Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
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Tag 37 - Ciao Westküste - ab nach Norden

Veröffentlicht: 09.08.2019

20.01.2015

Als ich um 8.00h aufwache gießt es in Strömen. Ich hab die Westküste langsam wirklich satt. Heute werde ich in einer ätzend langen Tour bis zum Abel Tasman hochfahren. Nicht noch ein Tag mit diesem Mistwetter. Als ich mir drüben in der Kneipe einen Kaffee hole, scheint die Sonne schon wieder und die Feuchtigkeit dampft in den Bäumen der Felswand hinter dem Hotel. 

Es ist mit 14 Grad gar nicht so kalt, wie es aussieht. Ich hatte überlegt einen Track an einem Fluß zu laufen, der 100m hinter dem Hotel beginnt und nur 1,5 Stunden dauert, aber angesichts des vielen Regens der letzten Stunden und der unsicheren Wetterlage insgesamt, gebe ich auf. Ich habe keine Lust über matschige Waldwege zu rutschen und alle 10 Minuten wieder Regenüberzug an- und auszuziehen und nebenbei noch von den Blutsaugern malträtiert zu werden.


Ein kurzer Blick an den Strand zeigt, dass jetzt Flut ist. Die Brandung ist gewaltig und in dieser langen Bucht wirkt das ganz schön heftig. Mehr als 3 Leute sind auch nicht mutig genug, hier ins Wasser zu gehen. Zusammen mit einem Kormoran beobachte ich kurz das Schauspiel der Wellen und fahre dann los. Innerhalb der ersten 9 Kilometer, habe ich bereits 3 Regengüsse abbekommen und fahre entsprechend vorsichtig die extrem kurvige Küstenstraße. Eigentlich sind die Ausblicke viel zu schade, um hier nicht zu halten - sofern es denn ginge. Ein Pinguin-Warnschild überrascht mich hier. Welche Sorte ist hier denn zu finden? 


Die Steilküste ist hier locker 20, 30 Meter hoch - da klettern die nach oben? Nun ja, ich sehe keine Pinguine und winde mich die Straße entlang, teilweise mit Schneckentempo, um nicht irgendwo aus der Kurve zu fliegen. Meine Route führt nicht nach Westport, sondern östlich daran vorbei und dann in die Berge. Neben mir verläuft der Fluß Buller, der bei Westport ins Meer mündet. Er hat sich über zig Kilometer in eine tiefe Schlucht gegraben, die mal breiter, mal schmäler ist. Die Fahrt durch die Lower Buller Gorge ist schon atemberaubend. 


Kürzere Strecken sind so schmal, dass hier keine one-lane-bridges sind, sondern one-lane-Abschnitte. Teilweise unter Felsvorsprüngen, die sehr niedrig aussehen. Da mich aber dauernd LKWs nerven, offenbar hoch genug für diese. Die Sicht auf den Gegenverkehr - auch in diesen einspurigen Strecken - ist gleich Null. Man muß sich wirklich vortasten. Da ich am Abhang fahre, ist mir ein Zusammenstoß nicht so recht...


Lower Buller Gorge

Ich passiere den Ort Berlins, der genau aus einem Haus besteht - einem Café! Dennoch, ich fahre weiter, denn irgendwie zieht sich die Strecke aufgrund der vielen Kurven enorm. Ich muß heute leider fast 300km fahren und habe derzeit eine Schnittgeschwindigkeit, die unter 50 km/h liegt.

Die Buller Gorge verläuft über einer Falte der Erdkruste. Es hat hier mehrere sehr starke Beben gegeben. Erdrutsche und komplette Bergspaltungen sind hier genauso zu sehen, wie die Anhebung von Land um 4,50m bei einem Beben im Jahr 1929 oder auch ein kleiner 10m hoher Wasserfall im Fluß der ebenfalls damals beim Erdbeben entstand. Gewaltige Kräfte sind da am Werk und ich bin nochmals froh, dass mein kleines Erdbeben in Te Anau so klein blieb, wie es war. Der Fluss ist ein international bekanntes Revier für Kanu-Fahrer. Je weiter ich nach Osten komme, desto wilder scheint mir auch der Fluß zu sein.

Um kurz nach 12.00h mache ich eine kleine Pause an der The Buller Gorge Swingbridge, kaufe mir ein Ticket für 10 Dollar und gehe über diese sehr lange Hängebrücke. Es ist nicht einfach, noch die Kamera stillzuhalten, wenn man mit mehreren Leuten (in eine Richtung) auf der Brücke ist. 



Man kann auf dieser schmalen Hängebrücke keinesfalls aneinander vorbei gehen. Daher müssen die Leute am anderen Ende immer warten, bis die Entgegenkommenden festen Boden unter den Füßen haben. 

Auf der anderen Seite der Brücke schließt sich ein recht schlecht präparierter Waldweg an, entlang dessen man entweder einen Blick auf eine der vielen Verwerfungen des Bebens vor 85 Jahren hat, oder irgendwelche verrosteten Gegenstände sehen kann, die angeblich vom Goldrausch herrühren (oder hingelegt wurden, damit die Touris das bestaunen). Mit Ausnahme der Hängebrücke ist das jetzt hier kein Highlight.





Ich fahre kurz vor 13.00h weiter und folge der Schlucht und kurve weiter durch die Berge. Irgendwann öffnet sich vor mir endlich die Weite und ich blicke in ein Tal mit Viehweiden, Landwirtschaft und jeder Menge Hopfenanbau. Dazwischen liegen teils völlig verrottete Häuser, manchmal offenbar noch bewohnt. Gegen 15.00h sehe ich die erste Feld-Bewässerung und weiß, dass hier also nicht mehr so viel Regen fällt. Das stimmt mich froh.


Nach insgesamt 6 Stunden seit Punakaiki erreiche ich dann endlich Motueka, nachdem ich noch durch ein weiteres Tal hierher mußte. Ich habe mir überlegt, dass es hier besser ist, als in Nelson, wenn ich morgen zum Abel Tasman will. Nelson ist nochmal 50km weiter weg und ich hätte damit morgen eine Anfahrt von über einer Stunde. Denn die Bootstouren beginnen alle in Kaiteriteri, was von Motueka 13 km entfernt ist (also über 60km von Nelson).

Vom ersten Moment an nervt mich Motueka. Es ist voll, die Durchgangsstraße ist ein einziger Stau, der Ort ist klein und dennoch sehr langgezogen. Nun beginnt die Motel-Suche, die sich ausnehmend schwierig gestaltet. Entweder es gibt noch ein 3-Zimmer-Apartment für den entsprechenden Preis, oder man hat das Vacancy Schild draußen vergessen abzunehmen und ist ausgebucht oder es gibt noch was in einem völlig abgelegenen Motel, das hinter den Schrottplätzen der Autohändler liegt. Am Ende muß ich in ein Motel, das mir viel zu nobel ist und zu allem Überfluß auch noch 160 Dollar kostet. Das heißt also, dass ich hier nur zwei Tage bleiben werde und damit mein Aufenthalt im Abel Tasman sich auf den morgigen Tag beschränken dürfte. Zudem werde ich zwei Tage wieder zum Selbstversorger und Brötchen mit Käse steht erneut auf dem Speiseplan. Das ist auch nicht weiter schlimm, aber diese Abzocke der Hotels geht mir langsam gehörig auf den Docht. Hier ist nun einer der angesagtesten Nationalparks in der Nähe und das lassen die sich bezahlen. Eigentlich verständlich, aber ich bin heute davon einfach abgenervt.

Mißmutig steige ich nach dem Check-In wieder ins Auto und fahre zum I-Site, um mich über Ausflüge zum Abel Tasman zu informieren. Da er nur per Boot erreichbar ist und es ein Gewirr von Möglichkeiten gibt, dort hinzukommen, wollte ich eine Art Beratung. Im I-Site ist es so voll, dass ich nach 10min abdrehe und zu einem der Bootsanbieter direkt gehe und einfach irgendwas buche. Eigentlich wollte ich ja gerne im Abel Tasman wandern, aber langsam bin ich etwas erledigt vom Rumfahren, Angucken, Anlesen, Organisieren und ich möchte mal einen Tag nur irgendwo ausruhen und hatte für einen weiteren Tag ja das Wandern gedacht. Nun bleibe ich nur zwei Nächte hier, also lediglich einen kompletten Tag und suche nun etwas, wo ich nicht allzu umfangreich wandern "muß". Ich entscheide mich für eine Tour, die erst um 13.00h in Kaiteriteri losgeht und zu einem Strand führt, von wo aus man eine 2-Stunden-Wanderung unternehmen kann und danach noch ca. 1 Stunde am Strand hat, bevor das Boot einen wieder abhholt. Alles klar. Das wird gebucht. 65 Dollar bitte.

Ich hole mir im New World Supermarkt Brötchen und Salat, Käse, Erdbeeren und Kirschen und setze mich mit meiner Beute an eine Uferstraße, die Motueka Quay heißt, aber keine Pier ist, sondern in einem Wohngebiet liegt. Umlagert von gierigen Möwen sitze ich dort in der Abendsonne und lese meinen Krimi. Hinter mir ist Ebbe und selbst kleine Boote liegen hier auf dem Trockenen. Der Tidehub ist gewaltig.


Ich lese noch meine Emails - glücklicherweise habe ich ja die Datenkarte in meinem Tablet, denn das WiFi kostet in diesem sauteuren Motel auch nochmal 5 Dollar pro Tag.

Tageskilometer: 295km

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