Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
vakantio.de/8000km_durch_neuseeland

Tag 5 - Kauris, Kauris, Kauris

Veröffentlicht: 07.08.2019

19.12.2014

Ich habe sooo gut geschlafen. Zwar mit ein paar Unterbrechnungen, aber Jetlag ist nicht wirklich ein Problem. In der Küche ggü. von meiner Hütte kann ich auf dem Toaster meine Wabbel-Brötchen aufrösten und esse auf der Mini-Terrasse meiner Hütte Frühstück. Die Sonne scheint von einem wolkenlos blauem Himmel und mir ist es schon um 9.00h zu warm. Muß beim Frühstück schon ne Mütze aufsetzen.

Das erste Frühstück


Ich trudel runter zum Strand, der gigantisch groß und lang ist. Man kann 30km nördlich bis zum Manunui Bluff am Strand langlaufen und dahinter noch weiter. Auch nach Süden sind zig Kilometer Strand. Aber es gibt keinen Schatten und neben dem breiten, festen Strand gehen hohe Dünen hoch, die aussehen wie Felsen. Ein paar Muscheln sind zu sehen, Autos fahren vereinzelt hier rum und ich bin nach einer halben Stunde auf dem Rückweg, weil sich auch trotz LSF 30 jetzt schon die Arme röten. Ausserdem ist bei der Länge des Strandes nicht so viel Abwechslung zu erwarten. Man sieht ja schon rund 5km in jede Richtung.


Ich setze mich ins Auto und beschließe den Highway 12 nach Norden zu fahren zu den Kauri-Wädern. Die Straße ist wie immer eine Landstraße mit vielen Kurven und Hügeln, zu beiden Seiten der Straße ist das Land grün, hügelig und vielfach mit Rindern bevölkert, weniger mit Schafen.

Der Trounson Kauri Forest ist ein 450 ha großes Gebiet inmitten dieser landwirtschaftlichen Nutzfläche. Man versucht hier rigoros die Natur in ihrer ursprünglichsten Form zu erhalten bzw. wieder herzurichten. Das heißt auch, dass hier gnadenlos gegen nicht ursprünglich neuseeländische Tiere wie Igel, Possums, Katzen, Wiesel, Frettchen und auch freilaufende Hunde vorgegangen wird, um Kiwis und Kauris zu schützen. Alle diese nicht indigenen Lebewesen haben sich hier prima eingelebt, weil sie hier haufenweise Nahrung fanden. Insbesondere die 4-Beiner, die sich auf ein reiches Nahrungsangebot stützen können, da viele indigenen Tiere am Boden leben, weil sie nie fliegen mußten oder diese Fähigkeit im Laufe der Evolution verloren haben. Dazu kam der Mensch mit seinen Einflüssen und im Laufe von etwa 800 Jahren gingen etwa die Hälfte aller Vogelarten verloren.


Etwa 40-60 Kiwi-Pärchen leben hier im Trounson Kauri Park. Da Pärchen ein Leben lang zusammenbleiben, kann man sie sicher ziemlich gut identifizieren. Pro Jahr legt das Kiwi-Weibchen 2 Eier, meist aber überlebt nur 1 Junges. Sie werden vom Kiwi-Papa ausgebrütet und nach dem Schlüpfen sind sie sofort auf sich gestellt. Da wird nicht von den Eltern begleitet und gefüttert, das müssen die sofort selbst können. Kiwis sind Laufvögel, die zwar kleine Flügel haben, aber nicht fliegen können. Sie leben in Erdlöchern oder hohlen Bäumen. Es sind die einzigen Vögel, die vorne am Schnabel Nasenlöcher haben und extrem gut riechen können. Dazu haben sie Schnurrhaare, um nachts den Weg zu finden. Sie sind nur nachtaktiv, weswegen man sie tagsüber nie sehen wird. Nachtwanderungen kann man unternehmen und diese werden mit rot überzogenen Taschenlampen durch den Wald geführt, da Kiwis rotes Licht nicht sehen können. Mit ihren extrem langen Schnäbeln picken sie tief in den Boden, um dort Würmer und Insekten auszugraben. Dazu haben sie muskulöse Beine, weil sie vorne immer graben und dann mit Kraft den Schnabel mit Futter aus dem Boden zerren müssen, wozu sie als Gegenpol ihre Beine benötigen. Als Kiwis entstanden, gab es in Neuseeland keine Hunde oder Possums. Heute sind Hunde für 75% aller Kiwi-Todessfälle verantwortlich und es gibt Bemühungen, Hunden in der Hundeschule das Jagen von Kiwis abzutrainieren. Nur dafür braucht es wiederum Hundehalter, die das als wichtig ansehen und dafür bereit sind Geld auszugeben... Possums und Igel sind ebensolche Fremd-Tiere, die - im Falle von Igeln - für große Mengen Insektenfraß verantwortlich sind, was den Kiwis fehlt.


Kauris, die alten Baumriesen, haben ein ähnliches Problem. Zum einen wurden sie früher gnadenlos gerodet, weil nicht nur das langfaserige Holz wertvoll war, sondern auch das Harz, das sog. Kauri Gum für Lacke etc. Verwendbar war (weniger für Schmuck, wenngleich es ähnlich wie Bernstein ist). Heute soll es nur noch um die 2.000 Kauris geben. Den Maoris sind einige der Bäume heilig und viele der besonders alten und großen Kauris haben von den Maoris Namen erhalten. Die Bäume sind in den letzten Jahren von einem Parasit bedroht, der die Rinde angreift und mit eiternden Geschwüren übersät. Der Parasit ähnelt einem aus Korea, der dort irgendwelche Bäume befallen hat. Man weiß das aber erst seit 2008 und versucht noch Lösungen zu finden.


Kauris sind Lebewesen, die heute vermutlich noch so aussehen, wie vor der letzten Eiszeit. Versteinerte Funde belegen, dass es Kauris schon vor 200 Mio Jahren gab. Die Gletscher dieser Eiszeit haben nicht komplett Neuseeland bedeckt und so konnten sich die alten Kauriwälder in die Gegenwart hinüber retten. Möchte man heute einen Kauriwald besuchen, muß man sich die Schuhsohlen abbürsten und mit einer Lauge reinigen und kann den Zugang nur über ein Gitter erlangen, das im Boden eingelassen ist. Bloß nicht noch den Waldboden mit fremden Keimen versauen.

Die jungen Kauris, also bis zum Alter von etwa 100 Jahren, wachsen wie Tannen in einer spitzen konisch zulaufenden Form, damit sie sich in Richtung Blätterdach des Urwaldes hochwurschteln können. Erst wenn sie oben über das Urwalddach gucken, werfen sie die Äste unterhalb des Blätterdaches ab und bilden die typische Baumkrone in großer Höhe. Mittelalte Kauris sind so um die 600 Jahre alt. Ich sehe heute welche, die zu den ältesten gehören, sie sind um die 1.200 Jahre alt. Nicht immer sind sie die größten, aber oft gigantisch dick. Man darf sich ihnen aber nicht nähern, denn sie haben flach unter der Erde verlaufende Wurzeln und so ein Riese fällt ggf. um, wenn zu viele Leute sein Wurzeln betreten haben, damit sind dann hunderte Baumjahre hinüber. Daher läuft man heute auf Holzstegen über dem Waldboden.

Der Trounson Kauri Park ist gut zu laufen. Man folgt einem Pfad und ist mitten im Urwald. Riesige Baumfarne von der Höhe von LKWs wachsen hier und natürlich auch jede Menge Kauris in unterschiedlicher Beschaffenheit. Ich bin hier völlig alleine unterwegs und hab mich schon am Parkplatz gewundert, dass dort nur ein WoMo und ein Auto stand. Es ist unglaublich ruhig, man hört nur Vögel zwitschern. Leider kenne ich sie nicht und sehen kann man sie auch selten. 25% aller Vogelarten und 90% der Insekten sind endemisch, 85% aller Blütenpflanzen ebenfalls. Man kann also bestenfalls eine Art Familienzugehörigkeit benennen, aber echte Pflanzennamen sagen einem eh nichts. Allein die Vielfalt der Baumfarne ist irre. Nun gibt es hier eh rund 200 Farn-Arten, von denen der bekannteste der Silberfarn ist, der auch ein Symbol Neuseelands ist. Oder den Mamaku, der bis 20m hoch wird.


Nach 1,5 Stunden Staunen bin ich wieder im Auto und fahre weiter nach Norden. Der Waipoua Forest ist mein Ziel. Es ist der größte Kauri-Wald Neuseelands. Der neuseeländische Kauri ist der größte und älteste der pazifischen Kauri-Baumfamilie. Der Waipoua Forest zieht sich links und rechts über 30 km am Hwy 12 entlang, der hier auch eklig kurvig und hügelig ist. Das Fahren wird jetzt mühsam, da man aufpassen muß und ich wie üblich am Nachmittag etwas "eintrübe". Wenngleich das nichts, wie ein echter Jetlag ist.

Ich fahre zum Information Center eine gravel road, die mich an Alaska erinnert. Als ich dort ankomme heißt es: Wir haben heute Weihnachtsfeier und machen jetzt zu. OK, also weiter. Denn der zweitgrößte (nicht höchste) Kauri steht etwa 10km weiter nördlich am Hwy 12. 

Ich erreiche den Parkplatz in der Nähe um 15.00h und laufe nun nochmals eine Stunde durch Wald und Farne. Hier stehen viele Kauris und die Four Sisters sind ein Ensemble von 4 Kauris, die aus einer Wurzel zu kommen scheinen und der Te Matua Ngahere (Vater des Waldes) ist der zweitgrößte Kauri Neuseelands, wenn man die Masse betrachtet. Mit Menschen im Vordergrund sieht man die Größe. Dieser Kauri ist etwa 2.000 Jahre alt, hat einen Stammumfang von 16,5m und ist etwa 30m hoch.

Four Sisters

Im Waipoua Forest sieht man auch leider etliche Kauri-Gerippe, die weiß neben den noch gesunden Brüdern stehen.

Um 16.00h verlasse ich diesen Punkt und fahre rund 80km nach Süden, um nach Dargaville zu kommen, dem nächsten Ort bei meinem Campingplatz. Ich bin dort um 17.00h und laufe etwas die zwei Hauptstraßen entlang. Die meisten Läden haben jetzt gerade geschlossen und so bin ich froh, noch den letzten Kaffee in einer Bäckerei zu bekommen und sitze kurz in der Sonne und genieße meinen ¨flat white¨. 


Unweit der Hauptstraße sitze ich dann noch etwas in der Sonne und gucke auf den Wairoa River. Entscheide mich dann gegen ein Restaurant, nachdem ich den Eindruck habe, dass es hier eh wieder nur alles als take-away oder schlechter Qualität gibt, weil es überall nach Frittenfett stinkt - und fahre zum Supermarkt. Jaaa, Dargaville hat einen Supermarkt! Der ist so neu, dass die Parkplatz-Markierungen noch nicht alle da sind. Aber so hole ich mir einen Salat, Dressing und noch ein paar Brötchen und sitze um 19.30h vor meiner Hütte und esse. Seit heute morgen gabs nix mehr und ich habe echt Kohldampf. Jetzt sind ein paar Deutsche auszumachen. Es ist echt unglaublich, wieviel Deutsche es hier gibt. Und Schweizer.

In meiner Hütte packe ich meine Tasche so um, wie es sinnvoll ist und setze mich dann auf meine Mini-Terrasse und schreibe Tagebuch. Während es gestern unglaublich schnell sehr kalt wurde und heute morgen alle Scheiben belaufen waren, kann man heute gut draußen sitzen und die Bude lüften. Hoffentlich habe ich jetzt nicht gleich 100 Moskitos in der Hütte.

Meine Cabin


Ich bin um Mitternacht im Bett.

Tageskilometer: 160 km

Antworten

Neuseeland
Reiseberichte Neuseeland
#kauris#kauri#neuseelandtrounson#waipoua#tematua#dargaville