Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
Alaska & Yukon im Herbst: 6000km mit Grizzlies, Goldgräbern und Polarlicht
vakantio.de/alaskaundyukonimherbst

Von Haines (Alaska) nach Haines Junction (Yukon)

Veröffentlicht: 12.08.2019

15.09.2014

Wir verpennen den Wecker, oder er hat nicht geklingelt – es ist auch egal, denn um 7.00h bin ich wach und es ist dichtester Nebel. Bei dem Wetter bringt es nichts, nochmal zu den Bären zu fahren, was wir eigentlich schon vor einer halben Stunde machen wollten.

Da das Frühstück ja nur noch eine Stunde geht, stehen wir also trotzdem auf. Haare waschen und „a touch of luxury“ heißt, dass der Fön kaputt ist. Also rubbeln, was das Zeug hält, denn draußen ist es nicht wirklich lauschig und man muß über den Hof zum Frühstück. 

Das "üppige" Frühstück

Um 8.45h rollen wir los, nachdem wir unser Gepäck wieder mit List und Tücke in den doch seeeehr kleinen Kofferraum dieses Jeeps gequetscht haben. 

 ich hab mich nochmal deutlich beschwert über das nicht gemachte Zimmer, den kaputten Fön und äußere meine Hoffnung, dass sie den Getränkekarton unter dem einen Bett bis zur nächsten Saison wegräumen, da er kurz vor der Explosion steht, nachdem der Weinrest darin jetzt sicher gegoren ist. Ich kriege $28 pro Nacht Erstattung – das besänftigt mich und so haben wir $56 gutgemacht. Dennoch liegt die Rechnung bei $219 für 2 Nächte inkl. tax. Das ist in dieser Saison und für die Qualität dieses Zimmers/Hotels schon happig.

Leider ist es total zugezogen, nieselig und wir frieren angesichts der herbstlichen Atmosphäre. Wir fahren entlang eines mit vielen Sandbänken versehenen Gewässers. Offenbar ist dies der Zusammenfluss von Kleheni, Chilkat und Tsirku River


Wir sehen Leute, die gerade ein Fish-Wheel leeren, das, was wir in Dawson in dem First Nation Museum erklärt bekommen haben funktioniert also bis heute. Die Lachse, die man hier raus holt, werden direkt gewogen und alles unter 7 pounds wird gleich wieder in den Fluss geworfen.

Fish Wheel


Die Haines Road führt weiter nach oben und somit in den Nebel. Viele Leute haben uns gesagt, dass die Strecke von Haines nach Haines Junction die schönste ist, die sie jemals gefahren sind. Noch sehen wir davon nicht viel und ob die Hänge neben uns hoch oder flach sind, wissen wir auch nicht. Wir biegen kurz ab in ein hochgelobtes Dorf der First Nation, das aber derart verlassen und mal wieder voller Gerümpel ist, dass wir hinten gleich wieder rausfahren und weiter auf dem Highway. 


Nach 40 Meilen passieren wir mal wieder die Grenze zu Kanada. Grimmig werden wir gefragt nach Pfefferspray, Tränengas, Waffen und wie lange wir bleiben, warum wir nach Kanada wollen und wohin wir fahren – dann dürfen wir einreisen.

Bald darauf sind wir auf rund 1.000m Höhe und fahren durch arktische Tundralandschaft mit traumhaften Farben. 


Die Sonne kämpft sich durch Wolkenlücken und da, wo sie Erfolg hat, sind die Blicke phantastisch! Die gesamte Bergkulisse kann man aber weiterhin mehr erahnen als sehen. Der Haines Highway Summit auf 1070 m ist für uns ein kleiner Pausenplatz, allerdings im Auto, da draußen ein fieser Wind bläst und es auch nicht wirklich warm ist. 




 Wir fahren weiter auf einer gigantischen Hochebene und manches Mal lässt sich in den Wolkenlücken auch der eine oder andere Berg mit Schnee ausmachen. Alleine die Weite dieser Ebene ist unfassbar und man kommt sich vor, wie eine Ameise.


Am Kathleen Lake lohnt leider kein Stopp. Wir fahren zwar kurz runter ans Ufer, aber hier ist es frisch und die Wolken hängen tief. Das lohnt nicht, sich hier hinzusetzen und rumzufrieren. Wir zuckeln gemütlich weiter und erreichen Haines Junction gegen 16.00h kanadischer Zeit (also 15.00h US-Zeit). Die heutige Distanz waren zwar nur 250km, aber wegen Nebel und auch weil heute die Fahrt das Ziel war und nicht Haines Junction, haben wir dann doch rund 6 Stunden gebraucht.

Das Visitor Center von Haines Junction ist ein Knaller. So einsam diese bewohnte Straßenkreuzung auch ist, das Visitor Center ist riesig, neu und toll. Es hat jedoch zwei Teile. Der eine ist von der First Nation (Tlingit) betrieben, die um 17.00h alles zu machen, der andere Teil ist staatlich, wo man immer noch bis 20.00h offen hat. Hier arbeitet eine Deutsche aus Frankfurt, mit der wir ins Palavern kommen, nachdem wir noch einen Film gesehen haben. Die Frau lebt alleine seit 27 Jahren hier in Haines Junction, wo man auf 34qm keine 800 Einwohner findet (oder auch nicht). Sie hat ein Haus und arbeitet in der Saison hier im Visitor Center, das Ende September dann auch komplett schließt. Sie meint, dass man mit 5 Monaten Arbeit und 7 Monaten ohne auch gut durch den Winter kommt und man nicht zwingend über den Winter Geld verdienen muß. Im Sommer erntet man im Garten Gemüse und Obst, macht das ein und kauft sich einen halben Elch oder Hirschen und ißt das dann über den Winter auf. Dass der nächste Supermarkt in Whitehorse – also in Kanada – ist und somit 157km entfernt, ist für sie normal. In Haines Junction gibt es keinen Laden. Eine der Tankstellen verkauft ein bißchen Milch und Eier und Süßigkeiten. Ob die einzige Bäckerei des Ortes noch offen hat, weiß sie nicht. Aber sie zeichnet uns auf einem kleinen Ortsplan ein, welches Etablissement für Frühstück oder auch Abendessen offen hat. Viel ist das nicht mehr.

Wir fahren zu besagter Tankstelle, die von einem Chinesen betrieben wird (wie auch eines der Hotels und zwei Restaurants des Ortes…). Er verkauft ein paar braune Bananen, Kartoffeln in kleinen Mengen und eher Knabberkram, Wasser und Schokolade. Der Sprit ist eine Tanke weiter etwas billiger und mit CAD 1,38 zwanzig kanadische Cent billliger, als in der „Großstadt“ Dawson.

Wenn man eines immer findet, ist das ein Burger Laden. In Haines Junction ist das „Frosty’s“. Der hat früher wohl nur Eis verkauft, ist aber heute 365 Tage im Jahr geöffnet und hat sich dem Wunsch der Laufkundschaft angepasst und bietet nun auch Burger und Pizza an. 



Frosty's in Haines Junction

Die Dose Bier zu 5 CAD, die Pizza zu gut 30 CAD, ein Burger mit Pommes für rund CAD 15 – das sind Feinkostpreise! Dennoch holen wir uns hier einen Burger – die kommen mir schon zu den Ohren raus. Aber wer will hier einen frischen Salat erwarten? Nach zwei Bieren ist auch der Biervorrat bei Frosty’s erschöpft, weil heute der ortsansässige Liquor Store zu hat. Ja, man hat einen Liquor Store, der – weil staatlich – sozusagen im Bürgermeisteramt des Ortes zu finden ist. Kein Supermarkt, aber ein Schnapsladen! Es gibt zudem weder einen Arzt (kommt alle 2 Wochen vorbei), noch eine Apotheke oder sowas.

In der Alcan Motor Lodge habe ich um ein Zimmer auf der oberen Etage gebeten und man hat uns ein Upgrade in die einzige Suite des Hauses gegeben. Ansonsten ist das Hotel nämlich ausgebucht! Unglaublich! Eine japanische Gruppe mit allerdings nicht einmal 20 Leuten ist unter den Gästen und einmal mehr wird klar, dass der September in dieser Gegend noch Saison ist und das Schließen von Hotels, Restaurants und Sehenswürdigkeiten Ende August deutlich zu früh erfolgt. Die Suite hat zwei Schlafzimmer und einen Wohnbereich. Wir gucken schön in die Berge. Wirklich ein nettes Hotel, Internet läuft auch gut.

Alcan Motor Lodge

Unsere Suite!

Blick aus dem Wohnzimmerfenster der Alcan Motor Lodge


Wir liegen auf den zwei Sofas rum, ich lade meine Bilder auf das Tablet, schreibe Tagebuch, der Fernseher läuft. Einfach erholsam.

Tagesstrecke: 150 Meilen/240 km

Antworten

Kanada
Reiseberichte Kanada
#yukon#hainesjunction#hainessummit#haines