Veröffentlicht: 08.08.2019
01.01.2015
Klar, heute ist Feiertag auch in Neuseeland. Dass allerdings praktisch alles geschlossen hat, ist etwas ungewöhnlich und ich bin froh, dass ich zum Frühstück Selbstversorger bin. Denn es gibt nicht ein einziges Café im Umkreis, das heute geöffnet hat - trotz open 7 days -Schildern. Und wie ich an einigen Läden sehe, haben die ihre Geschlossenheit gleich mal bis zum 5.1. verlängert - auch das altehrwürdige Kaufhaus Kirkaldie & Stains, das am Ende der kleinen Straße liegt, in der mein Hotel ist.
Ich habe mir den Luxus erlaubt, heute mal bis halb zehn zu schlafen. Während zuhause langsam 2014 zuende geht, laufe ich los, da das Wetter traumhaft ist und nichts mehr von den Stürmen und Regenfällen der letzten Nacht zu sehen ist.
Eigentlich wollte ich um 12.00h oben am Ende der Cable Car sein und auf Wellington sehen, aber die Schlange ist endlos. Ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen und sicher haben auch etliche Touristen den Trip nach da oben auf heute verschoben, weil die Sicht gestern sicherlich nicht gut war.
Also gehe ich einmal um den Block und stelle fest: Ohne warme Jacke geht heute nichts. Sonne hin oder her. Der Wind ist gemein kalt und so hole ich mir erstmal die Fleecejacke und bin froh, dass ich sie anhabe, als ich runter gehe zum Customhouse Quay. Das Hotel liegt auf der Johnston Street und zwei Querstraßen weiter ist schon das Wasser. Ich biege nach rechts ab, in Richtung Queens Wharf, was direkt am Wasser verläuft. Hier sind auch ein paar kleine Läden offen, in denen die Nachtschwärmer jetzt ein spätes Frühstück genießen. Ich chatte etwas mit Zuhause - jetzt neigt sich 2014 endgültig dem Ende zu, auch in Europa. Bei mir ist strahlender Sonnenschein, dort liegt überall Schnee - eigentlich auch das eine schöne Vorstellung, Silvester mal mit Schnee und nicht ekligem Regenwetter.
Ein ausgedienter Feuerwehrwagen, umfunktioniert zu einer Fressbude ist lustig. Der hat notfalls gleich die Löschutensilien dabei, wenn der Grill Feuer fängt. Ein paar drollige Kunstobjekte sind hier an der Promenade zu finden, außerdem ein paar alte Häuser, ein Theater und dann stehe ich vor dem Nationalmuseum Te Papa. Der Eintritt ist frei und ich will dort eigentlich rein, aber die Sonne ist so schön und so entscheide ich mich, erst einmal in das dahinterliegende Kino zu gehen und zu schauen, wann der Hobbit-Film ggf. läuft. Heute Abend gibt es zwei Möglichkeiten und ich gehe erst einmal weiter auf meiner Entdeckungs-Bummeltour durch Wellington. Das Szeneviertel ist die Cuba Street.
Ein Teil ist Fußgängerzone, heute aber auch eher wenig belebt. Außer zwei Pubs sind selbst die flippige Cuba Street heute im Feiertagslook. Alles geschlossen.
Ich laufe zurück in Richtung Wasser und komme wieder an der Old Bank Arcade vorbei. Die machte gestern um 17.00h zu, als ich dort rein wollte. Heute ist sie komplett zu. Es ist wirklich ein ehemaliges Bankgebäude, das gut 100 Jahre alt ist und mit Edelboutiquen und Cafés ausgestattet, wohl die nobelste Shoppingadresse in Wellington ist. Außerdem gibt es hier eine uralte riesige Spieluhr. Auf dem Fußweg draußen sieht man Markierungen Shoreline 1855. Es stimmt aber, denn 1855 gab es ein gewaltiges Erdbeben und dort, wo heute dieses schöne Gebäude steht, stand damals ein Dreimaster im Hafenbecken auf Grund, um ihn als Lager nutzen zu können. Nach dem Erdbeben lag das Schiff auf dem Trockenen und noch heute kann man im Untergeschoss Reste des Schiffes sehen, die heute zum Fundament der Old Bank Arcade gehören. Das will ich sehen, heute geht es aber auch nicht.
Ich laufe also die Straße weiter und komme wieder an der Talstation der Cable Car vorbei, wo die Schlange jetzt kürzer ist. Ich warte dennoch rund eine halbe Stunde, bis ich endlich für 4 Dollar hochfahren darf. 610 m hoch ist man am Ende der kurzen Fahrtstrecke, die 120 Höhenmeter überwindet sie auf einer langsamen Fahrt. Oben bietet sich ein wunderschöner Blick auf die Bucht von Wellington, Lambton Harbour und den rechts liegenden Mount Victoria.
Es sind einige sehr schöne, auch teilweise alte Holzhäuser zu sehen, die in die Hänge gebaut sind. Sicher kein billiges Pflaster. Ich genieße es, Zeit zu haben, laufe ein wenig herum, sauge die Sicht ein und entscheide mich für ein Mini-Stück Passionsfrucht-Kuchen plus Kaffee und setze mich an einen Holztisch auf eine Bank in die Sonne. Erst um halb drei mache ich mich zu Fuß auf den Weg hinunter in die Stadt.
Direkt neben der Cable Car Station oben auf dem Berg, beginnt der Wellington Botanic Garden und man kann von hier gemütlich auf kurvigen Wegen durch den Park in die City laufen.
Es ist ein wunderschöner Spaziergang und man kommt nicht nur durch den Australian Garden und einen Fragrance Garden mit besonders duftenden Pflanzen und Blumen, sondern recht weit unten zum kleinen Lady Norwood Rose Garden. Er hat zwar über 100 Rosenarten, ist aber doch eher klein, wenn ich an den International Rose Test Garden in Portland/Oregon denke. Durch den Regen und Wind des gestrigen Tages sind die meisten Blüten hinüber. Aber es ist trotzdem ein ganz hübscher Anblick. Ich trudel weiter und komme am Ende noch durch einen uralten Friedhof, der hier praktisch in den Botanischen Garten integriert ist und durch den Highway 1 in zwei Teile geteilt wurde. Man muß über eine recht schräge Brücke gehen, weil die eine Seite einfach deutlich höher am Hang liegt, als die andere.
Ich stehe dann vor einem etwas komischen, hässlichen Gebäude, das etwas kegelförmig ist. Beehive - Bienenstock - nennen die Kiwis ihr Regierungsgebäude.
Sehr viel schöner ist das nebenan gelegene Gebäude, das das Old Government Building ist - heute aber juristische Fakultät der Victoria University of Wellington. Es ist im übrigen eines der größten Holzgebäude der Welt. Kann man jetzt nicht ganz erfassen, ich bin auch nicht sicher, was bei Holzgebäuden als wirklich groß gilt. Jedenfalls hat man das hier Mitte der 1870er Jahre deswegen aus Holz gebaut, um bei einem Erdbeben flexiblere Wände zu haben und die darin arbeitenden Beamten und Minister etwas sicherer zu wähnen.
Die Gegend ist völlig ausgestorben und ich gehe runter Richtung Wasser. Um kurz nach 17.00h bin ich wieder im Hotel, habe jetzt 2 Stunden ¨frei¨ und dann gehe ich in den 3. Teil der Hobbit-Filme. Nun ja. Vielleicht muss man ganz doller Hobbit-Fan sein - ich fand den nicht so gut. Draussen ist es ziemlich frisch, als ich um 22.30h entlang des Hafens meinen Rückweg antrete. Ich hatte noch auf ein Bierchen an der Ecke neben meinem Hotel gedacht, aber die schließen gerade ab, als ich dort um 23.00h lang komme. Die gegenüberliegende Bäckerei, die ich eigentlich für ein Brötchen für das morgige Frühstück ins Auge gefasst hatte, hat gleich mal mehrere Tage geschlossen.
Tageskilometer: 0