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Tag 3: Ile Gorée, Dakar & ein geplatzter Reifen...

Veröffentlicht: 10.11.2023

Tag 3 (22.10.23)

Um 7:00 frühstücken wir. Um die Zeit sind wir so gut wie alleine, denn eigentlich öffnet das Buffet erst um 7:30. Die letzte Nacht war für uns alle sehr bescheiden. Dieses Mal habe nict nur ich die Bässe und Musik der direkt unter uns liegenden Disco gehört. Die Betten wackelten bis 2 Uhr nachts, die Musik war so laut, als hätte man einen Ghettoblaster vor dem Fenster stehen.

Wir werden heute auf jeden Fall nachfragen, ob es ein anderes Zimmer gibt! So halten wir keine Woche mehr hier aus… (und die vielen Viecher vor und im Zimmer sind auch noch so ein Kritikpunkt).

Um 7:30 steht der einheimische Fahrer vor der Tür. In eine absoluten Schrottkarre. Willkommen in Afrika! Dafür zahlen wir nur einen Bruchteil des Preises, was der TUI Pauschalausflug gekostet hätte. Und da hätten wir nicht individuell bestimmen können, wohin wir fahren wollen.

Der erste Gedanke beim Anblick des Autos: „Ob die eine Klimaanlage hat?? Ohne überlebe ich die über 2 stündige Fahrt nach Dakar wohl nicht...“
Sohnemann wird schnell schlecht, daher sitzt er vorne, Gatte und ich hinten und Tochter in der Mitte. Auf der Rückbank liegt eine Decke, auf die wir uns setzen. Ich sitze noch nicht, da habe ich schon einen nassen Hintern. Der Sitz ist patschnass! Der Fahrer lacht und erklärt, er hätte extra für uns das Auto geputzt und die Sitze gewaschen - mit ganz viel Wasser!

Ok, merken wir. Ich sitze auf den Handtüchern, die wir eingepackt haben, aber mein Hintern ist trotzdem nass. Das werden 2 tolle Stunden Fahrt nach Dakar.
Am Hotelgate steigt unser Reiseführer „Magnifique“ dazu. Auch er macht seine Witzchen über die patschnassen Sitze. Ich verstehe nicht alles, mein Schulfranzösisch ist ein paar Jahre her, aber der Gatte spricht es ja fließend und unterhält sich mit "Magnifique", während wir durch die vielen kleinen Straßen der Ortschaften holpern, einen Geldautomaten suchen, Geld wechseln, mit miesem Gefühl im Bauch die bettelnden Kinder ignorieren, die sich die Nase an der Autoscheibe platt drücken und ihre kleinen Hände ins Auto halten, als der Gatte am Bankautomaten Geld holt.

Die Kids, fünf insgesamt, tragen zerrissene Kleidung, zwei von ihnen haben keine Schuhe an, alle tragen einen kleinen Plastikeimer in der Hand. Mir bricht das Herz. Leider habe ich nichts dabei, nicht Mal Bonbons oder sowas. Unser Fahrer verjagt sie schließen.

Willkommen im Senegal, abseits der "schönen heilen Welt des 5***** Hotels".

Heute ist Sonntag, daher sind die Straßen weitgehend leer, keine Märkte und kein „Berufsverkehr“ – falls man das so nennen kann. Hier und da ein Pferde- oder Eselkarren. Auch beim Anblick auf die kleinen zierlichen, meist völlig abgemagerten Pferde, die vor riesigen, teils vollbeladenen Karren laufen, bekomme ich Bauchweh.

Was sind wir doch verwöhnt…

Mit jeder Minute verstehe ich die Abneigung des Gatten gegenüber „Konsum“ und „Verschwendung“ mehr. Wenn man jahrelang in eine Dritte-Welt-Land aufgewachsen ist, hat man einfach eine andere Lebenseinstellung…

Gegen 9 Uhr sind wir auf der Autobahn kurz vor Dakar. Unser Fahrer heizt mit 120 km/h an den übervollen einheimischen Bussen vorbei, wo die Passagiere teilweise bei Tempo 100 außen auf dem Bus stehen und sich an der Reling festhalten. OMG!!!

Ich bin gerade noch über den Anblick des Buspassagiers, der hinten auf der Stoßstange des Busses steht und sich an den hinteren Türen festhält, als ein einen lauten Knall, gefolgt von einem heftigen Schlag direkt unter mir gibt. Oh Gott – was war das????

Der Gatte schreit dem Fahrer etwas auf Französisch zu, wir werden langsamer und mit vorsichtigen Lenkbewegungen – mit lauten französischen Zurufen des Gatten und „Magnifique“, rollen wir auf der 3 spurigen Straße nach rechts an die Seite und halten – vor den Toren der Großstadt – auf dem staubigen Seitenstreifen. Der Reifen auf meiner Seite hinten ist geplatzt!

Was für ein Glück, dass nichts passiert ist! Wir hatten im hinteren Bereich des Autos nicht mal funktionierende Sicherheitsgurte.

Wir steigen alle aus und suchen unter einem Baum etwas Schatten, Magnifique und der Fahrer suchen im Kofferraum nach Werkzeug und einem Ersatzrad. Scheinbar passiert so etwas häufiger, beide sind weder verwundert über den geplatzten Reifen, noch hilflos. Sie wissen genau, was zu machen ist.

Ich dagegen bin alles andere als entspannt. Die Situation überfordert mich, die Hitze, fehlende Klimaanlage, Reifenpanne…. In Afrika….

Der Fahrer und Magnifique haben nach knapp 10 Minuten den Ersatzreifen aufgezogen und versichern uns, dass alles ok sei. Wir könnten nun weiterfahren.

Mit gemischten Gefühlen steigen wir wieder ins Auto und fahren weiter nach Dakar, zum Hafen. Hier kaufen wir ein Ticket für die Ile Gorée, die ehemalige Sklaveninsel.

Im Wartebereich begegnen wir 2 TUI Gruppen, die ebenfalls aus unserem Hotel kommen.

Außerdem werde ich von zig „Händlerinnen“ angesprochen, die mir alle ihren Namen sagen und natürlich den „besten“ Shop auf der Ile Gorée haben und mir auf jeden Fall den besten Preis für Souvenirs machen. Ich muss versprechen, sie auf der Insel zu besuchen und etwas zu kaufen. Oje…

So habe ich nach nicht mal 15 Minuten ein Date mit „Ayla“, „Maria Nr.1“, „Maria Nr.2“, „Elisabeth“, „Mama“ und „Claudia Schiffer“ 🤣😂😅

Nach schier endloser Warterei im Fährterminalgebäude, geht auf die Fähre mit dem klangvollen Namen „Beer“. Die Fähre ist rammelvoll!!!

Wir sitzen zuerst oben, als wir aber durch den Hafen fahren und neben den großen „Pötte“ auch den Kreuzfahrtriesen „Mein Schiff“ gesehen haben, stellen wir uns auf dem unteren Deck an die Reling in den Schatten. Oben in der Sonne ist es zu heiß.

Die Überfahrt auf die Insel dauert 30 Minuten, dann haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Begrüßt werden wir von einer Trommel- und Sängergruppe auf dem Steg.

Alleine darf man die Insel nicht besichtigen, man benötigt einen „Guide“. Magnifique organisiert uns einen englischsprachen Guide, mit dem wir die Ile Goree erkunden.

Der Gatter erinnert sich an viele Details, ebenso aber auch an viele Dinge, die es vor 40 Jahren nicht gab (das „Selfie“ Herz am Pier, das Mémorial Gorée-Almadies, welches wie ein riesiges weißes Segel auf dem Hügel steht).

Wir laufen durch die bunten Gassen, vorbei an der Kirche, an Verkaufsständen bis hinauf auf den Hügel zu den Kanonen „Canon de Navaronnes“ und dem Mémorial Gorée-Almadies. Von hier oben hat man einen schönen Ausblick.

Einige Schafe liegen im Schatten der Büsche, überall sitzen Händler und versuchen, ihre Kunstwerke, Bilder und Schmuck zu verkaufen.

In der Sonne wird es schon sehr heiß, zum Glück weht etwas Wind.

Wir gehen wieder hinunter und weiter zum Haus der Sklaven (Maison des esclaves), wo knapp 200 Jahre lang Millionen von Afrikanern versklavt und nach Amerika verschifft wurden.

Eine wirklich grauenvolle Vorstellung. Das kleine Museum im ersten Stock des Hauses zeigt viele gemalte Bilder, Schriftstücke und Modelle aus der damaligen Zeit. Gänsehautmoment an der „Tür ohne Wiederkehr“ (Porte du voyage sans retour). Wer hier durchgegangen war, kam nie wieder zurück.

Nach dem Mittagessen in einem kleinen Restaurant gegenüber vom Pier, geht’s mit der gleichen Fähre „Beer“, die wieder rammelvoll ist, zurück nach Dakar aufs Festland.

Unser Fahrer erwartet uns – mit neuem Autoreifen! Das Auto war in der Zwischenzeit in der Werkstatt. Wir fahren am Bahnhof vorbei in die Stadtmitte und stoppen am ehemaligen Wohnhaus des Gatten, entdecken seinen alten Schulweg, den er während der Grundschulzeit zu seiner Schule gelaufen ist und fahren dann weiter zu eben dieser Grundschule, die heute – 40 Jahre später – immer noch existiert! Die „École Franco-Senegalaise Dial Diop“ hat sogar ihre Tore geöffnet. Da heute Sonntag ist, sind natürlich alle Räume verschlossen und keine Kinder in der Schule, einige Arbeiter, die an der Außenfassade eines Schulgebäudes arbeiten, erlauben uns aber, den Schulhof zu betreten und uns umzusehen. Der Gatte schwelgt in Erinnerungen. Er entdeckt seine alten Klassenräume wieder, die er in der 1.+2. Klasse und 3.+4. Klasse besucht hat. Natürlich ist hier mittlerweile alles neu und renoviert, auch der Schulhof ist mittlerweile sehr modern und farbenfroh, trotzdem ist der Gatte von der Reise in seine Vergangenheit sichtlich berührt.

Auch für uns sehr spannend – schließlich kennen wir das alles hier in Dakar nur von alten Fotos.

Nach ein paar Fotostopps, u.A. an der Mosque of the Divinity am Plage Ouakam und einem kurzen Marktbesuch (wir werden von den Händlern qausi überrannt, da wir die einzigen Touris sind und suchen schließlich ganz schnell das „Weite“), fahren wir zum letzten Ziel für heute, dem Monument de la Renaissance africaine, einer 49 m hohe Bronzestatue von 2010, die eine Frau, einen Mann und ein Kind zeigt, die auf das Meer blicken.

Während der Gatte samt Tochter und Magnifique die steilen Treppen zur Statue erklimmt, warten Sohnemann und ich unten im Schatten. Zu heiß und zu viele Stufen…

Vor uns rollen 5 „Mein Schiff“ Ausflugbusse die Straße herunter und parken am Seitenstreifen. Schon die Fähre war zur Hälfte gefüllt mit „Mein Schiff“ Reisegruppen, die die Ile Gorée besuchten und in Gruppen von je 30-40 Personen unterwegs waren.

So auch jetzt. Auf einen Schlag tummeln Hunderte Kreuzfahrttouris auf der Treppe zum Monument. Zum Glück waren wir etwas früher da und können das Monument schließlich auch vor dem Rummel wieder verlassen.

Auch der TUI Bus mit der Reisegruppe aus unserem Hotel stoppt hier. So sieht man sich wieder 🙈😅

Wir sind platt und beschließen, zurück ins Hotel zu fahren. Die Rückfahrt dauert auch wieder ewig und unsere einheimischen Reiseleiter haben jetzt richtig Pech! Kurz vor dem Hotel winkt uns ein Polizist raus. Wir erfahren von Magnifique, dass die Polizei hier korrupt ist und man eigentlich keine Wahl hat, wenn man raus gewunken wird, als sich „freizukaufen“. So ergeht es nun unserem Fahrer, der zähneknirschend zurück zum Auto kommt und erzählt, dass er nun seinen ganzen Verdienst an der heutigen Tour an den Polizisten verloren hat. Ob die Beiden offiziell keine Reiseführer spielen dürfen, wissen wir nicht. Klar ist aber, für beide ist der Tag heute mit uns – nach geplatztem Reifen, Werkstatt und Polizeiabgabe - ein Verlustgeschäft.

Da wir im Vergleich zur TUI Tour bzw zum Angebot der Reiseveranstalterin im Hotel, wo man auch „einen Fahrer samt Auto“ hätte mieten können, nur ein paar Euros bezahlt haben, drücken wir den Beiden noch einen 50€ Schein in die Hand und bedanken uns für den Ausflug heute.

Beide versuche noch, uns zu einem weiteren Ausflug zu überreden. Wäre es nicht so heiß, würde ich ja gerne noch etwas unternehmen, aber bei den Temperaturen von knapp 40 Grad – ohne Klimaanlage – kann ich mir das leider gar nicht vorstellen.

Im Hotel fragen wir an der Rezeption, ob es eine Möglichkeit gibt, das Zimmer zu wechseln, da wir uns mit dem Discolärm nachts nicht anfreunden können.

Das Personal ist wirklich hilfsbereit. Nach 15 minütiger „Suche“ sagt man uns, dass wir in 30 Minuten vorbei kommen können und unsere neuen Zimmerkarten abholen können.

Juhu – schlechter kanns ja nicht werden (… oder doch!?)

Wir packen unsere Sachen, duschen schnell und rollen mit den Koffern nach unten. Unsere neuen Zimmer liegen in „Villa Nummer 6“, klingt ja schon mal vielversprechend 🤩🤪

Villa 6 ist das Gebäude in erster Strandreihe, nahe dem Hauptpool, ganz außen… also am weitesten entfernt von z.B. Restaurant und Wasserpark. Egal!

Wir haben die Zimmer 6210 & 6212 im 2. Stock. Kein Aufzug, dafür aber Meerblick 😃😃😃

Und: so gut wie keine Viecher!!! Yeah!!! 👏🏻👏🏻👏🏻

Wir beziehen die neuen Zimmer, gehen Abendessen und schaffen es gerade noch, uns die heutige Show, eine Madonna-Cover-Show, anzuschauen, bevor wir fix und fertig in die Betten fallen!

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