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Feldarbeit mit Schildkroeten

Veröffentlicht: 20.10.2019

Letzte Woche hatte ich die wahnsinnig tolle Gelegenheit zwei Kollegen von mir (ein japanischer Post-doc aus meinem Labor,Taka und meine amerikanische PhD Kollegin Lyndsey) bei ihrer Feldarbeit zu unterstuetzen.
Beide erforschen Schildkroeten hier im Roten Meer und als Teil dieser Arbeit besendern sie weibliche Schildkroeten (die grüne Meeresschildkröte , Chelonia mydas und die echte Karettschildkröte /Hawksbill, Eretmochelys imbricata) mit Satellitensendern um mehr Information ueber ihr Verhalten zu bekommen. Insbesondere geht es hier darum herauszufinden wo diese Schildkroeten nisten und fressen, aber auch wann und welche Strecken sie zuruecklegen.
Neben des wissenschaftlichen Daten ist dieses Wissen besonders wichtig fuer die Implementierung von Schutzgebieten und die Planung der vielen Giga-Projekte (wie das Red Sea Project in der Al Wajd Lagune und NEOM, im Norden Saudis, in der Naehe von Jordanien und Aegypten).

Am Anfang ging es etwas stolperig los da wir, wie das hier bei Feldarbeit haeufig mal sein kann, keine Genehmigung der Kuestenwache bekamen.
Um die Zeit trotzdem sinnvoll zu nutzen und weil es ja nicht so viele Moeglichkeiten fuer uns gibt das Land zu erkunden, haben wir die Chance fuer einen Ausflug genutzt. Mit einem Mietauto ging es also von Duba aus (auch schon relativ weit im Norden – hier war auch schon 2 mal fuer meine eigene Feldarbeit) haben wir uns in das Projektgebiet von NEOM, in der Region rund um Tabouk, aufgemacht.
Der erste Stop lag am Catalina Flugzeugwrack, dass wir bereits im Januar diesen Jahres einmal besucht hatten.
Im Unterschied zum letzten Mal (also das noch ein absoluter Geheimtipp zu sein schien), gab es jetzt sogar Infotafeln und es sah so aus als wuerde man nahebei eine Flaeche zum parken fuer zukuenftige Besucher vorbereiten.
Das ist besonders interessant da es ja seid ein paar Wochen endlich ein Touristen Visum gibt – man scheint sich also tatsaechlich auf mehr (und vor allem ‚normale‘, als nicht pilgernde) Besucher aus dem Ausland einzustellen.

Beim Catalina Flugzeugwrack


Vom Flugzeugwrack aus ging es noch einmal (ebenso wie dieses Fruehjahr) in die Wadi Tayyib Al Ism. Auch so ein Ort den man gerne ein zweites Mal besuchen kann – ich bin immer wieder begeister von dieser steilen Schlucht, dem kleinen Bach (fliessendes Wasser ist in Saudi ja eher rar) und den kleinen Oasen mittendrin.

Atemberaubende Landschaften - und da soll mal einer sagen Saudi waere nur 'Wueste'


Nach einem erfrischenden Bad und einer kleinen Schnorcheleinheit bei einem (wirklich sehr sehr schoenen) Riff in der Naehe, machten wir uns dann auf zu letzten Station.
Da die Felsengraeber in Madain Saleh nachwievor nicht voll zugaenglich sind (als Teil des Tourismus initiative wird dort wohl auch viel gebaut und vorbereitet), sind die einzigen anderen Nabataergraeber die man zur Zeit in Saudi besuchen kann in Al Badaa zu finden.

Sicher, nicht so riesig wie Petra in Jordanien und die Graeber nahe Al Ulaas, aber trotdem immer wieder beeindruckend schoen.

Die Felsengraeber /Stadt in Al Badaa (angeblich hat Moses hier 10 Jahre lang gelebt)


Nun ging es aber endlich an die Arbeit! Die erste Einheit fand noch tagsueber statt – wir fuhren zur einer Insel die dafuer bekannt ist das beide Schildkroetenarten dort nisten. Obwohl wir einige Nistspuren fanden (allerdings alle wohl schon ein paar Wochen alt), hatten wir in den darauffolgenden zwei Naechten leider kein Glueck und haben vergeblich auf die Schildkroeten-Mamas gewartet.

Auf der Suche nach Schildkroetenspuren. Anhand der Form dieser Spuren koennen die Experten auch sagen welche Spezies hier war.


Da die Saison sich langsam dem Ende zuneigt und die Kollegen noch ein paar Schildkroeten fuer dieses Jahr besendern wollte, entschlossen wir uns dann wieder weiter in den Sueden zu fahren.
Von Umlujj aus ging es dann fuer mich noch zwei Naechte lang an den Strand vor der Zementfabrik in Yanbu, wo wir dann endlich fuer die Warterei belohnt wurden!

In der ersten Nacht gab es zwischenzeitlich einen Moment in dem 7! dieser grossen und beeindruckenden Meerestiere am Strand waren. Insgesamt haben wir 5 (mehr wurden nicht gebraucht) der Mamas besendert. Zusaetlich gibt es ein paar Proben (Panzer und Hautgewebe) die von allen genommen werden, ihnen wird eine Metallclip mit Nummer (zur Identifizierung) in die Brustflosse geklippt und sie werden vermessen.

Vermessen, Fin clip anbringen und Gewebeproben nehmen. Wenn man schonmal eine dieser dicken Mammas bei sich hat, versucht man so viele Daten/Proben wie moeglich zu erhalten.


Nicht alle Schildkroeten die in so einer Nacht an den Strand kommen, legen auch ihre Eier (manchmal passt ihnen der Untergrund nicht) oder jemand stoert. Bei denen die jedoch bleiben, die Hoehle ausheben und ihre Eier legen, werden diese dann auch gezaehlt und ein Temperaturlogger mit dazugepackt. Bei Schildkroeten entscheidet naemlich die Umgebungstemperatur waehrend der Entwicklung ueber das Geschlecht – also ein weiterer wichtiger Punkt um Daten darueber zu erheben (insbesondere im Bezug auf den Klimawandel).

Die Satellitensender werden mit einem speziellen Epoxy Harz (welches nicht heiss wird beim aushaerten) auf den Panzer geklebt. Die Batterie des Senders reicht fuer etwa 2 Jahre, aber der Sender wird wahrscheinlich nach 6 Monaten, bis einem Jahr abfallen.


Am letzten Abend gab es dann noch ein besonderes Highlight! Denn waehrend wir mit der Probennahme und dem befestigen der Sender beschaeftigt waren, kaempften sich einige der kleinen Baby Schildkroeten aus ihren Eiern, der Sandhoehle und an den Strand.
Dieser kleinen Babies sind natuerlich unglaublich suess und es war wirklich toll sie mal in der freien Wildbahn zu sehen.

Die kleinen Babyschildkroeten waren wirklich zuckersuess und deutlich kraeftiger als man sich vorstellen mag.


Im Grossen und Ganzen bleibe ich aber gerne bei meiner eigenen Forschung, denn obwohl diese Arbeit wahrscheinlich das Bilderbuch Klischee eines Meeresbiologen erfuellt ist es am Ende nicht mein Traum.
Sicher, mit so grossen und majestaetischen Kreaturen zu arbeiten ist auf jeden Fall wahnsinig toll – und wenn alles klappt ist die Feldarbeit auch wirklich toll.
Aber keiner sieht die vielen Naechte in denen eben nichts passiert, in denen man arbeitet und trotzdem keine Daten erhebt und vor allem wie viel muehsame Kleinstarbeit das ist.
Nichtsdestotrotz bin ich wahrnsinnig dankbar fuer diese Erfahrung und hoffe auf noch mehr tolle Erlebnisse ausserhalb meines normales Arbeitsalltags (der ja auch schon nicht gerade langweilig ist ;-)

Bis zum naechsten Mal erstmal liebe Gruesse!
Susann

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