger Sternenhimmel breitet sich über uns aus. Der große Bär – auch auf der Flagge Alaskas zu finden – ist immer gut zu sehen.

Der Sensor der Kamera sieht wieder mehr, als das menschliche Auge. Das, was man als mögliches Nordlicht erkennen kann, wird bei einer Aufnahme dann deutlich bestätigt. 




Dennoch ist diese Nacht nicht annähert ein Vergleich zu neulich in Whitehorse und wir verkrümeln uns bald in die Wärme unseres Zimmers. Es gibt noch heißen Holundertee und dann alle Decken und Socken an den durchgekühlten Körper.

Tagesstrecke: ca. 160 km

Antworten

#yukon#hainesjunction#kluane#silvercity#nordlicht