Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
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Tag 33 - Über die Southern Alps an die Westcoast

Veröffentlicht: 09.08.2019

16.01.2015

Ab 7.00h geht das mit dem Türenschlagen wieder weiter und es ist nichts mit meinem Plan, mal richtig auszuschlafen. Ich nehme meine vorletzten English Muffins, die ich täglich erneut ansehe, ob sie nicht Schimmel ansetzen und belagere einen der zwei Toaster in der großen Gemeinschaftsküche. Das stört aber keinen, die meisten Leute kochen oder braten sich gerade Eier, Speck, kochen Reis oder machen sich Müsli. Über Nacht hat es geregnet und mit dem Regen ist jede Menge Dreck runter gekommen, mein Auto sieht fast braun aus. Dafür bläst nun ein kräftiger, aber milder Wind, es ist nicht so kalt, wie ich dachte. Dank des Windes, hängen die Wolken auch nicht so fest in den Bergen. Ich laufe eine Runde durch den Ort, hole dann mein Auto, kaufe bei New World Wasser und Zutaten für einen Salat heute Abend ein und fahre dann los.

Eigentlich will ich ja nach Haast an der Westküste, aber da ich nun so viel Zeit habe, fahre ich zunächst mal an der südlichen Uferstraße entlang vom Lake Wanaka. 

Blick von der Jugendherberge in Wanaka auf den See und den Mount Aspiring National Park

Eigentlich führt dieser Weg nach etwa 20km in ein Skigebiet und es ist hier nichts los. Die Ausblicke auf den türkisen See, die Berge, Inseln in dem See, die Hänge neben der Straße - das ist unglaublicch grandios. 

Lake Wanaka

Mount Aspiring NP

Nach 20km endet die asphaltierte Strecke und ich drehe um. In Wanaka tanke ich auf, und heute ist der Sprit mit 1,89 wieder ziemlich teuer. Liegt aber vermutlich an Wanaka, denn derzeit sinkt der Spritpreis ja täglich.

Ich rolle nun den Highway 6 entlang Richtung Westküste. Zunächst führt der Weg durchs Land und am Lake Wanaka vorbei. 


Hawea ist ein Mini-Ort am Südende des Lake Hawea, der praktisch rechts neben dem Lake Wanaka liegt und nur von einer Bergkuppe getrennt wird.

In Hawea mache ich eine Pause in der Sonne, es bläst hier allerdings ein gnadenloser Wind, dass man alles festhalten muß. Die Kamera ruhig zu halten, ist fast unmöglich. Der Lake Hawea hat Schaumkronen und wenn man aus dem Auto will, kriegt man entweder kaum die Tür auf, oder sie wird einem aus der Hand gerissen. Jedenfalls wirbelt der Wind viel Staub auf und ich fühle mich bald paniert. Im General Store gibt es ein Café, das Hausmannskost anbietet und ich entscheide mich für ein Veggie Tart, eine Art Quiche, wird warm gemacht und ist zum Niederknien lecker mit Kürbis, Kumara, gegrillter Paprika und anderen Sachen. Dazu ein flat white - der Beste, den ich hier in NZ bisher hatte.


Derart gestärkt fahre ich von hier aus automatisch am Lake Hawea entlang und auch er bietet unglaubliche Aussichten, während sich der Highway am linken Ufer entlang schlängelt. Irgendwann geht es dann nach oben und man kreuzt diese Bergkuppe und ist nach 30 Sekunden auf der Abfahrt auf der anderen Seite und vor einem liegt wieder Lake Wanaka - der nördliche Teil. Der Isthmus zwischen diesen beiden Seen ist gut 1.400m hoch.


Nun sehe ich im Nord-Westen noch deutlicher die Southern Alps, über die ich ja noch hinüber muß. Der Haast Pass ist nicht hoch und der Weg führt eher durch ein Engtal, als über die Bergspitzen. Aber was hier unschön aussieht, sind die dunken und vielen Wolken, die an der Westflanke der Berge hängen. Ich habe hier 27 Grad und Sonnenschein - zwar diesen starken Wind, aber wenigstens Sonne.

Kurz bevor der Lake Wanaka zu einem Flußlauf wird, sitze ich 2,5 Stunden in der Sonne und lese. Nun muß man sich das so vorstellen, dass ich hier einen offiziellen Rastplatz angefahren habe, was grundsätzlich mit groben Schotter ausgestreute Parkbuchten sind, in denen es weder Sitzbänke, Picknicktische, Mülleimer oder Toiletten gibt. Es ist einfach nur ein Parkplatz neben dem Highway. So sitze ich bei geöffneter Autotür auf dem Fahrersitz mit den Füßen nach draußen, nicht wirklich bequem, aber wenigstens sonnig. 



Um 17.00h fahre ich weiter und nach 10 Minuten fallen die ersten Regentropfen und nach 20 Minuten ist es 10 Grad kälter. Ich fahre durch eine weite Ebene und die Ausblicke auch in die tiefhängenden Wolken, teilweise auf die Sonnenstrahlen oder auch die Regengüsse, die an den Hängen niedergehen, sehen toll aus. 




Der Weg zum Haast Pass ist von einigen abgerutschten Hängen begleitet, einen kenne ich noch aus dem letzten Jahr. Damals bin ich als Letzte noch durch gekommen, hinter mir wurde die Straße gesperrt. Das ist hier ausgesprochen ärgerlich, denn der nächstliegende Ort, in dem man übernachten kann ist hinter mir praktisch Wanaka in etwa 80 oder 90km Entfernung. Heute kann man hier aber ungehindert fahren, allerdings hat man mit mächtigen Netzen den gesamten Hang befestigt, was immer noch nicht sehr fest aussieht.




Der Haast Pass trennt die Bezirke Otago und Westland. Eigentlich eine uralte Maori-Handelsroute ist es heute die einzige Möglichkeit an das südliche Ende der Westküste zu kommen (wenn man mal von den Fjorden in Fiordland absieht - aber das ist eine andere Geschichte). Mich umgibt mittlerweile dichter Regenwald. Die Westküste ist das feuchte Ende Neuseelands mit viel Regen der sich an den hohen Bergen bildet. Daher ist hier die Natur auch völlig anders, als in den letzten 12 Tagen, in denen ich auf der Ostseite unterwegs war. Dort sind die Berge eher braun, kahl oder mit Tussock Gras bewachsen - oder mit Bäumen, die in den neuseeländischen Urwald gehören. 



Hier, auf der Westseite stehen Farn-Riesen und bemooste Bäume dicht an dicht, das Wasser tropft von den Blättern und es gibt jede Menge größere und kleinere Wasserfälle. Ich laufe zu einem, der immerhin 28 Meter hoch ist. Allerdings mache ich mir lieber die Hosenbeine an die Hose und ziehe meine festen Schuhe an. Bis ich damit fertig bin, habe ich locker 15 sand flies im Auto und rund 5 Stiche an den Füßen, wenngleich ich mir noch schnell etwas Off auf die Füße geschmiert habe. Der Weg nach Haast führt an dem riesig breiten Flussbett des Haast River und eines Ablegers entlang. Riesige Steine liegen in dem mehrere hundert Meter breiten Flussbett und erst wenn im hiesigen Frühjahr die Schneeschmelze in den Bergen einsetzt, wird das hier zu einem reißenden Fluss. Ich sehe einige Pukekos, die neben mir und vor mir über die Straße laufen. Mit ihrem blauen Gefieder und dem roten Schnabel fallen sie in dem Grün hier total auf. Diese endlosen Beine und die langen Krallen sind einfach ulkig.

Pukekos



Endlich erreiche ich dann Haast. Ich bin nicht schnell gefahren, habe aber auch keine Lust mehr. Das Wetter über dem Meer klärt sich etwas, es gibt blauen Himmel zu sehen. Aber ich habe erstmal Hunger, mache meinen Salat und schreibe dann das Tagebuch weiter, sichte meine Bilder und dann ist es auch schon viertel vor zehn. Internet geht hier nicht, es gibt nicht einmal ein Telefonnetz. Also schön mit dem Krimi ins Bett. Draußen raschelt es im Gebüsch und Vögel schreien - das hat was hier in der Wildnis!


Tageskilometer: 191 km

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