Veröffentlicht: 08.08.2019
04.01.2015
Es war reichlich frisch heute Nacht. Der Wetterbericht sagt was von 12 Grad. Ich hab gut geschlafen, muß aber um 8.00h aufstehen, da es nur bis 9.00h Frühstück gibt. Man nimmt sich Obst (2 Sorten aus der Dose), Cerealien (3 Sorten) und kriegt dann von der ¨Herbergsmutter¨ zwei Scheiben Toast gebracht. Ich hatte ja etwas auf Eier spekuliert, aber nein. Entsprechend schnell bin ich fertig und sitze schon kurz nach 9 im Auto. Ich will heute den Queen Charlotte Drive fahren, der von Picton nach Westen, nach Havelock geht. Picton und Havelock sind praktisch die beiden Touristenorte in diesem Teil der Marlborough Sounds. Picton ist mit 4000 Einwohnern deutlich größer. Der Queen Charlotte Drive ist eine wunderschöne, extrem kurvige Strecke mit atemberaubenden Ausblicken auf den Queen Charlotte Sound.
Zunächst denke ich, besorge ich mir rasch ein billiges Motel für die Nacht vor der Rückfahrt. Das vermeintlich billige Motel möchte aber 165$ haben und meint, wenn ich was unter 100$ suche, soll ich in ein Backpacker gehen. Ok...Bevor ich nun meine Zeit damit weiter vergeude, fahre ich mal auf den Queen Charlotte Drive und drehe nach 8km um, zurück nach Picton.
Die Kurven sind nervig, das war klar, aber von Picton nach Havelock zu fahren bedeutet, dass man konstant keinen Blick hat, weil man den nur auf der rechten Straßenseite hat und ich muß ja nun mal links fahren. Die Lookouts sind natürlich alle rechts und wenngleich man als Linksfahrer dorthin abbiegen kann, ist das jedes Mal lebensgefährlich, weil die entgegenkommenden Autos nie in den engen Kurven sehen kann und man ja nur mit sehr geringer Geschwindigkeit auf diese kleinen Aussichtsparkplätze fahren kann. Was extrem nervt ist, dass in Neuseeland in aller Regel an den Lookouts oder auch an Rastplätzen an den Highways weder Mülleimer noch Toiletten sind.
Ich erreiche also irgendwann wieder Picton und habe nun beschlossen, zunächst über den fast geraden Highway nach Süden, nach Blenheim zu fahren, dorthin, woher viele der berühmten Weine aus dem Marlborough kommen. Am meisten wird hier Sauvignon Blanc angebaut, dazu auch Chardonnay und Riesling. In den letzten Jahren kamen immer mehr exzellente Rotweine hinzu. Nun bin ich heute nicht auf Wein aus. Weinproben sind hier eh überall kostenpflichtig und zwar mit bis zu 40 $ und dann ist man auf einer Winery und was hat man dann? Fünf Weine probiert, es ist mittags um 12.00h und man kann weder was von dem Wein mitnehmen, noch sich jetzt erstmal aufs Ohr hauen, wonach einem dann sicher ist.
Sonntags gibt es aber in Blenheim einen Farmers Market. Bis ich den gefunden habe, ist es schon 11.30h und er ist nur noch eine halbe Stunde auf. Er ist auf einer Wiese aufgebaut. Vielleicht 20 Stände, dazu viele Stühle, Tische, Bänke und Leute, die in der Sonne und im Schatten sitzen und den Sonntag bei frischen Aprikosen oder einem real fruit icecream genießen. Ich drehe eine Runde - es ist langsam 27 Grad warm geworden - und entscheide mich für ein Boysenberry Eis. Wirklich lecker. Kurz darauf habe ich noch 400g Kirschen für stolze 5 $ gekauft und bin dann auch schon wieder am Auto.
Laut Reiseführer ist eigentlich gar nicht Blenheim, sondern Renwick, das etwa 8 km entfernt liegt, das Zentrum des Weinanbaus. Also auf nach Renwick! Hier in den Wairau Plains gedeiht der Wein prächtig, wenngleich die Reben, die ich sehe, eher noch sehr kleine Trauben tragen. Ein Hinweisschild sagt, dass hier geschossen wird! Ich hoffe mal nur auf Krähen, die ich hier aber noch nie gesehen habe.
Rebstöcke in Reih und Glied bis zu den Hügeln in der Ferne - hier wird wirklich Wein angebaut. Vor gut 30 Jahren noch, war dies hier eine Anbauregion für Obst. Aufgrund des geeigneten Klimas und der Bodenbeschaffenheit, hat sich hier nun das produktivste Weinanbautgebiet Neuseelands entwickelt. Es ist nicht das Einzige, denn ich habe auch auf der Nordinsel viele Weinanbaugebiete gesehen, insbesondere in den letzten Tagen vor Wellington. Ich passiere Johanneshof und auch Fromm - hier sind also auch deutschsprachige Wurzeln beim Weinanbau zu finden. Fromm ist allerdings ein schweizer Weinbauer, dessen Weine zu den besten Neuseelands gehören.
Nun sind Weinreben auch überall auf der Welt gleich und so fahre ich weiter Richtung Havelock, von wo aus ich dann den Rückweg auf dem Queen Charlotte Drive nach Picton antreten will. Havelock ist von Blenheim nur etwa 25km entfernt und ebenfalls über einen Highway erreichbar, der durch eine flache Ebene zwischen zwei Hügelketten verläuft, also gut und schnell zu fahren ist. Insgesamt fährt man also von Picton nach Havelock etwa 50km über den Highway, oder um die 30km auf dem kurvigen Queen Charlotte Drive.
Zeitlich ist das kaum ein Unterschied. Bei Havelock muß man schon wieder aufpassen, dass man es überhaupt bemerkt. Der Ort erstreckt sich etwa 150m an dem Highway und schon ist man wieder raus. Der Pelorus Sound bildet hier das Gewässer an der Marina, nur als ich hier vorbei komme, ist Ebbe und zwar extrem. Also sind die Ausblicke eher getrübt und nicht halbwegs so schön, wie am Queen Charlotte Sound. Aber es gibt schwarze Schwäne, die habe ich zuletzt in Perth im Januar gesehen. Also auch hier.
Die wahre Spezialität von Havelock sind allerdings die green lip mussels. Sie sehen in etwa aus wie unsere Miesmuscheln, sind aber deutlich größer. In einem Restaurant mit netten Tischen unter schattenspendenen Bäumen sitzen Leute, die alle diese Muscheln essen und leichten Weißwein genießen.
Ich gehe nach nebenan in ein Café, das Toasts anbietet - leider aber jetzt nicht mehr. Also bestelle ich einen Kaffee zum hier trinken und will mich draußen hinsetzen, räumt die Tante den Tisch rein: We are closing at 2! Ja super, dann verkauf mir doch keinen Kaffee zum Hiertrinken, wenn das nur mit Verbrennungen der Kehle und der Geschwindkeit eines gekippten Schnappses erfolgen kann. Grrrr! Die neuseeländische Work-Life-Balance ist schon ausgeprägt. Ladenöffnungszeiten von 10-17h oder Weihnachtspausen vom 19.12.-12.1., Restaurants die meist ab 20.00h kein Essen mehr haben und Cafés die morgens nicht vor 9.00h öffnen.
Stinkig setze ich mich mit meinem Kaffeebecher (nun eben aus Pappe) auf eine Mauer und überlege mir jetzt, was ich nun mache. Nur 16km entfernt ist die Pelorus Bridge über den Pelorus River. Hier sind Szenen beim Herrn der Ringe gedreht worden, als die Zwerge in Holzfässern einen Fluss runtertrieben. Ich fahre die paar Kilometer und erreiche an der Brücke offenbar einen beliebten Badeplatz. Von den Felswänden auf dem einen Ufer springen die Mutigen in den klaren Fluss. Auf der anderen Seite liegen Leute auf den Steinen in der Sonne oder sitzen einfach in dem Fluß, der klarstes Wasser hat. Ein paar Kanufahrer kommen auch vorbei und es ist nett, dem Treiben von der hohen alten Brücke zuzusehen.
Hier drehe ich dann aber doch um und fahre zurück nach Havelock und dann auf den Queen Charlotte Drive. Nun bin ich auf der richtigen Seite, zunächst aber am Mahau Sound, der durch die Ebbe praktisch leer ist. Man kommt tatsächlich durch ein paar minikleine Ortschaften, eine ist Linkwater. Hier beginnt die Kenepuru Road, die auf dem Kamm der Halbinsel, deren rechts Ufer auf den Queen Charlotte Sound guckt und das linke Ufer auf den Kenepuru Sound. Da diese Strecke überwiegend nicht asphaltiert ist, lasse ich das doch besser sein und fahre meine Kurven weiter Richtung Picton. Schöne Aussichten habe ich jetzt auch, denn im Queen Charlotte Sound ist Wasser, es sind Boote zu sehen und die Sonne scheint immer noch und jetzt aus der richtigen Richtung.
Gegen 17.00h bin ich wieder in Picton und habe unterwegs online noch ein billiges Motel gefunden, in dem ich die Nacht vom 21.-22. Januar vor der Rückfahrt wohnen werde. Da dies in Richtung Waikawa liegt, in der nächsten Bucht hinter Picton, fahre ich kurz die 3km dort vorbei. Sieht akzeptabel aus und kostet nur 85 Dollar.
Ich stelle mein Auto am B&B ab, laufe die High Street runter zum Wasser und schaue mal, wo ich morgen meinen Mailboat Run beginne. Sitze am Wasser, lese und als die Sonne langsam hinter den Hügeln versinkt, wird es sofort frisch. Vor mir sitzt eine Familie mit Fish & Chips im Gras, rechts eine Gruppe Senioren mit dem gleichen Essen in aufgefaltetem Einwickelpapier. Fish & Chips gibts immer im Papier und immer ohne Besteck. So ist das eben richtig englisch.
Ich gehe im Seebreeze essen, genieße für 23 Dollar einen Salat, der wirklich lecker ist. Da hier der lokale Wein in der Menge von 0,15 schon 8-10 Dollar kostet, entscheide ich mich für ein Moa-Bier. Da kriege ich wenigstens Flüssigkeit für 8 Dollar! Anschließend finde ich endlich einen Briefkasten für meine Karten von gestern und verkrümel mich dann auf die Porch des B&B. Schreibe bis fast 23h Tagebuch. Unterhalte mich total nett mit einer jungen Inderin, die etwas ratlos ist angesichts des grottenschlechten Internets und der wenig hilfreichen Betreiber dieses Hauses, die eher sagen, was man alles nicht machen soll, nicht aber helfen, wenn Not am Mann ist.
Nun ja. Ich bin mit meinen SIM-Karten einigermaßen autark, schone die Datenmenge natürlich, wenn ich WLAN im Hotel hab. Hier hätte ich eigentlich WLAN, aber es scheint nicht nur bei mir nicht zu funktionieren.
Tageskilometer: 181km