Veröffentlicht: 03.09.2024
29.7.24
Der Blick aus dem mobilen Schafzimmer zeigt: es ist immer noch stark bewölkt, aber freundlicher als gestern.
Wir verlassen den Campground um 9:30 und fahren zur Tankstelle, machen den Tank voll und tanken. Außerdem dumpen wir hier (kostet 10 CAD, aber in den nächsten 3-4 Tagen haben wir dazu keine Möglichkeit mehr).
Los geht's Richtung Norden, wo der blaue Himmel zwischen den Wolkenlücken (hoffentlich) auf uns wartet.
Unterwegs sehen wir immer wieder richtige Fireweed Felder am Straßenrand, die sich mit gelben und weißen Blümchen abwechseln.
Wir haben heute 230 km reine Fahrstrecke vor uns. Einen reservierbaren Campground gab es auf der Strecke nicht. Ich habe mit den Kinaskan Lake CG rausgesucht und wir versuchen gegen Mittag dort zu sein, um noch einen (schönen) Platz zu ergattern. Bisher waren fast alle Campgrounds komplett, daher kann ich schwer einschätzen, wie haarig die Platzsituation auf dem Kinaskan Lake werden wird.
Am Mehan Lake machen wir eine kurze Pause. Hier gibt es ein paar Boondockingplätze, zwei sind belegt. Allerdings passt der Platz für uns nicht, da die Fahrstecke morgen sonst zu lang werden würde. Ein paar Kilometer müssen wir heute noch sammeln.
Weiter gehts über eine landschaftlich wunderschne Strecke. Uns kommt vielleicht alle 20 Minuten mal ein Auto entgegen, in unsere Richtung scheint niemand fahren zu wollen. Bisher hat uns noch kein Auto überholt.
Irgendwann kommen uns in kürzeren Abständen mehrere Trucks entgegen. Die heizen ganz schön...
Wir begegnen einigen Fahrradcampern. Das wäre für mich ein No Go -sie fahren auf dem winzigen Standstreifen (falls vorhanden) und haben eigentlich keine Chance, dem Trucks irgendwie auszuweichen, die mit Karacho an ihnen vorbeirasen. Das wäre mir zu gefährlich...
Wir treffen außerdem die ein oder andere Baustelle an. Auf dem Stewart-Cassiar Hwy wird gewerkelt.
Kurz vor 14 Uhr erreichen wir den Kinaskan Lake Provincial Park und finden den kleinen Parkplatz & Schild zum Upper Cascade Falls Trail.
Ich hatte den Trail bereits vorab bei google maps gesucht und einen Pin gesetzt. Das war auch gut so, denn der Parkplatz kommt hinter dem Trailschild. So waren wir darauf vorbereitet und schauen, ob der abschüssige Parkplatz, eher eine Schotterparkbucht, wohnmobiltauglich ist. Scheint zu klappen.
Wir wollen allerdings erst auf den Campground und Mittagessen, den Trail heben wir uns für den Nachmittag auf.
Als wir um 14 Uhr den Kinaskan Lake CG erreichen, sind die oberen Sites im Wald noch alle frei. Wir fahren den Loop ein Mal komplett durch. Es gibt eine Handvoll Sites am See, alle anderen Sites am See sind voll, im Wald gegenüber ist alles frei. Ok, wir hätten auf jeden Fall eine Site gefunden. Jetzt haben wir aber den Luxus, eine Lakesite zu wählen.
Wir entscheiden uns für Site 22, direkt am flach abfallenden Ufer mit eigenem Seezugang und tierischen Besuchern - mehrere Eichhörnchen sausen an den Bäumen hoch und runter und knabbern an Zapfen.
Unsere Campsite Nachbarn sind je kanadische Rentnerpärchen. Beide sehr nett. Der Campsitenachbar rechts von uns bietet uns sogar direkt eine frisch gefangene Forelle an 🤪
Da Sohnemann und ich keine Forelle essen und weder der Gatte noch ich Lust haben, das Tierchen "auszunehmen" (einen Grill haben wir ja auch nicht und wegen der Fire Ban dürfen wir auch kein Feuer machen), lehnen wir dankend ab.
Auf die Frage, wie man sie Site bezahlt, sagten beide Campnachbarn, dass der "weibliche" Camphost gegen Nachmittag / Abend die Runde drehen würde und die 20 CAD abkassieren würde.
Wir informieren unsere Nachbarn, dass wir noch mal losfahren und bitten sie, falls die Dame zum Kassieren kommt, bescheid zu geben, dass die Site belegt ist und wir nach dem Trail wieder hier sind. Wir lassen die 3 Stühle neben der Bank stehen und hängen eine Notiz an das Siteschild, dass diese Site belegt ist und wir bald zurück sind.
Hoffentlich klappt das und niemand nimmt uns die Site weg...
Wir fahren wieder ein paar Kilometer zurück zum kleinen Parkplatz und Tailbeginn, der gut versteckt auf der anderen Seite des Parkplatztes lediglich durch ein Schild gekennzeichnet ist.
Auf dem Weg zurück haben wir noch mal einen schönen Blick auf die schneebedeckten Berge.
Wir wollen den Upper Cascade Falls Trail zu den Wasserfällen laufen.
Es gibt auch einen Lower Cascade Falls Trail - ca 1 km weiter - für den benötigt man aber ein Kanu, da man den Fluss / See überqueren muss, um auf die andere Seite zum Ausblick auf die Lower Cascade Falls zu kommen.
Der Trail ist insgesamt 5 km lang (2,5 km hin und 2,5 km zurück).
Der Trail ist etwas abenteuerlich, es geht über Holzstege, teilweise muss man über Bäume und Wurzelwerk klettern, über schmale Pfade quer durch den Wald bis man an den Wasserfällen ankommt.
Insgesamt ein wirklich netter Trail, der uns gut gefällt. Wir stehen ja auf Abenteuer 🤪
Einige Tierchen sehen wir auch. Mehrere Frösche - klein und groß - und nicht so beliebte Krabbeltierchen, die zum Glück brav in ihren Netzen blieben 😅
Kurz bevor wir zurück laufen, treffen wir ein kanadisches Pärchen. ich komme mit der Kanadierin (ausgewandert aus den Niederlanden) ins Gespräch. Sie kommen aus der Nähe von Kelowna und wollen der Hitze entfliehen.
Sie erzählt, dass sie vom Boya Lake kommen und dort gestern Polarlichter gesehen hätten und fragen, ob wir auch schon Polarlichter gesehen hätten.
Polarlichter im Sommer!? Oha. Wir kennen die nur als Lappland - das war im April und es war abends deutlich dunkler als hier.
Sie sagt, wir sollen die Augen offen halten. Es sei durchaus realistisch, hier oben im Norden Polarlichter zu sehen.
Wow! Ich werde die Augen offen halten 🤪
Mit dem Walk und dem ausgiebigen Fotostopp an den Wasserfälle, sind wir gut 3 Stunden unterwegs gewesen, als wir gegen 18:30 Uhr wieder zurück auf dem Campground ankommen.
Mittlerweile sind alle Sites am See voll und auch die Sites ganz oben im Wald und unten im Wald, gegenüber der Sites am See, sind nun gut gefüllt.
Wären wir jetzt gekommen, hätten wir noch nur noch eine Handvoll Sites zur Auswahl gehabt.
Die Campsitenachbarn berichten, dass ab 15 Uhr im Minutentakt Camper auf den Campground kamen und im Nu alles Sites am See belegt gewesen wären.
Die Camphost Dame wäre ebenfalls da gewesen, hätte unsere Notiz gelesen und wäre wieder weggefahren. Ok, dann warten wir mal, wann sie wieder vorbei kommt, um abzukassieren.
Was wir gar nicht auf dem Schirm hatten, war dass es hier oben Richtung Norden noch so lange hell bleibt. Um 21:30 ist die Sonne noch lange nicht untergegangen.
Kurz vor Mitternacht gehe ich noch mal an den See und mache ein Bild vom "Sonnenuntergang". Als ich in die andere Richtung schaue, wo es weniger bewölkt ist, bemerke ich grüne Streifen am Himmel.
Die kenne ich aus Lappland, wo wir in den Osterferien diesen Jahres waren und das Riesenglück hatten, Polarlichter zu sehen.
Heute sind sie deutlich schwächer und es handelt sich auch mehr um eine Färbung, erst grün, dann rosa-lila mit einem Grünschimmer. Es sind aber tatsächlich Polarlichter!!!
Ich bin total begeistert! Die Kanadierin heute hatte tatsächlich Recht: man kann sogar im Sommer hier oben Polarlichter sehen 😍😍😍
Die Camphost Dame kam bisher nicht zum abkassieren... schauen wir mal, ob sie morgen früh noch kommt???
Für die Statistik:
Campground: Kinaskan Lake Provincial Park Campground
(20 CAD ~14 €); Site 22 (unserviced)
Gefahren: 230 km
Gelaufen: 7 km
Fotos: 306
Wetter: sonnig, manchmal bewölkt, 23 Grad